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 Christian v. Ditfurth
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18. Dezember 2011

Rezensionen

Stauffenberg ohne Mythos
Polit-Thriller. Christian von Ditfurth ändert die Geschichte, um sie neu zu bewerten. So werden in seinem neuen Buch die Folgen eines gelungenen Attentats auf Hitler zur Schreckensvision.

Der 20. Juli 1944: Das Attentat auf Hitler ist gelungen, der Diktator tot. Alles wird gut? Keineswegs. Ein beängstigendes Szenario entwirft Christian von Ditfurth, Sohn des Wissenschaftsjournalisten Hoimar von Ditfurth und Bruder der früheren Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth.
Archivstudien belegen, dass die Männer um Claus Graf Schenk von Stauffenberg weder in der Bevölkerung noch in der Wehrmacht Rückhalt hatten. Dagegen gab es Kontakte zum Reichsführer SS, Heinrich Himmler. Ihn lässt von Ditfurth in seiner Fiktion zum Bündnispartner der Verschwörer und zur grauen Eminenz der deutschen Politik werden.
Der Krieg geht trotz Hitlers Tod weiter, die Deutschen bauen und zünden eine Atombombe. Jetzt kommt der fiktive Held des Romans ins Spiel: Knut Werdin, ein Systemgegner, der sich in die SS eingeschlichen hat. Als er enttarnt ist, gaukelt ihm der Sicherheitsdienst die Existenz weiterer Atomwaffen vor und lässt ihn in die USA entkommen. Seine Aussagen dort veranlassen die Alliierten, sofort einen für Deutschland günstigen Frieden zu schließen.
Keine zehn Jahre später möchte Amerika ein antisowjetisches Bündnis mit Deutschland, aber nicht mit dem Judenmörder Himmler. So wird Werdin in seine Heimat zurückgeschickt, um ihn zu eliminieren.
Ditfurth wollte einen Thriller schreiben, der historisch Interessierten zusätzlich ein reizvolles Denkspiel bietet. Beides ist ihm gelungen.

„Die Legende entzaubern"

Capital: Herr von Ditfurth, Sie schreiben vor allem über Parteien und haben selbst eine Parteivergangenheit ...
Ditfurth: Ich war bis 1983 DKP-Funktionär. Dann bin ich ausgetreten, weil ich den Lügenhaufen im Umgang mit der Friedensbewegung nicht ertragen konnte. Sowjetische Raketen waren mir nicht sympathischer als amerikanische.
Capital: Auch SPD-Mitglied waren sie nur zeitweise ...
Ditfurth: Von Januar 1998 bis April 2000. Für mein Buch über diese Partei wollte ich wissen, wie es intern zugeht.
Capital: Warum sind Sie als Autor auf Fantasien umgestiegen, in denen Sie den Lauf der Geschichte ändern?
Ditfurth: Als ich für mein Buch über die PDS recherchierte, beklagten sich Funktionäre der Vorgängerpartei SED, wie furchtbar die Bundesrepublik mit ihnen umgehe. Ich habe gefragt: „Wenn es anders gekommen wäre - was hättet ihr mit uns gemacht?" Ich habe nie eine Antwort bekommen. Deshalb habe ich sie in „Die Mauer steht am Rhein" selbst gegeben.
Capital: Auch Ihre Fiktionen stützen sich auf Dokumente?
Ditfurth: Ich fordere mir zwar überraschende Ideen ab, aber die Grundlage dafür steckt in den Akten. Bücher zu schreiben ist die einzige Möglichkeit, meine Archivbesuche zu finanzieren.
Capital: Welche Einsichten haben Sie zu Ihrem neuen Thema, dem Hitler-Attentat, inspiriert?
Ditfurth: Ich wollte nach dem Stellenwert des 20. Juli fragen, wollte die Legende demokratischer Verschwörer entzaubern. In Wirklichkeit waren sie konservative Patrioten, die Deutschlands bedingungslose Kapitulation verhindern wollten.

CAPITAL-URTEIL
Informationsgehalt: hoch. Hinter der Fiktion verrät der Autor profundes Faktenwissen.
Lesbarkeit: ausgezeichnet. Ditfurth verpackt seine Thesen in einem spannenden Thriller.
Henning Franke, Capital, Nr. 18/2001, 23. August 2001

Atombombe auf Minsk
Der Historiker Christian von Ditfurth über die Folgen eines gelungenen Attentats auf Hitler

Am 8. Mai 1945 tönt eine Propagandameldung durch den Äther: „Fast am Boden liegend, hat unser Vaterland sich durch eine übermenschliche Leistung aus der tödlichen Umklammerung der Feinde befreit. Der Kampf war nicht umsonst", meldet der Berliner Rundfunk. Eine deutsche Atombombe, gezündet über der sowjetischen Stadt Minsk, schockiert Stalin; der geniale Marschall Erich von Manstein hat den Vormarsch der Roten Armee gestoppt; im Westen fegen neuartige Düsenjäger die alliierten Bombergeschwader vom Himmel. Adolf Hitler kann diesen Triumph nicht mehr genießen, er starb bereits am 20. Juli 1944 beim Attentat in der Wolfsschanze.
Dieses Szenarium hat der schriftstellernde Historiker Christian von Ditfurth, 48, in seinem neuesten Roman „Der 21. Juli" entworfen. Hitlers Nachfolger ist bei ihm Hauptverschwörer Carl Friedrich Goerdeler, der Frieden schließt, KZ und Gestapo abschafft, Ludwig Erhard zum Wirtschaftswunderminister ernennt, einige Sündenböcke wie Goebbels und Streicher einsperren lässt und Hermann Göring als Strohmann im Reichspräsidentenamt duldet. Eigentlicher Herrscher der Supermacht Großdeutschland aber ist Heinrich Himmler, dessen SS den Erfolg des 20. Juli durch demonstratives Nichteinschreiten erst möglich machte.
Buchautor Ditfurth, der sein Publikum schon vor zwei Jahren mit einer fiktiven Machtergreifung Erich Honeckers in der BRD provozierte („Die Mauer steht am Rhein"), rückt mit seinen neuesten Nachkriegsvisionen eine bis heute quälende Frage wieder stärker ins Bewusstsein: Welche Entwicklung hätten Deutschland und damit die Welt genommen, wenn Stauffenberg und seine Helfer erfolgreich gewesen wären? Dabei ist zumindest der Ausgangspunkt seines Romans so utopisch nicht.

Bis heute ungelöst. Es ist ein Problem, das Historiker umtreibt: Sollte jene jahrelang vorbereitete Verschwörung, die im 20. Juli 1944 gipfelte, tatsächlich vom bestens informierten SS-Sicherheitsdienst unbemerkt geblieben sein, obwohl die Akteure um Stauffenberg oft hochgradig unprofessionell agierten? Oder hatten Himmlers Schnüffler doch etwas bemerkt und sich zum Abwarten entschlossen, um sich dann auf die Seite des Gewinners zu schlagen? Dafür spricht die Tatsache, dass sich unter den Verschwörern auch ein hochrangiger SS-Führer befand, Reichskriminaldirektor Arthur Nebe.
Fasziniert von den Alternativen der Geschichte, erschafft Ditfurth im Deutschland des Jahres 1953 die Koalition der „Nationalen Versöhnung", einen autokratischen Ständestaat mit Einparteiensystem und Fachministern. Die Nachbarn richten sich nach den Ambitionen der deutschen Politik, Westpolen und Luxemburg mussten sich eingemeinden lassen, Großbritannien ist weitgehend entmilitarisiert. Technologischen Vorsprung sichert man sich in Berlin durch die „Automatische Rechenmaschine Z5" des Ingenieur-Genies Konrad Zuse.

Unerschöpfliche Fabulierlust. Kaum ist Diktator Stalin 1953 gestorben, bietet sein Nachfolger, Geheimdienstchef Lawrenti Berija, einen verlockenden Pakt an: Sowjets und Großdeutsche sollten den internationalen Einfluss der USA systematisch zurückdrängen, vor allem auf militärischem Gebiet. Auch das besitzt einen historischen Kern: Berija galt als Bewunderer Deutschlands. Eben dies bereitet dem fiktiven US-Präsidenten Joseph McCarthy Albträume, weswegen seine CIA ihre geheimste Waffe einsetzt: den durchtrainierten SS-Standartenführer Knut Werdin. Der Superspion lief 1945 zu den Amis über und soll nun Heinrich Himmler ermorden, um das drohende Bündnis Deutschland-Sowjetunion zu verhindern.
Ditfurth lässt seinen Helden Werdin in ein prosperierendes, selbstbewusstes Nachkriegsdeutschland kommen und bald an seiner Mission verzweifeln - nicht zuletzt, weil Graf Stauffenberg, abgeschoben als Generalstäbler, ihm das Attentat ausredet. Der hat schlicht Angst vor einem drohenden Bürgerkrieg. Überdies muss Werdin sich noch sowjetischer Agenten erwehren, die ihren neuen Freund Himmler um jeden Preis schützen sollen.
Wie in jeder guten Geheimdienst-Story kommt dann doch alles ganz anders, weil Irrwege der Liebe das subtile Spiel durchkreuzen. Alles nur geträumt? Ein deutscher Offizier bringt die ambivalente Beziehung zur Realität auf eine griffige Formel: „Der Suff ist die einzige Existenzform, die mit der Wirklichkeit zu vereinbaren ist."
Jan von Flocken, Focus, Nr. 37/2001, 10. September 2001


DER SIEG
"Ich habe nichts erfunden"
In Christian von Ditfurths Roman "Der 21. Juli" wird Hitler ermordet, Deutschland gewinnt den Weltkrieg.

