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Rezensionen:
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Kopfstand
mit Folgen
Nieder mit dem
Alleinvertretungsanspruch der Realität - dieser Spruch aus APO-Zeiten scheint
Christian v. Ditfurth, 46, bei seinem politischen Roman "Die Mauer sieht am
Rhein" inspiriert zu haben. Mit viel Phantasie stellt er die Geschichte auf
den Kopf. In einer verkehrten Welt hat 1989/90 nicht der westliche Kapitalismus
gesiegt, sondern Deutschland wurde im Zeichen des Sozialismus wiedervereinigt.
Eine Neuordnung der weltpolitischen Interessensphären hatte den Amerikanern
Kuba beschert und den Sowjets das westliche Deutschland, und diesen Kopfstand
sowie die Folgen beschreibt der Autor, als Historiker und Ex-Kommunist mit
Machtwechseln vertraut, in vielen konkreten Details. In Ditfurths Deutschland
ist zehn Jahre nach der Wende die SPD von der SED geschluckt, sind CDU, CSU
und FDP zu Blockparteien geschrumpft, die Grünen zwangsaufgelöst. Egon Krenz
ist Partei- und Regierungschef, Karsten D. Voigt (Äußeres), Heide Simonis
(Finanzen), Peter Boenisch (Information) sind Minister. Ditfurths Geschichtszauberstück
läßt teilhaben an der Einrichtung einer Parteidiktatur und an der wundersamen
Wandlungsfähigkeit politischer Überzeugungen. Manches ist plausibel; vergnüglich
zu lesen sind auf alle Falle die Analogien zum wirklichen Leben.
Spiegel Spezial, Nr. 8/1999
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Was wäre,
wenn die DDR die BRD einkassiert hätte und nicht
umgekehrt? Dann wären die Genossen am Ruder und Zürich einmal mehr
das Ziel vieler Emigranten. Wie Joschka Fischer und Co. vor den Kommunisten
ins Schweizer Exil fliehen, schildert von Ditfurth in dem Politmärchen,
das als soziologische Vision und Realsatire zugleich überzeugt.
Schweizer Illustrierte, 26. 7. 1999
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Fast wie im richtigen
Leben ...
Nach seinem Umzug
aus politisch erzwungenen Umständen schickte mir der Verlag Kiepenheuer und
Witsch, ein ehemals deutscher Verlag, der nun in der Schweiz sein kapitalistenfreundliches
Dasein fristet, ein Buch des Republikflüchtlings Christian v. Ditfurth, das
sich mit der Vereinigung der Bundesrepublik mit der DDR zur DRD (Demokratische
Republik Deutschland) beschäftigt.
Ditfurth, dieser Nestbeschmutzer, beschönigt die Untergrundarbeit der Renegaten
Lafontaine, Kohl, Graf Lambsdorff (Kopf einer finanzkapitalistischen Verschwörung),
Joschka Fischer und Heiner Geißler, die es schafften, sich ins Ausland abzusetzen,
um von dort gegen die großartige Arbeit unserer Genossen Egon Krenz, Karsten
D. Voigt und Peter Boenisch in Berlin, der Hauptstadt der DRD, zu polemisieren,
die dafür gesorgt haben, daß wir nun in einem vereinigten sozialistischen
Deutschland leben und endlich, dank der heldenhaften Strategie der KPdSU,
unser Vaterland von allen NATO-Schergen befreit ist.
Lügen verbreitet er auch über die Qualität der PKW des sozialistischen Autogroßkombinats
VEB Süd, in denen die vom Volke übernommenen kapitalistischen Automobilwerke
BMW und Daimler-Benz großartige Produktionsschlachten schlugen und den zweiten
Fünfjahresplan um 1000 % übererfüllten.
Es stimmt auch nicht, daß in Wolfsburg (ehemals VW) lange Wartelisten für
den "Baikal" und den "Amur", Nachbauten der 80er-Jahre-Modelle Polo und Golf
geführt werden.
Ditfurth lügt auch zum Schicksal der Grünenpolitikerin Vollmer. Sie war zwar
einige Zeit in einem Umerziehungslager, hat aber dann rasch einsehen, daß
die Segnungen des Sozialismus auch ihr noch eine Chance gaben. Sie ist Vizepräsidentin
der Großen Volkskammer der DRD.
Dieses Buch des Kommunistenfeindes Ditfurth, der schon Jahre vor der Sozialistischen
Deutschvereinigung SED-Genossen als "Blockflöten" bezeichnete, ist nicht zum
freien Verkauf zugelassen, es wird auf Anraten des Kulturministers Kant bei
der nächsten sozialistischen Büchervernichtung, veranstaltet von den Jungen
Pionieren, zusammen mit Werken von Handke, Tomayer, Droste, Jelinek und Turrini
den reinigenden sozialistischen Flammen überantwortet.
Zum Abschluß noch die Meinung von meinem großen Vorbild, dem Vorsitzenden
des Bundes Sozialistischer Bücherkritiker Reich-Ranicki: "Ain schkandalösses,
säährrr schlächtäss Buch!"
Dieter Braeg, Stadtmagazin Mönchengladbach und Stadtmagazin Krefeld, August
1999
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Die rote
Wende!
Die
rote Wende! Das Buch beschwört einen fürchterlichen Konjunktiv der Geschichte
herauf: Bundesrepublik und DDR 1990 vereint als "Demokratische Republik Deutschland",
die Mauer von der Elbe verschoben an den Rhein, wo nun die Nationale Volksarmee
"die Wacht" hält: keine demokratische, eine rote Wende! Welthistorische Kulisse:
Nach dem Sturz Gorbatschows 1988 erklären die neuen Machthaber, Russland habe
mit den Westdeutschen noch eine Rechnung offen. Endlich reiner Tisch: "Ganz
Deutschland sozialistisch - oder Krieg!" Die Welt steht vor der Frage: "Why
die for Germany?" Doch lieber nicht!
Der Deal kommt zustande, der Preis wird bezahlt, natürlich über die Köpfe
der Westdeutschen hinweg, und wie die sich nun nach "vollendeten Tatsachen"
in der neuen Sicherheitsarchitektur einrichten oder widerstehen, das ist das
Glacis, auf dem sich die Fantasie des Autors tummelt - von einem Entsetzensschrei
der Leserschaft zum nächsten.
"Was meinen Sie, wie viele Kollaborateure es dann gegeben hättet!" So einmal
Gregor Gysi höhnisch in einer Talkshow bei Erich Böhme, nachdem ich dort den
Albtraum just solcher realsozialistischer Wende an die Wand gemalt hatte.
Ein entlarvender Primäreffekt, nur - so schief lag "IM Notar" damit gar nicht,
wenn man dieses Buch über Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus für bare
Münze nähme. Peter Boenisch jetzt ZK-Sekretär unter Egon Krenz, Politbürohaupt
der "Sozialistischen Einheitspartei der Demokratischen Republik Deutschland";
Jürgen Möllemann, klar, aufseiten der Sieger wie auch die Redaktionskollegien
von der ZEIT und dem Spiegel, allerdings mit Rudolf Augstein im Tessiner Exil,
das Helmut Kohl nun an Österreichs Wolfgangsee daueraussitzt.
Sportberichterstatter Heribert Faßbender macht als "sabbelnder Angepaßter"
im DDF, dem "Demokratischen Deutschen Fernsehen, Erstes Programm", da weiter,
wo er in der verblichenen Bundesrepublik aufgehört hatte, wogegen sich Graf
Lambsdorff als Kopf einer finanzkapitalistischen Verschwörung im Knast sieht.
BMW und Daimler-Benz sind zum "VEB (Volkseigener Betrieb) Autobau Süd" verschmolzen,
die neuen Modelle von VW heißen "Baikal" und "Amur". Das Buch von der Zweiten
Schuld steht übrigens auch auf dem Index der DRD, ohne dass etwas über das
weitere Schicksal des Urhebers verlautet.
Der Chronist, ein rechtzeitig geflohener Sportredakteur, schreibt das alles
1999 auf in einer Schweiz, die sich den Verfemten gegenüber benimmt wie gehabt.
Eine atemberaubende Lektüre.
Christian v. Ditfurth sagt: Es hätte so kommen können, die Realität sei immer
nur eine Möglichkeit der Geschichte. Ich habe, jedenfalls in diesem Falle,
meine Zweifel an der These. Aber was der Autor da gegen den Indikativ der
Geschichte ausgebrütet hat, das sollte, Treuhand hin, Treuhand her, selbst
einen Einheitsskeptiker wie Günter Grass über den tatsächlichen historischen
Ablauf in schieres Aufatmen versetzen - meinetwegen klammheimlich.
Ralph Giordano, Die Zeit, 10. 8. 1999
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Zehn
Jahre nach der Wiedervereinigung. "Ich habe Heimweh,
aber keine Sekunde wünsche ich, nach Deutschland zurückzukehren. Nicht solange
Krenz und Genossen das Sagen haben, Zyniker der Macht alle miteinander", meint
der fiktive Ich-Erzähler des Romans, seines Zeichens Sportjournalist und Emigrant
in der Schweiz. Ganz Deutschland ist von den Sozialisten besetzt. Ganz? Ja,
ganz. Der Roman "Die Mauer steht am Rhein" spielt mit den Optionen der Geschichte.
Was wäre, wenn 1989 nicht die Wende im Osten stattgefunden hätte, sondern
statt dessen ein Anschluß des Westens an den Osten zu einer wiedervereinigten
"DRD" (Demokratischen Republik Deutschland)? Was sich zunächst anhört wie
ein weit hergeholter Erzählstrang, wird von Autor Christian von Ditfurth verblüffend
plausibel gemacht. Dem Leser kommen kaum Zweifel: So hätte es auch kommen
können! Auf zwei Wegen erzählt "Die Mauer steht am Rhein" die Geschichte der
roten Wiedervereinigung: Zum einen werden die politischen Hintergründe aufgerollt,
zum anderen ist es die persönliche Geschichte eines Sportreporters der "Rheinischen
Post", der sich zunächst dem Druck beugt und sich anpaßt - und versehentlich,
Stück für Stück, in die Opposition schliddert, bis ihm nur noch der Weg über
die hermetisch abgeriegelte Grenze in die Schweiz bleibt. Spaß macht beim
Lesen vor allem die Liebe zum Detail, denn die Politiker sind so geschickt
in ihren Persönlichkeiten aufgenommen und weitergesponnen worden, daß man
sich oft ein Grinsen nicht verkneifen kann. Helmut Kohl beispielsweise ist
mit Sekretärin geflüchtet, während Hannelore im Sozialismus ausharrt. Oder
Egon Bahr, der sich (zu) spät für eine Rolle in der Opposition entscheidet.
