Kontakt
Christian v. Ditfurth
Wrangelstr. 91
10997 Berlin
Tel.: (030) 65006136
Fax: (030) 96601198
E-Mail
Stand: 12. 8. 2008
Aus Rezensionen
über "Der 21. Juli":
"Ditfurth wollte
einen Thriller schreiben, der historisch Interessierten zusätzlich ein reizvolles
Denkspiel bietet. Beides ist ihm gelungen."
Capital
"Unerschöpfliche
Fabulierlust"
Focus
„'Der 21. Juli' ... könnte
ein Bestseller in den USA werden, wäre der Autor nicht dummerweise Deutscher."
Nürnberger Zeitung
"Ditfurth ist ein
waschechter Polit-Thriller gelungen."
Hannoversche Allgemeine
"Eine faszinierende
'Alternative History'-Idee"
Wiener
"Ditfurth hat die
Geschichte neu geschrieben."
Aachener Zeitung
"Ein Muss für jeden
zeitgeschichtlich interessierten Leser"
Dresdener Neueste Nachrichten
"Das bisher Beste
auf diesem Gebiet"
Neues Deutschland
"Ein
spannender Thriller, der stets mit unseren Erfahrungen und Kenntnissen der
Geschichte spielt, um eine durchaus wahrscheinliche Option zu schildern"
T-Online Lifestyle
"Was diese Fiktion
so abwechslungsreich und damit angenehm kurzweilig macht, ist die Idee, das
Schicksal mehrerer Figuren peu à peu miteinander zu verbinden."
Tagesspiegel
"Eine atemberaubende
Lektüre"
Die Zeit
"Gott sei Dank
nur ein Alptraum. Aber was für einer!"
Der Spiegel
"Intelligent
und witzig"
ARD-Kulturreport
"Weltpolitischer
Albtraum"
Focus
"Geschichtszauberstück"
Spiegel Spezial
"Auf
seine ganz spezielle Art ist 'Die Mauer steht am Rhein' der Roman zur
deutschen Einheit - die realsozialistische Alternative zu Thomas Brussig."
Fuldaer Zeitung
"Brillant"
Wilhelmshavener Zeitung
"Scharfsichtige
politische Analyse im Romankleid"
Südwest Presse
"Mit erzählerischem
Raffinement und ironischer Schärfe"
Lausitzer Rundschau
"Komisch und
verblüffend zugleich"
ZDF-Morgenmagazin
"Leseleicht und
spannend, und es stimmt nachdenklich."
Meridian, Hessischer Rundfunk
"Eine phantastische
Geschichte"
Rheinischer Merkur
"Kraftvoller
Beitrag"
Ostseezeitung
"Dagegen bleibt
George Orwell eher hypothetisch."
Südwestrundfunk
"Politmärchen,
das als soziologische Vision und Realsatire zugleich überzeugt."
Schweizer Illustrierte
"Das Buch sprüht
vor Einfällen und ist doch mehr als reine Phantasie."
Thüringer Allgemeine
"Mit seiner politischen
Horror-Story sorgt Ditfurth schon für einige Gänsehaut."
Hannoversche Allgemeine
"Grandioser sozialistischer
Pappkamerad"
Neues Deutschland
"Verblüffend
plausibel"
DDR im WWW
"Christian von
Ditfurth lügt! Und das in einer unverschämten Weise."
Radio Campus, Bochum
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Ach
ja, Gleis 9, da fährt der Stachelmann auch immer ab - morgens allerdings."
Jetzt ist es 19 Uhr, und frühabendliche Geschäftigkeit durchpulst den Lübecker
Hauptbahnhof. Der Nahverkehrszug nach Hamburg ist proppenvoll. Keine Frage,
Christian von Ditfurth kennt sich mit Doktor Josef Maria Stachelmanns Lebensgewohnheiten
gut aus. Das ist kein Wunder, denn er hat den in Lübeck wohnenden und an der
Hamburger Uni arbeitenden Historiker erfunden - er ist die zentrale Figur
seines ersten Kriminalromans, der unter dem Titel "Mann ohne Makel"
am 21. August in den Buchhandel kommt.
Auf diese Schöpfung ist Ditfurth einigermaßen stolz, denn "einen Historiker
als Kriminaler, das hat es noch nicht gegeben - obwohl es eigentlich nahe
liegt." Der Roman macht das auch plausibel: Geschichts-Recherche und
Verbrechensaufklärung gehen ineinander über, wenn die Ursachen für das Verbrechen
(in diesem Fall eine rätselhafte Mordserie) tief in der Vergangenheit liegen
und etliche Leute kein Interesse daran haben, dass diese ans Licht kommen
- durch wen auch immer. So viel sei an dieser Stelle verraten: Stachelmann,
von einem ratlosen Kommissar und ehemaligen Studienfreund um Hilfe gebeten,
kommt den Akteuren und Nutznießern einer "wilden Arisierung" - also
der Aneignung von jüdischem Besitz noch jenseits der seinerzeit herrschenden
antisemitischen Gesetze - im Dritten Reich auf die Spur. Fortan muss der Wissenschaftler
um sein Leben fürchten, nur knapp entgeht er einem Mordanschlag. Denn der
"Mann ohne Makel", ein Hamburger Geschäftsmann, hat kein Interesse
daran, dass sich seine weiße Weste braun einfärbt.
Ditfurth,
der Henning Mankell und Bernhard Schlink bewundert, aber nicht zu seinen Vorbildern
zählt, will in diesem Buch keine "Botschaften" austeilen. Es ging
darum, einfach "einen Krimi zu liefern, der unterhält und hoffentlich
einigermaßen spannend ist". Trotzdem lässt den Autor auch diesmal sein
"Lebensthema" nicht los: die Diktaturen im 20. Jahrhundert und vor
allem der Nationalsozialismus, "den zu verstehen ich bis heute Schwierigkeiten
habe". Wie seine Romanfigur ist der 49-Jährige Historiker, mit Heidelberger
Magister-Examen. Seinem Faible für das, was gemeinhin "die jüngste deutsche
Vergangenheit" genannt wird, hat er im vergangenen Jahr in dem Roman
"Der 21. Juli" gehuldigt. Der Plot: Stauffenbergs Attentat auf Hitler
gelingt, doch die Verschwörer haben keinen Rückhalt in Bevölkerung und Armee,
so dass sie nicht umhinkönnen, ein Bündnis mit Himmlers SS einzugehen. Und
als der Krieg für Deutschland so gut wie verloren ist, gelingt - in letzter
Minute - die Entwicklung der Atombombe. Alles fauler Zauber?
Zum einen ist Ditfurth "egal", was seine Historikerkollegen dazu
meinen, zum anderen hält er die experimentelle Ausführung geschichtlicher
Alternativen nicht nur für legitim, sondern besteht auch auf ihrem Erkenntniswert.
Tatsächlich hat - anders als der Stachelmann-Krimi - "Der 21. Juli"
eine "Botschaft": Er demontiert die Heldenaura des Widerstandes
gegen Hitler. "Mich hat", sagt Ditfurth, "diese Heroisierung
immer schon wütend gemacht". Viele Widerständler seien Antisemiten, Nationalisten
und Demokratiefeinde gewesen – und insofern dem nicht unähnlich, was sie beseitigen
wollten.
Seine politische Glaubensüberzeugung fasst der Sohn des Mediziners und Wissenschaftsjournalisten
Hoimar von Ditfurth in dem Satz zusammen, "dass man Demokrat sein muss
- ohne Wenn und Aber". Das klingt nach einem wohlfeilen Lippenbekenntnis,
ist bei Ditfurth aber durch einschneidende Lebenserfahrungen unterfüttert.
Dazu gehört der Weg des rebellischen Oberschülers in die DKP - inklusive Schulung
in der DDR - und aus ihr heraus: "Sowjetische Raketen sind gut, kapitalistische
böse; die westliche Friedensbewegung ist in Ordnung, die in der DDR ein Anhängsel
des Imperialismus - ich hatte all die Lügen dann irgendwann satt."
Weil
Ditfurth die Partei bereits 1983 und nicht erst, wie viele andere, 1989 verließ,
hat er heute zu dieser seiner Vergangenheit ein entspanntes Verhältnis. Zum
fanatischen Renegaten ist er jedenfalls nicht geworden. "Offenheit -
und der Wille, mit den Dingen nicht zufrieden zu sein" - so beschreibt
er selbst seine geistige Verfassung. "Möglichst jedes Jahr ein Buch"
- das ist Ditfurths Devise, und bislang hält er diesen selbstverordneten Rhythmus
weitgehend ein. Die Antriebsschwäche, von der sein Stachelmann gepeinigt wird
- der Aktenberg auf dessen Schreibtisch will und will sich nicht zur Habilitationsschrift
formen -, sucht ihn jedenfalls nicht. Der Gesprächspartner spürt die nervöse
Energie, die in dem äußerlich eher behäbig wirkenden Gesprächspartner steckt.
Das schnelle Sprechen mit relativ leiser Stimme, die nicht zu Ende geführten
Sätze - hier lebt einer stets schon im Übermorgen, die Ideen und Projekte
sprudeln nur so aus ihm heraus. Ditfurth weiß auch, dass seine Kreativität
ihn nicht im Stich lassen darf: "Ich muss von meinen Büchern leben, kann
das allerdings inzwischen auch."
Der Schwenk vom Sachbuch zum Krimi hat freilich auch ökonomische Gründe: "Politische
Bücher verkaufen sich immer schlechter." Für Ditfurth ein Symptom für
den Verfall einer demokratischen Öffentlichkeit, die es inzwischen für nötig
befinde, "etwas so grotesk Unwichtiges wie die Walser-Debatte zu entfachen".
Trotzdem: Keinen Augenblick hat er bislang die zwölf Jahre zurückliegende
Entscheidung bedauert, den Beruf des fest angestellten Lektors an den Nagel
zu hängen – als solcher hatte er unter anderem bei Rasch & Röhring, bei
Bertelsmann, bei Hoffmann & Campe und Claassen gearbeitet.
Vor
drei Jahren ist Ditfurth von Mönchengladbach in die Nähe von Lübeck gezogen,
das Lokalkolorit des neuen Romans kommt also nicht von ungefähr. Der Grund:
Ditfurth wollte in die Nähe seiner Freundin, einer Psychoanalytikerin ("von
der Adler-, nicht von der Freud-Fraktion, mir sehr sympathisch"), die
auch das polizeiliche Täterprofil in seinem Stachelmann-Krimi entworfen hat.
"Dafür, dass es zur Aufklärung des Falles nichts beitragen konnte",
sei allein der Autor verantwortlich, entschuldigt sich Ditfurth gleichsam
in einer Nachbemerkung.
Da wohnt er jetzt also im Kreis Segeberg, im umgebauten Kuhstall eines Bauernhauses
- mit tief heruntergezogenem Dach und rot verklinkert entsprechend der für
die Region typischen Bauweise. Bücherregale bis an die Decken, darin die legendären
hell/dunkelblauen Bände der alten Ost-Berliner Marx/Engels-Ausgabe in trauter
Eintracht neben den Hornblower-Romanen von Cecil Scott Forester.
Vor einem Regal hängt ein Berlin-Stadtplan aus der Nazizeit, mit einem Adolf-Hitler-Platz
- die Hauptstadt-Beschreibungen in "Der 21. Juli" mussten schließlich
der damaligen Wirklichkeit entsprechen. Im CD-Ständer neben Rockmusik - Ditfurth
ist bekennender Who-Fan - viel Mozart, darunter die Klavierkonzerte mit Horowitz
und Serkin.
Hinter dem Haus breitet sich die gefällige Hügellandschaft Ostholsteins mit
Weizen- und Rapsfeldern aus, die Ditfurth auf langen Fahrradtouren durchfährt
- dies auch eine Bewegungstherapie gegen die schwere Arthritis, die Ditfurth
plagt und ein "Grundgefühl des Schmerzes" stiftet. Diese Krankheit
hat er, "in abgeschwächter Form", seinem Stachelmann mitgegeben.
Vor dem Haus befindet sich eine gelegentlich stärker befahrene Durchgangsstraße.
Sie ist gewissermaßen das Tor zur Welt aus Ditfurths Refugium - das er verlässt
zu Recherchen für seine Bücher oder auch, um in Lübeck ins Kino oder ins Restaurant
zu gehen.
Ihm freilich ist sie "zu laut", er sucht nach einem "ganz einsamen
Haus in der Umgebung". Der Autor genießt es, sich seinen Tag frei einteilen
zu können - und morgens lang zu schlafen.Der selbstverordnete Gegenhalt dieser
Freiheit ist freilich strenge Arbeitsdisziplin: "Vier Seiten täglich,
wenn's fluppt, in zwei Stunden - dann bin ich zufrieden." Die Wochenenden
hält er sich frei von Arbeit. Wenn er einen Roman beginnt, kennt er die grobe
Richtung, aber mitunter entwickelt die Erzählung dann auch "eine Eigendynamik,
der ich folge". Da manövriert er sich dann auch schon mal in unvorhergesehene
Sackgassen, "aus denen ich einen Ausweg suchen muss". Ganz noch
einmal von vorne anzufangen, "das kommt für mich nicht in Frage".
Wie geht es weiter mit Josef Maria Stachelmann? "Stachelmanns erster
Fall" hat, wie Ditfurth betont, der Verlag als Untertitel hinzu gesetzt,
aber er lässt keinen Zweifel daran, dass weitere Fälle für den Historiker
in der Schublade liegen. Dabei könnte es wieder um die in die Gegenwart reichenden
Schatten gehen ("Wo ist eigentlich das riesige Vermögen der NSDAP nach
1945 geblieben?"), aber auch um die Stasi- und SED-Vergangenheit - womöglich
auch um die fatale Verquickung von beidem. Jedenfalls scheint ausgeschlossen,
dass Ditfurth sein Geschöpf nicht weiter "ausbeuten" wird. Einen
Stachelmann erfindet man schließlich nicht alle Tage.
Christian
von Ditfurths Krimi
"Mann ohne Makel" (380 Seiten, 19,90 Euro) erscheint am
21. August bei Kiepenheuer & Witsch. Der Kölner Stadt-Anzeiger druckt
das Buch schon
ab Ende Juli als Fortsetzungsroman.
Angefangen hat Ditfurths Laufbahn als Erzähler mit einem Roman, in dem er
sein zweites großes Interessen-Gebiet beackern konnte: die DDR und die Geschichte
des geteilten Deutschland. In "Die Mauer steht am Rhein" (Droemer-Taschenbuch,
8.90 Euro) findet die Wiedervereinigung andersherum statt: Die DDR schluckt
die Bundesrepublik. Ausgangspunkt dieses Buches sei, so Ditfurth, "meine
Frage an die Altkommunisten von der PDS" gewesen: "Was hättet ihr
denn mit uns gemacht, wenn ihr an die Macht gekommen wäret?"
Dem Thema DDR hatte sich Ditfurth zuvor in zwei Büchern über die Blockflöten-Vergangenheit
der ostdeutschen CDU sowie eine journalistisch-analytische - und im Ergebnis
äußerst kritische – Innenansicht der PDS gewidmet. Diese Arbeiten begründeten
seinen Ruf als eines undogmatischen linken Zeitdiagnostikers, der kaum etwas
weniger mag "als die Angst vor dem Beifall von der falschen Seite":
"Ich bin ein Linker, also muss ich Walser für einen Antisemiten halten
- so einen Quatsch mache ich nicht mit." Vor zwei Jahren bekam, nach
CDU und PDS, auch die "schröderisierte" SPD ihr Fett weg: "Eine
Partei gibt sich auf" hieß der Untertitel des Buches.