FACTS: Herr von Ditfurth, in Ihrem neuen Roman ermorden die Widerständler des 20. Juli Hitler, verbünden sich mit SS-Führer Himmler, Deutschland gewinnt mit der Atombombe den Weltkrieg - obendrein ist Ihr Held ein früherer SS-Mann. Haben Sie für den Plot schon Ohrfeigen bekommen
CHRISTIAN VON DITFURTH: Ich hatte furchtbare Dresche erwartet, aber da war bislang nichts; kein Wort. Obwohl in meinem Buch ja eine Zumutung steckt.
FACTS: Nämlich dass die Hitler-Attentäter ihr neues Deutschland gemeinsam mit der SS begründen.
VON DITFURTH: Das ist der heikle Punkt - auf den Widerstand vom 20. Juli haben sich in der Bundesrepublik ja viele berufen. Aber ich habe nichts erfunden. Sondern ich habe nur versucht, alles zu erfüllen, was sich die Verschwörer erträumten. Denen gings darum, den Krieg nicht zu verlieren. Fast bis zum Schluss hofften sie, von Hitlers Kriegsbeute etwas zu behalten, etwa Tschechien. Die Leute des 20. Juli waren Fleisch vom Fleisch des Dritten Reiches.
FACTS: Sie gestehen Deutschland in Ihrem Buch gewisse Selbstreinigungskräfte zu: Das Land kommt auch ohne totale Niederlage wieder halbwegs zur Vernunft.
VON DITFURTH: So gross ist die Selbstreinigungskraft nach dem verblüffenden Sieg auch nicht. Man geht mit dem grossen Schwamm über die gröbsten Missstände, sieht zu, dass man nicht mehr foltert und serienweise mordet. Aber die Täter kommen ungeschoren davon, vor allem die SS.
FACTS: Der ganze antisemitische Wahn ist auch plötzlich unterm Teppich. Sie stellen es damit so dar, als ob der Holocaust mit der Einzelfigur Hitler stand und fiel.
VON DITFURTH: Natürlich waren in Wahrheit grosse Teile der Gesellschaft in den Holocaust verwickelt. In meiner Geschichte gibts nun plötzlich die Situation, dass Hitler weg ist. Und nun sagen alle, die verwickelt waren: Ich habe diese furchtbaren Befehle vom Führer erhalten. Es ist ein uralter Mechanismus, dass man für ein grosses Grauen einen Zuständigen sucht. Genau so ist es ab 1945 ja real passiert. Auch Himmler redete so.
FACTS: Nur ist es fraglich, ob der Antisemitismus ohne die totale Niederlage so rasch in die Löcher verschwunden wäre.
VON DITFURTH: Die totale Niederlage hat dem Antisemitismus einen harten Schlag versetzt, aber das darf man auch nicht überschätzen. Früh kamen in der Bundesrepublik wieder Stimmen auf, die fragten: Warum müssen wir eigentlich dem Staat Israel so viel bezahlen? Das darf man nicht verdrängen. In den Konzepten der Verschwörer vom 20. Juli finden Sie Begriffe wie "Lösung der Judenfrage". Laut meiner Darstellung hält Deutschland nach Hitlers Tod den Antisemitismus einfach unterm Deckel. Man will das Verbrechen nicht eingestehen, und wenn, dann hat es einfach "der Führer" zu verantworten. Juden gibts aber auch nicht mehr.
FACTS: Und Hitler wird ziemlich verdrängt. Hätte sich Deutschland ohne den totalen Zusammenbruch wirklich von ihm abgewandt? Hitler hätte doch als Mitbegründer des Sieges dagestanden.
VON DITFURTH: In meiner Konstruktion klamüsert sich Deutschland irgendwie aus dem Schlamassel. Hitler steht da als einer, der den Krieg angefangen und grosse Siege errungen hat, aber auch das Land in die katastrophale Lage von 1944 brachte. Dass die Sache nicht gut gehen konnte, sah damals jeder, der nicht völlig irr war.

Facts, Nr. 40/2001 (4. Oktober 2001), Interview: Ralph Pöhner


Das Attentat: "Der 21. Juli"
Christian von Ditfurth hat die Geschichte neu geschrieben

„20. Juli 1944, Adolf Hitler ist gefallen. Lähmendes Entsetzen hat jeder Deutsche durchlebt, als ihn die Nachricht vom Heldentod unseres geliebten Führers traf ..."

Was wäre wenn? Es ist der 20. Juli 1944. Das Attentat auf Adolf Hitler verläuft erfolgreich, die Verschwörer um Graf Stauffenberg sprengen den „Führer" in die Luft, Hitler stirbt.
Christian von Ditfurth entwirft in seinem aktuellen Buch „Der 21. Juli" ein Szenario, das sich mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte befasst. Was wäre, wenn das Attentat auf Adolf Hitler geglückt wäre? Die Attentäter werden von einem Teil der Bevölkerung bejubelt, aber die Macht der Nationalsozialisten ist ungebrochen und so müssen die Männer um Graf Stauffenberg einen Pakt mit Heinrich Himmler und der SS eingehen.
Währenddessen befinden sich die deutschen Soldaten an den verschiedenen Fronten auf dem Rückzug. Da setzt Heinrich Himmler seine Geheimwaffe ein: Er befiehlt einen Atomschlag gegen Minsk. Die Weltöffentlichkeit ist geschockt, doch Himmler erreicht sein Ziel.
An den Fronten wird nicht mehr gekämpft, der Status quo vom April 1940 hergestellt, ein wackeliger Frieden mit den Alliierten geschlossen - und Himmler bleibt an der Macht. Deutschland ist neben den USA und der Sowjetunion die dritte Supermacht.
Wenige Jahre später wollen die Alliierten Heinrich Himmler ermorden, denn sie sehen ihre Position in der Welt gefährdet. Sie wenden sich an den ehemaligen SS-Offizier Knut Werdin ...
Dirk Marwede, Aachener Zeitung, 12. Oktober 2001


Atompilz über Minsk
"Der 21. Juli" oder die Folgen eines geglückten Hitler-Attentats

Wir schreiben das Jahr 1944. Der deutsche Kommunist Werdin hat sich im Auftrag der Sowjetunion in die SS eingeschlichen und es bis zum Abteilungsleiter im Sicherheitsdienst gebracht. Im Frühsommer erfährt er von einer Verschwörung: Wehrmachtsoffiziere wollen Hitler töten. Gut für die Sowjetunion, glaubt der Agent und nimmt mit dem Haupt der Verschwörung Kontakt auf. Er überredet Stauffenberg, den Reichsführer SS zu verschonen. Nur mit Himmler als Verbündeten könne der Coup Erfolg haben, argumentiert er. Als Werdins Chef Berija im fernen Moskau davon Wind bekommt, befiehlt dieser, das Attentat zu verhindern: Stalin fürchte ein Kriegsende durch Hitlers Tod, damit werde der Roten Armee der Preis ihres verlustreichen Kampfes aus der Hand geschlagen. Werdin ist entsetzt und unterstützt die Verschwörer weiter. Die sind am 20. Juli 1944 erfolgreich. Der Führer ist tot, eine Regierung der Nationalen Versöhnung mit Himmler als graue Eminenz bildet sich. Ein paar Obernazis werden eingesperrt, der Judenmord und die Massenschlächtereien im Osten bleiben geheim. Die neue Wehrmachtsführung verkürzt die Fronten drastisch und leistet nun erfolgreicher Wiederstand gegen die Russen im Osten und die Engländer sowie Amerikaner im Westen. Am 6. Mai 1945 wirft das Deutsche Reich eine Atombombe über Minsk ab und erzwingt damit einen vorteilhaften Frieden - Deutschland steigt in der Nachkriegszeit zur Supermacht auf.
Geschichte ist auch von Zufällen abhängig, alles hätte ganz anders kommen können, meinte der Autor und Historiker Christian von Ditfurth schon 1999 in seinem Buch "Die Mauer steht am Rhein". In dieser Fiktion veränderte er deutsche Geschichte und ließ die DDR die Bundesrepublik übernehmen. Sein Szenario "Der 21. Juli" ist weit finsterer, er entwirft ein Europa in der Hand Führer-bereinigter Nazis. Ein von Himmlers Gnaden mit Atombomben und Trägerraketen hochgerüstetes Reich, das 1953 einen neuen Pakt mit den Russen anstrebt, um die labile Weltmacht-Balance zu Gunsten Deutschlands zu verändern. Und ein deutsches Volk, das um die Katharsis der Niederlage herum gekommen ist, das die eigene Schuld niemals diskutieren musste: Hitler, Streicher und ein paar andere Extremisten waren eben Schuld an "gewissen Härten" gegenüber den Juden.
Manch Leser mag Ditfurths Phantasien um das nie Eingetretene als sinnlos abtun. Der historisch Interessierte hingegen ahnt, das genau dieses Spiel das Gefühl für Geschichte schärft, uns erst durchdenken lässt, wovon Ereignisketten abhängen, an welchen Stellen Strukturen, an welchen Personen die Welt gestalten. Der Glaubwürdigkeit des Szenarios tut es gut, dass der Autor recht profunde Recherchen eingearbeitet hat, so skizziert er Geheimdienstchef Berija oder den "Reichs-Heini" Himmler auf der Basis zeitgenössischer Berichte. Uterarisch sollte man sicher keine Perlen erwarten, immerhin gelingt Ditfurth eine spannende Erzählung. Auf jeden Fall ist das Buch ein Muss für jeden zeitgeschichtlich interessierten Leser.
Heiko Weckbrodt, Dresdener Neueste Nachrichten, 1. November 2001