Norbert Blühm und Otto Schily müssen ihre letzten Wertsachen wie Eheringe
versetzen, weil sie im Exil in Zürich sonst nicht überleben können. Auch die
Skizzen der Ost-Politiker sind gut gelungen, Erich Honecker mit seiner Liebe
zu ausschweifenden historischen Rückblicken oder der ehrgeizige Hermann Axen.
Daß es die Sowjetunion nach dem Sturz Gorbatschows in einem geschickten Propaganda-Feldzug
schafft, die Westmächte von einer roten Wiedervereinigung zu überzeugen, scheint
in diesen Bahnen der Geschichte sehr glaubwürdig. Bedrückend sind die persönlichen
Erfahrungen des Sportjournalisten, wie die tägliche Repression zunimmt und
sich Freunde anpassen - und er sich selbst auch. Zeitungen wie "Bild", "Zeit"
und "Rheinische Post" knicken ein und verbreiten sozialistische Propaganda:
Honecker als Generalsekretär der Einheit! Die Überwachung nimmt zu, die Fülle
in den Regalen ab. Schließlich bleibt nur die gewagte Flucht - an dieser Stelle
hätte ich mir vielleicht noch mehr Spannung und Ausführlichkeit gewünscht.
Statt dessen gibt es lange Erklärungen über die Wirtschaftsfaktoren der roten
Einheit - auch nicht uninteressant. Die Flüchtlinge versuchen, den Widerstand
per Internet zu organisieren, aber die Stasi ist schlauer. Das Szenario, das
zunächst noch amüsant ist, wird zunehmend bedrückender. Was, wenn es wirklich
so gekommen wäre? Wenn Oppositionelle wieder in Internierungslagern verschwänden?
Dieses Buch spielt zwar mit der Geschichte, es ist aber in dem Maße auch Geschichtsbuch:
Gegen das Vergessen und die Ewig-Gestrigen, die heute noch von der DDR träumen.
Der Schluß? Wird nicht verraten. Der hat mich zum Ende noch einmal richtig
überrascht - und ins Grübeln gebracht.
Meike Wulf, http://ddr-im-www.de;
Beachten Sie auch Meike Wulfs Seite über Erich Honecker: http://home.t-online.de/home/O.Wulf/
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Honni ante
portas
Mal nachdenklich, mal bissig: Eine Politsatire zum Schmunzeln
Christian
von Ditfurth fragt, was passiert wäre, wenn die DDR die Bundesrepublik übernommen
hätte.
Und
wenn alles ganz anders gekommen wäre? Damals, vor zehn Jahren? Wenn die DDR
nicht in der Bundesrepublik, sondern die Bundesrepublik in der DDR aufgegangen
wäre und Ostberlin am Ende den historischen Sieg über die Geschichte und den
Westen davongetragen hätte?
Wissenschaftler dürfen die Frage nicht stellen. Publizisten schon. Genau dies
hat Christian von Ditfurth getan. Passend zum deutsch-deutschen Jubiläum in
diesem Jahr legt er mit seinem Buch seine Version der Einheit vor.
Eine phantastische Geschichte. Von Ditfurth bürstet den Weltenlauf gleichermaßen
gegen den Strich: Die marode DDR und der greise Erich Honecker übernehmen
die Bundesrepublik. Die politische Klasse in Bonn wird nach und nach gleich-
und danach ausgeschaltet: zuerst die Grünen, dann die SPD, am Ende die übrigen
Parteien. Wer kann, flüchtet ins Ausland. So der SPD-Vorsitzende Oskar Lafontaine.
Er geht ins Exil nach Frankreich, nicht ohne zuvor - von Saarländer zu Saarländer
- Honecker die Hand zur Versöhnung gereicht zu haben. Dass Ostberlin die Hand
allein nicht reichte und dass man dort - von Moskau ermuntert - schnell mehr
wollte, merkt Lafontaine zu spät.
Andere sahen da schon klarer: Helmut Kohl hat sich grollend an den Wolfgangsee
zurückgezogen. Heiner Geißler, Joschka Fischer, Björn Engholm, Gerhard Baum
und die Grünen Verena Krieger und Antje Vollmer versuchen, in der Emigration
in Zürich die zersplitterten demokratischen Kräfte der Ex-Bundesrepublik zu
organisieren. Vergebens. Am Ende schließen sich auf einem Vereinigungsparteitag
die SED unter Honeckers Nachfolger Egon Krenz und die SPD unter ihrem neuen
Vorsitzenden Karsten Voigt zur "Sozialistischen Einheitspartei" der "Demokratischen
Republik Deutschland" (DRD) zusammen. Deutschland Ost und Deutschland West
sind - politisch - vereint.
Ditfurth schildert all dies mal trocken authentisch, mal nicht ohne einen
Anflug bitterer Ironie, als ob der Lauf der Dinge überhaupt so und nicht anders
hätte passieren können. Immer wieder blitzt dabei seine Lust am Spiel mit
dem Undenkbaren hervor. Beispielsweise, wenn er die Bemühungen Ostberlins
schildert, Willy Brandt für die Einheit zu gewinnen. Oder beim Schicksal Lambsdorffs:
Der Graf wird in der geeinten "DRD" als Kopf einer "finanzkapitalistischen
Verschwörung" verhaftet. Und keiner wirbt für die Erfolge des neuen Deutschland
so vollmundig wie "Bild"-Kolumnist Peter Boenisch, der ins Politbüro und zum
Informationsminister aufgestiegen ist.
Alles verläuft streng nach Plan, auch die wirtschaftliche Vereinigung: BMW
und Daimler-Benz schließen sich zum "VEB Autobau-Süd" zusammen. Wolfsburg,
ehemals "Volkswagen", führt lange Wartelisten für den "Baikal" und den "Amur"
- Nachbauten der Modelle "Golf" und "Polo" aus den achtziger Jahren. Und auch
der Mangel stellt sich ein. Ausgerechnet in Castrop-Rauxel lässt von Ditfurth
den ersten "Intershop" im Westen entstehen: Hier gibt es gegen Dollar, Francs
und britische Pfund alles, was der "nichtsozialistische Westen" zu bieten
hat. Ihn trennt vom deutschen Einheitsstaat "die Mauer". Sie wandert gen Westen.
Wieder einmal schieben deutsche Soldaten, jetzt der NVA, "Wacht am Rhein".
Alles nur Unsinn? Alles nur Hirngespinste, die von Ditfurth sich da ausgedacht
hat? Vielleicht nicht ganz. Denn das macht den besonderen Reiz des Buches
aus: Von Ditfurth bettet seine Version der deutschen Einheit äußerst geschickt
und clever in das Szenario einer internationalen Großwetterlage ein, die vor
zehn Jahren so ganz auszuschließen nicht war. Sprach nicht selbst George Bush
nach dem Ende des Golfkrieges von einer "neuen Weltordnung"? Bei von Ditfurth
wird sie zur Wirklichkeit: Amerika und Russland sind des Wettrüstens müde
und teilen sich die Welt auf: Fidel Castro wird gestürzt, Kuba wieder amerikanisch,
im Gegenzug zu Erfolgen Moskaus in Afghanistan. Der Clou aber ist das Ende
der Nachkriegszeit in Mitteleuropa. Ausgerechnet im Barschel-Hotel "Beau Rivage"
dürfen Kohl und Genscher die Forderung der Alliierten entgegennehmen, Deutschland
solle als Ganzes in die Unabhängigkeit entlassen werden. Ostberlin steht parat,
Bonn ist unvorbereitet.
Christian von Ditfurths Gedankenspiel ist nicht nur reizvoll nachzuvollziehen.
Es unterstreicht, gewollt oder nicht, geradezu, welch einzigartige Chance
sich 1989/90 für die Deutschen eröffnete. Bester unterhaltsamer Lesestoff
also, wenn Festtags- und Jubiläumsansprachen allzu viel Langeweile aufkommen
lassen.
Christoph Birnbaum, Rheinischer Merkur, 10. September 1999
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SWR-Buchtip
Mit
dem Humor ist es - wie mit dem Geschmack - so eine Sache, um Christian von
Ditfurths Buch zu lesen, benötigt man welchen und am besten den des Autors.
Der hat sich nämlich eine recht verwegene Geschichte ausgedacht. Nachdem er
als Historiker ausgiebig in Analysen und Berichten über den Osten publiziert
hatte, beschloss er, nun mit dem historischen Material zu spielen, nach dem
Motto - was wäre, wenn. Wie könnte beispielsweise die Entwicklung ab 1988
verlaufen sein, wenn damals Gorbatschow durch einen Militärputsch gestürzt
worden wäre? So dachte der Autor und entwickelte eine utopische Erzählung,
in der es zwar auch zur Vereinigung der Deut-schen kommt - aber unter Herrschaft
der Kommunisten. Das ist auf den ersten Blick absurd, nicht nachvollziehbar
und scheint allenfalls geeignet als Gag für unsere Spaßgesellschaft - just
for fun.
Genauer besehen ist die Handlung in ihrer Überbetonung des Negativen regelrecht
makaber. Die Westdeutschen revoltieren gegen das Honecker-Krenz-Regime, sie
begehen eine Art 17. Juni, und die Panzer rücken ihnen auf den Leib. Zigtausende
fliehen, Zigtausende werden inhaftiert, Angst geht um. Als liefe ein Film
rückwärts, geht es mit der Wirtschaft bergab, immer mehr Dinge funktionieren
schlechter oder bald gar nicht mehr. Die DDR in ihrer frühesten Gestalt rückt
immer näher. Denunziation und Spitzeltum, Schauprozesse, Todesstrafe und Internierungslager
erleben eine Renaissance. Der leibhaftige, wirklich stattgefundene Horror!