Markus Schwering, Kölner Stadt-Anzeiger, 20./21. Juli 2002
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„Mann ohne Makel" von Christian von Ditfurth ist ein spannender Krimi mit geschichtlichem Hintergrund. Ein Historiker geht einer Mordserie auf den Grund - und der liegt in der NS-Vergangenheit. Der Roman erscheint ab heute in den LN.
Wenn Christian
von Ditfurth auf der Straße einem alten Menschen begegnet, dann fragt er im
Stillen: „Was hast du wohl früher gemacht?" Er kann nicht anders. Für
von Ditfurth ist die Beschäftigung mit dem Nationalsozialismus noch lange
nicht abgeschlossen - und davon handelt auch der Krimi „Mann ohne Makel".
Es geht um eine Mordserie, deren Ursachen bis in die Zeit vor 1945 zurückreichen:
Ein hochangesehener Hamburger Makler muss mit ansehen, wie seine Familie ausgerottet
wird. Die Polizei kommt nicht voran - bis eine Ermittlerin umgebracht wird,
die eine Spur in die NS-Vergangenheit verfolgt hat. Eine spannende Geschichte
- kein Sachbuch, nicht einmal ein politischer Roman - aber auch ein beklemmender
Blick in einen deutschen Abgrund. Der Held dieses Krimis ist Historiker wie
von Ditfurth: Josef Maria Stachelmann (41), Dozent an der Hamburger Uni und
Einwohner Lübecks.
„Die Fähigkeit, Wirklichkeit zu verdrängen, ist unbegrenzt", sagt von
Ditfurth. „Wenn mir jemand erzählt, er habe von den KZs nichts gewusst: Das
ist doch lächerlich! Das sollte sich damals herumsprechen; die KZs standen
in der Zeitung!" Und er spricht von den Deutschen, die am 9. Mai 1945
gesagt hätten: „Nun muss aber mal Schluss sein mit der deutschen Schuld."
Es war aber nicht Schluss, so sehr sich die Deutschen darum bemühten. Noch
immer gibt es viele Widerwärtigkeiten des Nationalsozialismus, die bis heute
in der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Zum Beispiel diese: Von
der „ Arisierung", also dem Raub des jüdischen Eigentums, hatten nicht
nur die Banken und großen Firmen Gewinn: „Profitiert haben vor allem die 'Volksgenossen'.
Wenn jüdische Häuser geplündert wurden, wurde die Einrichtung oft gleich unten
auf der Straße versteigert."
Christian von Ditfurth ist Historiker - also von Berufs wegen ein Aufklärer.
Mit seinem viel beachteten Buch „Der 21. Juli" hat er die Deutschen darüber
aufklären wollen, dass die Verschwörer vom 20. Juli 1944 alles andere als
edel und uneigennützig gewesen seien: „Die meisten von denen waren zutiefst
verseucht vom nationalsozialistischen Gedankengut", sagt er. Mit seinem
vorletzten Werk „Die Mauer steht am Rhein" hat er darüber aufklären wollen,
dass die Geschichte nicht zwangsläufig sei - er entwirft darin die Fiktion
eines unter kommunistischer Diktatur vereinten Deutschlands.
Es gab Zeiten, da hätte genau das ziemlich genau seinen Wünschen entsprochen.
1977 war er für ein Jahr Gast des ZK der SED - auf der Parteischule der (westdeutschen)
DKP in Ostberlin. Ein Jahr lang studierte er dort Marxismus-Leninismus. Er
hat damals den Stalinismus gerechtfertigt und vehement bestritten, dass in
der Sowjetunion Dissidenten in die Psychiatrie gesteckt wurden. 1983 brach
er mit dem Kommunismus. „Man lädt Schuld auf sich", sagt er. „Und wenn
man das nicht eingesteht, dann kann man es alten Nazis nicht vorwerfen, wenn
sie sagen, sie hätten nichts gewusst. Ich lege aber Wert darauf, es ihnen
vorwerfen zu können."
In „Mann ohne Makel" ist die Aufklärung eher Nebensache. Im Mittelpunkt
steht die spannende Geschichte. Es ist von Ditfurths erster Krimi - und der
erste Krimi überhaupt mit einem Historiker als Detektiv. „Das ist ganz normal",
sagt von Ditfurth: „Ein Apotheker würde vielleicht einen Krimi schreiben,
in dem es um Gift geht; in meinem geht es eben um Geschichte."
Hanno Kabel, Lübecker Nachrichten, 31. August 2002
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Längst sind die
Krimis von Henning Mankell oder Donna Leon Kult. Deutschen Autoren fällt es
bei dieser Konkurrenz schwer, beim Leser zu punkten. Mit Christian von Ditfurths
"Mann ohne Makel" dürfte dies anders sein. Der Historiker und Journalist,
Sohn des verstorbenen Wissenschaftlers Hoimar von Ditfurth, liefert mit seinem
Ermittler Josef Maria Stachelmann den Beweis, dass nicht nur die Kommissarkollegen
Wallander und Brunetti es verstehen, mit großem Unterhaltungswert Verbrechen
aufzuklären.
Mit der klassischen Rollenverteilung eines Mörder jagenden Kriminalbeamten
ist es bei Ditfurth allerdings nicht getan. Josef Maria Stachelmann geht im
Hauptberuf einer Dozententätigkeit als Historiker nach. Dabei wird er zufällig
zum "Hilfsermittler", als ihn Kommissar Winter, ein ehemaliger Kommilitone
aus wilden Studientagen, um fachlichen Rat bittet. Bei der Ermordung der Ehefrau
und zweier Kinder des angesehenen Hamburger Immobilienmaklers Holler weist
nämlich eine der wenigen Spuren in die Vergangenheit. Genauer gesagt: mitten
hinein in das schrecklichste Kapitel deutscher Geschichte und zugleich Stachelmanns
wissenschaftlichem Steckenpferd: die NS-Zeit.
Im Verlauf seiner Recherchen stößt er dann in einem Archiv auf Beweise höchst
perfider "Arisierungsmethoden", mit denen jüdischer Besitz im Dritten Reich
noch jenseits der damaligen Nazi-Gesetze enteignet wurde. Damit befördert
Stachelmann nicht nur das Mordmotiv ans Tageslicht, er gerät auch in Lebensgefahr.
Eine der wenigen relevanten Spuren, die Kommissar Winter zwischenzeitlich
selbst verfolgt, ist eine Namensliste mit Immobilienmaklern, deren Firmen
Holler vor Jahren übernommen hatte. Als sich allmählich die Zusammenhänge
zwischen den Funden Stachelmanns und den Ermittlungen Winters erhellen, trübt
sich die weiß geglaubte Weste des Hamburger Immobilienmaklers zusehends ein.
"Mann ohne Makel" ist ein ungeheuer spannender und noch dazu unkonventioneller
Krimi. Mit Stachelmann, einem in fremden Gefilden wilderndem, leicht verschrobenem
Historiker hat Ditfurth einen kantigen und sympathischen Charakter geschaffen.
Ein bisschen skurril und dabei liebenswert, sorgt er für ein hohes Suchtpotential.
Denn auch darin sind sich Kommissar Wallander und Stachelmann ähnlich: Das
Warten auf den nächsten Fall gestaltet sich äußerst qualvoll.
Christine Birnbaum, Saarbrücker Zeitung, 5. September 2002
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Ich empfehle
"Mann ohne Makel" von Christian von Ditfurth. Der Historiker und
Journalist (Sohn von Hoimar, Bruder von Jutta) hat mit Josef Maria Stachelmann
- ebenfalls ein Historiker - einen skurilen, sympathischen Nebenberufs-Ermittler
erfunden.Der bekommt es im ersten Fall mit Morden an einer angesehenen Hamburger
Familie zu tun. Die Spur führt in die Nazi-Vergangenheit. Ein packender
Krimi, der zeigt, dass deutsche Autoren mit deutschen Themen bestens gegen
internationale Konkurrenz bestehen können.
Christian von Zittwitz, Focus, 26. August 2002
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Was haben ein
Kommissar der Mordkommission und ein Historiker gemeinsam? Zuerst einmal sind
sie Freunde, zum anderen begeben sie sich beide auf Mörderjagd. Allerdings
an verschiedenen Orten und mit unterschiedlichen Zielobjekten. Doch der Erfolg
lässt auf sich 'warten ...
Christian von Ditfurth hat mit seinem Kriminalroman "Mann ohne Makel"
ein makellos spannendes Werk geschaffen, das den Leser von der ersten bis
zur letzten Seite fesselt. Und das nicht nur dadurch, dass die Protagonisten
auf der Suche nach einem mysteriösen Kindermörder sind, sondern weil Historiker
"Jossi" und Polizist "Ossi" so lebendig geschildert werden,
mit all den kleinen Problemen des Alltags. Sprachlich prägnant präsentiert
der Autor seinen Fall, dessen Auslöser mitten im Zweiten-Weltkrieg liegt,
obwohl die Geschichte am Ende des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt um die
Jahrhundertwende spielt. Der Hamburger Immobilienmakler Maximilian Holler
ist eine Art moderner Jesus, er spendet, vergibt, verzeiht - er ist einfach
ein Mann ohne Makel. Doch der Schein kann trügen - wie Ossi und Jossi mit
der Zeit bemerken. Als dann auch noch eine Polizistin überfahren und das zweite
Kind Hollers getötet wird, baut sich die Spannung bis zur Lösung - die zwar
voraussehbar, jedoch trotzdem überraschend kommt - stetig auf.
Christian von Ditfurth erzählt in mehreren Strängen die Geschichten des Historikers
Josef Maria "Jossi" Stachelmann, seines Polizeifreundes "Ossi"
und des Mörders, die sich am Ende zum Höhepunkt dieser Kriminalgeschichte
vereinigen.
Das Buch ist unbedingt lesenswert und der Untertitel "Stachelmanns erster
Fall" lässt auf weitere Krimis Christian von Ditfurths mit dem sympathischen
Historiker hoffen.
Christopher Göbel, Hersfelder Zeitung, 31. August 2002
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Josef Maria Stachelmann
ist eine wirklich neuartige Figur in der Krimiwelt: 41 jährig, Historiker,
geplagt von harten Arthritis-Anfällen. Er wohnt allein in einer bescheidenen
Wohnung in Lübeck, arbeitet an der Universität Hamburg im Institut des berühmten
Historikers Hasso Bohming. Frauenbekanntschaften sind bei ihm eine Seltenheit
- einzige aus seiner Sicht unerfreuliche Ausnahme ist eine schöne Studentin,
die ihm richtiggehend nachstellt, obwohl er sie dezidiert abweist. Als ausgesprochen
beliebter Seminarleiter liegt sein Selbstbewusstsein ziemlich am Boden. Grund:
Nach einer brillanten Doktorarbeit stocken die Arbeiten für die Habilitation
grauenhaft. Auf seinem Pult bauen sich die gesammelten Akten zu einem «Berg
der Schande» auf. Er sammelt zwar fleissig wie ein Eichörnchen, ist
aber unfähig, sein Akten zu ordnen.
In dieser Situation lässt er sich ganz gerne von seinem ehemaligen Revolutionsgenossen
Ossi Winter ablenken. Der ziemlich versoffene Kumpel aus den Zeiten der ganz
linken 68er-Bewegung hat als nunmehrige Kriminalkommissar einen verflixten
Fall am Hals. Vor drei Jahren fand man die Leiche der Frau des Maklers Holler;
ein Jahr später lag sein Sohn vergiftet im Schwimmbad und nun wurde seine
Tochter mit Arsen umgebracht. Holler wird gemäss den eigenen, glaubwürdigen
Aussagen nicht erpresst und er kennt auch niemanden, dem er geschäftlich so
auf die Füsse trat. Was seine Konkurrenten bestätigen. Eine Geliebte findet
sich trotz intensiver Suche auch nicht - sein Ruf als "Mann ohne Makel"
scheint in Stein gemeisselt. Es vesteht sich, dass der Historiker als Detektiv
kräftig am Sockel rüttelt und dass er mit Hilfe seiner Kollegin Anne historisch,
also in der Nazizeit, fündig wird.
Der Krimi lebt nicht von der Spannung nach dem Täter. Dieser, ein alter Jude,
der seine gesamte Familie in den KZs verlor, ist im ersten Kapitel, wenn auch
noch ohne Namen bekannt. Der Roman appelliert auch kaum an das schlechte Gewissen
wegen der Judenausrottung. Es geht, wenn man so will, ganz ruhig und sehr
differenziert um heutige Feigheit mit historischen Wurzeln. Und es ist ein
Krimi mit sehr guten Figuren.
P. S. (Schweiz), 22. August 2002
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Offensichtlich
soll der notorisch schüchterne wie unsichere Historiker von der Hamburger
Uni als Kriminalaufklärer in Serie gehen: Stachelmanns erster Fall heißt das
Pilotprojekt. Flankiert von einem alten Kumpel aus linksbewegten Studientagen,
der verdrossen und selbstmitleidig bei der Polizei gelandet ist und einer
hingebungsgewillten Assistentin, strauchelt der Held wider Willen zunächst
zufällig, dann zunehmend zielstrebiger ins ureigene Metier: die dunkle Macht
der Vergangenheit und ihre Leichen im Keller.
Der unberechtigte Erwerb jüdischen Eigentums durch SA und SS-Kameraden und
ihre Legalisierung durch die Nazirechtssprechung ist Basis mancher heute prosperierender
Firma. Hanseatische Vermögensbildung der besonderen Art eben. Auch wenn Stachelmann
immer wieder schuldbewusst vor seinem "Berg der Schande", der gigantischen
Materialsammlung zur längst fälligen Habilitation, den Schwanz einzieht, just
in diesem Aktenhaufen findet er entscheidende Hinweise, um dem Mann ohne Makel,
einem Immobilienfürsten mit scheinbar grenzenlosen Befugnissen, die Maske
situierter Wohlanständigkeit vom Gesicht zu reißen. Ins Sendeformat eines
menschelnden "Tatort" passend, vermag die Lektüre ums bittere Erbe
der Naziväter angenehm leichtgängig zu unterhalten.
Per Hansen, Bremer, Nr. 9/2002
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Der Mann heißt
Christian v. Ditfurth und ist Historiker. Er wohnt standesgemäß - in einem
Bauernhaus aus dem Jahre 1796 vor den Toren Lübecks. In Lübeck besteigt auch
Josef Maria Stachelmann den Zug nach Hamburg, um dort an der Universität seinen
Aufgaben als Dozent für Geschichte nachzugehen. Stachelmann ist der (Anti-)Held
von Ditfurths Kriminalroman „Mann ohne Makel", mit dessen Abdruck wir
am 28. September beginnen. Darin wird er in die Aufklärung einer Mordserie
verwickelt, die die Stadt erschüttert. Ein Historiker als Amateurdetektiv,
was in der Krimiliteratur ansonsten unbekannt sein dürfte. Aber warum auch
nicht? Die Arbeitsmethoden eines Historikers und eines Ermittlers ähneln sich
schließlich. Und in diesem speziellen Fall liegt die Ursache der Morde auch
in der deutschen Geschichte verborgen.
Ditfurths Leidenschaft gehört der neueren und der Zeitgeschichte. Sachbücher
hat er geschrieben, über die Blockflöten-Vergangenheit der Ost-CDU, über den
Nord-Süd-Konflikt, die PDS oder Gerhard Schröder und die SPD. Geschichte hat
er am eigenen Leibe miterlebt. Der heute 49-Jährige, Sohn des verstorbenen
Wissenschaftspublizisten Hoimar v. Ditfurth, war als Oberschüler und Student
Mitglied der DKP, wurde von der Heidelberger Universität relegiert und ging
für ein Jahr an eine von westdeutschen Kommunisten betriebene Schule für Marxismus-Leninismus
nach Ost-Berlin. Allmählich dämmerte ihm, dass es mit dem Kommunismus wohl
doch nicht die richtige Sache war, und 1983 trat er aus der Partei aus.