Das »Vierte Reich«

Christian von Ditfurth forscht dem 20. Juli nach

Die Frage »Was wäre gewesen wenn...?«ist in den letzten Jahren immer häufiger gestellt worden, von Historikern wie belletristischen Autoren. Sie kann zu einem besseren Verständnis der Geschichte beitragen, kann diese lebendig werden lassen. Ja, sie kann auf überraschende Weise deutlich werden lassen, worum es bei einem Konflikt ging und welche möglichen Folgen er gehabt hätte. Im anglo-amerikanischen Sprachraum haben sich schon viele (auch renommierte) Fachwissenschaftler und Schriftsteller daran versucht, »virtuelle Geschichte« zu schreiben. Hier zu Lande wagten bisher nur wenige, die wirklich heißen Eisen anzufassen.
Das bisher Beste auf diesem Gebiet hat gerade Christian von Ditfurth vorgelegt. Der 1953 geborene Sohn des Wissenschaftsjournalisten Hoimar von Ditfurth ist studierter Historiker. Wie seine Schwester Jutta engagierte er sich politisch links - er war bis 1983 DKP-Funktionär. Von dieser Partei distanzierte er sich, als seine Genossen nicht begreifen wollten, dass ihm sowjetische Raketen nicht sympathischer waren als amerikanische. 1998 bis 2000 war er SPD-Mitglied, um Interna für sein Buch »Eine Partei gibt sich auf« zu sammeln. Inzwischen nimmt er eine kritische Distanz zu allen politischen Richtungen ein, was seine Buchveröffentlichungen belegen (»Blockflöten«, 1991, über die Ost-CDU, »Ostalgie oder linke Alternative«, 1998, über die PDS). Vor zwei Jahren hat der Autor sich schon einmal an »virtueller Geschichte« versucht; sein Buch »Die Mauer steht am Rhein« beschreibt sehr originell ein »Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus«, ist aber erzählerisch noch nicht so geschlossen, um sich wirklich Roman nennen zu dürfen.
Nun also »Der 21. Juli«: Deutschland im Jahr 1944. Der Weltkrieg tobt und wird in Europa an zwei Fronten geführt. Er ist für Deutschland nicht mehr zu gewinnen, davon sind fast alle Entscheidungsträger überzeugt - bis auf Hitler, der vom Endsieg fantasiert und lieber im Stil einer Wagneroper untergehen will, als von seinem Weg abzuweichen. Das haben sowohl nationalkonservative Kreise um den Obersten Graf Stauffenberg als auch harte Nazis wie Heinrich Himmler erkannt. Die Verschwörer um Stauffenberg wollen Hitler durch einen Militärputsch beseitigen; am 20. Juli explodiert die Bombe im Führerhauptquartier. Hitler - hier beginnt die Fiktion - kommt ums Leben, die Operation »Walküre« läuft an. Doch am 21. Juli schätzen die Putschisten realistisch ein, dass die Wehrmacht nicht mitzieht. Der Umsturz kann nur noch gelingen, wenn man sich mit der einzigen Kraft verbündet, die der hitlertreuen Wehrmacht militärisch und organisatorisch etwas entgegenzusetzen hat: mit Himmlers straff geführter SS. Denn die große Mehrheit der Deutschen ist dem Führer willig gefolgt; es gilt, einen Bürgerkrieg zu vermeiden. So entsteht das »Vierte Reich«: Hitlers Ableben wird als »Heldentod« dargestellt; angeblich tötete ihn eine britische Fliegerbombe. Reichspräsident Göring beruft eine »Regierung der Nationalen Versöhnung« ein; neuer Reichskanzler wird Carl Friedrich Goerdeler. Die KZ's werden stillschweigend abgewickelt. Volksverhetzer Goebbels zieht als Gefangener in die Zitadelle Spandau, die Gestapo wird aufgelöst (die Mitarbeiter jedoch vom SD übernommen). Heisenberg ist bereit. Deutschland die Atombombe zu schenken, um der bolschewistischen Gefahr aus dem Osten zu begegnen. Die Bombe fällt auf Minsk, die Stadt wird dem Erdboden gleichgemacht, über 100 000 Tote sind zu beklagen, der Vormarsch der Roten Armee ist erst einmal gestoppt. Dafür kann die Wehrmacht im Westen in die Offensive gehen und das europäische Festland wieder unter Kontrolle bringen - Winston Churchill muss abdanken und geht nach Kanada ins Exil. Ein gewisser Ludwig Ehrhard macht sich um den wirtschaftlichen Wiederaufbau verdient, der in Deutschland schneller voranschreitet als in der Sowjetunion und den anderen kriegsbetroffenen Ländern ...
Das Gewebe aus Fakten und Fiktionen ist so dicht, dass man allein dadurch schon gefesselt ist. Ich habe bei der Lektüre immer wieder versucht, etwas Unlogisches in der Konstruktion oder wenigstens eine Unstimmigkeit im Detail zu entdecken. Ein Kompliment dem Historiker von Ditfurth, es ist mir nicht gelungen! Spannend ist das Buch aber auch, weil es als Roman überzeugend komponiert ist. Denn eigentlich ist das oben Skizzierte nur Rückblende; die Handlung spielt im Jahr 1953. Stalin ist gestorben; Berija herrscht im Kreml. Die Amerikaner fürchten eine Annäherung von Himmler und Berija (der Hitler-Stalin-Pakt ist in unguter Erinnerung). Andererseits würden sie selbst gern - der US-Präsident heißt McCarthy! - einen Bund mit dem Vierten Reich gegen die verhassten Kommunisten eingehen. Der Störfaktor heißt Himmler, denn vergessen ist die Judenverfolgung noch nicht. Himmler muss weg, ein deutscher Überläufer, Knut Werdin, soll ihn beseitigen ...
Neben den historischen Personen benötigt von Ditfurth nur ein knappes Dutzend fiktiver Figuren, um sein Spiel mit der Historie zum psychologisch stimmigen Thriller gelingen zu lassen. Lassen Sie sich überraschen, ob und durch wen Himmler schließlich ausgeschaltet wird. Was, wenn die Geschichte wirklich so gelaufen wäre? In welchem Deutschland, in welcher Welt lebten wir heute?
Tobias Anderson, Neues Deutschland, 24./25. November 2001

 

Christian von Ditfurths spannende Geschichtsfälschung
Wenn das Hitler-Attentat geglückt wäre ...

Ein Gedanke, der alle Deutschen schon einmal bewegt haben dürfte: Was wäre gewesen, wenn Stauffenbergs Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 erfolgreich gewesen wäre. Stimmt es, dass die Wehrmacht an der Ostfront einfach weiter gemacht hätte? Stimmt es, dass sich die SS nicht hätte beirren lassen? Stimmt es, dass die Bevölkerung niemals die "Ermordung" ihres Führers hingenommen hätte?

Literarisches Spiel mit der Geschichte
Christian von Ditfurth verfolgt den Gedanken und beantwortet diese Fragen in seinem neuen Roman "21. Juli". Dabei ensteht ein spannender Thriller, der stets mit unseren Erfahrungen und Kenntnissen der Geschichte spielt, um eine durchaus wahrscheinliche Option zu schildern. Vor allem die politischen Aspekte dieser Option bestechen. Die tragende Geschichte um den SS-Mann Knut Werdin, der eigentlich Kommunist ist, für Moskau spioniert und später in die USA flüchtet, ist nicht ganz so überzeugend. Dennoch ist sie spannend erzählt. Ohne sie wäre das "Was wäre wenn"-Spiel Ditfurths akademisches Geplänkel, mit ihr ist es ein fesselnder Roman.

Das Spiel geht auf
SS-Mann Werdin sitzt bei der Spionage-Abwehr in Berlin. Hier macht er seinen Job und wird von den Kameraden geachtet. Eigentlich verachtet er jedoch die SS und ist deshalb als Spion für Moskau aktiv. Der Maulwurf fühlt sich selbst als Handelnder. Vor allem im Vorfeld des Attentats gegen Hitler. Hier bringt er sein Geheimdienstwissen ein, um den Verschwörern klar zu machen, dass die SS involviert werden müsse. Nur zusammen mit Himmler hätten die Verschwörer eine Chance, das Attentat erfolgreich auszuführen. Über einen Mittelsmann sorgt Werdin für die richtigen Kontakte. Allerdings muss er sich zur gleichen Zeit zurückziehen, weil die SS seiner Agentenzelle auf die Schliche kommt.

Die deutsche Atombombe
Aus Moskau bekommt Werdin den Auftrag, das Hitler-Attentat zu verhindern. Moskau will den Sieg über Deutschland und keinen etwaigen Waffenstillstand mit einem Feind ohne Hitler. Doch Werdin verweigert sich. So wird er nicht nur zum gesuchten Maulwurf der SS-Spionageabwehr, sondern auch zum Freiwild für Moskaus Agenten. Noch immer glaubt Werdin jedoch selbst die Fäden zu ziehen. Auch als er mit seinem Wissen über das Atombombenprojekt flieht, um die USA davor zu warnen, ist er noch überzeugt, mit seinem Tun das Schlimmste verhindern zu können - den Atombombenabwurf auf Minsk.