Dagegen bleibt George Orwell eher hypothetisch.
Was hat Christian von Ditfurth zu dieser literarischen Form bewogen? Er will
den Sozialismus aufs Korn nehmen, und zwar gründlich. Und weil das am besten
mit einer Satire geht, überspitzt, ironisiert und karikiert er, wo er nur
kann. Er macht die kommunistischen Machthaber mit ihren dummdreisten Argumenten
lächerlich, samt ihrem System, in dem die Guten belohnt und die Bösen bestraft
werden. Auch die westdeutschen Zeitgenossen, die plötzlich dem Sozialismus
anhängen oder sich ihm beugen, kann er nicht verschonen. Er hält allen den
Spiegel vor, wie sie sich mehr oder weniger verwandeln, wenn sich die Umstände
ändern. Fast peinlich zu lesen ist, wie besonders die Medienmacher, nicht
nur die immer schon irgendwie linken, bei Ditfurth die Kurve kriegen.
Das Buch ist eine jener gewagten Mischformen von Dokumentarischem und Fiktivem,
die in ihrer Zwiespältigkeit nicht selten befremdend wirken. Bei Ditfurth
ist die Verschmelzung beider Anteile im wesentlichen gelungen.
Die politischen Ereignisse sind in eine Ich-Erzahlung eingebettet, die selbst
allerdings dramaturgisch schwach ist. Die Spannung liegt auf der Ebene der
politischen Handlungen, hier ist auch Identifikation gegeben, denn der Leser
kennt das Geschehen und die agierenden Personen, die sämtlich der Wirklichkeit
entstammen. Da lässt es sich schmunzeln, namentlich über Leute wie Peter Boenisch
als Informationsminister und ZK-Sekretär, Horst Eylmann als Minister für Justiz
oder Karsten Voigt als Innenminister und Freund von Staatschef Egon Krenz.
Nur fürs Vergnügen ist das Buch aber wohl doch nicht Hat man sich erst in
die verkehrte Welt eingelesen, ist die Grund-Pointe verflogen, und man denkt
mit, prüft, zweifelt, sieht bestätigt und entdeckt so die ernste Seite der
Geschichte, die Intention des Autors, die eigentlich eine aufklärerische ist.
Auf unterhaltsame Weise wird das politische System der DDR verdeutlicht und
bloßgestellt. Dazu dient schon allein die Grundkonstellation der Erzählung
- der Osten hat die Macht, und der Westen hat sich unterzuordnen. Ist das
doch nichts anderes als ein Spiel mit vertauschten Rollen, dessen Ziel in
der Psychotherapie bekanntlich die Selbsterfahrung ist. Amüsant, dass diese
erkenntnisvermittelnde Methode auch hier funktioniert. Hinzu kommt ein immenses
Fakten- und beachtliches Insiderwissen des Autors. So ist das von Ditfurth
erfundene Konstrukt in sich von großer Plausibilität, und nur wer humorlos
ist, wird hinterfragen, ob es auch nach außen haltbar ist. Der Autor lässt
- als selbstironischen Kunstgriff - seine Erzählfigur sagen: So oder wenigstens
so ähnlich ist es gewesen.
Anne Stabrey, Südwestrundfunk, 25. August 1999
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Wenn der
BFC Dynamo gegen FC Vorwärts Dortmund spielen müsste
Christian von Ditfurth fabuliert rege um einen fiktiven Sieg
des Sozialismus in Deutschland
Christian
von Ditfurth hat sich mit Zeitgeschichte in der ostdeutschen Region schon
wiederholt beschäftigt. "Blockflöten" (1991) über die Vergangenheitsverdrängung
der Ost-CDU und "Ostalgie" (1997), eine kritische Auseinandersetzung mit der
PDS, boten genügend Diskussionsstoff nicht nur bei den Adressaten. von Ditfurth
versteht es, Anliegen lesewirksam zu artikulieren.
Das macht auch den Reiz seines neuen Buches aus. "Die Mauer steht am Rhein"
heißt es und gibt sich mit diesem Titel gleich als ein Wende- oder Gegenwende-Roman,
als eine recht kühne und - für den, der gewarnt sein will - auch warnende
Fiktion zu erkennen. v. Ditfurth schreibt das Szenarium einer in den Komplementärfarben
verlaufenen deutschen Wiedervereinigung. Dieses "Was wäre, wenn", das mit
dem Untertitel "Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus" angesprochen wird,
kehrt den von uns erlebten historischen Entwicklungsprozess um. 1988 stürzen
Stalinisten um Ligatschow den Reformer Gorbatschow und stellen in der Sowjetunion
die alten Verhältnisse wieder her. Sie drehen an der Rüstungsspirale und bringen
die Menschheit an den Abgrund eines dritten Weltkrieges. Für dessen Verhinderung
sind die Westmächte und Alliierten des zweiten Weltkrieges - USA, Frankreich
und Großbritannien - bereit, Deutschland als Preis zu zahlen. Es wird aus
den beiden Pakten entlassen, neutralisiert und wiedervereinigt, wofür die
Sowjetunion die Kontrolle übernimmt.
Es vollzieht sich ein gegenüber unseren Erfahrungen konterkarierter Einigungsprozess.
Die westdeutschen Parteien orientieren sich am ostdeutschen sozialistischen
System. Bestimmte Politiker - v. Ditfurth arbeitet mit den realen Namen, was
ebenso mutig für ihn wie vergnüglich für seine Leser ist - biedern sich in
Ost-Berlin an, würdigen die "Aufbauleistungen" der DDR und versuchen, ihre
Parteien, vorwärtseilend, zu treuen Verbündeten der Arbeiterklasse zu machen.
Andere, denen die historische Erfahrung mit den Kommunisten nicht entfallen
ist, gehen in die Emigration. Der Bundestag beschließt, wie einst die Volkskammer,
noch Gesetz um Gesetz, um die Einigung vorzubereiten. Die Sowjets und die
DDR sehen dem allem wohlgefällig zu, sprechen die notwendigen Garantien für
Freiheit, Demokratie, Pluralismus aus. Sie versprechen alles, allerdings unter
Sicherheitsvorbehalt. Immer wieder nur das eine: Sicherheitsvorbehalt.
Nachdem am 3. Oktober 1990 (!) die Wiedervereinigung vollzogen ist, setzt
- erst langsam, dann immer schneller werdend - ein beispielloser stalinistischer
Unterdrückungsfeldzug gegen die Gegner von Gleichschaltung und Unfreiheit,
Andersdenkende ein. Sie kommen, wenn ihnen nicht die Flucht gelingt, in Intemierungslager,
werden zu langjährigen Strafen verurteilt. Schnelle Wendung und Anpassung
sind Preis für das Überleben. Der Slogan gilt: "Wer zu spät kommt, den bestraft
das Leben - oder der Genosse Mielke." Das vereinigte Deutschland ähnelt der
DDR, ist ihre Karikatur.
Erzählt wird dies aus der Sicht eines geschassten Sportredakteurs, der sich
erlaubt hatte, die Manipulation des Fußball-Endspiels um die Deutsche Meisterschaft
zwischen dem BFC Dynamo und dem FC Vorwärts Dortmund anzuprangern.
v. Ditfurths Idee ist nicht neu, mit dem vorhandenen Politik- und Gesellschaftspersonal
einen historischen Prozess durchzuspielen. Reinhard Andert hatte das mit "Rote
Wende" (Elefanten Press, 1994) mit einer fiktiven Dokumentation ganz famos
getan. v. Ditfurth versieht sein Werk mit erzählerischem Raffinement und ironischer
Schärfe. Er klagt doppelt an: was in der DDR gewesen ist und sich hätte wiederholen
können und wie sich die Einheit vollzogen hat. Spannung und Vergnügen stellen
sich so ein.
Klaus Wilke, Lausitzer Rundschau, 21. August 1999
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Alptraum
der Wende
Rainer Eppelmann über Christian v. Ditfurths Roman "Die Mauer steht am Rhein"
Ich
weiß genau, von wann an ich mir Sorgen um meinen Freund CvD machte. Der sonst
immer so muntere Journalist war ab Ende Juni 1995 nicht mehr gut drauf.
Er vergaß Termine, schaute bei Gesprächen unter vier Augen immer wieder wie
gehetzt hinter sich, wechselte seine Wohnungen und wirkte häufig so, als ob
er auf der Flucht sei.
Richtige Sorgen machte ich mir aber erst, als CvD eines Tages bei einer unverhofften
Begegnung im Foyer des neuen Plenarsaals am Bonner Rheinufer ganz erstaunt
zu mir sagte: "Was Rainer, haben sie dich wieder freigelassen?" Auf alle Nachfragen,
was er denn mit dieser Bemerkung gemeint habe, verweigerte er jedoch standhaft
jede Antwort.
Da begann ich, genau nachzurechnen, ab wann mein Freund sich so seltsam aufführte.
Richtig, es war der 22. Juni 1995. Da hatte der PDS-Abgeordnete Gerhard Zwerenz
im Bundestag ehemalige DDR-Dissidenten als "paranoide Revolutionsparodisten"
und "Hitlers Kinder" beschimpft und gedroht: "Wir werden die Umtriebe protokollieren
für die nächste Wende. Sie kommt gewiss in diesem wendereichen Zeitalter."
Die Zwerenz-Drohung muss CvD irgendwie aus dem Gleichgewicht gebracht haben.
Er wusste von den Internierungslisten, die die Vorgängerpartei der PDS, Erich
Honeckers SED, 1989 für die DDR-Bürgerrechtler vorbereitet hatte.
Und er hatte auch einen Blick auf die Internierungslisten West von 1988 geworfen,
nach denen am Tag der Machtübernahme 1400 BRD-Bürger, darunter Richard von
Weizsäcker, Ulrich Schwarz vom SPIEGEL und Franz Alt von "Report" sowie linke
Kirchenmänner wie Heinrich Albertz und Kurt Scharf zur Verbringung in Lager
vorgesehen waren.
CvD ist ein kluger Mensch. Er diagnostizierte seine Angst vor einer "nächsten
Wende" als Psychose und folgte dem Rat einer noch klügeren Freundin: "Schreib
alles auf, wovor du dich fürchtest!"