Seit zwölf Jahren arbeitet Christian v. Ditfurth als Journalist und freier
Autor, nachdem ihm die Tätigkeit als fest angestellter Verlagslektor nicht
mehr behagt hatte. Vor drei Jahren ging er unter die Romanautoren, mit „Die
Mauer steht am Rhein". In dieser Alternativgeschichte spielt er eine
deutsche Wiedervereinigung unter kommunistischen Vorzeichen durch. Der Einfall
dafür kam ihm, als er für sein PDS-Buch Funktionäre interviewte und auf deren
Klagelaute mit der Frage reagierte, wie die DDR denn mit der Bundesrepublik
umgegangen wäre. Und als es als Antwort nur ein „Äh" oder „Hm" gab,
beschloss Ditfurth, sich seine eigenen Gedanken zu machen.
Dieses Buch war noch ein Zwitter zwischen Sachbuch und Roman. Inzwischen hat
sich Ditfurth, was den Stil und die Zeichnung seiner Charaktere angeht, schriftstellerisch
erheblich gesteigert. Man merkte es schon bei der zweiten AIternativhistorie
aus seiner Feder, „Der 21. Juli", in der Stauffenbergs Bombe Hitler tötet
und Deutschland nach dem Bau einer Atombombe ohne Niederlage aus dem Zweiten
Weltkrieg herauskommt. Der Innenminister bleibt freilich Heinrich Himmler
...
Nun also ist Stachelmann auf den Plan getreten, den Ditfurth liebevoll als
einen selbstzweiflerischen Menschen schildert, der in den Querelen des Universitätsbetriebs
unterzugehen droht. Und dann ist da noch die spannende Krimi-Geschichte, die
der Autor erzählt. „Stachelmanns erster Fall" heißt „Mann ohne Makel"
im Untertitel. Was könnten weitere sein? Ditfurth überlegt, ob der Historiker
sich mit der Stasi-verseuchten Berliner Fluchthelferszene oder mit der verschwundenen
Kasse der NSDAP beschäftigen könnte.
Zuerst aber kommt noch ein dritter fiktiver Geschichtsroman: Im November 1932
wird Adolf Hitler im Weimarer Hotel „Elephant" mit einer Statuette erschlagen.
Das Dritte Reich findet nicht statt, der Zweite Weltkrieg aber doch -Stichwort
„Revanche für den Versailler Vertrag". Zwar sind schon 120 Seiten fertig
- drei bis fünf entstehen am Tag in einer Arbeitszeit von jeweils zwei bis
acht Stunden -, aber wie das Buch genau enden wird, weiß Christian v. Ditfurth
noch nicht genau. "Das entwickelt sich bei mir immer beim Schreiben",
sagt er.
Ekkehard Böhm, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 25. September 2002
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Hamburg.
Im Uni-Café fügt sich Christian von Ditfurth mit Jeans, blau kariertem Hemd,
Brille und Rucksack perfekt in die Umgebung ein. Könnte gut sein, dass er
gleich noch Seminararbeiten korrigieren oder die Vorlesung für morgen vorbereiten
müsste. Muss er aber nicht. Der Autor - Bruder der Ex-Grünen Jutta und Sohn
des Wissenschaftspublizisten Hoimar - hatte zwar nach seinem Studium der Geschichte
und Germanistik im Heidelberg der 70er Jahre das Angebot, dort zu bleiben,
entschied sich aber für eine Karriere als Verlagslektor und Schriftsteller.
"Ich
hatte die Schnauze gestrichen voll", erinnert sich der 49-Jährige, "Baden-Württemberg
war politisch schwarz wie die Nacht." Nicht die passende Umgebung für
einen, der von verschiedenen Schulen ("Ich hab's nicht so mit Autoritäten")
und als linker Rebell sogar von der Uni geflogen war und die DKP-Parteischule
in Ost-Berlin besucht hatte. Das Examen wollte von Ditfurth zwar noch bei
denen machen, die ihn einst suspendiert hatten – "das hat doch Unterhaltungswert!"
-, aber dann war endgültig Schluss mit Heidelberg.
Was aber macht ein Autor, den zumindest die Vorstellung reizt, als Geschichtswissenschaftler
am historischen Seminar zu wirken? Er schafft einen Romanhelden, der genau
das tut. In von Ditfurths Kriminalgeschichte "Mann ohne Makel" gerät
der Hamburger Historiker Josef Maria Stachelmann in die Ermittlungen einer
Mordserie. Die Frau und zwei Kinder eines Maklers werden brutal getötet; die
Spur führt tief in die nationalsozialistische Vergangenheit der Stadt.
Mit
dem stets vom privaten und beruflichen Scheitern bedrohten Uni-Dozenten, dessen
nächster Fall in zwei Jahren erscheinen soll, besetzt von Ditfurth eine vakante
Stelle unter den literarischen Ermittlern. Ein wahrer Anti-Held ist dieser
Stachelmann. Geplagt von Arthritis und Selbstzweifeln müht er sich ab, seine
überfällige Habilitation zu verfassen, aber schon der Anblick des aufgetürmten
Aktenwusts lässt ihn zurückschrecken. Dass ausgerechnet in diesem papierenen
"Berg der Schande" der Schlüssel zum Täter zu finden ist, ahnt er
nicht.
"Ein Historiker ist der perfekte Kriminalist", bringt von Ditfurth
seine Idee auf den Punkt. "Jeder Mord ist doch historisch, seine Ursache
liegt immer in der Vergangenheit." Mit der Vergangenheit hat sich der
Autor immer gern beschäftigt, viel beachtet war seine satirische Utopie "Die
Mauer steht am Rhein", in der die DDR und die Bundesrepublik zu einem
gemeinsamen sozialistischen Deutschland werden. Die Wiedervereinigungsgeschichte
mit verdrehten Vorzeichen. "Ich bin ja politisch nicht korrekt",
kokettiert der Autor.
Zur Schwester Jutta, einer in politischen und gesellschaftlichen Fragen streitbaren
Person, hat von Ditfurth keinen Kontakt mehr - "kein Kommentar",
lautet die lakonische Auskunft. Zu erfahren ist hingegen, dass er während
der 80er Jahre von der Stasi als "Kontaktperson Adel" geführt wurde.
Als Lektor war er damals viel in der DDR, um sich ("meist vergeblich")
um gesamtdeutsche Buchprojekte zu bemühen.
In
von Ditfurths schleswig-holsteinischem Privatleben geht es inzwischen beschaulicher
zu. Er lebt (trotz Freundin) in einer "Junggesellenbude" auf dem
Dorf, sehnt sich nach Einsamkeit, am liebsten in einem alten Forsthaus, und
hat vor, einen Kochkurs an der Volkhochschule zu besuchen. So weit, so unspektakulär.
Spannender wird's wieder im nächsten Roman, in dem sich der Autor erneut eine
Spielerei mit der Geschichte gönnt: 1932, Adolf Hitler wird nach der Wahlniederlage
der NSDAP erschlagen. Mit einer Goethe-Statue. Wenn das nicht politisch korrekt
ist.
Maike
Schiller, Nordkurier, 29. September 2002
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Längst sind Schnüffler
keine Superhelden mehr. Kommissare entpuppen sich als lebensmüde, traurige
Melancholiker, nur noch Detektivinnen wird die erforderliche Chuzpe zugeschrieben,
um sich in einer Männerwelt behaupten können. Der ermittelnde Mann aber ist
schwach, er schleppt neben seelische Deformationen noch allerhand körperliche
mit sich herum. Doch die Gehandicapten sind sensibler für Ungerechtigkeiten,
und ganz nebenbei ergibt sich die Chance, es der Gesellschaft, die sie ausgegrenzt,
einmal zu zeigen.
Auf den ersten Blick ist auch Doktor Josef Maria Stachelmann, Hauptfigur in
Christian von Ditfurths Krimi „Mann ohne Makel", so ein Verlierer. Von
Selbstzweifeln noch mehr geplagt als von seiner Arthritis, sitzt er an seinem
Schreibtisch vor dem "Berg der Schande". Für seine Habilitationsschrift
über die Geschichte des Konzentrationslagers Buchenwald hat der 41-jährige
Historiker unzählige Akten gesammelt. Doch der Haufen paralysiert ihn. Obwohl
seine bisherigen Abhandlungen allgemein anerkannt sind, lähmt ihn die
Angst vor dem Versagen. Frustriert leitet er seine Seminare an der Hamburger
Uni, um sich allabendlich in den Zug nach Lübeck zu setzen. Von sozialem Leben
keine Spur, trotzdem ein sympathischer Grübler. Und er kann einiges zur Aufklärung
einer üblen Geschichte beitragen, die ihren Ursprung in der Nazizeit hat.
In diesem Fall rissen sich Hamburger Kaufleute kraft ihres damaligen Amtes
das Vermögen ihrer jüdischen Mitbürger unter den Nagel. Sie wurden gezwungen,
ihren Besitz weit unter Wert zu veräußern, und anschließend deportiert, um
jede Spur der so genannten "wilden Arisierung" zu vertuschen.
Geschickt hat Christian von Ditfurth, von Haus aus selber Historiker, in seinem
ersten Krimi die dünnen Fäden aus dem Dritten Reich bis in die Gegenwart geknüpft.
Die Geschichte nimmt ihren Lauf, als die Familie des Immobilienmaklers Maximilian
Holler offenbar nach und nach ausgelöscht werden soll. Die Polizei steht vor
einem Rätsel, denn Holler, ein Mann ohne Makel und Feinde, gilt in Hamburg
als eine Art moderner Jesus, der mit seinem Reichtum nur Gutes tut. Schließlich
wendet sich Kommissar Winter, genannt Ossi, an seinen alten Freund aus revolutionären
Studententagen, damit der mit seinem historischen Spürsinn vielleicht Licht
in das Dunkel bringen kann. Doch Stachelmanns Vermutungen in Richtung Nazizeit
werden fatalerweise nicht ernst genommen, zumal Holler die Gnade der späten
Geburt zugute kommt.
Die Frage nach dem Serienmörder hat sich für den Leser schnell erledigt -
schon auf den ersten Seiten wird ein alter jüdischer Mann eingeführt, dessen
Schicksal und Wut Ditfurth eindrücklich schildert. Vielmehr geht es um die
rücksichtlose Aufdeckung von Lebenslügen und den Umgang mit der verbrecherischen
Vergangenheit braver Bürger. Grausam genug, dass das spannend sein kann, die
Geschichte hat da noch einige Überraschungen zu bieten. Doch mit seinem Anti-Helden
Stachelmann hat Christian von Ditfurth eine Figur geschaffen, in dessen Händen
die schreckliche Wahrheit nicht zur Trophäe verkommt. Und da nun der Uni-Frust
dank Kollegin Anne nicht mehr ganz so schlimm sein dürfte, kann sich Stachelmann
viel besser auf den nächsten Fall konzentrieren. Es gibt noch viel zu tun.
Joachim Schneider, Badische Zeitung, 5. Oktober 2002
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Angenehm ist
es, im Leben oder im Buch einen Menschen zu finden, den man auf Anhieb sowohl
interessant als auch sympathisch findet. Einen wie den Historiker Dr. Josef
Maria Stachelann, glänzend promoviert, aber die Habilitation an der Universität
Hamburg vor sich herschiebend, unbeweibt, von Arthritis und Selbstzweifeln
geplagt, als Dozent beliebt, aber mangels Ehrgeiz und Ausdauer wohl doch kein
künftiger Professor.
Weil der Untertitel "Stachelmanns erster Fall" heißt, nickt man
wissend, als ein alter Kumpel aus 68er-Zeiten anruft, Ossi, tätig bei der
Mordkommission: Der literarische Amateurdetektiv braucht einen direkten Draht
zur Polizei. Doch der Autor lässt mit einem kleinen Trick die Nahtstelle zwischen
zwei Ermittlungsebenen lebensgefährlich lange offen: Man hat sich gestritten,
und so erfährt Stachelmann zunächst nicht, dass die Polizei einen weißhaarigen
Alten mit auffälliger Sonnenbräune sucht, während Ossi nicht ahnen kann, dass
Stachelmann just von diesem Typ vor eine U-Bahn gestoßen wird.
Um Morde geht es. Frau.und Kinder eines überaus erfolgreichen und verschwiegen
wohltätigen Immobilienmaklers werden umgebracht - natürlich ist dieser "Mann
ohne Makel" sogleich verdächtig. Fragt sich nur, was für Dreck er am
Stecken hat. Dann muss auch eine Polizistin sterben - bei diesem rätselhaften
Fall wird kein Pardon gegeben. Schließlich führen die Spuren in die Nazizeit,
und Stachelmann ist durch seinen Vater ärger betroffen, als ihm lieb sein
kann. Zwei Mörder sind aktiv; der eine ist vor allem Opfer, dem die Rache
am Schuldigen verwehrt wird, so dass er in seiner Verzweiflung gegen Unschuldige
wütet.
Die knapp vierhundert Seiten sind nicht durchweg Spitze. Polizeibere, die
den medienerzeugten Druck nach unten ablassen, reizen zum Gähnen, didaktische
Einschübe ebenso. Insgesamt aber freue ich mich auf Stachelmanns zweiten Fall
und auf seine zurückhaltende Kollegin Anne. (Aber kann man wirklich Historikerin
werden, wenn man sich in Bibliotheken und Archiven nicht zurechtfindet?)
Wolf Haase, Sächsische Zeitung, 12./13. Oktober 2002
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Den
Philosophenturm der Hamburger Universität betritt Josef Maria Stachelmann
nur noch ungern. Eine Karriere in Forschung und Lehre hat der Historiker fast
schon aufgegeben. Die chaotischen Aktenberge auf seinem Schreibtisch wollen
sich einfach nicht zur überfälligen Habilitationsschrift formieren; in den
Seminaren kämpft er meist vergeblich gegen die Unbedarftheit der Studenten.
Und wenn ihn dann noch ein neuer Schub seiner chronischen Arthritis quält,
ist Stachelmann froh, sich in seiner Lübecker Junggesellenwohnung zu verkriechen.
Auch mit den Frauen hat Stachelmann wenig Glück.
Dann kommt aber doch noch Bewegung in den Kopf und die schmerzenden Glieder
des Mittvierzigers. Ein befreundeter Kriminalkommissar erzählt Stachelmann
vom ungelösten Fall des Maklers Holler: Dem wurden nacheinander die Ehefrau
und zwei seiner Kinder ermordet: kaltblütig, ohne Spuren zu hinterlassen,
und ohne erkennbares Motiv – jedenfalls nicht in der Gegenwart. Aber ein Historiker
hat da so seine Instinkte, und den Schlüssel zur Lösung des Falls findet er
schließlich in den Akten zu seinem Habilitationsvorhaben über die Geschichte
des Konzentrationslagers Buchenwald. Stachelmann kommt der Geschichte einer
„wilden Arisierung“ auf die Spur: Hamburger Nazis hatten sich, an den damals
herrschenden Gesetzen vorbei, jüdischen Besitz angeeignet. Und der Vater des
Maklers Holler spielte eine unrühmliche Rolle bei dem Versuch, diese Beutezüge
vor den Finanzbehörden zu verschleiern: damals, und auch noch in den fünfziger
Jahren, als sie den auf diese Weise erworbenen jüdischen Besitz hätten anzeigen
müssen. Mit diesem Wissen um die Hintergründe des Holler'schen Reichtums wird
der Wissenschaftler auf einmal selbst zum potenziellen Opfer. Denn der makellose
Makler will auf jeden Fall verhindern, dass sich auf seiner weißen Weste braune
Flecken zeigen.