Der Held wird zum Werkzeug der anderen
Doch Werdin ist in all seinem Handeln fast immer nur die Marionette, die von anderen gesteuert wird. Da ist der Chef der russischen Spionageabwehr, der seine taktischen Spielchen mit ihm treibt. Da ist der Chef der SS-Abwehr, der ihn durchschaut, mit Informationen anfüttert und diese so den USA zukommen lässt. Und da ist der CIA, der Werdin ebenfalls als Figur in einem großen Spiel benötigt und in die vorbestimmte Richtung laufen lässt. Doch dies wird erst im Laufe des Buches sichtbar. Gekonnt verwebt von Ditfurth die Agierenden, lässt sie zu Wort kommen und durch Zeitsprünge Vorhergehendes aufklären. Diese Passagen zählen zu den besten des Thrillers, da in ihnen auch die athmosphärisch dichtesten Bilder einer Zeit entstehen, die so hätte sein können, wenn es den 21. Juli 1944, den Tag nach dem Attentat eben anders gegeben hätte, als wir ihn kennen ...
T-Online - Lifestyle, Dezember 2001

 

Himmlers Bombe
High Noon in Berlin: Ein Krimi von Christian von Ditfurth

Der Führer ist tot. Zerfetzt von einer Bombe, die Oberst Graf Schenk von Stauffenberg in der "Wolfsschanze" unbemerkt deponieren konnte. Keine drei Tage nach dem erfolgreichen Attentat vom 20. Juli 1944 hat das deutsche Reich eine neue Regierung der "Nationalen Versöhnung". Der Reichskanzler heißt Carl Goerdeler und gehört zum Kreis der konvervativen Verschwörer gegen Hitler. Im Hintergrund zieht allerdings Reichsführer SS, Heinrich Himmler, als graue Eminenz die Fäden. Im Osten und im Westen geht der Krieg weiter. Ein knappes Jahr später fliegt ein Luftwaffenoffizier mit einem besonders konstruierten Flugzeug nach Minsk und wirft über der russischen Großstadt eine Atombombe ab. Millionen Menschen sterben. Aus Angst vor weiteren Nuklearangriffen erklären sich die Alliierten bereit, den Krieg zu beenden. Deutschland bleibt die Großmacht in Europa. Bis 1953.
So sieht die Welt in Christian von Ditfurths Kriminalroman "Der 21. Juli" aus. Wer sich dabei an Robert Harris' "Vaterland" erinnert fühlt, liegt genau richtig. Sowohl der deutsche Historiker und Publizist als auch sein britischer Kollege gehen der in Fachkreisen zumeist als unseriös verpönten, aber spannenden Frage "Was wäre gewesen, wenn... " nach. Harris war mit "Vaterland" eine genau recherchierte und fesselnd geschriebene, gleichzeitig aber auch verstörende Beschreibung einer von Nazis dominierten Welt gelungen. Und von Ditfurth gehört zu Harris' besten Schülern. Beide kennen sich sehr gut mit dem Dritten Reich und seinen Protagonisten aus. Beide verstehen es ein paar Hundert Seiten lang, Spannung zu erzeugen. Doch auch, wenn Ditfurth wirklich sehr gut ist, Lehrer Harris ist einen Tick besser. Der Brite schreibt einfach noch packender und ist noch stärker in den Details seiner Schilderungen.
In von Ditfurths Geschichts-Thriller hat die zentrale Figur blaue Augen und blonde Haare, heißt Knut Werdin und arbeitet beim SD. Ein Vorzeige-Nazi, aber nur äußerlich. Mit der braunen Bande hat Werdin nichts am Hut. Er gilt bei seinen Dienstherren zwar als durchaus erfolgreicher Agent in Diensten des Reiches. Doch er ist eben auch ein unbequemer Außenseiter. Und nicht nur das. Der SD-Offizier ist im Herzen ein Kommunist und verrät Geheimnisse nach Moskau. 1945 wird Werdin sogar derjenige sein, der zu den Amerikanern überläuft und Präsident McCarthy, den Kommunistenhasser, über Heinrich Himmlers vermeintliche Atombomben-Pläne informiert. Acht Jahre später kommen die Amis noch einmal auf Knut Werdin zurück. Er soll sich mal so eben unbemerkt nach Berlin durchschlagen und den mächtigen Reichsführer SS töten.
Doch Ditfurth bringt dem Leser nicht nur Knut Werdin und seinen Verrat nahe. Was diese Fiktion so abwechslungsreich und damit angenehm kurzweilig macht, ist die Idee, das Schicksal mehrerer Figuren peu à peu miteinander zu verbinden.
Da gibt es den ebenso cleveren wie brutalen Gestapo-Mann Werner Krause und den russischen Geheimdienst-Aufsteiger Boris Grujewitsch. So unterschiedlich die Typen sind - ihnen allen gemeinsam ist der Wunsch, den Gang der Geschichte zu verändern. 1953 werden sie sich treffen. Dann ist High Noon in Berlin. Und wir sind dabei.
Christian Böhme, Tagesspiegel, 6. Januar 2002


Die deutsche Atombombe
Bericht aus einer Parallelwelt, in der Hitler den Zweiten Weltkrieg gewonnen hat

Was wäre, wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte? Diese Frage Hat schon viele Schriftsteller umgetrieben und zu erstaunlichen Büchern geführt. Zum Beispiel „Vaterland" (englischer Originaltitel!) von Robert Harris, in dem es darum geht, ob das siegreiche Deutschland den Holocaust vertuschen kann. In Philip K. Dicks Roman „Das Orakel vom Berge" („The Man in the High Castle") werden die USA in eine deutsche und eine japanische Besatzungszone aufgeteilt, die unterdrückten Amerikaner kämpfen um ihr kulturelles Überleben, unter anderem mit Kunsthandwerk.
Bücher dieser Art bilden ein eigenes Genre: die Parallelwelten-Science-Fiction. Und dieses Genre kann sich sogar auf eine wissenschaftliche Basis berufen. Um erkenntnistheoretische Fragen der Quantenmechanik zu klären, schufen die Physiker Everett und Wheeler in den sechziger Jahren ihr Modell des Multiversums. Danach gibt es nicht nur ein Universum, sondern unendlich viele nebeneinander. Jedes Universum ist sozusagen eine Fotokopie seiner Nachbarwelt, und je größer der Abstand wird, umso mehr unterscheiden sie sich voneinander.

Große Illusionen

Zur Konstruktion eines Universums, in dem Deutschland als Weltmacht aus dem Krieg hervorgeht, bedarf es freilich mehr als einiger Quantensprünge. Christian von Ditfurth hat sich entsprechend viel Mühe gegeben für seinen Parallelwelten-Roman mit dem leider ausgesprochen faden Titel „Der 21. Juli". Andererseits ist der Titel Programm, denn von Ditfurths Ansatzpunkt ist der 20. Juli 1944. Der Autor lässt das Attentat glücken: Stauffenberg stellt seine Bombe nicht unter den schweren Eichentisch, die Explosion zerreißt den „Führer" in Fetzen.
Aber was dann? Es ist ja bekannt, dass die Verschwörer des 20. Juli sich große Illusionen gemacht haben. Sie glaubten, dass Hitlers Tod genügen würde, um die Alliierten von ihrer Forderung nach bedingungsloser Kapitulation abzubringen. Sie glaubten, Deutschland könnte etliches von seiner Kriegsbeute behalten. Sie glaubten dies, als der Krieg bereits verloren war.
Doch von Ditfurth beschert, in der von ihm geschaffenen Welt, der neuen Führung unter Reichskanzler Goerdeler großen Erfolg. Dazu muss er schweres Geschütz auffahren: Der Krieg geht weiter, und am 8. Mai 1945 wirft ein deutscher Pilot die erste Atombombe der Geschichte über Minsk ab. Hier begeht von Ditfurth seinen ersten großen Fehler: Die Deutschen hätten, entgegen einem selbst unter Historikern weit verbreiteten Glauben, die Atombombe auch dann nicht bauen können, wenn Hitler dies gewollt und befohlen hätte. Das Uran aus dem Erzgebirge war nicht rein genug, waffenfähiges Uran gab es nur in Belgisch-Kongo, und so weit reichte der Arm des Dritten Reiches nicht. Zudem kostete das „Manhattan Project" so viel wie später das gesamte Weltraumprogramm einschließlich der Mondlandungen, und so reich war das Reich nicht.