CvD hat aus seinen Ängsten gleich ein ganzes Buch gemacht. Ich habe "Die Mauer
steht am Rhein. Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus" an einem einzigen
Abend in der Stille meiner Friedrichshagener Wohnung gelesen, und es wurde
mir ganz anders: CvD hat seinen Alptraum so aufgeschrieben - mit allen Details
und allen Namen -, dass ich froh war, als ich in den "Tagesthemen" sah, wie
Bundeskanzler Schröder den alten Volvo von "Onkel Herbert" aus der SPD-Baracke
herausfuhr und Außenminister Fischer im feinen Zwirn zu diplomatischer Höchstform
auflief.
Gott sei Dank nur ein Alptraum. Aber was für einer!
Der Journalist CvD gehört zu den 300 000 Menschen, die seit dem Herbst 1990
als Emigranten in die Schweiz geströmt sind. Am 3. Oktober 1990 wurde die
Demokratische Republik Deutschland (DRD) gebildet, nachdem sich die Siegermächte
des Zweiten Weltkrieges darauf verständigt hatten, die deutsche Frage durch
eine umfassende Neutralisierung Deutschlands und die Bildung einer Konföderation
der Bundesrepublik mit der DDR zu lösen. Zur Absicherung der alliierten Beschlüsse
übernahm die Sowjetunion die Kontrolle über Gesamtdeutschland und stationierte
ein auf 100 000 Soldaten begrenztes Militärkontingent in Westdeutschland.
Seitdem sind die Isolierungslager in der DRD überfüllt, die gesamtdeutschen
Grenzen sind besser geschützt, als es die alten der DDR je waren, die SED
ist zur Sozialistischen Einheitspartei der Demokratischen Republik Deutschland
(SEdDRD) mutiert, die den DRD-Volkstag beherrscht.
Der Pfarrer Rainer Eppelmann sitzt im Zuchthaus Bautzen, Justizminister Horst
Eylmann von der Blockflötenpartei CDU erklärt, er kenne keine politischen
Straftäter, sondern nur Kriminelle, IG-Chemie-Chef Hermann Rappe hat längst
gestanden, als "Agent des USA-Imperialismus" im Auftrag von Georg Leber die
Gewerkschaften indoktriniert zu haben.
Der Städteexpress "Feliks Dsershinski" verkehrt zwischen Warschau und Basel,
Wolfgang Mischnicks Memoiren "Vom Liberalismus zum Sozialismus. Ein Leben
für Deutschland" sind ein Bestseller, EU-Kommissar Martin Bangemann lebt seit
der Einheit von einer fetten EU-Rente in Waterloo, der SPIEGEL hat mit "ausgefeilter
Rabulistik" gerade noch die Kurve gekriegt (Ex-SPIEGEL-Herausgeber Rudolf
Augstein sitzt irgendwo im Tessin).
Coop und die DDR-Handelsorganisation (HO) fusionieren, die Club Cola vom VEB
Getränkewerk Berlin ist zum Nationalgetränk avanciert, die DRD bekennt sich
zum Antifaschismus und leistet deshalb keine weiteren Zahlungen an Nazi-Opfer.
Die maximale Dauer der Untersuchungshaft ist auf vier Jahre heraufgesetzt,
Innenminister Wolfgang Schäuble legt ein Gesetz über die Wiedereinführung
der Todesstrafe vor, in der grünen Partei spricht Andrea Lederer für "die
demokratischen Kräfte", die GEW bildet Schulgewerkschaftsleitungen (SGL).
In fast allen SPD-Landesverbänden haben sich "Sozialistische Arbeitsgemeinschaften"
gebildet, auf dem II. SEdDRD-Parteitag, der im Mai dieses Jahres stattfand,
bekannte sich die Partei zum Marxismus-Leninismus und zum Aufbau des Sozialismus,
Egon Krenz wurde zum Generalsekretär gewählt und Politbüromitglied Karsten
D. Voigt mit dem Amt des Ministerpräsidenten und stellvertretenden Staatsratsvorsitzenden
betraut.
Der "Polo" heißt nun "Baikal", Daimler-Benz und BMW fusionierten zum Volkseigenen
Betrieb (VEB) Autobau Süd, Siemens gehört wie Bosch zum VEB Elektrotechnik
"Ernst Thälmann".
Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher, Joschka Fischer, Hans-Jochen
Vogel, Björn Engholm beschwören im Exil die Werte des Grundgesetzes, Genscher
fordert: "Lasst Lambsdorff frei!" Und im "Literarischen Quartett", das jetzt
aus Wien übertragen wird, charakterisiert Marcel Reich-Ranicki Hermann Kants
neues Nationalepos "Die Einheit" in gewohnt heftiger Manier "Ein durch und
durch abscheuliches Buch."
Der Journalist CvD, der sich an der gleichgeschalteten "Rheinischen Post"
trotz mancher Anpassungsbemühungen nicht halten konnte und als kleiner Korrektor
beim Kirchenblatt "Froher Bote" herausflog, weil er übersehen hatte, dass
der Druckfehlerteufel aus der "fruchtbaren Zusammenarbeit aller gesellschaftlichen
Kräfte" die "furchtbare Zusammenarbeit" gemacht hatte, beobachtet aus seinem
Schweizer Exil genau, wie schnell sich die westdeutsche Gesellschaft den neuen
Erfordernissen anpasst.
Der Aufstand im April 1993 mit seinem Zentrum in der Kohlenpott-Stadt Castrop-Rauxel
blieb eine Episode, wurde schnell niedergeschlagen, sorgte aber auch dafür,
dass bald danach die ersten Intershops eingerichtet wurden.
CvDs Enthüllungen über die deutsche Einheit, ihre Vorgeschichte und ihre Verwirklichung
sind ein großes Stück investigativer Journalismus und werden bald auch zu
den klassischen Geschichtsbüchern gezählt werden.
Ich bin CvD dankbar für sein Alptraumbuch. Seit ich es gelesen habe, weiß
ich noch besser, was wir Ossis an der Bundesrepublik haben - trotz ihrer zahlreichen
Macken.
ch hoffe, dass auch CvD nun wieder ruhig und ohne Alpträume schläft.
Rainer Eppelmann, Der Spiegel, Nr. 41/1999 (11. Oktober 1999)
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Ein
Sportredakteur ist plötzlich seinen Job los. Dank einer
Fügung wird er nun zum Korrektor des "Frohen Boten", der Zeitung des Bistums
Essen. Als ein kleiner Druckfehler, den er übersehen hat, scheinbar tragische
Konsequenzen nach sich zieht, wird er zum Sünden-bock gestempelt. Also beschließt
er, in die Schweiz auszuwandern. Zehn Jahre nach dem Mauerfall zieht Christian
von Ditfurth in "Die Mauer steht am Rhein" ein humorvolles und treffsicheres
politisches Fazit. Es ist ein gehaltvolles Polit-Kaleidoskop, das ohne bissige
Seitenhiebe auskommt.
Unicum - Das Hochschulmagazin, Nr. 10/1999
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Christian
von Ditfurth lügt! Und das in einer unverschämten Weise.
Als Republikflüchtling sollte er jedes Recht verwirkt haben, seine Lügen unters
Volk zubringen. Aber der kapitalistische Verlag Kiepenheuer & Witsch, der
sich nach der deutschen Vereinigung dem sozialistischer Eigentum des Volkes
entzog und in die Schweiz ging, gibt von Ditfurth noch weiter die Möglichkeit,
seine staatsfeindlichen Hirngespinste zu verbreiten. Und so kann der Aristokratenspross
behaupten, dass sich mit der Vereinigung der Bundesrepublik mit der DDR zu
unserer Demokratischen Republik Deutschland die Lebensumstände verschlechtert
hätten.
Er verbreitet Lügen über die Qualität des sozialistischen PKWs. Das Autogroßkombinat
VEB Süd, das die vom Volk übernommenen kapitalistischen Werke BMW und Daimler-Benz
vereinigte, hat den zweiten Fünf-Jahres-Plan um 150 % übererfüllt. Und in
Wolfsburg - ehemals VW - werden keine Wartelisten, wie Ditfurth behauptet,
für die Modelle "Baikal" und "Amur" - Nachbauten der kapitalistischen Modelle
Polo und Golf - geführt.
Auch wenn mancher diesen abgenutzten Verleumdungen unseres neuen sozialistischen
Staates Glauben schenken mag - Ditfurth steht als Nestbeschmutzer direkt neben
Republikflüchtlingen wie Joschka Fischer, Kohl, Graf Lambsdorff, Geißler und
Lafontaine, die sich auch am Zürich-See in der Schweiz dem Fortschritt entzogen
haben. Diese Unbelehrbaren sind Kopf einer Untergrundorganisation von Konterrevolutionären,
die die erfolgreiche Arbeit unsere Genossen Egon Krenz, Karsten D. Voigt und
Peter Boenisch diffamieren und unseren jungen Staat untergraben wollen.
In einem nun endlich vereinigten sozialistischen Deutschland sind nur die
SED-Genossen zusammen mit unseren sowjetischen Freunden aus der großen Bruderpartei
KPdSU die Garanten dafür, dass unser Vaterland aus den Klauen der NATO-Schergen
befreit wurde und sich auch weiterhin erfolgreich gegen die immer wiederkehrenden
Aggressionen erwehren kann. Jeder aufrichtige deutsche Sozialist ist ihnen
zu großem Dank verpflichtet.
Von Ditfurth, dieser voreingenommene und uneinsichtige Republikflüchtling,
schreibt zwar in einem journalistischen, sachbuchhaften und nüchternen Ton,
doch davon werden seine Lügen kaum wahrer. Um solche Subjekte brauchen wir
als wahrhaftige Sozialisten nicht trauern - um sie ist es nicht schade. Die
Demokratische Republik Deutschland weint ihnen keine Träne nach!
So bleibt mir auch nichts anderes übrig, als unseren SED-Genossen zu empfehlen,
das Buch nicht zum freien Verkauf zuzulassen. Wir brauchen kein solches Blendwerk,
das den grandiosen Aufbau des Sozialismus auf dem Weg zum Kommunismus leugnet.