Ein
Krimi mit heiklem zeitgeschichtlichem Hintergrund also, aber ohne erhobenen
Zeigefinger erzählt. Christian von Ditfurth, selber von Haus aus Historiker
und als Erzähler schon erprobt mit der Fiktion einer Wiedervereinigung unter
kommunistischen Vorzeichen, verbindet geschickt historisches Aktenstudium
und Verbrechensaufklärung. An Spannung fehlt es nicht, und auch nicht an überraschenden
Wendungen in der Handlung.
"Stachelmanns erster Fall" hat der Verlag Kiepenheuer und Witsch
auf den Umschlag gedruckt. Das lässt für die Zukunft auf weitere Ermittlungen
dieses auf sympathische Weise zerknitterten Historikers in der Rolle des Amateurdetektivs
hoffen.
Holger Schlodder, NDR Radio 3, "Divertimento", 7. November 2002;
Darmstädter Echo, 25. November 2002
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Ein Krimi? Irgendwie
passt das doch gar nicht zu Christian v. Ditfurth. Aber sein Roman "Der
21. Juli" hatte was Science Fiction-mäßiges, also warum nicht. Josef
Maria Stachelmann, Dozent für Geschichte an der Universität Hamburg, ist der
unfreiwillige Detektiv in dieser überaus spannend erzählten Geschichte, den
zu passenden und unpassenden Gelegenheiten Arthritis plagt. Alle Zutaten für
einen wirklich spannenden Kriminalroman hat der Autor berücksichtigt. Liebliche
Frauen, finstere, zunächst unbekannte Gestalten, dazu aber einen Handlungsstrang,
den man im deutschen Kriminalroman selten findet - Verbrechen der NS-Zeit,
die bis in die heutige Zeit hinein vertuscht wurden und wohl auch noch weiterhin
werden.
Stachelmann hat einen Helfer bei der Polizei, den Kriminalkommissar Ossi Winter,
mit dem ihn einige Jugendsünden und Erfahrungen aus der Studienzeit verbinden.
Es geht gleich mit einer Leiche los. Aber das ist nicht der unbedingt spannendste
Teil dieser gut erzählten Geschichte. Viel faszinierender ist, diesem Stachelmann
zuzuschauen, wie er immer tiefer in den skandalösen und oft unaufgeklärten
Teil der deutschen Geschichte verwickelt wird. Christian Ditfurth hat in die
Kriminalliteratur einen neuen Romanhelden eingeführt, der sicherlich noch
für einige historisch-kriminelle Plots gut sein dürfte.
Der Autor schreibt in seinen Nachbemerkungen: „Natürlich habe ich Personen,
und Ereignisse in diesem Buch erfunden, sofern sie nicht zeitgeschichtlich
verbürgt sind. Das wäre vielleicht nicht nötig gewesen, wenn alle deutschen
Finanzämter ihre Akten aus der Zeit des Dritten Reiches offen gelegt hätten."
Dieser Roman ist ein Krimivergnügen, bei dem neben guter Unterhaltung auch
noch die jüngste deutsche Vergangenheit eine Rolle spielt.
Dieter Braeg, Stadtmagazin Mönchengladbach/Krefeld, November 2002
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Hamburg
- Draußen vorm Abaton-Kino sitzt Christian von Ditfurth
an einem der Café-Tische. In Jeans, blau kariertem Wrangler-Hemd, Brille,
den Rucksack auf dem Stuhl neben ihm, fügt er sich perfekt in die Uni-Umgebung
ein. Könnte gut sein, dass er gleich noch die Vorlesung für morgen vorbereiten
müsste. Muss er aber nicht. Der Autor Christian von Ditfurth - Bruder der
Ex-Grünen Jutta und Sohn des Wissenschaftspublizisten Hoimar - hatte zwar
nach seinem Studium der Geschichte und Germanistik im Heidelberg der 70er-Jahre
das Angebot, dort zu bleiben, entschied sich aber für eine Karriere als Verlagslektor
und Schriftsteller ("Die Mauer steht am Rhein", "Der 21. Juli"). "Ich hatte
die Schnauze damals gestrichen voll", erinnert sich der 49-Jährige, "Baden-Württemberg
war politisch schwarz wie die Nacht." Nicht die passende Umgebung für einen,
der in seiner Jugend von Schulen ("Ich habs nicht so mit Autoritäten!") und
als linker Rebell "wegen politischer Aktivitäten" von seiner Uni geflogen
war und während dieser Zeit die DKP-Parteischule in Ost-Berlin besucht hatte.
Das Examen wollte von Ditfurth anschließend zwar noch bei denen machen, die
ihn damals suspendiert hatten, aber dann war endgültig Schluss mit Heidelberg.
Was aber macht ein Autor, den die Vorstellung reizt, als Geschichtswissenschaftler
am historischen Seminar zu wirken? Er erschafft sich einen Romanhelden, der
genau das an seiner Stelle tut. In von Ditfurths Kriminalgeschichte "Mann
ohne Makel", gerät der Hamburger Historiker Josef Maria Stachelmann in die
Ermittlungen einer Mordserie. Die Frau und zwei Kinder eines beliebten hanseatischen
Maklers werden brutal ermordet, die Spur führt tief in die nationalsozialistische
Vergangenheit der Stadt.
Mit dem stets vom privaten und beruflichen Scheitern bedrohten Uni-Dozenten
Stachelmann, dessen nächster Fall in zwei Jahren erscheinen soll, besetzt
von Ditfurth eine bisher vakante Stelle unter den literarischen Ermittlern.
Ein wahrer Anti-Held ist dieser Stachelmann. Geplagt von Arthritis und Selbstzweifeln,
müht er sich ab, seine überfällige Habilitation zu verfassen. Schon der Anblick
des Aktenwusts, den Stachelmann nur als "Berg der Schande" bezeichnet, lässt
ihn zurückschrecken. Dass ausgerechnet in diesem "Berg der Schande" der Schlüssel
zum Täter zu finden ist, ahnt er zunächst nicht.
"Ein Historiker ist der perfekte Kriminalist", bringt von Ditfurth seine Idee
auf den Punkt. "Jeder Mord ist doch historisch, seine Ursache liegt immer
in der Vergangenheit." Mit der Vergangenheit hat sich von Ditfurth immer gern
beschäftigt, viel beachtet war seine satirische Utopie "Die Mauer steht am
Rhein", in der die DDR und die Bundesrepublik zu einem gemeinsamen sozialistischen
Deutschland werden. Die Wiedervereinigungsgeschichte mit verdrehten Vorzeichen.
In von Ditfurths schleswig-holsteinischem Privatleben geht es beschaulich
zu. Er lebt (trotz Freundin) in einer "Junggesellenbude" auf dem Dorf, sehnt
sich nach größtmöglicher Einsamkeit. So weit, so unspektakulär. Spannender
wirds im nächsten Roman, in dem sich der Autor erneut eine Spielerei mit der
Geschichte gönnt: 1932, Adolf Hitler wird nach der Wahlniederlage der NSDAP
erschlagen. Mit einer Goethe-Statue. Der grausame Diktator, erschlagen von
der deutschen Kultur. Wenn das nicht politisch korrekt ist.
Maike Schiller, Hamburger Abendblatt, 26. November 2002
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Josef Maria Stachelmann.
Was kann man mit so einem Namen sein? Bibliothekar oder Historiker. Christian
von Ditfurths neuer Typ Krimiaufklärer ist letzteres. Und kurz bevor er über
seiner unfertigen Habilitation einschläft, wird er von der Geschichte aufgeweckt.
Von einem Fall, dessen Wurzeln in der Nazizeit liegen. Ein übles Konvolut
mieser Charaktere zieht Stachelmann aus dem Gang der dunklen deutschen Geschichte.
Und er findet vor allem fiese Hamburger Makler. Stachelmann gerät in Lebensgefahr,
verliebt sich. Alles dran. Das Setting steht. Wünscht man sich also noch mehr
Fälle für Josef Maria Stachelmann. (...)
Die Welt, 7. Dezember 2002
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Christian
v. Ditfurth will seine Romane als Historiker schreiben. Historische Romane
sollen es aber nicht werden. Die leiden nämlich in der Regel daran, dass sich
Fakten und Fiktion gegenseitig schwächen. Erstens ist das Personal zu heutig,
kämpft mit sozialen und geschlechtlichen Problemen, die im aktuellen Feuilleton
unter "Modernes Leben" verhandelt werden. Zweitens stört die dichterische
Freiheit: Gerade wenn es dem Autor gelingt, den Leser auf Forschungsniveau
für eine fremde Zeit zu interessieren, will dieser nichts Erfundenes, sondern
wissen, wie es eigentlich gewesen ist. Die Mischung aus buchstäblich und künstlerisch
Wahrem nervt.
Um dem zu entgehen, trennt Ditfurth klar zwischen Geschichte und Ausgedachtem,
Recherche und Spiel. In "Der 21. Juli" (2001) stellt er sich vor, das Attentat
vom Vortag sei gelungen. Was er sich in "Die Mauer steht am Rhein. Deutschland
nach dem Sieg des Sozialismus" (1999) ausmalt, sagt der Titel. In diesen Romanen
ist bei jedem Satz klar, ob er zum Geschichtsbericht oder zur künstlerischen
Phantasie gehört. Der Leser erhält beides unverfälscht.
"Mann ohne Makel" nun ist Ditfurths erster Kriminalroman. Den zwei Nicht-Krimis
ähnelt er in vielem. Wieder interessiert sich der 1953 geborene Autor für
den Nationalsozialismus und seine Folgen. Das Geschichtliche ist diesmal der
Streit unter Nazis und Nazibehörden um "arisiertes" Eigentum von Juden. Die
Finanzämter zogen Geld und Güter der Emigrierten oder "nach dem Osten Verreisten"
als "Fremdeigentum" ein. Einzelne Nazis, vor allem aus SS und SA, versuchten
jedoch, solche Hinterlassenschaften einzusacken und, so die Behördensicht,
der "Volksgemeinschaft" vorzuenthalten. Juden wurden beschleunigt deportiert,
damit ihre Häuser frei wurden. Über all das gibt es erbitterte Schriftwechsel
zwischen Finanzbehörden und Parteiorganisationen. Die wissenschaftliche Auswertung
wird dadurch erschwert, dass der Bundestag 1988 die Schutzfrist für Finanzamtsakten
verlängert hat.
Das sind in "Mann ohne Makel" die Tatsachen. Und das Erfundene, der Krimi:
Dem Hamburger Immobilienmakler Maximilian Holler wird 1999 die Frau und in
den beiden folgenden Jahren je ein Kind ermordet. Holler ist ein wohltätiger
Spender, der keine Feinde zu haben scheint. Sein Vater Hermann gehörte aber
zu einer Gruppe von Nazis, die sich wechselseitig beim "Arisieren" von Häusern
halfen und so ihre Nachkriegsexistenz im Immobiliengeschäft begründeten. Die
Täter leben noch, die Opfer auch. Eine Polizistin, die eine richtige Spur
gefunden hat, wird umgebracht, dann einer der alten Makler. Und auch den Historiker
Josef Maria Stachelmann stößt jemand vor die U-Bahn, allerdings nicht mit
dem gewünschten Ergebnis.
Der Roman-Untertitel "Stachelmanns erster Fall" kündigt wohl eine Serienfigur
an. Sie dürfte 1960 geboren sein, hat in Heidelberg Geschichte und Germanistik
studiert und war 68er reinsten Wassers, begünstigt dadurch, dass dieses Jahr
in der kurpfälzischen Provinz etwas länger anhielt. Stachelmanns Dissertation,
natürlich über ein NS-Thema, war ein großer Erfolg. Mittlerweile fürchtet
er aber um seine Dozentenstelle an der Hamburger Universität, weil er mit
seiner Habilitation zur Geschichte des Konzentrationslagers Buchenwald seit
Jahren nicht weiterkommt. In den Holler-Fall zieht ihn ein früherer Kommilitone
hinein, Kriminalkommissar Oskar Winter. Auch er versucht nicht mehr, "die
Weltrevolution anzufachen", sondern leidet trinkend am Polizeidienst. Mit
den Frauen läuft es für beide Herren nicht so toll.
Das Buch fesselt. Wenn einen der Krimi-Bastler Ditfurth mitgerissen hat, blättert
man oft zurück, um in Ruhe nachzusehen, was der Historiker weiß. Der Autor
verbindet Erfundenes und Erforschtes, indem er es auseinander hält - im Großen.
Im Kleinen, von Satz zu Satz, lässt er den Leser mitunter aufstöhnen. Dialoge
schleppen sich dahin, weil Leute reden wie in Wirklichkeit ("Aber jetzt mal
was anderes, ich habe Hunger."). Sind die Wortwechsel zu echt, so sind die
stummen Gedanken nicht echt genug. Ditfurth verlegt Geschichtliches, das er
anderswo nicht unterbringt, in innere Monologe: ""Wenn man es so will, dann
ist der Zufall der größte Verschwörer, dachte Stachelmann" - nein, so denkt
kein Mensch.
Die Verwicklungen der Mordgeschichten, also der Plot im engeren Sinn,
werden da mühsam vorangebracht, wo das Erklären das Erzählen auffrisst: Jede
neue Ermittlungsidee, ob richtig oder falsch, wird von mehreren Akteuren besprochen
oder bedacht, oft zusätzlich von einem mehrmals. Einmal hätte gereicht. Wiederholungen
auf noch engerem Raum: In einem Abschnitt fangen vier Sätze mit "Er" an, in
einem anderen fünf mit "Sie", und vieles Ähnliche mehr.
Am besten formuliert sind die entlastend geschichtslosen Episoden aus dem
heutigen Alltag. Was eifersüchtige Leser gerne wüssten: Wird sich Stachelmanns
Kollegin Anne Derling noch länger um den mutlosen Mann bemühen? Oder wird
es ihr irgendwann zu blöd? Da gefiele eine Fortsetzung. "Mann ohne Makel"
ist ein spannendes Buch. Aber ein strenger Lektor hätte es noch verbessern
können. Streichen ist Liebe.
Michael Schweizer, www.perlentaucher.de,
11. Dezember 2002
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Dr. Josef Maria
Stachelmann ist Historiker an der Uni und arbeitet an seiner Habilitation.
Er ist in seiner Arbeit irgendwie blockiert. Da trifft er auf seinen ehemaligen
Kollegen Ossi Winter, der als Kriminalkommissar einer Mordserie nachjagt.
Nach dem Totschlag seiner Frau hat der Makler Holler seine zwei jungen Söhne
durch Anschläge verloren. Stachelmann offeriert dem Kommissar seine Hilfe.
Nach dem Mordanschlag auf Winters Assistentin Ulrike führen die Spuren in
die Vergangenheit Deutschlands im Zuge der damaligen Judenverfolgungen. Stachelmann
stöbert in alten Akten und stösst auf erzwungene Verkäufe von Eigentum der
Juden. Korrupte Grossen der damaligen politischen Macht betrachteten die Entjudung
der Wirtschaft als Privatangelegenheit und sahnten ab. Darin war auch Holler
verwickelt, der die Rache eines unauffälligen alten Mannes als Opfer seiner
Untaten zu spüren bekam. Hollers Verbrechen waren die Ursache anderer Verbrechen,
die im Umfeld des Nationalsozialismus keine Richter fanden.