Zuses Supercomputer

Von Ditfurth muss geahnt haben, dass er große Hebel umlegen und viele Weichen umstellen muss, um ein unbesiegtes Deutschland glaubwürdig zu machen. So übernehmen die Generäle Rommel und von Manstein, in der wirklichen Welt von Hitler kaltgestellt, den Oberbefehl über die Wehrmacht und können den Vormarsch der Alliierten aufhalten. Zudem erkennen, anders als im wirklichen Leben, die Deutschen das Genie von Konrad Zuse, der bekanntlich den ersten Computer der Welt gebaut hat. Sie lassen den „Z-1" in Serie gehen, und im Jahre 1953 (hier spielt der spannende Teil des Romans sich ab) gilt der Supercomputer „Z-5" als die zweite Wunderwaffe des Dritten Reiches.
Man sieht, von Ditfurth hat äußerst gründlich recherchiert, leider aber nicht gründlich genug. Seinen zweiten Fehler begeht er bei der V2. Die nutzlose Vergeltungsrakete hat bekanntlich genau das Geld und die Energie gekostet, die man zur Produktion von Abfangjägern gebraucht hätte. Das erkennt denn auch die neue Führung, aber leider hat sich von Ditfurth zu sehr auf Wernher von Braun konzentriert und Hermann Oberth vergessen. Der „Vater der Raumfahrt" hatte nämlich vorgeschlagen, statt der gigantomanischen V2 Tausende von kleinen Boden-Luft-Raketen zu bauen, um den Bombenterror zu verhindern.
Nach diesen Ausführungen wäre zu vermuten, „Der 21. Juli" sei nur ein Gedankenspiel der Hypothesen. Bei all seiner Theorielastigkeit ist das Buch aber eigentlich ein Thriller, ein spannender Agenten-Roman. Von Ditfurths James Bond heißt Knut Werdin. Eigentlich Kommunist, ist er aus taktischen Gründen SS-Mann geworden und konspiriert mit Berija, wobei ihm der letzte überlebende Funker der „Roten Kapelle" hilft. Kurz vor Kriegsende läuft erjedochzu den Amerikanern über, auch aus taktischen Gründen. Und im Jahr 1953 schicken ihn die Amerikaner als Agenten zurück. Sein Auftrag: Heinrich Himmler zu töten.
Der „Reichsführer SS" hat nämlich den Anti-Hitler-Putsch unbeschadet überstanden und füngiert als Graue Eminenz, als heimlicher Herrscher, während Reichskanzler Goerdeler und Reichspräsident Göring sich auf das Repräsentieren beschränken müssen. Übrigens besteht der besondere Reiz des Parallelwelten-Romans, den von Ditfurth auch ordentlich auskostet, darin, dass bestimmte Personen selbst in einer völlig anderen Welt ihren Weg machen. So wird zum Beispiel acht Jahre nach dem Krieg ein gewisser Franz Josef Strauß als Nachfolger des Rüstungsministers Speer gehandelt, und Ludwig Erhard beschert dem ausgebluteten Reich ein Wirtschaftswunder.
Jenseits der Spannung und jenseits der fantastischen Elemente wird man den Roman mit großem Wissensgewinn lesen. Von Ditfurth kann man hier ohne weiteres mit Michael Crichton („Jurassic Park") vergleichen, denn beide beherrschen die Kunst, Fiktion und Fakt derartig geschickt miteinander zu verweben, dass sie eben nicht unauflöslich verschmelzen, sondern so, dass historische Tatsachen auch im Kontext des Romans noch als solche erkenntlich sind. Hier gilt das insbesondere für den mystischen Germanenglauben Heinrich Himmlers, der sich für eine Wiedergeburt des Kaisers Heinrich II. hielt und zu mitternächtlicher Stunde in dessen Krypta im Quedlinburger Dom meditierte - Fakten, die der Geschichtsunterricht gerne unterschlägt.

Spannung bis zum Schluss

Von Ditfurth zieht all die Register, die auch die ganz großen Thriller-Schreiber benutzen. So webt er eine furchtbar romantische Liebesgeschichte in die harte Agentenwelt ein, die anfangs nervt, die er aber braucht, um dem Roman ganz am Schluss eine völlig unerwartete Wendung zu geben. „Der 21. Juli" hat alles, was ein packender Thriller braucht. Er könnte ein Bestseller in den USA werden, wäre der Autor nicht dummerweise Deutscher.
Magnus Zawodsky, Nürnberger Zeitung, 1. Dezember 2001

 

Geschichte umschreiben
Christian v. Ditfurths Thriller: „Der 21. Juli"

Das Attentat vom 20. Juli 1944 ist gelungen: Hitler ist tot, Goebbels verhaftet. Der neue Reichskanzler heißt Carl Friedrich Goerdeler, Wirtschaftsminister ist Ludwig Erhard. Aber Reichspräsident ist Hermann Göring geworden und Heinrich Himmler Innenminister geblieben. Denn, so lautet die durchaus plausible These, die Christian v. Ditfurth in seinem Roman „Der 21. Juli" vertritt, die Putschisten hätten sich ohne ein Bündnis mit der SS nicht durchsetzen können. (Dieses ist ihnen in der Realhistorie auch angeboten worden.) So lebt das Dritte Reich hinter der Fassade von Goerdelers autoritärem Ständestaat weiter.
„Der 21. Juli" ist das zweite Buch, in dem Ditfurth die Geschichte umschreibt. In „Die Mauer steht am Rhein" geschah die Wiedervereinigung unter kommunistischen Vorzeichen, und die meisten Westdeutschen begrüßten die Groß-DDR, weil nun endlich wieder Zucht und Ordnung einkehrten.
In der Welt des 21. Julis hat das Deutsche Reich den Krieg nicht verloren. Er wurde beendet, nachdem die Deutschen als Erste die Atombombe gebaut und sie auf Minsk abgeworfen hatten. Im Jahre 1953 herrscht aber kein Frieden, sondern ein Zustand des Nicht-Kriegs: Deutschland, die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion belauern sich. In dieser Situation ist Himmler auf einen Ausgleich mit der Sowjetunion bedacht und verhandelt mit dem Staatssicherheitsminister Lawrentij Berija, nach Stalins Tod die Nr. 1 im Kreml. Das alarmiert die Amerikaner, und sie schicken einen übergelaufenen SS-Offizier namens Knut Werdin zurück nach Deutschland, um Heinrich Himmler zu ermorden.
Seit „Die Mauer steht am Rhein" hat Ditfurth hinzugelernt. War dieses Buch noch ziemlich dröge, ist „Der 21. Juli" spannend geschrieben. Reale Personen auf einer fiktiven Ebene agieren glaubwürdig zusammen mit erfundenen, und die Charaktere sind überzeugend gezeichnet. Die politischen Ereignisse und die privaten Schicksale Werdins sowie eines Gegenspielers auf der sowjetischen Seite verschränken sich so, dass eine erzählerische Einheit entsteht. Ditfurth hat mehr getan, als nur eine These zu bebildern. Ihm ist ein waschechter Polit-Thriller gelungen.
Ekkehard Böhm, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 11. Dezember 2001

 

Ein Volk, ein Reich, kein Führer
Christian von Ditfurths „Der 21. Juli"

„Alternativgeschichte" nennt sich ein Zweig der phantastischen Literatur, der historische Ereignisse unter anderen Prämissen neu konstruiert: Was wäre gewesen, wenn ...
Was wäre zum Beispiel gewesen, wenn Stauffenbergs Bombe am 20. Juli 1944 Hitler getötet hätte? Glaubt man den alljährlichen Gedenkartikeln und -reden, ein freies und friedliches Deutschland wäre entstanden. Christian von Ditfurths Alternativgeschichtsroman "Der 21. Juli" zeichnet ein weniger rosiges Szenario. Bei Ditfurth ist der Putsch nach Hitlers Tod nur deshalb erfolgreich, weil Heinrich Himmler sich mit den Verschwörern verbündet: Der Reichsführer-SS hat den Glauben an Hitlers Fähigkeit verloren, den Krieg noch zu gewinnen. Er wird Innenminister und Chef der Polizei in der neuen „Regierung der Nationalen Versöhnung" unter Reichspräsident Göring und Reichskanzler Goerdeler. Auch die Sozialdemokraten sind dabei: Julius Leber darf das Arbeitsressort verwalten. Wirtschaftsminister wird der Erlanger Professor Ludwig Erhard.
Die NSDAP verliert ihr Machtmonopol. Eine Rückkehr zur parlamentarischen Demokratie bedeutet das jedoch nicht. Die neuen Herren bevorzugen eine ständestaatliche Ordnung. Militärisch steht nicht länger Eroberung an, sondern Konsolidierung: Das Reich in den Grenzen von 1940 - also inklusive Österreich, Sudetenland und Westpolen - zu erhalten, ist jetzt das strategische Ziel. Mehr läßt die Lage auch nicht zu. Hitlers Mehrfrontenkrieg rächt sich. Dieses strategische Versagen gilt offiziell - bei allen unbestrittenen Verdiensten des verstorbenen „Führers" - als sein großer Fehler.
Das und die „Judenpolitik". Die „Exzesse" im Osten hat die neue Regierung beendet. Reichskanzler Goerdeler löst die „Judenfrage" lieber durch Emigration als durch Eliminierung. Ein öffentliches Thema ist die Vernichtung aber nicht, da sei Minister Himmler vor. Auch die Täter bleiben ungestraft. Dr. Mengele etwa ist inzwischen Professor für Anatomie in Berlin, wo er seine überragenden Kenntnisse der Funktionsweise des menschlichen Körpers an die deutsche Nachwuchsärzteschaft weitergibt.
All das ist natürlich frei erfunden. Unplausibel aber ist es nicht. Ditfurth ist nicht umsonst studierter Historiker. Die Verschwörer des 20. Juli waren nun einmal nicht, jedenfalls nicht alle, Antinazis aus Überzeugung: Solange Hitler Erfolg hatte, standen sie hinter ihm. Erst als ihrem Führer die Fortune abhanden kam, begannen ihre Zweifel.
Das zu sagen, rührt in Deutschland freilich an Tabus und liebevoll gehegte nationale Mythen. Just das aber gibt diesem Buch, auch wenn es literarisch bestenfalls Mittelklasse ist, seinen Wert: Dieser Roman ist näher an der historischen Wahrheit als so manche offizielle Jubelrede zum 20. Juli.
Michael Wuliger, Allgemeine Jüdische Wochenzeitung, 22. November 2001

 