Kulturminister Kant steht in der Verantwortung, von Ditfurths Werk zusammen
mit dem von Stuckrad-Barre, Droste und Handke, Hacke und Heidenreich den reinigenden
sozialistischen Flammen zu übergeben. Nieder mit den infamen Lügen der NATO-Strohmänner
und Staatsfeinde der Demokratischen Republik Deutschland!
Marcel Roth, Radio Campus, Bochum
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Wenn es
anders gekommen wäre
Dissidentenzuflucht in Zürich, die Mauer am Rhein und Egon
Krenz als SED-Herrscher über ganz Deutschland ...
Die
Welt am Ende der 80-er, selten war die Lage so gespannt. Reformator Gorbatschow
ist gestürzt, die Union der Sowjetrepubliken steht politisch wie wirtschaftlich
vor dem Ruin. Dem greisen Kader ist jedes Mittel zur Machterhaltung recht.
Zu verlieren hat man nichts mehr, vielleicht aber prosperierende Pfründe zu
gewinnen. Das Konzept, mit dem die Altkommunisten sich und ihr Weltreich vor
dem Untergang retten wollen, ist simpel: Wenn es gelänge, den Westen in anhaltende
Angst vor einem Atomkrieg zu versetzen, würde der sicher einen hohen Preis
für die Sicherung des Frieden zahlen ...
Spätestens seit Ralph Giordanos legendärem "Was wäre wenn Hitler den Krieg
gewonnen hätte" versuchen immer mal wieder Autoren, Alternativen im Weltenlauf
der Geschichte gedanklich durchzuspielen. Zumal vor dem Millennium-Wechsel
haben Konstrukte wie "Wenn Napoleon bei Waterloo gewonnen hätte" oder "Wenn
die Südstaaten den Amerikanischen Bürgerkrieg für sich entschieden hätten"
Konjunktur. Mit seinem Buch "Die Mauer steht am Rhein. Deutschland nach dem
Sieg des Sozialismus" fügt der Lübecker Christian von Ditfurth dem "Was wäre
wenn"-Genre nunmehr eine überaus intelligente Variante aus der jüngeren deutschen
Geschichte hinzu.
Es ist nur ein Roman, aber was für einer! In Ditfurths Version der Geschichte
zeigt der defizile Psychokrieg der Russen schließlich Wirkung. Zunehmend lauter
fragt man sich nicht nur im Kreml, wieso (West-) Deutschland, obwohl Verlierer
des Krieges, so gut dasteht. Die einstigen Kriegsgegner wurden von vielen
Amerikanern, Briten und Franzosen nämlich immer noch mit großer Skepsis betrachtet
- die Nazis waren zu schnell zu Musterdemokraten mutiert. Und war die Teilung
der Welt in zwei feindliche Blöcke nicht die Schuld der Deutschen?
In Ditfurths origineller Fiktion fällt es schließlich keiner der Supermächte
schwer, das, was im Februar 1989 in Genf ausgehandelt wird, als große Diplomatie
zu verkaufen: Kohls Bundesrepublik wird aufgefordert, mit der DDR zu föderieren,
zur Überwachung der alliierten Beschlüsse übernehmen die Russen die Kontrolle
über Gesamtdeutschland. Ihre senilen Klassenbrüder an der SED-Spitze, vom
gärenden Widerstand im eigenen Land gebeutelt, können ihr Glück kaum fassen,
durch einen Winkelzug der Weltpolitik erstreckt sich ihre Herrschaft schließlich
bis an den Rhein ...
Vor diesem Hintergrund erzählt Ditfurth vom Werdegang eines (westdeutschen)
Sportredakteurs, der im sozialistisch wieder vereinigten Deutschland in Ungnade
fällt, aber ins Schweizer Exil fliehen kann. Von Zürich aus beobachtet er
die Mutationen der ach so freiheitlichen Grundordnung jenseits der Elbe zur
Demokratischen Republik Deutschland (DRD), beschützt von der "Friedensgrenze"
mit Mauer und Stacheldraht an Rhein, regiert von Egon Krenz' Gnaden.
Das Buch sprüht vor Einfällen und ist doch mehr als reine Phantasie. Zumal
sich Ditfurth in der Entwicklung seines plausiblen Modells als subtiler Kenner
der gesellschaftlichen Mechanismen im ersten deutschen Arbeiter-und-Bauer-Staat
erweist. Dass "Die Mauer steht am Rhein" dabei nicht einfach ein weiterer
Anti-DDR-Schinken ist, macht es zu einer spannenden Vision, wie es ja vielleicht
tatsächlich auch hätte kommen können. Das Geschilderte ist schließlich von
solcher Suggestion, dass man sich beim Lesen mitunter wundert, wieso nur die
abendliche Tagesschau von alledem nichts mitbekommt.
Hanno Müller, Thüringer Allgemeine, 2. Oktober 1999
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Egon, Egon
über alles
Auf den ersten Blick ist alles in Ordnung: Die Berliner Mauer ist gefallen,
das seit zehn Jahren wieder vereinigte Deutschland wird von Berlin aus regiert,
Erich Honecker hat sich nach Chile abgesetzt und ist dort gestorben. Auf den
zweiten Blick aber ist nichts in Ordnung: Der Staat heißt nicht Bundesrepublik
Deutschland, sondern Demokratische Republik Deutschland (DRD), er hat keinen
Bundeskanzler namens Gerhard Schröder, sondern einen Staatsratsvorsitzenden
Egon Krenz, die Russen haben ganz Deutschland besetzt, und am Rhein schießen
die Grenztruppen auf Republikflüchtlinge. Wer nur konnte, hat Deutschland
rechtzeitig den Rücken gekehrt - Prominente wie Helmut Kohl, der am Wolfgangsee
jetzt lebenslänglich Ferien macht, und Nichtprominente, die in der Schweiz
das harte Brot der Emigration essen. Christian v. Ditfurth hat ein Stück Gegengeschichte
geschrieben: Michail Gorbatschow ist im August 1988 von Altstalinisten gestürzt
worden, und die neue Moskauer Führung hat die Westmächte unter der Drohung
eines Atomkriegs dazu gezwungen, die Bundesrepublik im Stich zu lassen. Nun
ist Letzteres nicht gerade ein wahrscheinliches Szenario, aber darum geht
es Ditfurth in seinem Buch auch nicht. Vielmehr vertritt er die These, dass
es in der Bundesrepublik Millionen von Wendehälsen gegeben hätte, die bei
einer Wiedervereinigung unter umgekehrten Vorzeichen die Errichtung einer
gesamtdeutschen DDR freiwillig unterstützt hätten.
Und dies nicht etwa, weil sie Kommunisten gewesen wären. Der Autor meint stattdessen,
dass unter der demokratischen Decke auch im Westen eine Gesellschaft lauere,
die sich nach einer autoritären Regierungsform sehne. Deshalb geht für ihn
auch die CSU am bereitwilligsten auf die neuen Machthaber zu, während sich
die Grünen konsequent verweigern.
Bei der CDU macht Alfred Dregger gerne mit, bei der SPD emigrieren zwar Hans-Jochen
Vogel und Willy Brandt, doch die Partei geht in der SED auf. Der SPD-Außenpolitiker
Karsten Voigt wird DRD-Ministerpräsident, der ehemalige "Bild"-Chef Peter
Boenisch Informationsminister. Und als die Westdeutschen im Jahre 1993 (erfolglos)
auf die Straße gehen, tun sie dies nicht, weil sie ihre Freiheit zurück haben
wollen, sondern weil Günter Mittags Wirtschaftspolitik ihren Wohlstand ruiniert
hat. Immerhin führt dies zu Honeckers Sturz.
Mit all dem lässt sich mit guten Gründen rechten. Auch mit der sprachlich
simplen Form des Buches, das eine seltsame Mischung aus Roman und Sachbuch
ist, reich garniert mit allerlei Lesefrüchten Ditfurths. Als Erzähler tritt
ein harmloser Düsseldorfer Sportjournalist auf, der in die Fänge der Stasi
geraten ist, weil er über offensichtlichen Schmu beim Endspiel zur deutschen
Fußballmeisterschaft zwischen Dynamo Berlin und dem FC Vorwärts (früher "Borussia")
Dortmund berichtet hatte. Dann kam noch ein Tapser und danach, in letzter
Minute, die Flucht in die Schweiz. Dort sitzt er jetzt, rekapituliert die
vergangenen zehn Jahre und blickt hoffnungslos in die Zukunft.
Und allen Einwänden zum Trotz: Mit seiner politischen Horror-Story sorgt Ditfurth
schon für einige Gänsehaut.
Ekkehard Böhm, Hannoversche Allgemeine, 13. Oktober 1999
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Lesung mit
Christian von Ditfurth
Sein neues Werk ist Satire über "Deutschland nach dem Sieg
des Sozialismus"
Eben
noch hatte Christian von Ditfurth vor Lachen kaum weitersprechen können. So
viel Spaß machte dem Sohn des großen Psychiaters Hoimar und Bruder der Journalistin
und Ökoaktivistin Jutta von Ditfurth die Lesung seines neuen Werks "Die Mauer
steht am Rhein", eine Satire über "Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus".
Als dann aber in der Matthäus-Kirche eine empfindsame Dame zu fragen wagte,
ob Ditfurth seinem Helden, einem westdeutschen Sportjournalisten auf der Flucht
vor der neostalinistischen Zensur, bei all dem deutsch-deutschen Elend auch
so etwas wie eine Liebesgeschichte angedichtet habe, wurde der Historiker
geradezu amtlich. Sein Buch, erklärte von Ditfurth mit dem nötigen Ernst,
sei ein "fiktives Sachbuch" und kein Roman. Leser müssten sich auch auf "längere
zeitgeschichtliche Passagen" einlassen. Die Idee zu seinem keineswegs humorfreien
Was-wäre-wenn-Spiel kam von Ditfurth bei den Recherchen zu seinem Buch über
die PDS ("Ostalgie oder die linke Alternative"). Wenn ihm alte Genossen ihr
Leid wegen der westdeutschen "Siegerjustiz" nach dem Ende der DDR klagten,
fragte er: "Ja, was hättet ihr denn mit uns gemacht, wenn es anders herum
gekommen wäre?" Jetzt zeigt er's ihnen.