Ditfurths Roman ist ein Werk der Sonderklasse. Er beleuchtet in spannenden
Episoden die gängigen Praktiken während der NS-Zeit, wie man die damals auf
der Abschussliste stehenden Juden - sie wurden ja als Volksfeinde betrachtet
- mit Gewalt und List um ihr Eigentum brachte. Der Roman wird so zum Zeugnis
eines weiteren düsteren Kapitels der Nazigrössen. Ein grossartiger Thriller!
Sehr empfohlen.
Fachstelle für Schulberatung (Schweiz), Herbst 2002
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Mann ohne Makel
nennt Christian v. Ditfurth seinen Krimi (Kiepenheuer & Witsch) und der
Untertitel „Stachelmanns erster Fall" lässt vermuten, dass der etwas
schusselige Historiker Stachelmann, der unter Rheuma und seiner viel zu lange
aufgeschobenen Habilitationsarbeit gleichermaßen leidet, noch öfter im Zusammenhang
mit diversen Verbrechen auf den Plan treten wird. Zum Fall eins findet er
im "Berg der Schande" - wie er seine umfangreiche und ungeordnete
Materialiensammlung zu seiner ausstehenden Arbeit nennt - Unterlagen, die
sich mit der Nazizeit beschäftigen. Und die berüchtigten Schatten aus der
Vergangenheit reichen ins Hamburg der Gegenwart herüber: Die Familienmitglieder
eines wohlhabenden und für sein soziales Engagement heiligenscheinverdächtigen
Geschäftsmannes werden sukzessive ermordet. Aber der Mann ohne Fleck auf der
weißen Immobilienmaklerbrust scheint ein recht dunkles Geheimnis unter seiner
Mildtätigkeit verbergen zu müssen. Der Tod einer in diesen Fällen mitermittelnden
Polizistin sieht nur auf den ersten Blick wie ein Verkehrsunfall aus - und
Stachelmann gerät zufällig in den Sog der Ereignisse - ausgerechnet über einen
Freund aus den revolutionären Studententagen, der, sehr zu Stachelmanns Verwunderung,
schließlich Kriminalist mit eigner Dienstauffassung und zu viel Schnaps im
Schreibtisch geworden ist ...
Buchkultur, Nr. 84/2002
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"Wallander (...)
hinterlässt eine schmerzende Lücke bei Krimilesern. Vielleicht aber gibt es
Trost. Der kommt aus Hamburg, heißt Josef Maria Stachelmann und ist Historiker."
Das sagte Caren Miosga im N3-Kultutjournal. Wie Recht sie damit hat. Über
die Kriminalromane von Henning Mankell muss nicht mehr gesagt werden. Sie
sind ja auch nicht das Thema hier. Mir geht es um das neue Buch von Christian
von Ditfurth. Der Name kommt einem irgendwie bekannt vor. Und richtig: Er
ist Sohn von Hoimar und Bruder von Jutta (von) Ditfurth. "Mann ohne Makel"
ist sein vierter Roman mit historischem Hintergrund. Der Historiker ist 1953
geboren und lebt als freier Autor und Lektor in der Nähe von Lübeck. Er hat
sich in zahlreichen Publikationen mit den Aspekten der deutschen Zeitgeschichte
auseinandergesetzt.
Hier eine kurze Einleitung zur Geschichte, die sich um die Arisierung jüdischen
Eigentums rankt: In Hamburg geschieht eine rätselhafte Mordserie. Allmählich
werden die Frau und die beiden Kinder eines angesehenen Maklers ermordet.
Ein Unbekannter nimmt Rache für ein Unrecht, das vor über einem halben Jahrhundert
verübt wurde. Eines Tages meldet sich Kriminalkommissar Ossi Winter bei einem
ehemaligen Kommilitonen und Genossen, Josef Maria Stachelmann, Dozent für
Geschichte. Der Historiker kommt mit seiner Habilitation an der Uni Hamburg
nicht weiter. Winter plagt sich seit drei Jahren mit einer Mordserie um den
Makler, mit der er nicht vorankommt. Die einzige, aber schwache Spur, führt
in die Vergangenheit. Er bittet seinen Kommilitonen um Mithilfe.
Stachelmann willigt ein, denn er hofft vielleicht somit sein verloren gegangenes
Selbstvertrauen wiederzuerlangen. Damit gerät er in ein bösartiges und gefährliches
Labyrinth. Ein Mordanschlag auf ihn weckt seinen Jagdinstinkt wieder. So nebenbei
muss er schmerzlich erfahren, dass auch sein eigener Vater eine "Vergangenheit"
hat.
Schon nach zehn der 384 Seiten ahnt man, dass es ein Genuss sein wird, dieses
Buch zu lesen. Ditfurth schreibt nicht ins Fiktive, sondern nur der Grundbau
der Geschichte ist erdacht. Der Hintergrund des Romans ist so real wie erdrückend.
Das Buch gibt aber auch viel vom Menschen Ditfurth preis. Lebt doch sein "Held"
wie er in Lübeck, arbeitet wie er in Hamburg und ist wie er Historiker. Und
so ganz am Rande erfährt man/frau viel von dem, das gemeinhin "die jüngste
deutsche Vergangenheit" genannt wird. Seine Figur hat andere, reale Historiker
als Vorbilder: Mommsen ist einer, Baring nicht mehr, denn er hat "sich inzwischen
in Talkshows als Hysteriker" entpuppt. Selbst der "durchgeknallte"
Hamburger Amtsrichter findet sich dort wieder.
VVN-BdA Bremen, Januar 2003
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Josef Maria Stachelmann
arbeitet an der Uni Hamburg, hat mit 41 schon Arthritis und kriegt nichts
auf die Reihe, jedenfalls nicht in seinem Job. Auf seinem Schreibtisch türmen
sich die Akten für seine Habilitationsschrift. Der Berg der Schande, wie er
den Papierwust nennt, wächst und wächst.
In dieser Situation ziemlich unerfreulichen Situation bittet ihn ein alter
Studienkollege um Hilfe. Der ist Kriminalkommissar und kommt mit seiner Arbeit
auch nicht voran. Seit drei Jahren müht er sich, eine Mordserie aufzuklären.
Wer hat die Frau und die Kinder eines Hamburger Immobilienmaklers umgebracht?
Der Ehemann und Vater ist überall angesehen und beliebt, verkehrt in den besten
Kreisen, ist eine Mann ohne Makel. Aber dann wird auch die Tochter vergiftet
aufgefunden. Einen Sohn hat der Makler. Noch.
Es gibt zunächst keine Hinweise auf den Mörder, geschweige denn auf ein Motiv.
Aber dann führt eine undeutliche Spur in die Vergangenheit, in die deutsche
NS-Geschichte. Für diese Recherche ist einer wie Stachelmann genau der Richtige.
Er wird zum Amateurdetektiv und stößt auf Verbrechen aus der Nazizeit, die
jetzt - Jahrzehnte später - noch immer vertuscht werden. Was als mühsame Aktensuche
beginnt, endet in einer mörderischen Jagd, die Stachelmann fast nicht überlebt.
Der Erfinder von Stachelmann ist Christian von Ditfurth, selbst ein promovierter
Historiker. Stachelmanns alter Ego also? Nur ganz vage, sagt der Autor selbst,
aber seine Romanfigur hat natürlich davon profitiert, daß er sich in Geschichte
gut auskennt. Und in Psychologie. Denn da konnte ihm seine Freundin helfen.
Sie hat für diesen Krimi das polizeiliche Täterprofil erstellt, im richtigen
Leben ist sie Psychoanalytikerin, für sie also kein ungewöhnlicher Auftrag.
Vielleicht macht gerade diese Mischung aus Menschen- und Geschichtskenntnis
das Buch vom "Mann ohne Makel" so unterhaltsam und spannend zugleich.
Stachelmann wirkt spröde, und doch auf sympathische Weise ganz normal. Die
Handlung des Buches ist frei erfunden, aber sie scheint real, weil sie ein
wirkliches Stück deutscher Zeitgeschichte einbezieht. Man kommt beim Lesen
ins Grübeln und fragt sich wie es möglich ist, daß ehemals jüdisches Vermögen,
Häuser und Grundstücke, heute dem Mörder von damals gehört.
Man sagt von diesem Buch, es sei die deutsche Antwort auf Henning Mankell.
Das wird Christian von Ditfurth sicher freuen, denn er mag den schwedischen
Krimischreiber. Ich allerdings habe ich mich noch bei jedem Mankell darüber
geärgert, wie er die Aufklärung eines Falles künstlich über viel zu viele
Seiten in die Länge zieht. Das ist beim "Mann ohne Makel" ganz anders
und damit, meine ich, viel besser gelöst.
Vielleicht hat den Autor inspiriert, daß er ein begeisterter Leser von Bernhard
Schlink ist - und der hat schließlich drei wunderbare Roman über einen wunderlichen
Privatdetektiv geschrieben.
"Mann ohne Makel" heißt das Buch, "Stachelmanns erster Fall",
der Untertitel. Weihnachten ist zwar vorbei, aber ich wünsche mir trotzdem
noch was: daß es nicht Stachelmanns letzter Fall war.
Christine Westermann, WDR 2 Radio, Buchtipp, 27. Dezember 2002
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Christian
von Ditfurth ist ein Historiker mit viel Fantasie und seine ebenso spannenden
wie provokativen Romane nach dem Spekulationsmotto 'Was wäre, wenn...' sind
bereits Legende. Sein neuestes Buch aber ist als ein fiktiver Krimi angekündigt.
Womit man dem Autor schon fast Unrecht tut, denn was da als Kriminalfall mit
besonders gemeinen Morden beginnt, wächst sich mit geradezu heimtückischer
Dramaturgie aus zu einem fulminanten Thriller von höchsten Graden.
Da beißt sich die Hamburger Kripo die Zähne aus an einer unheimlichen Mordserie,
bei der der Makler Holler in Jahresabständen erst seine Frau und nacheinander
zwei der drei Kinder verliert. Allein Kommissarin Kreimeier zweifelt am attraktiven
Holler als "Mann ohne Makel" – so auch der Buchtitel. Und dann wird sie ermordet.
In Ihren Unterlagen stößt Kollege Oskar Winter auf einen mysteriösen Hinweis
und zieht seinen alten Studienfreund Stachelmann ins Vertrauen. Der etwas
verschrobene Geschichtsdozent, der unter Arthritisschüben und einer gewissen
Antriebsschwäche leidet, ist Spezialist für Interna der Nazi-Zeit. Er horcht
auf, als er von einer Spur zu SS-Totenkopfverbänden hört.
Der Leser lernt zugleich allmählich einen Mann kennen, der einst als Judenkind
nach England verschickt wurde. Seiner Familie hatte man alles weggenommen,
bevor man sie vergaste. "Er begann nachzudenken, wie er berichtigen konnte,
was geschehen war." Dieser Leopold Kohn schreitet als "ein Gerechter" zur
tätigen Rache. Derweil recherchieren Kripo und Stachelmann aneinander vorbei
und der linkische Dozent gerät ebenfalls ins Visier des Mörders. Fast erwischt
es ihn und nun entfaltet der Einzelgänger ungeahnte Energien, während die
Geschichte mit immer neuen Wendungen und dennoch stets zwingender Logik in
immer größere Dimensionen erwächst.
Der Weg führt in finstere Geheimnisse um eine regelrechte SS-Mafia, denn vor
der Ermordung der Juden stand seinerzeit deren systematische Ausplünderung,
die 'Entjudung der Wirtschaft'. Es ist ein besonderes Verdienst des Autors,
dieses bisher wenig belichtete Phänomen mit viel Detailkenntnis im Rahmen
der packenden Handlung darzulegen. Später wurden aus diesen Räubern von SS
und Gestapo erfolgreiche Makler und angesehene Bürger. Doch wehe, wenn jemand
ihre Kreise stört ...
Dem Historiker von Ditfurth ist mit diesem atemberaubenden Roman ein deutscher
Thriller vom Feinsten gelungen. Zugleich hat er mit seinem sympathischen Alter
Ego Josef Maria Stachelmann einen ungewöhnlichen neuen Krimihelden geschaffen.
Auf dessen weitere Taten darf man gespannt sein, denn wohl nicht umsonst lautet
der Untertitel des Buches "Stachelmanns erster Fall".
Wolfgang A. Niemann, Buchrezensionen
online, Januar 2003, Wilhelmshavener Zeitung, 11. Februar 2003
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Für Josef Maria
Stachelmann, knapp 40 und Dozent für neue Geschichte an der Uni Hamburg, gab
es schon bessere Zeiten: Seine Arthritis quält ihn, die Arbeit an seiner Habilitation
lähmt ihn, eine liebeskranke Studentin nervt ihn. Seine Laune hellt sich auch
nicht auf, als sich sein alter Studien-Kumpel Ossi Winter meldet. Der ist
inzwischen Kommissar bei der Mordkommission und braucht Stachelmanns Hilfe
bei einem spektakulären Fall: die Frau und zwei Kinder eines Hamburger Maklers
sind ermordet worden - zwischen den Taten lag jeweils ein Jahr. Und niemand
hat auch nur den Hauch einer Ahnung, was das Motiv der Morde sein könnte.
Denn Maximilian Holler scheint ein Heiliger zu sein, ein "Mann ohne Makel",
ohne Feinde, ohne jede dunkle Seite. Der einzige Ansatz zur Suche nach dem
Mörder findet sich in der NS-Vergangenheit von Hollers Vater. Die Nazi-Zeit
ist Stachelmanns Spezialgebiet - der Historiker stellt eigene Ermittlungen
an. Und bringt sich selbst in Gefahr. Christian von Ditfurth, Sohn des Wissenschaftlers
Hoimar und Bruder der Ex-Grünen Jutta von Ditfurth, hat sich als politischer
Sachbuchautor schon einen richtig guten Namen gemacht. Dies ist der erste
Roman des 49-jährigen und ein erstklassiger dazu.
Angelika Wittmann, Brigitte, Nr. 2/2003, 8. Januar 2003
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Josef
Maria Stachelmann. Wie das schon klingt. Etwas ältlich und verschroben. Und
genau so wirkt die Figur des Professors der Uni Hamburg auch. Einer, der Stapel
von Recherchen auf seinem Schreibtisch ansammelt, nicht merkt, dass sich die
Studentinnen in ihn verlieben und eine ziemlich intensive Schreibhemmung pflegt.
Schließlich soll er doch seine Habilitationsarbeit abliefern. Sonst ist's
vorbei mit dem Professorendasein. Wie gut, dass es immer wieder Ablenkung
gibt. Diese aber, die Stachelmann in die tiefste NS-Zeit zieht, ist eine äußerst
unangenehme. "Mann ohne Makel" heißt der überraschende Krimi von
Christian von Ditfurth, in dem der Arthritis-geplagte Professor die Hauptrolle
spielt.
Die
Figur des Stachelmann führt uns in eine blutige, äußerst grauenhafte Geschichte,
die in der Nazi-Zeit beginnt und anscheinend immer noch nicht abgeschlossen
ist. Auftakt der unfassbaren Vorgänge ist der Mord an der Ehefrau und dem
Kind eines Hamburger Maklers. Kommissar Ossi Winter und sein Team verdächtigen
den Makler selbst, kommen aber irgendwie nicht weiter. Da erinnert sich Winter
an seinen alten Studienfreund Stachelmann und bittet den Historiker um Recherchehilfe.
Gemeinsam graben sie sich vor bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs
und kommen einer nach wie vor funktionierenden Gruppe von Alt-Nazis auf die
Spur, die sich damals das Vermögen von zahlreichen Juden zugeschoben haben.
Stachelmann erschrickt: Selbst sein Vater spielte seinerzeit als Gestapo-Polizist
eine Rolle, mochte aber nie darüber reden.