Horrorvision vom Überleben der Nazis
„Der 21. Juli" von Christian von Ditfurth

Was wäre, wenn? Wenn Adolf Hitler am 20. Juli 1944 tatsächlich beim Attentat ums Leben gekommen wäre? Wie wäre der Zweite Weltkrieg ausgegangen, wie hätte Deutschland ausgesehen? Christian von Ditfurth hat sich dieses Szenarios angenommen. Seine Version: Die Verschwörer und die SS raufen sich zusammen, beenden den Krieg mit dem Abwurf einer Atombombe auf die Stadt Minsk.
Vor diesem apokalyptischen Hintergrund erzählt von Ditfurth die Geschichte des ehemaligen SS-Mannes Knut Werdin, der im Dritten Reich zunächst für die UdSSR spioniert hatte, um dann in die USA zu fliehen. Acht Jahre nach dem Ende des Krieges braucht US-Präsident McCarthy aber die Dienste des Deutschen - es gilt, einen neuen Pakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion zu verhindern. Und darum, Heinrich Himmler zu töten.
Neu ist die Idee der überlebenden faschistischen Ideologie nicht. Vor Jahren hatte der US-Amerikaner Robert Harris mit seinem Roman „Vaterland" für Aufsehen gesorgt. Das neue Buch von Christian von Ditfurth sorgt gleichzeitig für Spannung (durch den Plot, auch wenn die Handlungsstränge nicht immer stringent durchgehalten werden) und Beklemmung (durch das Überleben der braunen Horden).
Stefan Flomm, Harburger Anzeigen und Nachrichten, 12. Januar 2002

 

Geschichte, ganz anders

Und wenn alles ganz anders gekommen wäre? Beispielsweise so: Hitler wird bei dem Attentat vom 20. Juli 1944 getötet, Himmler und Göring lassen die Stauffenberg-Verschwörer gewähren, eine Regierung der Nationalen Versöhnung übernimmt am 21. Juli das Nazi-Reich, die Deutschen atombomben schließlich den Frieden herbei. Stimmt: Das alles ist absurd. Aber bester Krimistoff. Man muss nur bereit sein, Tabus zu brechen.
Christian von Ditfurth war es. Er macht aus dem schwärzesten Kapitel deutscher Geschichte ein virtuelles Planspiel, es zugleich aber auch noch schwärzer. Und das funktioniert - außerordentlich schlicht - nach dem bewährten Hase-und-Igel-Prinzip. Für diesen Zweck schickt der Historiker, der bereits die deutsche Einheit als feindliche Übernahme durch die DDR neu erfand („Die Mauer steht am Rhein. Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus"), die Großmächte auf die Fährte des SS-Mannes Werdin. Man ahnt es schon: Das ist der Gute, der von allen nur ausgenutzt wird und sich schließlich auch noch verliebt. Tragisch, tragisch. Hier sind wir also wieder im Leben willkommen.
„Der 21. Juli" hat trotz dieser reichlich aufgetragenen Romanze etwas Faszinierendes - und taugt deshalb zum Weiterempfehlen. Denn Christian von Ditfurth spielt als Historiker bewusst mit dem Gedanken, dass die Geschichte an" einem bestimmten Punkt einen anderen Verlauf genommen hat. Das macht den Roman schließlich zum politischen Buch. Und auf eine gar nicht so abwegige Weise erscheint es dazu noch als ein beängstigend reales Antikriegsbuch.
Andreas Debski, Leipziger Volkszeitung, 14. März 2002


Unser Tipp: Christian v. Ditfurth

DER AUTOR: Bestseller-Autor Christian von Ditfurth („Die Mauer steht am Rhein") ist Experte für Polit-Thriller.
STORY: In seinem neuen Buch „Der 21. Juli" (412 S., 20,49 €/ 39,90 DM) entwirft Ditfurth ein gespenstisches Szenario: Nach Hitlers Tod herrscht SS-Führer Heinrich Himmler im Dritten Reich. Deutschland gewinnt per Atombombe den Krieg, plant die Welteroberung. Die CIA beschließt Himmlers Tod ...
FAZIT: Ein Klasse-Krimi - spannend und gut geschrieben.
Tomorrow, Nr. 1/2002

 

Der 21. Juli

Man schreibt das )ahr 1953. Acht Jahre sind vergangen, seitdem es dem Großdeutschen Reich durch den Abwurf einer Atombombe auf Minsk gelungen ist, die Alliierten zu einem Friedensschluss zu zwingen. Dem vorausgegangen war ein erfolgreiches Attentat auf den Führer Adolf Hitler am 20. Juli 1944. Nach dessen Gelingen sahen sich die Verschwörer, die über zu wenig Rückhalt in der Bevölkerung verfügten, gezwungen, ein Bündnis mit Heinrich Himmler einzugehen, um im Zuge einer „nationalen Versöhnung" zu versuchen, die drohende Niederlage doch noch abzuwenden. Da wird der ehemalige SS-Offizier Knut Werdin, der kurz vor Kriegsende in den Westen geflohen war, die Alliierten vor dem Einsatz weiterer deutscher Uranbomben gewarnt hatte und seither unter falschem Namen in den USA lebte, vom Chef des US-Geheimdienstes reaktiviert: Er soll nach Deutschland zurückkehren und Heinrich Himmler umbringen. Denn dieser hat offenbar vor, das delikate Gleichgewicht zwischen den Großmächten durch ein Bündnis mit Berija, der nach Stalins Tod die Macht im Staat ergreifen will, zugunsten der Diktaturen zu verschieben. Werdin erklärt sich schließlich zu diesem Himmelfahrtskommando bereit. Er weiß nicht, dass er in seiner Heimat schon erwartet wird, denn die SS vergibt keinem Verräter. „Der 21. Juli" ist nach „Die Mauer steht am Rhein", in dem sich die DDR die Bundesrepublik Deutschland einverleibt, der zweite Alternativwelt-Roman, den Christian v. Ditfurth präsentiert. Wie auch das erste besticht Ditfurths neuestes Epos durch Detailfülle, originelle Ideen und überraschende Extrapolationen, sodass man es nicht vor der letzten Seite aus der Hand legen kann.
Space View, März/April 2002

 

Ein atemberaubendes Szenario

Kann ein SS-Mann zum Helden eines Romans werden? Er kann, wenn er von Anfang an ein Zweifler war, gewissermaßen in die Uniform "gerutscht" ist, konsequent gegen die Nazis gearbeitet und sich bald einmal nach Amerika abgesetzt hat. Der deutsche Historiker Christian von Ditfurth kreiert eine wahnwitzige Geschichtsfiktion: Deutschland wirft 1945 eine Atombombe über Minsk ab, zwingt die Alliierten mit der "Wunderwaffe" zum Frieden und rückt zur dritten Supermacht auf. Hitler ist längst tot, denn Stauffenbergs Attentat war erfolgreich - Heinrich Himmler hat die Macht übernommen. Ex-SS-Offizier Werdin, der sich im Süden der USA verkrochen hat, soll Himmler töten, auf dass nicht ein dritter Weltkrieg komme. Ein atemberaubendes Szenario, mit sicherer Hand ausgeführt.
Facts - KrimiGuide (Schweiz), 28. November 2002

 

Wäre es ein Erfolg gewesen

Was wäre passiert, wenn das Attentat am 20. Juli 1944 geglückt wäre? Dieser Frage ist Christian von Ditfurth (Sohn von Hoimar und Bruder von Jutta) in dem Buch „Der 21. Juli" nachgegangen. In seiner typischen Art hat er Fiktion mit wahren Geschehnissen verwoben. Als Historiker hat er gute Einblicke in die Gedankenwelt von Naziführern, sowjet-russischen Führungskadern und CIA-Bossen. „Held" seiner Geschichte ist Knut Werdin.
Er ist ein Hüne wie es sich ein Nazi nur wünschen kann: Blonde Haare – blaue Augen – große Statur – und dazu ein exzellenter Schütze. Er gehört zum Sicherheitsdienst (SD), die der Schutz-Staffel (SS) angegliedert ist. 1944 arbeitet er bereits für den russischen Geheimdienst. Einen angetrunkenen Major, der sich im Suff abfällig über den Endsieg äußert, erpresst Werdin und schleust ihn die in militärische „Widerstandsgruppe" um Graf von Stauffenberg ein. Die Gruppe ist sich uneins, was genau geschehen soll. Schnell erkennen Werdin und Major Rettheim, der mittlerweile auf seiner Seite steht, dass lediglich Stauffenberg in der Lage ist, den Anschlag durchzuführen. Für den SD-Mann ist es wichtig, dass bei dem Attentat Himmler unverletzt bleibt, weil sonst die SS Amok läuft. Die SS ist der einzige Stabilitätsfaktor im Dritten Reich. Moskau will im letzten Augenblick den Anschlag verhindern, da es sich bewusst wird, dass mit Himmler ein Bündnis Nazideutschlands mit den West- Alliierten sehr wahrscheinlich wird. Werdin widersetzt sich und der Anschlag glückt. Mit Hitler sterben viele Nazi- Größen. Werdin weiß, dass sein Leben in höchster Gefahr ist. Dennoch bleibt er und wird, sehr zu seiner Verwunderung, Kontaktmann zu den Wissenschaftlern um Heisenberg, die die Wunderwaffe, eine Uran-Bombe, entwickeln.
Am Ende sind (angeblich) dreizehn Exemplare fertig gestellt, als sich Werdin doch entschließt zu flüchten. Mit seiner Freundin Irma will er über den Rhein zu den US-Amerikanern überlaufen. Sie überlebt die Flucht nicht, das denkt Werdin jedenfalls.
Das Buch beginnt jedoch im Jahr 1953. Werdin lebt mittlerweile in Tierra del Sol an der mexikanischen Grenze, als CIA-Leute ihn nach New York abholen. Die Herren der CIA wollen, dass er nach Deutschland zurückkehren und Himmler töten soll. Erst weigert er sich, doch dann wird er wird er mit einem (fingierten) Brief von Irma geködert. Im Brief ist auch ein Foto enthalten. Es zeigt Irma mit seinem Sohn.
Das Buch erzählt im Mittelteil die oben skizzierten Ereignisse von 1944/45 in Deutschland sowie der Sowjetunion und endet wieder in der „Gegenwart" (1953). Neben dem Werdegang vom Werdin zieht sich seine Liebesgeschichte mit Irma und die seines Nebenbuhlers, des Fliegerhauptmanns Helmut von Zacher, durch das Buch. Es endet mit einem Paukenschlag. Die Detailtreue Ditfurths ist beachtlich. Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen. Ist doch neben dem Fiktiven sehr viel Geschichte darin enthalten. Der Leser erfährt auch viel von den Charakteren der Akteure. Ob Ditfurth sie korrekt gezeichnet hat, kann ich nicht eindeutig sagen. Plausibel erscheint es mir dennoch. Am Ende stellt sich die Frage: Was wäre jetzt, wenn die Nachkriegsgeschichte Deutschlands wirklich so oder so ähnlich abgelaufen wäre?
VVN - BdA Bremen (http://www.vvn-bda.de/bremen/b41.htm)

 

Spannende historische Spekulation
"Der 21. Juli" - Wie hätte die Welt ausgesehen, wenn der Zweite Weltkrieg anders verlaufen wäre?