Tagesspiegel (Berlin), 29. Oktober 1999
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Und Helmut
harrt der Dinge am Wolfgangsee
Zehn
Jahre nach der Wiedervereinigung: In ganz Deutschland ist der Kapitalismus
endlich überwunden. Egon Krenz regiert die "Demokratische Republik" (DRD),
assistiert von Karsten D. Voigt als Ministerpräsident. Denn die SPD hat sich
längst zum Bekenntnis für den Marxismus-Leninismus entschieden. "Mit ausgefeilter
Rabulistik" hat auch der "Spiegel" die Kurve hingekriegt, wie fast alle Medien.
Ex-"Bild"-Chef Peter Boenisch ist nun Informationsminister. Die Wirtschaft
entwickelt sich nach Maßgabe der fortschrittlichen Kräfte unaufhaltsam rückwärts:
BMW und Daimler Benz, zum VEB Autobau Süd-Ost fusioniert, lassen alte Polo-
und Golf-Modelle namens "Baikal" und "Amur" vom Band rollen - erhältlich natürlich
nur nach langer Wartezeit. 300 000 Deutsche sind aus der mit Stacheldraht
und Selbstschussanlangen abgeschotteten Republik ins Schweizer Exil geflüchtet:
Dort streiten sich Fischer und Geißler über versäumte Chancen des Widerstands,
während Kohl es am Wolfgangsee mit Aussitzen probiert.
Was wäre, wenn . . . 1989 alles ganz anders gekommen wäre? Die Frage hat sich
Christian von Ditfurth gestellt und - was sich für einen Historiker eigentlich
nicht gehört - ein fiktives Sachbuch geschrieben, das detailliert das Szenario
einer roten Wende entwirft: Angenommen, die Stalinisten hätten Gorbi gestürzt
und die BRD unter Androhung eines Dritten Weltkriegs von den Alliierten in
ihren Machtbereich einkassiert . . .
Am Freitag las von Ditfurth, Bruder der Grünen-Dissidentin Jutta und selbst
bekehrter Ex-Kommunist beim "6. Sulzbacher Salon", veranstaltet von der Buchhandlung
Wirtz, im Salzbrunnenhaus das Einleitungskapitel aus "Die Mauer steht am Rhein
- Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus". Auszüge aus seinem Buch vorzutragen
sei schwierig, meinte von Ditfurth, sie wären garantiert unverständlich, denn
das Buch baue das Verständnis, für das was es erzählt, erst allmählich auf.
Quer durch die Presse hat "Die Mauer" bei Erscheinen Aufsehen und positive
Rezensionen erregt. Nur Rainer Eppelmann, der in Ditfurths Fiktion in Bautzen
eingekerkert ist, höhnt, sein "Freund" leide wohl unter einer Psychose und
habe alle seine Ängste schriftlich niedergelegt. Die sind allerdings recht
amüsant zu lesen. Nein, das sei kein Roman eines enttäuschten Linken, betont
von Ditfurth im Salzbrunnenhaus. Die Idee dazu kam dem Lübecker bei Recherchen
zu einem PDS-Sachbuch "Ostalgie oder die linke Alternative". Auch mit den
Verdrängungen der Ost-CDU hat er sich schon beschäftigt, Titel: "Blockflöten".
Im Grunde, meinte ein Zuhörer, handle das Mauer-Buch doch vom Opportunismus,
und den gebe es im realen Deutschland auch.
Saarbrücker Zeitung, 7. November 1999
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Zwingende
Logik und satirische Seitenhiebe
Christian
von Ditfurth ist gelernter Historiker und mit der nötigen Fantasie gesegnet,
um einen Roman der Form "Was wäre wenn" zu schreiben. Mit "Die Mauer steht
am Rhein" ist ihm nun der Roman zum diesjährigen zehnten Jahrestag des Falls
der Berliner Mauer gelungen.
Mit der Version, der Sozialismus habe gesiegt und zur deutschen Einheit gerührt,
jagt er jedem auch nur etwas an Politik interessierten Leser wahre Gruselschauer
über den Rücken. Als unpolitischer Sportredakteur aus dem Rheinland schildert
er aus der Sicht des Emigranten, wie Gorbatschow 1988 von Stalinisten gestürzt
und eine neue Weltordnung durchgedrückt wird, in der Westdeutschland geopfert
wird.
Es ist Andrej Gromyko, der vor der UNO beklagt, dass die Deutschen als Unterlegene
des Weltkrieges die eigentlichen Sieger seien. Der Sowjetunion dagegen gehe
es schlecht, obwohl sie die größten Opfer erbracht habe. Düster fordert er,
"reinen Tisch" zu machen.
Im Februar 1989 folgt dann die Viermächtekonferenz unter Ausschluss der Westdeutschen.
Mit viel militärischem und psychologischem Druck erreichen die Sowjets ihr
Ziel: die deutsche Wiedervereinigung unter sowjetischer Aufsicht. Am 3. Oktober
1990 entsteht die "DRD".
Mit zwingender und oft genug erschreckender Logik beschreibt der in die Schweiz
geflüchtete Ich-Erzähler, warum alles so kommen musste, wie es am 3. Oktober
1999 von der DRD-Regierung unter Generalsekretär Egon Krenz und seinem Ministerpräsidenten
Karsten D. Voigt (ja, der außenpolitische Sprecher der ehemaligen SPD-Fraktion!)
als gelungene Revolution der "antimonopolischen Demokratie" gefeiert wird.
Brillant und mit manch satirischem Seitenhieb auf die vielen großen und kleinen
Wendehälse beschreibt von Ditfurth die erstaunliche Anpassungsbereitschaft
in der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Da wird ein gewisser Möllemann
zum Oberbürgermeister von Düsseldorf und Wolfgang Schäuble willfähriger Innenminister,
dessen DDR-typische Law & Order-Politik nicht nur an den Stammtischen reichlich
Lob findet.
Der anfängliche Widerstand wird mit raffinierter Tücke gebrochen und selbst
der rapide Niedergang der Wirtschaft führt nach einer heftigen Krise nur zu
noch mehr "Straffung", wozu Hunderttausende in Isolierungslagern verschwinden.
Informationsminister Peter Boenisch sorgt im Übrigen für die nötige Propaganda.
Gefesselt bis zur letzten Seite atmet der Leser schließlich erleichtert auf,
erinnert sich an die realen Ereignisse des 9. November 1989 und ihre Folgen,
froh, dass dies alles wirklich nur eine Fiktion war.
Wolfgang A. Niemann, Wilhelmshavener Zeitung, 30. Oktober 1999
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Ditfurths
Buch vorgestellt
Sozialdemokraten diskutierten das Buch "Die Mauer steht am Rhein"
Christian von
Ditfurth hat sein neues Buch "Die Mauer steht am Rhein - Deutschland nach
dem Sieg des Sozialismus" im Bilderhaus Bornemann vorgestellt. Der Lübecker
Autor und Historiker diskutierte mit dem Publikum, dem SPD-Bürgermeisterkandidaten
Bernd Saxe und Björn Engholm über sein Buch und das Thema "Zehn
Jahre nach der Wende". Eingeladen hatten die "Wählerinitiative Für
Bernd Saxe" und dieser selbst.
Christian von Ditfurth hat in seinem fiktiven Sachbuch die deutsche Wiedervereinigung
einen anderen Verlauf nehmen lassen. "Statt dass die Bundesrepublik die DDR
geschluckt hat, verleibte sich diese die Bundesrepublik ein", erklärte
Bernd Saxe zur Handlung.
Der 46-jährige Schriftsteller sorgte für viel Heiterkeit, weil er
seinem Buch noch eine Auffrischung hinzugefügt hatte: Björn Engholm
und Michael Bouteiller, nach Zürich geflohen, bedauerten mit den Worten
"nun ist es endgültig aus mit unserer Sozialdemokratie" die Wahl des
"gewendeten" Bernd Saxes zum Bürgermeister. Dieser erhielt im "realsozialistischen
Deutschland" 99,9 Prozent der Stimmen.
In der Diskussion war man unterschiedlicher Meinung, ob es hätte kommen
können, wie von Ditfurths Buch es schildert. "Die Westdeutschen hätten
allein wegen ihres ausgeprägten Individualismus so eine Wende nicht mitgemacht",
vermutete Björn Engholm. Einig war man sich hingegen darin, dass das
Buch zum Nachdenken anrege, ob die Massen in Deutschland noch derart verführbar
seien. Christian von Ditfurth äußerte sich pessimistisch: "Die
heutige Zivilisation trennt nur eine sehr dünne Schicht vom Archaischen."
Das könne man am Krieg im ehemaligen Jugoslawien sehen.
Ebenfalls diskutiert wurde die derzeitige Rolle der PDS. Engholm und von Ditfurth
waren einmütig der Auffassung, dass die PDS einen Freiraum fülle,
den die SPD ihr geschaffen habe, indem diese weiter in die "Mitte" gerückt
sei. Christian von Ditfurth bezeichnete die PDS als "Heimatvertriebenen-Verein".
Diese würde ihre Stimmen aus der schlechten Situation im Osten gewinnen
und aus Ängsten, die aus dem abrupten Geschichtsverlust der Ostdeutschen
resultierten.
Lübecker Nachrichten, 21. November 1999
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Die
Mauer steht am Rhein? Deutschland nach dem Sieg des
Sozialismus? Eine Utopie, gewiss. Denn schließlich gibt es weder die Demokratische
Republik Deutschland (DDR), noch sind BMW und Daimler-Benz zum VEB Autobau
Süd fusioniert. Die deutsche Einheit, in der die DDR die BRD übernimmt, Todesstreifen
und Stacheldraht nach Westen versetzt? Historiker Christian von Ditfurth,
einschlägig vorbelastet durch "Blockflöten. Wie die CDU ihre realsozialistische
Vergangenheit verdrängt" und "Ostalgie oder linke Alternative. Meine Reise
durch die PDS" gelingt eine schwarzbissig querdenkerische Analyse, so ironisch
wie skurril, so klug wie subversiv. Die rote Wende? Zum 10. Jahrestag des
Mauerfalls agitiert Ditfurth jetzt auch in Osnabrück. Joschka Fischer seufzt,
am Grillimbiss im Schweizer Exil: "Wenn wir alle gemeinsam gekämpft hätten!"