Anführer
der Betrügereien war der bislang tot geglaubte Väter des Maklers, dessen Familie
jetzt offensichtlich ausgerottet werden soll. Es sterben aber noch mehr. Immer
wieder taucht einer der alten Täternamen auf der Todesliste der Hamburger
Kripo auf. Plötzlich müssen die Kriminalisten in zwei Parallel-Fällen ermitteln.
Superspannend,
aber auch sehr bedrückend ist dieser Krimi aus Hamburg.
Anke Kronemeyer, Rheinische
Post, 31. Dezember 2002
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Da
sitzt ein Wrack im Büro: Anfang 40, Arthritis, ein mannshoher Stapel unsortierter
DIN-A4-Seiten neben dem Schreibtisch. Josef Maria Stachelmann heißt die gebeutelte
Kreatur. Vor Jahren als hoffnungsvoller, dazu noch promovierter Historiker
an die Uni Hamburg berufen. Heute ein von Selbstzweifeln beherrschter Frustler.
Erst ein alter Kumpel aus der Studentenzeit, heute Beamter bei der Mordkommission,
weckt bei Stachelmann den alten Recherche-Instinkt.
Autor Christian von Ditfurth (50), selbst gestandener
Historiker, führt den Leser in seinem packenden Thriller in die nationalsozialistische
Vergangenheit Deutschlands zurück. Seinem Alter Ego Stachelmann gelingt es,
die Verstrickungen deutscher Beamter und hochangesehener Bürger bei der Zwangsenteignung
jüdischer Familien offen zulegen. Und so eine dubiose Mordserie im Hamburg
von heute aufzuklären.
Endlich: nach allerlei Pfarrern, Bullern und
Sekretärinnen mimt jetzt ein Historiker den Hilfs-Kommissar. Loser Stachelmann
- superschlau, doch total verkorkst - macht das schusselig gekonnt. Dieser
Typ allein macht das Buch lesenswert. Uni-Anekdoten, Geschichts-Nachhilfe
und genreübliche Verwirrspiele liefern nettes Beiwerk.
Stachelmann darf wiederkommen. Zur Not auch irgendwann im Fernsehen.
Prisma, Nr.
5/2003
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Prof. Günter
Kaiser wird in seinem Büro beim Geschlechtsverkehr mit einer Studentin von
einem gegenüberliegenden Gebäude aus erschossen. Einer der Hauptverdächtigen
ist der Kollege Prof. Varnholt, Sprachforscher an der Uni Münster wie Prof.
Kaiser. Beide sind in erster Linie mit Orchideenforschung (z. B. Geheimsprachen)
befasst und missgönnen einander alles: Ruf, Geld und Stellen. Zum schlechten
Ton untereinander gehört auch das gegenseitige Verklagen wegen Rufschädigung
und ähnlichen.
Autor Jürgen Kehrer malt ein ziemliches abgedroschenes Bild des Hochschulalltags
und bedient gängige Vorurteile insbesondere gegenüber Geisteswissenschaftlern.
Darunter leidet der ansonsten durchaus unterhaltsame Krimi um den Münsteraner
Privatdetektiv Georg Wilsberg, der sich bei seinem 14. Fall ("Wilsberg und
der tote Professor") sogar verlieben darf: ausgerechnet in die Witwe von Kaiser,
die selbstverständlich ebenfalls unter Mordverdacht steht; genau wie die beiden
Assistent/innen von Kaiser, der Ehemann der Assistentin sowie Kaisers Sohn.
Etwas realistischer schildert Christian von Ditfurth das Leben an einer Universität.
Kein Wunder, arbeitet der Historiker doch selbst an der Uni Hamburg. Hier
lässt Ditfurth zum Teil auch seinen Krimi "Mann ohne Makel" spielen. Die Hauptfigur,
Dr. Josef Maria "Jossi" Stachelmann, arbeitet am Historischen Seminar. Stachelmann,
nach einer herausragenden Dissertation zum Dritten Reich mit großen Erwartungen
bedacht, schiebt seit einigen Jahren seine Habilitationsschrift zum KZ Buchenwald
vor sich her. Er schlägt sich stattdessen mit wenig motivierten Studierenden
herum; allein zwei Studentinnen blitzen aus der grauen Masse hervor, beide
allerdings sind vor allem an Stachelmann selbst interessiert. Eine von ihnen
unternimmt gar einen Selbstmordversuch, um Stachelmanns Aufmerksamkeit zu
erregen. Dieser lässt sich jedoch lieber von einer Doktorandin umgarnen.
Doch Proseminare und Rendezvous bilden nur die Nebenschauplätze in diesem
überraschend guten und abwechslungsreichen Krimi. Vor allem wird Stachelmann
vom ehemaligen Studienkollegen Ossi (mittlerweile Kriminalkommissar) in die
Aufklärung einer Mordserie einbezogen. Offenbar will jemand die gesamte Familie
des hoch angesehenen Maklers Holler ausrotten. Die Ehefrau ist bereits erschlagen,
zwei Kinder mit Zyankali vergiftet - es bleiben nur noch ein Sohn und Maximilian
Holler selbst. Die Zeit drängt also, zumal ebenfalls eine Polizistin getötet
wurde, und eine zunächst nur laue Spur führt direkt in die Vergangenheit:
Bei der getöteten Polizistin wird ein Spiegelartikel über die SS-Totenkopfverbände
entdeckt. Den möglichen Zusammenhang zur Mordserie soll der Historiker Stachelmann
erforschen.
Rubens
- Zeitschrift der Ruhr-Universität Bochum, Nr. 77/2003 (1. Februar 2003)
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Späte
Rache
Ein
strahlender Antiheld
Wenn
ein Verlag die Hauptfigur eines neuen Buches auf dem Klappentext als Romanhelden
preist, "der in der Kriminalliteratur einzigartig dasteht'', ist das
mit Vorsicht zu genießen. In diesem Fall aber ist das "Eigenlob"
durchaus angebracht: Christian von Ditfurth, Historiker mit Wohnsitz nahe
Lübeck, bereichert die Gattung mit seiner Figur Josef Maria Stachelmann, Historiker
mit Wohnsitz nahe Lübeck und Amateurdetektiv wider Willen, in der Tat um eine
höchst eigenwillige Schöpfung. Die Geschichte ist im Grunde genommen nicht
neu, aber äußerst spannend verpackt.
Vordergründig geht es um eine Mordserie an der Familie eines höchst angesehen
Hamburger Immobilienmaklers, hintergründig spürt Ditfurth den Nachwirkungen
des Nationalsozialismus nach: Der "Mann ohne Makel" aus dem Titel
hat zwar selbst Dreck am Stecken, doch er ist in dieser verzwickten Geschichte
auch Opfer, weil andere zu Tätern wurden.
Natürlich ist die Handlung des Romans reizvoll, doch das Buch lebt vor allem
von seiner Hauptfigur. Stachelmann, eine leicht verkrachte Existenz, leidet
unter Arthritis und kann sich mitunter vor Schmerzen kaum rühren. Die Tatsache,
dass er offenbar alles andere als ein Adonis ist, hindert eine seiner Studentinnen
nicht, sich hysterisch und bis zum Suizidversuch in ihn zu verlieben. Außerdem
hockt der Dozent regelmäßig in stiller Verzweiflung vor seinem "Berg
der Schande", einer Unmenge an Material, das schon seit geraumer Zeit
der Verarbeitung zur Habilitation harrt. Zusätzlichen Reiz erhält die Geschichte
durch eine scheue Romanze zwischen dem Eigenbrötler und einer hübschen Kollegin,
die wie er eher unfreiwillig in den Fall hineingezogen wird: Ein früherer
Freund Stachelmanns ist heute bei der Mordkommission und zieht den Historiker
zu Rate, als sich die Hinweise mehren, dass die Lösung der Mordfälle in der
Vergangenheit zu suchen ist. Virtuos verwebt Ditfurth die Handlungsstränge
zu einem immer interessanten, äußerst kurzweiligen Roman, der zudem mit einer
überraschenden Lösung endet.
Tilmann
P. Gangloff, Südkurier, 11. Februar 2003
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Eine schwache Spur weist auf die lange zurückliegenden Hintergründe für eine Mordserie hin.
Eine rätselhafte Mordserie beschäftigt
die Polizei: Wer hat Frau und 2 Kinder eines angesehenen Hamburger Maklers
umgebracht? Der Historiker Stachelmann wird von seinem früheren Kommilitonen,
Kommissar Winter um Hilfe gebeten. Bei den Recherchen über die in die Zeit
des Nationalsozialismus reichenden Spuren, gerät Stachelmann in gefährliche
Situationen. Spannend gemacht, aus unterschiedlichen Erzählperspektiven, auch
der des Mörders, entwickelt sich ein Panorama, das auch jüngere Leser betroffen
macht und auf die heute noch nachwirkenden Verbrechen des "Dritten Reichs"
hinweist. Jüdische Bürger wurden gezwungen, ihre Unternehmen unter Wert zu
verkaufen. Der auf gehobenem Niveau erzählte, herausragende Roman greift ein
schwieriges Thema auf und lässt die Leser bis zum Schluss gespannt die Aufklärung
des undurchsichtigen Verbrechens erwarten. Für alle Büchereien.
Michael
Müller, Buchprofile für die katholische Büchereiarbeit, Nr. 1/2003
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Der Historiker Josef
Maria Stachelmann arbeitet an der Universität Hamburg. Seine Vorlesungen werden
gut besucht, doch türmt sich auf seinem Schreibtisch ein "Berg der Schande":
Akten für seine Habilitationsschrift, mit der er nicht vorankommt. Dazu leidet
er noch an Arthritisschüben. Überraschend meldet sich ein alter Studienkollege
bei ihm, der trinkfreudige Kriminalbeamte Oskar Winter. Seit drei Jahren versucht
die Hamburger Polizei erfolglos, eine rätselhafte Mordserie aufzuklären, bei
der der Immobilienmakler Holler zuerst seine Frau und dann zwei seiner drei
Kinder verlor. Holler verkehrt in den besten Kreisen, ist allseits beliebt,
eben der Mann ohne Makel.
Die einzige schwache, Spur weist in die Vergangenheit zu den SS-Totenkopfverbänden.
Als sich eine Kollegin Oskar Winters dieser Spur widmet, wird sie ermordet.
Ein Mann taucht auf, den man als Kind nach England verschickte. Seine Familie
war enteignet worden, bevor man sie vergaste. Stachelmann beginnt zu recherchieren
und entgeht auch nur knapp einem Mordanschlag.
Auf spannende Weise wird hier ein wenig beleuchtetes Kapitel der deutschen
Geschichte behandelt: die Arisierung jüdischen Vermögens. Der Autor und Historiker
Christian von Ditfurth bekennt, dass er bis heute Schwierigkeiten habe, den
Nationalsozialismus zu verstehen: Seine politische Überzeugung: "Dass man
Demokrat sein muss - ohne Wenn und Aber". Mit dem Schwenk vom Sachbuch zum
Krimi hat der Autor aus der Not eine Tugend gemacht: "Politische Bücher verkaufen
sich immer schlechter."
Wenn dabei so etwas wie "Stachelmanns erster Fall" heraus kommt, ist das einmal
zu begrüßen. Es gibt überraschend viele positive Rezensionen über das neueste
Buch des Historikers. Vielfach wird es in eine Reihe mit den Kriminalromanen
Henning Mankells gestellt. Eine Rezensentin des Westdeutschen Rundfunks, Christine
Westermann, hält Ditfurths Roman sogar für besser. Sie habe sich noch stets
darüber geärgert, wie Mankell die Aufklärung eines Falles über viel zu viele
Seiten in die Länge ziehe. "Das ist beim Mann ohne Makel ganz anders und damit,
meine ich, viel besser gelöst.
Ich persönlich sehe übrigens nicht, warum man so unterschiedliche Bücher miteinander
vergleichen soll, es sei denn, man wünscht den Fällen Stachelmanns einen ähnlichen
Erfolg.
Der Historiker Christian von Ditfurth (Sohn von Hoimar und Bruder von Jutta
Ditfurth) ist 1953 geboren. Er lebt als freier Autor und Lektor im Kreis Segeberg.
Jens Uwe Ries, Sylter Spiegel, 12. Februar 2003
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Christian von Ditfurth, seines Zeichens Historiker und Roman-Debütant,
führt mit seinem „Mann ohne Makel" die Leser in Untiefen der Nazi-Vergangenheit
seiner Figuren zurück. Zum Inhalt: Der Mann ohne Makel ist der Hamburger
Immobilienmakler Maximilian Holler. Irgend jemand bringt systematisch seine
Familie um. Bei der Suche nach dem Täter tappt die Polizei im Dunkeln. Da
muss dann Josef Maria Stachelmann ran, ein promovierter Historiker und Mann
mit so manchem Makel ... Wertung: Mehr als eine Pflichtlektüre für angehende
Geschichtslehrer
Unicum, Nr. 3/2003
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Der von Arthritis
und seiner unvollendeten Habilitation geplagte Josef Maria Stachelmann, Historiker
mit Zeitvertrag an der Hamburger Universität, wird von seinem ehemals besten
Freund aus Studententagen, Kriminalkommissar Winter, um Hilfe gebeten. Vergeblich
müht sich Winter, eine Mordserie aufzuklären. Alle Opfer gehören zur Familie
des wohlhabenden Hamburger Immobilienmaklers Maximilian Holler, spendabler
Gönner karitativer Einrichtungen, ein ehrenwerter Bürger, hoch angesehen bei
Freunden und Geschäftspartnern, ein "Mann ohne Makel". Ein Jahr nach
dem Mord an seiner Frau tötet man seinen zehnjährigen Sohn, wiederum ein Jahr
später stirbt seine sechsjährige Tochter an vergifteten Süßigkeiten. Vage
Spuren führen in die Vergangenheit, zu Hollers Eltern und zugleich in Stachelmanns
Spezialgebiet: die Nazizeit. Genretypische Antihelden in einer klug konstruierten
Krimi-Story. Empfehlenswert.
Johann Ebend, Der Evangelische Buchberater, Nr. 2/2003
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Stachelmann
stürzt auf die Gleise, der Zug rast heran. Ein Schrei, woher? ... Ende.
Christian von Ditfurth klappt das Buch zu und verspricht Offenheit gegenüber
allen Anmerkungen, Fragen und Beleidigungen seines Publikums, abgesehen
von der Frage, ob Stachelmann überlebt.
Die wird auch gar nicht gestellt von den Besuchern, die am Sonntagabend
ins Gutshaus Groß Luckow gekommen sind, um den Sohn der Hausherrin Heilwig
von Ditfurth als diskussionsfreudigen Literaten kennen zu lernen. Womöglich
hat sich längst herumgesprochen, dass es im nächsten Jahr einen neuen
Roman geben wird um den Historiker mit dem sprechenden Namen Stachelmann,
der nach "Mann ohne Makel" erneut unversehens in einen Kriminalfall
stolpert. Er hoffe im November mit dem Manuskript fertig zu sein, damit
das Buch im Frühjahr erscheinen könne, bestätigt der Autor, der auch für
ein drittes schon die Idee im Kopf hat.
"Die Geschichte passt zu mir: Sie lässt so viele Fragen offen, dass
sich eine Fortsetzung geradezu anbietet", stellt der 50-Jährige fest.
Dass ein Historiker als (unfreiwilliger) Ermittler in der Kriminalliteratur
bisher einzigartig ist, ging ihm erst nachträglich auf. Dabei liege es
so nahe, müsse doch jeder Kriminalist den Ursprung eines Verbrechens in
der Vergangenheit ausfindig machen.