Was wäre, wenn das Attentat Stauffenbergs auf Hitler erfolgreich gewesen wäre? Diese Frage stellt sich Christian von Ditfurth in seinem Buch "Der 21. Juli". Der Autor geht davon aus, dass Hitler umgekommen wäre. Der Zweite Weltkrieg hätte einen anderen Verlauf genommen, spekuliert Ditfurth, wenn die Deutschen am 6. Mai 1945 die russische Stadt Minsk mit einer Atombombe dem Erdboden gleich gemacht hätten.
Ditfurths gespenstische Fiktion geht noch weiter. Himmler und seine SS sind die neuen heimlichen Herrscher im Deutschland der 50er Jahre, die Großmächte Deutschland, USA und Sowjetunion stehen sich unversöhnlich gegenüber. Was ist das für ein Buch? Eine historische Fiktion, wie sie im Moment gerade in Mode zu kommen scheinen? Ein Roman, denn Ditfurth packt die erfundene deutsche Geschichte in einen Polit-Thriller? Eher Letzteres, denn der 21. Juli liest sich wie ein Roman. Doch immer wieder bricht das fundierte Wissen des Historikers Ditfurth durch: Und gerade das macht das Buch zu mehr als einen der unzähligen Historienschinken. Wichtige Gestalten der Nachkriegszeit spielen eine eigene, neue Rolle. Stalins Geheimdienstchef Berija hat den Machtkampf im Kreml gewonnen und ist der Nachfolger des russischen. Diktators, der amerikanische Präsident ist der als Kommunistenhasser zu trauriger Berühmtheit gekommene McCarthy, und in Deutschland ist ein gewisser Ludwig Erhard Wirtschaftsminister in einem ökonomisch immer mächtiger werdenden Land.
Sicherlich, das Buch ist ein spannender Roman, doch es ist auf der anderen Seite auch bedrückend, dass vieles so oder ähnlich hätte passieren können. Und in diese Welt platziert Ditfurth seinen Helden Knut Werdin, einen desertierten und in den USA lebenden ehemaligen SS-Standartenführer. Und das mit allem, was dazugehört. Ein bisschen persönliches Schicksal, Mord, Verrat, Betrug und eine gute Portion Action. Ditfurths historische Fiktion im Mantel eines Polit-Thrillers ist eines auf jeden Fall: spannend. Eine Art historischer Fingerübung mit begrenzt seriösem Anspruch. Vieles wäre vorstellbar gewesen, manches nicht. Doch es macht Spaß, das Buch zu lesen und selbst ein bisschen zu spinnen. Denn haben wir uns nicht oft schon gefragt: Was wäre gewesen, wenn ...
Andrea Grüten, Westdeutsche Zeitung, 31. Oktober 2003

 

"Der absolute Reißer dieses Genres"

In der Bundesrepublik erlebte der Kriminalroman weder eine Metamorphose nach dem Mai 68 wie in Frankreich, noch gibt es hier eine Strömung linksradikaler Krimiautoren, die man mit Schriftstellern wie Pouy, Daeninckx, Manotti, Fajardie, Vilar, Jonquet u.s.w. vergleichen könnte. Was es hierzulande jedoch seit einigen Jahren gibt, sind Historiker in den 40ern, die blinde Flecken der Zeitgeschichte in Krimiform aufarbeiten. Auch wenn sie in ihrer politischen Haltung weniger radikal sind als die französischen Kollegen, so verschreiben sie sich doch der Aufklärung und der Dekonstruktion von Mythen der offiziellen Geschichtsschreibung.
Alexander Ruoff hat für diese Nummer bereits "Wer übrig bleibt, hat recht" von Birkefeld & Hachmeister rezensiert, ein Roman, der sich der Geschichtsaufklärung widmet. Der absolute Reißer dieses Genres ist für mich aber der brillante, rasante, (für deutsche Verhältnisse unglaublich) witzige und beinharte Roman "Der 21. Juli" von Christian v. Ditfurth. Der kontrafaktische Krimi erzählt ein gelungenes Hitlerattentat der "Männer des 20. Juli", die kurz nach der Beseitigung Hitlers ein Bündnis mit der SS schließen. Deutschland wird nach einem Atomangriff auf Minsk zur dritten Weltmacht neben der Sowjetunion und der USA in den Grenzen von 1940. Die Hauptfigur des Plots ist Werdin, ein enttäuschter Kommunist, der in der SS tätig ist, aber gleichzeitig gegen die Nazis agiert. Er verrät Militärgeheimnisse an die Amerikaner und taucht in den USA unter, wo er völlig zurückgezogen an der mexikanischen Grenze mit seinem Kater Heinrich lebt, bis er vom amerikanischen Geheimdienst aufgefordert wird, den Reichsführer SS Himmler zu ermorden. Aufgrund eines Bildes seiner damaligen Geliebten, die er tot wähnte, lässt Werdin sich breit schlagen und taucht 1953 in Deutschland unter, um seinen Auftrag auszuführen.Die kontrafaktische Handlung nutzt v. Ditfurth, um den Mythos eines Widerstandes des 20. Juli besser dekonstruieren zu können. Die 1944 stattgefundene nationale Versöhnung zeigt, dass es sehr wohl gemeinsame Grundlagen zwischen den Militärs und der SS gegeben hat. V. Ditfurths historische Darstellungen sind präzise und lassen nichts aus, der Vernichtungskrieg der Wehrmacht im Osten wird genauso beschrieben, wie die Stalinismuskritik nicht vergessen wird. Das Kunststück besteht darin, dass v. Ditfurth nicht in eine platte Totalitarismuskritik verfällt und die Systeme gleichsetzt. Durch das Buch zieht sich ein positiver und liebevoller Bezug auf die Arbeiterbewegung und ihren rätekommunistischen Flügel. Die gelungenste Figur des Romans ist Rettheim, ein abgesoffener und zynischer Militär, den Werdin zunächst erpresst und für das Hitlerattentat instrumentalisiert und sich dann mit ihm anfreundet. Es ist auch Rettheim, der Werdin von den Todesfabriken im Osten berichtet: "Solange wir Soldaten Krieg geführt haben, qualmten die Krematorien. Ohne uns wäre Auschwitz nicht möglich gewesen, da gibt es kein Vertun." (S. 374).
Ob das Attentat auf Himmler gelingt und Werdin überlebt, werde ich nicht verraten. Aber selbst das Wissen darum, würde die Spannung nicht mindern.
Elfriede Müller, Europolar 3, November 2005

 

Hitler starb doch beim Attentat
Geest-Verlag in Vechta veröffentlicht Christian von Ditfurths Buch "Der 21. Juli"

Der fesselnde Roman war lange Zeit nicht lieferbar. Nun kommt eine neue Auflage heraus, verabredet haben sie Verleger Alfred Büngen und der in Berlin lebende Schriftsteller.