Und Heiner Geißler antwortet: "Aber bei euch hätte sich ja keiner gefunden,
der mit uns zusammengegangen wäre! Die meisten Sozis haben sich von den Schalmeienklängen
betören lassen!" Und so weiter. Eine vergnügliche Sache jedenfalls - wenngleich
weder für eingefleischte Ossis noch für eingefleischte Wessis. Oder gerade?
Stadtblatt Osnabrück, Nr. 11/1999
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Was
auf den weihnachtlichen Gabentisch gehören würde? Z. B.
das Buch von Christian von Ditfurth: Die Mauer steht am Rhein. Was wäre eigentlich,
wenn die Wiedervereinigung Deutschlands unter dem sozialistischen Vorzeichen
passiert wäre? v. Ditfurth baut ein glaubhaftes Bild auf - von dem Deal der
Großmächte bis zur Umsetzung der "neuen Republik", spielt mit Namen und Wirtschaftsfakten,
führt reale globale, politische Szenarien auf. Das Buch ist eine gelungene
Fiktion, eine Satire, die den Leser häufiger lachen - und dann im Lachen erstarren
lässt. Ich habe mich gefragt, wie führt v. Ditfurth die Geschichte zu Ende?
Passend ... Lassen Sie sich überraschen.
magaScene, Hannover, Nr. 11/1999
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Albtraum
einer anderen Wende
Lesung mit Christian
von Ditfurth
Die Wende unter
„realsozialistischen" Vorzeichen mit einem „roten Westen" nach dem
Prozess der Wiedervereinigung - der Autor Christian von Ditfurth schreckt
vor diesem gewagten Gedankenspiel nicht zurück: In
seinem Buch „Die Mauer steht am Rhein. Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus"
(Kiepenheuer & Witsch, 256 Seiten, 36 DM) lässt er den sozialistischen
Alltag der „Demokratischen Republik Deutschland" (DRD) aus der Sicht
eines am politischen System gescheiterten Sportredakteurs Revue passieren.
„Aus dem Buch vorzulesen ist schwer", betont der Historiker von Ditfurth
in der Buchhandlung zur Heide. Das übliche Verfahren bei Lesungen, mehrere
Kapitel zur kürzen und vorzutragen, „geht hier überhaupt nicht". „Sie
würden in einem vollendeten Chaos landen", prophezeit er der kleinen
Zuhörerrunde, die am zehnten Jahrestag des Mauerfalls dieser ungewöhnlichen
Mischung aus „Lüge" und „Wahrheit" konzentriert lauscht.
Von Ditfurth trägt also nun die ersten zwei Kapitel in gekürzter Fassung vor:
Darin schilderte der Ich-Erzähler, ein ehemaliger Sportredakteur der „Rheinischen
Post", die politische Landschaft nach der sozialistischen Einverleibung
der Bundesrepublik. Wendehälse sind mit von der Partie. In seinem Schweizer
Exil nennt er alle und alles beim Namen: Der ZK-Sekretär heißt Peter Boe-nisch.
Jürgen Möllemann vertritt das Motto des „liberalen Optimismus", wurde
als einziger „kleinbürgerlicher Demokrat" Oberbürgermeister einer Großstadt
und „bedankte sich fast jeden Tag mit Lobpreisungen der führenden Partei".
Dagegen versuchen Geißler, Fischer und Engholm, eine Demokratiebewegung im
Schweizer Exil aufzubauen.
Manche Einfälle verleiten zu einem Schmunzeln, aber so richtig unterhaltsam
ist es nicht. Von der Leichtigkeit und dem Esprit einer politischen Satire
ist nichts zu spüren: Diesen Albtraum von politischer Willkür, dem Klima der
Angst, dem gegenseitigen Misstrauen und der Bespitzelung hat es tatsächlich
gegeben. Er wird hier nur unter anderen Vorzeichen noch einmal erzählt. Und
wie kam es zu dieser anderen Wende? „l 988 wurde Gorbatschow gestürzt",
erläutert von Ditfurth, Jahrgang 1953, im anschließenden Gespräch den Ausgangspunkt
seines „fiktiven Sachbuches".
„Als Historiker macht man so etwas nicht", zitiert von Ditfurth kritische
Stimmen zu seiner Mischung aus Historie und Fiktion. Die politische Stellungnahme
aus der Sicht des Historikers ist hingegen eine akzeptable Angelegenheit:
Der Mauerfall ist vor allem die Leistung des Volkes gewesen. „Die Menschen
in der DDR haben das Selbstbestimmungsrecht erkämpft und genutzt", erinnert
der Autor an die Verdienste der Demokratiebewegung.
Osnabrücker Zeitung, 11. November 1999
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"Was hättet
ihr mit uns gemacht?"
Der Historiker Christian v. Ditfurth hat einen Roman über die
deutsche Vereinigung geschrieben - nur frisst dort die DDR die Bundesrepublik
FOCUS:
Herr von Ditfurth, in Ihrem Buch „Die Mauer steht am Rhein" siegt 1989
der Sozialismus in Deutschland, und die DDR verleibt sich zur Abwechslung
die Bundesrepublik ein. Ihr Ich-Erzähler flieht am Ende in die Schweiz. Was
würden Sie heute Abend tun, in einer „Demokratischen Republik Deutschland"
(DRD)?
v. Ditfurth: Wahrscheinlich würde ich in meiner Wohnung sitzen und
irgendetwas lesen. Ich würde zumindest niemals unterstellen, dass ich Widerstandskämpfer
geworden wäre, weil ich weiß, dass die, die es geworden sind, hinterher immer
darüber erstaunt waren. Man sollte davon ausgehen, dass man sich so verhalten
hätte wie die meisten anderen auch.
FOCUS: Wie hätte man sich denn den Alltag in der DRD vorzustellen?
v.
Ditfurth: Keine Banane ohne Schlangestehen. Es dauert Jahre, bis man ein
Telefon kriegt. Es gibt elend lange Warteschlangen für den „Baikal" -
so heißt der VW Polo jetzt. Der VEB Elektrotechnik „Ernst Thälmann",
vormals Siemens und Bosch, ist so sehr damit beschäftigt, elektronische „
Kundschaftersysteme" für die Abriegelung
der Staatsgrenze West zu bauen, dass Waschmaschinen mangels Ersatzteilen irreparabel
geworden sind. Trotzdem gibt es keinen öffentlichen Protest. Die Leute haben
Angst, in einem Intemierungslager zu landen, die natürlich nur aus pädagogischen
Gründen eingerichtet wurden, begründet zumindest Innenminister ...
FOCUS: Zu Personen später. Sie haben dieses Buch geschrieben,
um zu zeigen, wie labil, opportunistisch, mitunter auch ekelhaft Menschen
sind?
v. Ditfurth: Nein. Ich bin bei den Recherchen zu meinem Buch über die
PDS von ehemaligen SED-Größen und von PDS-Funktionären immer wieder darauf
hingewiesen worden, wie furchtbar doch mit ihnen umgegangen werde. Irgendwann
habe ich angefangen zurückzufragen; Was hättet ihr eigentlich mit uns gemacht?
Und ich habe darauf immer nur Schweigen geerntet. Mit dem Buch wollte ich
die Antwort geben.
FOCUS:
Wie Kommunisten die Macht in einem Staat übernehmen, haben sie oft vorgeführt.
Ihr Buch beschäftigt sich vor allem mit den Mitmachem auf der anderen Seite.
Zwei Personengruppen scheinen
Sie für besonders anfällig zu halten: Politiker und Journalisten.
v. Ditfurth: Das sind natürlich zwei herausragende Gruppen. Es liegt
doch auf der Hand. FOCUS:
Da steckt der Gedanke drin: Ob
etwa ein „Neues Deutschland" in eine „Süddeutsche Zeitung" umgewandelt
wird oder umgekehrt - wenn der Zeitgeist beziehungsweise die Führung befiehlt:
Wir schreiben das jetzt so, ziehen 80 Prozent der Redaktion mit?
v. Ditfurth: Ja, so sehe ich das.
FOCUS: Und so kommt etwa „Zeit"-Chefredakteur Theo Sommer, ohnehin
ein großer DDR-Fan, gut in der DRD an.
v. Ditfurth: Es gab ja West-Journalisten, die mit Ostberlin zusammengearbeitet
haben, um an historische Akten zu kommen, vor allem über das Dritte Reich.
Darunter befanden sich auch Fälschungen, wie beispielsweise die von Lübke
als KZ-Baumeister. Das heißt, sie sind der Stasi auf den Leim gegangen und
von ihr benutzt worden. Sommer steht nicht im Verdacht, dergleichen getan
zu haben. Der ist so naiv. Es gab ja diese legendäre DDR-Reise von „Zeit"-Journalisten,
Ende der 80er-Jahre. Die haben sich von ostdeutschen Funktionären Dinge vorgaukeln
lassen, das war unfassbar. Wie blind musste man dafür sein!
FOCUS: Es gibt zumindest einen Teil der westdeutschen
Presse, der in der Realität der von Ihnen beschriebenen Fiktion vorgearbeitet
hat ...
v. Ditfurth: Das stimmt ...
FOCUS: ... aber was haben Sie gegen den Ex- „ Bild "-Chef Peter
Boenisch, der bei Ihnen zum DRD-Informationsmmister aufsteigt?
v. Ditfurth: Gar nichts. Ich könnte jetzt etwas Böses sagen wie: Dreckschleuder
bleibt Dreckschleuder. Es gibt ja eine Reihe von Gründen, die „ Bild "-Zeitung
nicht zu mögen, und die personifizieren sich in Boenisch. Er versteht, auf
wunderbare Weise den feinen Herrn herauszukehren, ist aber offenkundig nicht
mit einer Vielzahl moralischer Hemmungen ausgestattet.