Den vollzogenen Genre-Wechsel empfindet der Sachbuchautor und Romancier
als "erfreuliches Phänomen": Kritiker-Boshaftigkeiten, ob er
denn "nun auch noch Krimis" schreiben müsse", blieben ihm
erspart. Grinsen kann der bekennende Krimi-Leser (zu seinen Favoriten
zählen derzeit Henning Mankell und Liza Marklund) indes über Miss-Interpreta-tionen
früherer Bücher: "Der 21. Juli" und "Die Mauer steht am
Rhein" - satirische Utopien über die Möglichkeit, das Hitler-Attentat
am 20. Juli 1944 wäre nicht fehlgeschlagen oder die BRD wäre 1990 der
DDR beigetreten - hatten ihm Einladungen von Science-Fiction-Fans eingebracht.
In seinem Krimi-Debüt "Mann ohne Makel" legt Ditfurth die Spur
dreier Morde in die nationalsozialistische Vergangenheit Hamburgs, in
die Zeit der "Arisierung" der Wirtschaft, als Juden ihre ganze
Habe zu inventarisieren hatten. "Wer überlebte, durfte nach 1945
seinen Besitz zurückverlangen - beim selben Gerichtsvollzieher, der einst
für die Enteignung verantwortlich gewesen war", merkt von Ditfurth
sarkastisch an. Seinen kantigen Anti-Helden konfrontieren die Mord-Ermittlungen
auch mit der Vergangenheit der eigenen Familie und der Frage, wie er selbst
sich verhalten hätte.
Der Groß Luckower Abend lässt denn auch die literarischen Belange schnell
beiseite zugunsten einer lebendigen Diskussion mit dem streitbaren Schriftsteller
und Historiker: Keiner solle behaupten, man dürfe in Deutschland "bestimmte
Dinge nicht sagen", fordert Christian von Ditfurth: "Man darf
alles aussprechen, man muss nur erwachsen genug sein, die Reaktionen zu
ertragen."
Susanne Schulz, Pasewalker
Zeitung/Nordkurier, 5. August 2003
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Als „Mann ohne
Makel“ tritt Immobilienmakler (hübsches Wortspiel mit dem Titel) Maximilian
Holler im Hamburger Geschäftsleben auf. Man sieht in ihm einen ehrenwerten
Geschäftsmann. Als Mitglied vieler Wohltätigkeitsvereine ist er bemüht, seine
menschenfreundlichen Aktivitäten nicht zu sehr publik werden zu lassen. Bescheidenheit,
Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit sind seine persönlichen Markenzeichen. Zu seinen
Bekannten zählen der Bürgermeister, der Innensenator, der Chef der Industrie-
und Handelskammer, der DGB-Boss. "Er ist fast eine Art Jesus von der
Elbchaussee", sagt Kriminalkommissar Ossi Winter von der Mordkommission.
Doch Hollers Reputation ist nur Fassade. Winter ist mit dem rätselhaften Fall
Holler befasst. Die Ehefrau Hollers wurde erschlagen, zwei seiner Kinder mit
Zyankali vergiftet, ein drittes entkommt nur knapp dem Tode. Ein Serientäter?
Wo liegt das Motiv? Winter vermutet es in der Vergangenheit Hollers. Und hier
kommt Josef Maria Stachelmann ins Spiel. Stachelmann ist ein von Arthritis
geplagter Geschichtsdozent an der Hamburger Universität. Winter kennt ihn
aus gemeinsamen Studientagen in Heidelberg und bittet ihn um Hilfe. In einer
Mischung aus Neugier und Freundschaftsdienst befasst sich Stachelmann mit
dem Fall und befindet sich schnell auf einer überraschenden Spur, die zurück
in die Nazizeit führt. Weitere Morde geschehen, Stachelmann selbst entgeht
nur knapp dem Tod.
Wie Stachelmann ist auch Autor Christian von Ditfurth Historiker. Ditfurth
ist Angehöriger einer prominenten Familie: Vater Hoimar von Ditfurth war wissenschaftlicher
Bestsellerautor und TV-Moderator, Schwester Jutta Galionsfigur der Grünen.
Aber mit dem gemeinsamen Beruf des Autors und seines Helden hört auch schon
die Ähnlichkeit zwischen beiden auf.
"Die Geschichten, die Herr Stachelmann da erlebt, habe ich glücklicherweise
nicht mitmachen müssen. Nur bei seiner Arthritis bestehen Ähnlichkeiten -
da habe ich aus eigenen Erfahrungen gesprochen“, sagt von Ditfurth. Auf das
Thema ist er rein zufällig gestoßen. „Es gibt da so Themen, wir kennen das
in anderem Zusammenhang, die verfolgen einen immer wieder. Nicht in diesem
psychopathologischen Sinn einer Verfolgung, sondern aus latentem Interesse.
Mich interessiert zum Beispiel die Gemeinheit der Menschen. Das ist ein ausgesprochen
interessantes Thema.“ Die hier angesprochene „Gemeinheit“ bezieht von Ditfurth
auf die in der Nazizeit grassierenden "Arisierungen" jüdischen Eigentums,
ob es sich um Immobilien, monetäre Werte oder ganz einfach um Hausrat handelte.
„Das ist so ein Thema, das mich aufgeregt hat.“ Und ein schlechter Treppenwitz
der Geschichte sei es, „dass nach dem Krieg Überlebende, es waren wenig genug,
mit Rückforderungen zum selben Gerichtsvollzieher gehen mussten, der sie vorher
gezwungen hatte, ihr Eigentum abzugeben. Das ist die Perfidie."
Von Ditfurth
will nicht zu den Autoren gerechnet werden, die eine Botschaft verkünden.
„Ich habe einfach eine Geschichte erzählt. Wenn ein Apotheker einen Krimi
schreiben würde, kämen wahrscheinlich Gifte vor, und ich als Historiker habe
mir als Hauptfigur einen Historiker ausgedacht." Die zwei Gleise der
Handlung, einmal die Morde in der Holler-Familie, andererseits der kriminelle
historische Hintergrund der Hollers, münden zum Schluss in einen Strang. Stachelmann
stellt den Verantwortlichen, das Finale wird zu einer aufregenden Angelegenheit.
Das Personal des Romans ist teils erfunden, teils sind es reale Figuren aus
der Nazizeit. Von Ditfurth hat eine jederzeit spannende Kriminalgeschichte
geschrieben, verwoben in verbürgte historische Begebenheiten, akribisch im
Detail. Die Figuren sind „echte“ Menschen mit all ihren Macken, Unwägbarkeiten,
Vorzügen und Nachteilen. Nie erhebt der Autor den berüchtigten moralischen
Zeigefinger, der Leser kann selbst seine Schlüsse aus dem Geschilderten ziehen.
Eine packende Geschichte!
Dieter Aulerich, Hamburger Abendblatt, 3. Januar 2004
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Als Stachelmann
im verregneten Sommer 2001 auf dem S-Bahnhof Friedrichstraße in Berlin von
einem braungebrannten weißhaarigen Herrn auf die Gleise gestoßen wird, steckt
er bereits mittendrin. Er - ein Lübecker Historiker - beschäftigt an der Hamburger
Uni, behaftetet mit Arthritis und wirksamen Selbstzweifeln. Verwickelt in
die Rache eines jüdischen Greises und den Querelen einer immer noch virilen
Hamburger SS-Mafia.
Leopold Kohn ist ein alter, weißhaariger Mann, Jude. Der einzige Überlebende
seiner Familie, einer der wenigen Hamburger überlebenden Juden. Nach dem Krieg
kehrt er aus England nach Hamburg zurück. In dem Haus, das seiner Familie
gehörte, wohnt jetzt der steinreiche Immobilienmakler Maximilian Holler. Ein
Mäzen, Wohltäter, Liebling des öffentlichen Lebens. Einst hatte der alte Holler
- Mitglied der "Hamburger SS-Mafia" - gemeinsam mit anderen Kameraden und
Beziehungen zum Finanzamt jüdisches Vermögen am Fiskus vorbei in eigenen Besitz
gebracht. Nach dem Zusammenbruch der Diktatur bleibt die Besetzung im Finanzamt
dieselbe. Unterlagen verschwinden. Anträge jüdischer Rückkehrer werden abschlägig
beschieden. - Die Hamburger Maklerwelt besteht aus Kriegsgewinnlern der ehemaligen
Waffen-SS.
Kohn weiß, er hat nicht mehr lange zu leben. Diagnose: Krebs. Im Keller seines
Freundes Goldblum lagern Sprengstoff und Zyankali. Das Ruhekissen seines Lebens
lautet: "wenn ich will, dann jage ich eins von diesen Schweinen einfach in
die Luft." Goldblum reicht die potenzielle Macht. Kohn aber spürt jenen brennenden
Hass, der sich jetzt, da er nichts mehr zu verlieren hat, in die Tat ummünzen
will.
Hamburg im verregneten Jahr 2001. Der Historiker Stachelmann (41) pendelt
zwischen seinem Wohnsitz Lübeck und der Hamburger Uni, an der er als Dozent
arbeitet. Stachelmann leidet unter einem umfänglichen Komplex am Selbstbewusstsein.
Seine Habilitationsschrift zur "Geschichte des Konzentrationslagers Buchenwald"
liegt auf Eis, seine Arthritis macht ihm zu schaffen und eine Weiterentwicklung
aus dem Stande des Singlelebens scheint nicht in Sicht.
Da trifft Stachelmann seinen alten Freund Oskar Winter, "Ossi", wieder. Jetzt
Kriminalkommissar bei der Hamburger Kripo. Gerade erschüttert die Hamburger
Öffentlichkeit die scheinbar planhaft inszenierten Morde an der Familie Holler.
Der Familie des prominenten Immobilienkönigs. Bei einem Bier unterhalten sich
die beiden Ex-Kommilitonen über den Fall, den "Ossi" bearbeitet. Bald wird
es auch Stachelmanns Fall sein. So sehr, dass es auch um sein Leib und Leben
geht.
Stachelmann mutiert zum "investigativen Historiker", der den Fall schließlich
allein lösen muss. Die schöne Anne Derling, "Sonne des Instituts" und Assistentin
des Chefs, steht ihm zur Seite. Ist sie in ihn verliebt, will sie - subtil
- seine wissenschaftlichen Unterlagen plündern oder gehört gar sie zum Syndikat?
"Mann ohne Makel" erschien das erste Mal im August 2002. Jetzt ist das Buch
bereits in der vierten Auflage, nun broschiert. Kein Wunder. Christian v.
Ditfurth versteht es, seine historischen Erkenntnisse populär ins Genre Roman
einfließen zu lassen. Schon "Die Mauer steht am Rhein. Deutschland nach dem
Sieg des Sozialismus" (1999) und "Der 21. Juli" (2000) sorgten für Trubel
in den Medien und Umsatz in den Buchläden.
Während die "Mauer steht am Rhein" das "Was-Wäre-Wenn" durchspekuliert, hätte
der Sozialismus den Kapitalismus überdauert - beschäftigt sich "Der 21. Juli"
mit dem Fall, das Hitlerattentat wäre gelungen und Deutschland die europäische
Supermacht.
In seinem letzten Roman, "Der Consul" (2003), spielt von Ditfurth die Variante
durch, der "Führer" in spe - Adolf Hitler - wäre im November 1932 einem Mord
zum Opfer gefallen. Wie hätte der Verlauf der Geschichte dann ausgesehen?
Hätte es ein "Drittes Reich" ohne Alois Schicklgruber gegeben?
Christian von Ditfurth (*1953, Historiker, Verlagslektor, Journalist) erlaubt
sich in seinen frechen Romanen das, was einem strengen Historiker am Fach
gewöhnlich nicht zukommt: der Fantasie die Zügel zu geben, zu spekulieren.
Und: er leistet sich einen investigativen Historiker.
Barbara Keller, berlinkriminell.de,
März 2004
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In seinem Büro
gibt es eine Ecke, da stapeln sich Akten, Bücher und Fotokopien seit Jahren
zu einem riesigen Haufen. Das ist sein privater "Berg der Schande".
Dieser unbezwingbare und unnahbare Haufen Papier erinnert Josef Maria Stachelmann
jeden Tag aufs neue daran, dass er seine Habilitation schreiben muss, wenn
er endlich Professor der Geschichte werden will. Im Lehrstuhl schauen ihn
alle schon neugierig an, und auch sein Vorgesetzter versucht immer wieder
herauszufinden, wann denn nun mit der Abgabe der Arbeit seines talentiertesten
Mitarbeiters zu rechnen ist. Was niemand weiß: Stachelmann hat in all den
Jahren noch nicht einmal mit dem ersten Kapitel begonnen. Er ist müde, antriebsarm,
hat keine Lust mehr auf den eitlen Hochschulbetrieb und auf die faulen Studierenden.
Und jetzt soll er auch noch einer Studentin bei ihrer Doktorarbeit helfen
- wahrscheinlich nur, damit sie danach seinen Job bekommt. Dabei würde er
der attraktiven Kollegin viel lieber privat in so mancher Hinsicht weiterhelfen
... Ach, Stachelmann hat einfach die Schnauze gestrichen voll. Ende der Fahnenstange.
Eines Tages
meldet sich überraschend ein alter Bekannter und bringt etwas Abwechslung
in Stachelmanns eintöniges Leben: Sein ehemaliger Studienfreund Ossi ist jetzt
bei der Polizei und hat ebenfalls seine beruflichen Probleme. Innerhalb weniger
Jahre wurden die Frau und die beiden Kinder eines reichen Hamburger Maklers
ermordet. Anscheinend hatte da jemand eine Rechnung mit der Familie offen
- aber warum? Ossi kommt mit seinen Ermittlungen nicht weiter und ist frustriert,
aber er erregt Stachelmanns Interesse. Der Name des Maklers kommt dem Historiker
entfernt bekannt vor. Stachelmann beginnt in der Vergangenheit der Familie
zu recherchieren und stößt auf einige ungeheuerliche, grauenhafte Vorgange
aus der Zeit des Nationalsozialismus. Und als er seinen eigenen Vater dazu
befragen will, merkt er, dass sogar dieser ähnliche Abgründe in seinem Lebenslauf
hat, über die er nicht reden kann oder will. Durch sein hartnäckiges Herumstöbern
und Nachfragen gerät Stachelmann dann plötzlich selbst ins Blickfeld des Mörders
und setzt sich damit tödlichen Gefahren aus. Dennoch: Der Fall lässt ihn nicht
los.
Der Lübecker
Autor Christian von Ditfurth ist - wie sein Held - Historiker und hat schon
einige wirklich gelungene Romane mit geschichtlichem Hintergrund geschrieben.
Mit der Figur des Josef Maria Stachelmann hat er nun eine sympathische, amüsante
und unkonventionelle Ermittlerfigur geschaffen, die dem Roman "Mann ohne
Makel" regelrecht Charme verleiht. Ein höchst intelligenter, spannender
und lesenswerter Krimi über die deutsche Vergangenheit, dessen Fortsetzung
zum Glück schon geplant ist.
Sibylle
Haseke, Taschenbuchtipp für WDR 4, 23. März 2004
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Wer es letztendlich
aber vor allem spannend mag und trotzdem nicht vom akademischen Milieu der
Historiker und dem Stoff der Historie lassen kann, widme sich den beiden Kriminalromanen
von Christian von Ditfurth, einem freischaffenden Schriftsteller und Lektor
aus der Nähe Lübecks, der als studierter Historiker den wissenschaftlichen
Assistenten Dr. Josef Maria Stachelmann erfunden hat. Der Leser erfährt, wie
der am Lehrstuhl von Prof. Hasso Bohming in Hamburg beschäftigte Mitarbeiter
zwar nicht mit seiner Habilitationsschrift voran kommt, dagegen aber zweimal
in Mordfälle verwickelt wird, die dem Leser Spannung und Unterhaltung bereiten.