Der deutsche Buchmarkt ist unergründlich. Dümmliche und überflüssige Werke – manche sagen, Charlottes Roches „Schoßgebete“ gehöre unbedingt dazu – landen auf den Bestsellerlisten. Andere Romane verschwinden ganz aus dem Sortiment, obwohl sie spannend, unterhaltsam, einzigartig sind. Christian von Ditfurths Roman „Der 21. Juli“ ist spannend, unterhaltsam, einzigartig. Und obwohl erst 2001 (also gerade eben) erschienen, ist er seit eineinhalb Jahren nicht mehr lieferbar. „Weder als Taschenbuch, noch als Einband“, weiß der Verleger Alfred Büngen in Vechta.Himmler ermorden Das Problem hat Büngen mit seinem Geest-Verlag gelöst: „Der 21. Juli“ liegt nun in einer feinen Ausgabe seines Verlages wieder vor. Und Verleger und Autor freuen sich ungemein, konnten sie doch direkt verhandeln, denn die Rechte lagen beim Autor. Christian von Ditfurth (58) stammt aus einem alten Adelsgeschlecht. Er ist der Bruder der ehemaligen Grünen-Politikerin Jutta Ditfurth. Mit „Der 21. Juli“ hat er eine alternative Weltgeschichte geschrieben: Adolf Hitler ist beim Attentat des 20. Juli ums Leben gekommen, Deutschland hat im Zweiten Weltkrieg die Atombombe entwickelt und angewendet und ist schließlich zur dritten Weltmacht neben USA und Russland aufgestiegen. 1953 will der CIA dann Minister Heinrich Himmler ermorden lassen, weil der eine Annäherung Deutschlands an Russland anstrebt.
Ditfurth weiß zu erzählen. Und obwohl alles naturgemäß unhistorisch ist, hetzt man durch die zahlreichen Seiten, um die aufregende Handlung zu verfolgen. Ditfurth ist ein gewiefter Autor alternativ-geschichtlicher Romane, ähnlich wie der Brite Robert Harris („Vaterland“). In „Die Mauer steht am Rhein“ hat Ditfurth zum Beispiel die DDR über die Bundesrepublik siegen lassen. Ein erschreckendes Szenario. Hoimar von DitfurthFür den Geest-Verlag hat Ditfurth den „21. Juli“ sprachlich überarbeitet. Die Startauflage des Nachdrucks ist mit 500 Exemplaren eher bescheiden. „Wir drucken ja selber“, sagt Büngen. Je nach Nachfrage lässt er nachdrucken. Und im Übrigen könnte Büngen mit Ditfurth im Geschäft bleiben. Denn Ditfurth schreibt nicht nur Krimis und Sachbücher, er verwaltet auch die Rechte an den Werken seines Vaters. Das ist Hoimar von Ditfurth (1921–1989), der als Fernsehmoderator und populärwissenschaftlicher Schriftsteller eine ganze Generation prägte. Eine Sammlung seiner Schriften könnte bei Büngen in Vechta erscheinen.
Reinhard Tschapke, Nordwest-Zeitung, 27. August 2011

 

"Ein wichtiges Buch"

Das Attentat auf Hitler war ein Erfolg, Coerdeler und die SS unter Himmler haben die Macht übernommen. Doch von allen Seiten wird Deutschland von den Alliierten bedrängt, die Invasion in der Normandie ist ein weiterer Rückschlag für die neue Regierung. Fieberhaft bauen Heisenberg und Eizsäcker an der Atombombe, während die in die USA emigrierten deutschen Wissenschaftler die Arbeit am Manhattan-Projekt einstellen. 1945 haben sie Erfolg, die erste Atombombe der Welt wird auf Minsk abgeworfen. Aus Angst vor weiteren Atomschlägen stimmen die Alliierten einem Waffenstillstand mit Deutschland in den Grenzen von 1940 zu.
Acht Jahre später, 1953: Neben Amerika und der Sowjetunion ist Deutschland die dritte Weltmacht. Der Mord an Millionen von Juden, Zigeunern und sonstige mißliebigen Menschen wurde vertuscht, die Presse ist immer noch gleichgeschaltet, Himmler zusammen mit der SS der eigentliche Machthaber Deutschlands. Goebbels schreibt im Gefängnis, wie es wirklich war, Reichspräsident Göring ist machtlos und dem Kokain vollständig verfallen, Reichkanzler Goerdeler zum Repräsentanten ohne Kompetenzen degradiert. Schellenberg ist Chef des SD, während Gestapo-Chef Müller sich nach Rußland abgesetzt hat. In der SU tobt nach dem Tod von Stalin im ZK ein Machtkampf zwischen Berija und Chruschtschow. In dieser Situation versuchen Schellenberg und Himmler, die Patt-Situation der drei Weltmächte zu durchbrechen und zusammen mit Berija eine Koalition gegen Amerika zusammenzubringen.
All dies wird erzählt aus der Perspektive Knut Werdins, eines Majors des deutschen SD, Spion für Moskau, Überläufer zu den Amerikanern. Die russische Seite wird wiedergegeben durch Oberst Grusewitsch, einen echten Kriegshelden, der in die Wirren der Politik geriet und zum Chef der Spionageabwehr des NKWD berufen wurde. An ihren Gedanken und Erlebnissen hängt von Ditfurth die gesamte alternativhistorische Geschichte auf, durch sie gibt er seinen (bitteren) Kommentar zu Legenden wie der Fama der Helden des 20. Juli ab.
Dies ist kein nettes Buch, es gibt keine Helden, nur Menschen und Allzumenschliches. Deutlich stellt von Ditfurth heraus, daß die Widerstandsgruppen des 20. Juli keineswegs strahlende Helden waren, sondern in der Nachkriegszeit diesen verklärten Nimbus angedichtet bekamen. Ebenso macht er unzweideutig klar, daß der Faschismus des Hitler-Regimes vom ganzen deutschen Volk getragen wurde und nicht nur von einer kleinen herrschenden Clique. Aber das, was mir am Besten an diesem Buch gefallen hat, ist nicht die Beschreibung Nazideutschlands, sondern die Darstellung eines unbesiegten Nachkriegsdeutschlands, in dem Heuchelei, Lügen, Propaganda des III. Reichs unbeeinflusst weiterleben und von den Regierenden als auch den Regierten kultiviert und ausgebaut werden. Der Befreiungsschlag, den der Sieg der Alliierten für Deutschland darstellte, hat nicht stattgefunden, der Weg in die Freiheit ist dem unbesiegtem Deutschland versperrt.
Ich halte dies für ein wichtiges Buch. Daß es sich gut, flüssig und spannend liest, ist ein angenehmer Nebeneffekt. Die Gesellschaftskritik auch und gerade des Deutschlands des ausgehenden letzten Jahrtausends, die ich hier nur rudimentärst anreissen kann, ist die Hauptsache und hat mich in dieser Form begeistert. Wer Hans Hellmut Kirst oder Siegfried Lenz mag, sollte am "21. Juli" nicht vorbeigehen.
SF-Dinosaurier, 17. Dezember 2011

 

"Ein brillantes und anregendes Beispiel"

Der Zufall spielt in der Geschichte eine größere Rolle, als man vermuten mag. Oftmals hätten Sekunden die Weltgeschichte verändern können. Das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 gehört zu diesen Momenten. Wie die Welt danach auch hätte aussehen können, erzählt Christian von Ditfurth in seinem Roman „Der 21. Juli“ – und zeigt, wie spannend kontrafaktische Geschichte ist und was man aus ihr lernen kann.

Es gibt Zäsuren in der Geschichte; Wendepunkte, an denen Epochen, Menschen und ganze Völker am Scheideweg standen, an denen sich der Pfad der Geschichte zu tausenden Möglichkeiten und Entwicklungen gabelte. Nur eine einzige Veränderung an solchen Kulminationspunkten und ein unberechenbarer Schmetterlingseffekt hätte dafür gesorgt, dass alles anders gekommen und die Welt heute eine andere wäre. Dieser Fakt lädt zur Frage ein: "Was wäre wenn?" Die Pistole des Attentäters von Sarajevo hat eine Ladehemmung und am 28. Juni 1914 werden die folgenschweren Schüsse nicht abgegeben, die in der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts münden; bei der Konfrontation sowjetischer und amerikanischer Panzer am 27. Oktober 1961 drückt ein nervöser Soldat den Abzug und inmitten des geteilten Berlins wird der Kalte Krieg heiß; in der Schicksalsnacht der Deutschen am 9. November 1989 verplappert sich Günter Schabowski nicht und die Mauer bleibt stehen … oder Staufenberg gelingt am 20. Juli 1944 der Anschlag auf Hitler. Von diesem interessanten Gedankengang kontrafaktischer Geschichte handelt Christian von Ditfurths Buch "Der 21. Juli".
Der Alternativroman erzählt die Geschichte rund um den in Amerika lebenden Deutschen und Ex-Agenten Knut Werdin. Dieser wird 1953 von der CIA angeheuert, um heimlich nach Deutschland zu reisen und einen politischen Mord auszuführen. Die SS und der deutsche Widerstand arrangierten sich nach dem erfolgreichen Attentat auf Hitler und schlugen für Deutschland aufgrund der Entwicklung einer deutschen Atombombe einen annehmbaren Verständigungsfrieden heraus, anstatt die bedingungslose Kapitulation unterzeichnen zu müssen. Von Ditfurths Nachkriegsdeutschland wird von dem konservativen Widerständler Carl Goerdeler und Heinrich Himmler regiert und ist eine bedeutende Großmacht, welche über die Atombombe verfügt und sich in einem militärischen und technologischen Wettrennen mit den USA und der Sowjetunion befindet: dem Kalten Krieg. In diesem Szenario aus amerikanisch-deutsch-sowjetischem Trialismus droht sich das globale Gleichgewicht durch die deutsche Annäherung an Sowjetrussland zu Ungunsten der USA zu verschieben. Knut Werdin, der selbst gegen Kriegsende in das Staufenberg-Attentat verwickelt war und danach aus Deutschland floh, soll keinen geringeren als Heinrich Himmler töten, der den deutsch-sowjetischen Ausgleich anstrebt. Mit dieser hypothetischen Verwindung der Geschichte schafft Christian von Ditfurth ein dichtes Netz aus Lügen, Liebe, Verrat und Politik; erzählt in zwei spannenden Zeitsträngen.
Dabei ist das Buch nicht nur ein brillantes und anregendes Beispiel, wie die Geschichte hätte anders verlaufen können, sondern zeigt auch, dass unsere Demokratie und alle anderen Errungenschaften keine Selbstverständlichkeit sind. Von Ditfurth regt dazu an, stets die weltpolitische Lage und ihre Ernsthaftigkeit im Auge zu behalten. Der zündende Funke liegt vielleicht heute nicht mehr wie 1914 auf dem Balkan. Der Keim für die Krise oder den Frieden der Zukunft aber könnte bereits existieren.
Daniele Castello, Universum, 21. November 2013

 

 

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