Nun kann hier nicht der Plot verraten werden, denn den Täter bei einem Kriminalstück
gleich anfangs mitgeteilt zu bekommen, ertragen nur eingefleischte Columbo-Fans.
Dass es sich jeweils nicht um eine belanglose 'Story' handelt, mag der Hinweis
auf "Stachelmanns ersten Fall" verdeutlichen: Hier ringen - und das ist ein
Stück heikler deutscher Nachkriegsgeschichte überhaupt - gehobene Hamburger
Bürger erheblich damit, ihren profitablen Opportunismus und ihre Kollaboration
während der NS-Zeit zu verdrängen. Der Plot ähnelt in der Anlage Jurek Beckers
Roman "Bronsteins Kinder". In Stachelmanns zweitem Fall leben DDR und Stasi
in verhängnisvollen bundesrepublikanischen Unterströmungen der Nach-Wende-Zeit
munter fort. Ob Historiker die besten Berufsperspektiven als Kriminalisten
haben, muss man nach der Lektüre beider Bücher deshalb nicht glauben. Es befriedigt
allerdings den historisch versierten Leser: In seiner Branche scheint ein
kriminalistisch durchdringender Spürsinn heimisch zu sein, der - wenn es denn
einmal bei Geschichtsforschenden besonders fiktional zugeht - verhindert,
dass so unsägliche Erzeugnisse wie die historischen Romane von Tanja Kinkel
allein den Markt beherrschen.
Wolfram Siemann, sehepunkte,
Nr. 4/2004
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Die Frau und zwei Kinder des bekannten und geachteten Hamburger Immobilienmaklers Maximilian Holler werden ermordet. Die Polizei tappt völlig im Dunkeln. Spuren weisen in die Vergangenheit des Maklers, woraufhin Josef Maria Stachelmann - Historiker mit Ungewisser Zukunft und gelegentlich von Bechterew-Schmerzen geplagt - in die Ermittlungen einbezogen wird. Doch bald zieht Stachelmann auf eigene Faust los... Christian v. Ditfurth ist ein bis zur letzten Seite äußerst spannender Krimi gelungen mit einer Hauptfigur, die gerade wegen ihrer ständigen Selbstzweifel sehr sympathisch daherkommt. Und ganz nebenbei erfährt man noch einiges über deutsche Geschichte ...
Astrid Küntzel, mobil, Juli 2005
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Stachelmanns täglicher Heimweg führt ihn vom Bahnhof kommend vorbei am Salon Figaro und der Apotheke am Lindenplatz zur Puppenbrücke. Dort könnte er zum Beispiel den Ruderern beim Training auf der Trave zusehen und das üppige Grün am Ufer genießen. Doch derartige Gemütsanwandlungen sind Stachelmann fremd. Er geht weiter zum Holstentor, lässt das Wahrzeichen der Stadt Lübeck aber in jeder Hinsicht links liegen. Am Ende der Holstenbrücke muss er sich entscheiden: geht er nach Hause, wendet er sich nach rechts, an der Obertrave entlang, einer Postkartenstraße mit Giebelhäusern und den historischen Salzspeichern jenseits des Flusses, der Weg führt vorbei an der Altstadt-Apotheke und der Musikhochschule, in die Dankwartsgrube und die Lichte Querstraße. Wenn er nicht direkt nach Hause geht, biegt Stachelmann an der Holstenbrücke nach links ab, an die Untertrave. Dann geht er in sein Stammlokal, das Ali Baba. Dahin zieht es ihn, wenn er nicht gut drauf ist. Und Josef Maria Stachelmann ist oft nicht gut drauf. Man könnte sagen, er ist ein übellauniger Miesepeter.
An diesem Abend hat das Ali Baba geschlossen. "So ein Scheiß!" , entfährt es Christian von Ditfurth. Er hat vor dem Lokal gewartet, nicht ahnend, dass der türkische Wirt sein Gasthaus mitten im Touristensommer umbaut. Dabei hat Ditfurth das Lokal bekannt gemacht, seitdem er Josef Maria Stachelmann immer wieder hier einkehren, gut essen und seinen Frust ertränken lässt. Ditfurth ist der geistige Vater von Stachelmann. Der Wirt empfiehlt per Aushang als Ausweichlokal das Merhaba zwei Straßen weiter. "Um etwas mehr Lokalkolorit zu spüren, müssten wir in die Schiffergesellschaft" , sagt Ditfurth. Das holen wir später nach.
Mit Josef Maria Stachelmann hat Christian von Ditfurth einen ziemlich eigenwilligen Ermittler in die deutsche Krimilandschaft gepflanzt und zur Blüte gebracht. Durch Zufall wird der Historiker Stachelmann, Assistent an der Universität Hamburg, in eine Mordserie hineingezogen. Sein alter Studienfreund Ossi, inzwischen Kommissar in Hamburg, braucht fachlichen Rat. Aus dem Berater wird ein eigensinniger Ermittler, am Ende übernimmt der einsame Wolf Stachelmann faktisch den Fall — und klärt ihn auf.
Durch einen ähnlichen Zufall kam der Historiker Christian von Ditfurth zum Krimischreiben. "Ich war im Urlaub und habe einen ziemlich schlechten Krimi gelesen. Da dachte ich: Das kannst du auch." Zu jener Zeit beschäftigte er sich gerade mit dem Thema Arisierung jüdischer Vermögen in der Zeit des Nationalsozialismus. Die großen Fälle wie Hertie seien weitgehend aufgearbeitet. Aber es gab ständig Zwangsversteigerungen von beschlagnahmtem jüdischem Vermögen. "Die Herkunft der Sachen war kein Geheimnis, das wurde so angekündigt. Und da haben sich viele beteiligt und bereichert, ganz normale Bürger. Das hat mich interessiert." Wieso nicht das eine, das historische Interesse, mit dem anderen, der guten und spannenden Unterhaltung, verbinden? Es war die Geburtsstunde von Josef Maria Stachelmann. Die Lektorin riet von dem sperrigen Namen ab, Ditfurth bestand darauf. Er kann hartnäckig sein, darin ist ihm Stachelmann nicht unähnlich. Und Ditfurth, Sohn eines bekannten Journalisten und Bruder einer nicht ganz unbekannten Politikerin, ist selbstbewusst genug, nicht zu schnell von einer eigenen Idee abzurücken. Dafür hat ihm die Lektorin geraten: "Wir machen eine Reihe draus."
Ditfurth war einverstanden, auch wenn er nicht genau wusste, was das konkret bedeutet. Denn bis dahin hatte er vor allem historische Sachbücher und Romane zwischen Fiktion und historischer Realität geschrieben. Doch schon bald wurde ihm klar, dass Figuren in Krimireihen eine Entwicklung brauchen, in ihrem Leben muss sich etwas verändern, die Nebenrollen müssen sehr sorgfältig besetzt werden, die Beziehungen der Figuren sind nicht statisch.
Wird Stachelmann im ersten Fall noch als Experte zugezogen, ist er im zweiten Opfer einer Intrige und gerät unter Mordverdacht: In seiner Wohnung in Lübeck geschehen eigenartige Dinge. Ditfurth ist über Stasi-Akten auf das Thema gestoßen. Er las dort, mit welch perfiden Methoden Geheimdienste ihre Gegner psychisch zersetzten, wie sie Menschen und Existenzen vernichten. Im dritten Band spielt die Vergangenheit als Student in Heidelberg in den 70er Jahren eine zentrale Rolle, die politischen Verirrungen einer Generation — es ist der Band mit den meisten autobiografischen Bezügen. Im vierten Band steht die Universitätskarriere seines Doktorvaters und Förderers im Zentrum.
Im ersten Fall überwirft sich Stachelmann mit seinem Vater, wie es so viele aus Ditfurths Generation getan haben. Es kommt zu einem tiefgründigen, weil am Ende sprachlosen Dialog zwischen Vater und Sohn. "Die können sich nicht verständigen, denn sie leben in zwei Welten" , sagt Dittfurth. Ohne es zu sehen. "In der historischen Debatte mit dem Vater ist der Historiker Stachelmann zunächst Sohn" , sagt Ditfurth. Autobiografisch sei dieser Konflikt nicht, dafür aber generationstypisch. Im zweiten tritt eine Frau in sein Leben, sieht er einen Zug aus einer ganz neuen Perspektive. Im dritten Band kommt er zu einem Motorradunfall und stirbt sein alter Freund Ossi, am Ende des vierten verlässt Stachelmann die Universität. "Ich musste ihn von der Uni wegschreiben, das hätte mich auf Dauer zu sehr eingeengt."
Ob Stachelmann dennoch auch im fünften Band wieder täglich mit dem Regionalexpress von seinem Wohnort Lübeck nach Hamburg pendelt? So viel lässt Ditfurth anklingen: Stachelmann wird ein Büro für historische Recherchen eröffnen und einen Mitarbeiter einstellen.
Seit zehn Jahren lebt Ditfurth in der Nähe von Lübeck, das Verhältnis zu der Stadt ist kompliziert. Obwohl allein sein erster Stachelmann-Krimi inzwischen die 100 000-Grenze bei der Auflage erreicht hat und die Bücher in vielen Ländern erschienen sind, hat er hier noch nie gelesen. Eine örtliche Buchhandlung hat ihn lediglich einmal in ihre Filiale in Kiel eingeladen.
Was vielleicht auch daran liegt, dass Ditfurth seinen Stachelmann zwar in der Hansestadt wohnen lässt, dass er hier und da etwas Atmosphäre einstreut, dass er sich aber der Hanse-Mann-Grass-Brandt-Nostalgie verweigert, weil er sie für eine reine Inszenierung einstiger Größe und Bedeutung sowie der berühmten Söhne der Stadt hält.
Ditfurth trinkt sein Glas leer, erhebt sich und führt den Besucher zum besseren Verständnis des Gesagten zum Rathaus. An den historischen Backsteinbau und die Marktarkaden aus dem 15. Jahrhundert ist ein gesichtsloser Verwaltungsbau geklatscht, ein Textilkaufhaus mit allem, was zu einer ordentlichen Bausünde gehört, und eine Ladenzeile aus Blume 2000, Pommes Point, Subway und Phone-House bilden den Rahmen des davor liegenden Platzes. In der Schiffergesellschaft riecht es nach Bratkartoffel und Fisch, alte Tische und Bänke stehen in dem dunklen, holzgetäfelten Raum, Schiffsmodelle hängen von der Decke. "Haben Sie eine Vorstellung, was hiervon wirklich historisch ist?" , fragt Ditfurth. Das könnte die Stimme Stachelmanns sein. Alles Hülle, Nepp, in dieser Beurteilung sind beide aus dem gleichen Holz geschnitzt. Nein, das ist nicht sein Stil, Ditfurth dreht ab, geht weiter in die Mengstraße. Vor dem Buddenbrookhaus steht eine Schulklasse und hört sich geduldig einen vorbereitenden Vortrag an. "Das ist die Kulisse zur Förderung des Tourismus. Berühmte Leute werden für das Stadtmarketing instrumentalisiert. Dass sich jemand in der Stadtverwaltung ernsthaft für Thomas Mann und seine Literatur interessiert, bezweifele ich."
Die Stadt kämpft, denn sie verliert seit 40 Jahren Einwohner, sie ist auf 211 000 geschrumpft, sie hat schlechte Karten im Kampf um Gewerbeansiedlungen, seitdem die Zonenrandförderung weggefallen ist und die kleinen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern großzügig und billig Flächen anbieten können? "Wir werden zunehmend zu einer Schlafstadt für Hamburg." 66 Kilometer sind es. Auf dem Weg zum Bahnhof kann Stachelmann jeden Morgen die Zahl auf dem Schild am Lindenplatz lesen.
Dass er auf dem Weg zum Bahnhof an zwei Apotheken vorbeikommt, ist ein wichtiges Detail. Denn Stachelmann leidet unter einer schweren Arthritis und benötigt permanent Schmerzmittel. An diesem Punkt, sagt Ditfurth, kommen sich der Autor und seine literarische Figur nahe. Ditfurth, 55, die kurzen Haare ergraut, hohe Stirn, markanter Kiefer, lässt vieles offen an seiner Hauptfigur: Alter, Statur, Größe, Haarfarbe. "Da soll der Leser Freiheit haben, sich ein Bild zu schaffen." In seinem Alltag ist Stachelmann zaudernd, konfliktscheu, beziehungsunfähig, verstockt und störrisch. Alles andere als das Alter Ego des Autors ("Meine Freundin würde nicht sagen, dass ich beziehungsunfähig bin" ) und alles andere als ein geborener Sympathieträger. Doch wenn er auf dem Bett liegt, von Schmerzen hingeworfen, dann ist er nicht nur Ditfurth ähnlich, dann regt sich beim Leser auch Mitleid. Ohne seine Krankheit wäre Stachelmann kaum erträglich.
"Ich kann nur über etwas schreiben, bei dem ich mich auskenne. Das ist bei den historischen Themen so, das ist bei dem Handicap so, das ich Stachelmann mitgegeben habe." Ditfurth leidet unter Rheuma und kennt die Zustände anhaltenden Schmerzes nur zu gut. Und darüber hinaus? Ditfurth wehrt ab. "Wenn ich als Selbstständiger so arbeiten würde wie Stachelmann, könnte ich nicht leben." Stachelmann sei eher typisch deutsch: Er lebe in einem privilegierten Status mit großer Freiheit, bester sozialer Absicherung, aber er fühle sich gefangen und jammere — auf sehr hohem Niveau.
Wie lebt es sich in Lübeck? Das Kinoprogramm biete nur Mainstream, die historische Bausubstanz sei nur Fassade, das Theater befinde sich auf künstlerisch bescheidenem Niveau. Die Sätze könnten von Stachelmann stammen. Sie stehen jetzt so im Raum, bleiben unwidersprochen. Der Besucher dagegen freut sich an der Vielfalt der Giebel, den nach außen geöffneten alten Doppelfenstern, dem Backsteinmauerwerk. Ditfurth strebt ins Café Niederegger. Kubikmeterweise Marzipan: als rosa Schweinchen und als braune Kugel, offen und abgepackt, mit Schokoüberzug oder als Rohmasse, in Form einer Scholle, eines Seesterns oder eines Krebses, einer Comicfigur in Blau, einer Banane in Gelb oder einer Erdbeere in Rot. Der Verkaufsraum ist überfüllt, es herrscht eine fast babylonische Sprachenvielfalt. An jedem Klischee, sagt Ditfurth bei anderer Gelegenheit, ist etwas dran. Sonst gäbe es das Klischee nicht.
Erst spät führt der Rundgang in jene Gassen und Innenhöfe, die das besondere Flair der Stadt ausmachen. Wollte er sich die Schätze aufsparen oder verborgen halten? Es geht in Ecken, wo die Bewohner die Vielfalt von Lebensstilen demonstrieren. Wo aus einem offenen Küchenfenster der Duft von einem frischen Espresso dringt und man im Vorbeigehen drinnen auf dem Gasherd das kochende Wasser sprudeln hört. Und die Bewohner freundlich guten Morgen wünschen.
Am Ende dann doch noch eine warme, versöhnliche Empfehlung. Lübecks Altstadt ist vollständig von Wasserstraßen umschlossen. "Wenn Sie das nächste Mal hier sind, machen sie eine Rundfahrt mit dem Boot. Sie bekommen einen ganz neuen Blick drauf." Vielleicht sogar auf einen mürrischen Mann ohne Alter, eine Tasche mit historischen Fachbüchern an der Hand, der gedankenversunken auf dem Weg von der Lichten Querstraße Richtung Bahnhof an der Trave entlangeilt.
Franz Schmider, Badische Zeitung, 31. Juli 2008
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