FOCUS:
In Ihrem DRD-Kabinett unter Staats- und Parteichef Egon Krenz, der das
im Gefängnis bestimmt gern liest, sitzen einige West-Minister. Glauben Sie
allen Ernstes, dass etwa ein Mann wie Schäuble Intemierungslager für Oppositionelle
mittragen würde?
v.
Ditfurth: Natürlich glaube ich das nicht. Ich traue überhaupt keinem bundesdeutschen
Politiker zu - und Peter Boenisch übrigens auch nicht -, dass er sich gut
machen würde als Mitglied eines DRD-Ministerrats. Aber wenn es zu einem solchen
Umsturz gekommen wäre, auf welche Art auch immer, es würde doch Minister geben,
nicht wahr? Und die würden wir alle kennen. Das ist das Problem. Es würde,
so wie in der SBZ/DDR in den Umbruchzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg, bürgerliche
Politiker geben, die sich in den Dienst der neuen Diktatur stellen, und sei
es mit dem Argument, Schlimmeres verhüten zu wollen. Denken Sie an die Biografie
von Otto Grotewohl. Oder an Max Fech-ner, der DDR-Justizminister wurde. Keinem
von denen hätte man vorher zugetraut, dass sie in einem stalimstischen System
an führender Stelle mitwirken. Ich
musste eine Besetzung finden, die von vornherein ganz unglaubwürdig war. Die
Stelle etwa, wo Heinrich Homann, der Chef der ostdeutschen Nationaldemokraten,
Alfred Dregger einfängt - vollkommen unglaubwürdig! So etwas ist aber nach
1945 geschehen. Es gibt ja auch diesen gesellschaftsübergreifenden Ordnungsfanatismus.
Dem Eylmann würde kein Mensch zutrauen, dass er sich an einer Diktatur beteiligt.
Nur: Wer beteiligt sich denn bitte schön immer an Diktaturen?
FOCUS: Daraus folgt, dass auch die Zusammensetzung der
Exilanten relativ willkürlich ist. Könnte es umgekehrt sein, dass etwa Joschka
Fischer lieber seinen DDR-Namensvetter Oskar als Außenminister beerben würde,
statt in Zürich zu sitzen?
v.
Ditfurth: Na ja, der Joschka Fischer von 1989 war ein anderer Mensch als
der heutige - oder auch nicht, wie man es nimmt. Natürlich ist das eine so
willkürlich wie das andere, aber es gibt auch ein paar Gründe. Heiner Geißler
zum Beispiel würde ich beim besten Willen nicht zutrauen, dass er sich mit
irgendeiner Diktatur einlässt. Das ist ein
Urdemokrat, ein Radikaldemokrat gewissermaßen.
FOCUS: Aber Frau Süssmuth doch?
v. Ditfurth: Die arme Rita! Natürlich hätte sie Inge Lange als einzige
weibliche Kandidatin des Politbüros nachfolgen können. Stimmt, sie wäre dafür
eine gute Besetzung gewesen, sie hat ja auch etwas Gesellschaftsübergreifendes.
FOCUS: Den fiktiven Ereignissen Ihres Buches legen Sie als eine Art
Folie Ereignisse der DDR-Geschichte unter?
v. Ditfurth: Durchaus. Strategie und Taktik der Kommunisten haben sich
nicht geändert, aber die Bedingungen. Nach dem Krieg stand zunächst die reine
Machtfrage im Raum: Wessen Panzer stehen wo? 1989 in meinem Buch treffen die
Kommunisten auf eine hoch entwickelte, hoch komplexe bürgerliche Gesellschaft.
Die Methoden der Kommunisten gegenüber den bürgerlichen Parteien sind feiner
geworden. Ich habe Militär, Grenzer, Mord und Totschlag ganz bewusst herausgehalten,
weil es für mich nicht das Entscheidende war. Nach 1945 war es das Entscheidende.
FOCUS: Was aber hinkt, ist Ihr außenpolitisches Konstrukt,
dem zufolge der Westen Deutschland den Sowjets über-lässt. Es ist ja eine
Urangst des Westens, dass sich Deutschland und Russland jemals verbünden könnten.
v. Ditfurth: Die Frage, die die Russen im Buch stellen, lautet: Warum
sollen wir eigentlich, obwohl wir den Krieg gewonnen haben, so weit hinter
den Verlierern stehen? Die Geschichte ist immer nur eine Möglichkeit. Dieser
atomare russische Erpressungsversuch gegenüber dem Westen hat in meinen Augen
eine gewisse Plausibilität. Ich habe das Buch ja nicht geschrieben, um ein
außenpolitisches Szenarium zu entwickeln, sondern um die deutsche Vereinigung
mit umgekehrtem Vorzeichen durchzuführen.
FOCUS, Nr. 49/1999, Interview: Michael Klonovsky
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Eine erschreckende
Vision
Christian von Ditfurth konstruiert eine Alternative zur Geschichte
Der Verlauf der
Geschichte ist, so, wie er sich tatsächlich abgespielt hat, immer nur
eine von vielen Möglichkeiten. Diese so einfache wie logische Erkenntnis
bietet ein breites Feld für die Vorstellung der verschiedensten "Was
wäre, wenn ... ?"-Szenarien. Angesichts des Mauerfalls von 1989 und des
allseitigen Bemühens um eine Bilanzierung der Entwicklungen der letzten
zehn Jahre fragt sich manch einer in diesem Sinne: Was wäre, wenn die
Vereinigung andersherum gelaufen wäre, wenn also die Bundesrepublik an
die DDR angeschlossen worden wäre und nicht umgekehrt?
Der Historiker Christian von Ditfurth hat diese Überlegung zur Grundlage
seines Romans "Die Mauer steht am Rhein" gemacht und ein utopisches Bild vom
"real existierenden neuen Deutschland", zehn Jahre nach dem Sieg des Sozialismus,
entworfen. Ausgangspunkt ist die Vorstellung, dass Gorbatschow 1988 von seinen
stalinistischen Widersachern gestürzt worden ist. Nachdem die kommunistischen
Hardliner die Macht übernommen haben, verschärft sich der Kalte
Krieg zunächst wieder, bis sich die Sowjetunion und die USA auf eine
neue Aufteilung der Welt einigen. Deutschland ist der Preis, den die Sowjets
für - einen dauerhaften - Frieden fordern - und erhalten.
Von einem Ich-Erzähler im Jahr 1999 werden die Verhältnisse in der
"Demokratischen Republik Deutschland" (DRD) beschrieben und deren historische
Entwicklung nachgezeichnet. BMW und Mercedes wurden zum "VEB Autobau Süd"
zusammengelegt, die SPD ist mit der SED fusioniert, während sich alle
anderen Parteien der BRD einem Blockpartner angeschlossen haben.
Zündstoff enthält vor allem die Tatsache, dass von Ditfurth sich
nicht scheut, konkrete Namen zu nennen, wenn es darum geht, wie einzelne Personen
des öffentlichen Lebens seiner Einschätzung nach auf die veränderten
Verhältnisse reagiert hätten. Wahrend Oskar Lafontaine, Helmut Kohl
und Joschka Fischer im Roman relativ ehrenhafte Rollen als Republikflüchtlinge
zugeschrieben werden, wird manch einer sicher empört sein, weil er vom
Autor als Umfaller beschrieben wird, der sich chamäleonartig den neuen,
veränderten Voraussetzungen anpasst. So wird beispielsweise an einer
Stelle berichtet, wie der "an der Soldatenehre" gepackte Alfred Dregger sich
bereitwillig überreden lässt, mit wehenden Fahnen zur National-Demokratischen
(BIock)-Partei überzulaufen.
"Die Mauer steht am Rhein" ist eine Vision, die aus zwei Gründen erschreckend
anmutet: Zum einen, weil sie gar nicht so unwahrscheinlich erscheint, wie
es sich auf den ersten Blick anhören mag - man wird während des
Lesens nie den Gedanken los, dass es so oder ähnlich tatsächlich
hätte ablaufen können. Erschreckend ist aber auch die Erkenntnis,
dass manches in Ditfurths DRD gar nicht so viel anders ist als im heutigen
Deutschland, egal wie sehr die Systeme oberflächlich differieren mögen.
Von Ditfurth stellt in diesem Roman unter Beweis, dass er sein Handwerk sowohl
als Historiker wie auch als Schriftsteller versteht. Seine Utopie lebt von
der Phantasie, ist aber immer gut untermauert durch reale historische Entwicklungslinien.
Sein Schreibstil findet genau das richtige Maß zwischen nüchterner
Beschreibung des fiktiven Staates und Satire. Auf seine ganz spezielle Art
ist "Die Mauer steht am Rhein" der Roman zur deutschen Einheit - die realsozialistische
Alternative zu Thomas Brussig.
Dominik Asef, Fuldaer Zeitung, 22. Januar 2000
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Kohl im Exil am
Wolfgangsee
Das politische Buch
Das Beste ist
der Anfang, weil er den Leser so trefflich narrt: Da steht ein deutscher Exilant
grübelnd am Zürichsee. Floh er vor den Nazis? Nein! Das Roman-Ich
ist getürmter Bürger der "Demokratischen Republik Deutschland''
DRD. "Die Mauer steht am Rhein'' heißt Christian von Ditfurths
Roman, der zwar 1989 die Wende und am 3. Oktober 1990 die deutsche Vereinigung
geschehen lässt, doch unter umgekehrten Vorzeichen. Honecker ist der
Generalsekretär der Einheit, weil zuvor Gorbatschows Perestroika scheiterte.
Die Regierung der DRD fackelt nicht lange: Sie wandelt Daimler und Bosch in
volkseigene Betriebe um, erschwert ihren Bürgern die Ausreise, droht
Oppositionellen mit politischer Haft. Bananen gibt es keine mehr, dafür
Club Cola.
Dass im Roman echte Personen des vergangenen Jahrzehnts mitspielen, amüsiert:
Peter Boenisch steigt zum obersten Zensurbeamten auf, ein rechter Wendehals
also. Joschka Fischer wird Exilpolitiker, Ex-Kanzler Kohl emigriert an den
Wolfgangsee, während Hannelore in Oggersheim die Stellung hält und
die Republikflucht verurteilt. ¸¸Bild'' ist sozialistisch gewendet, jubelt
"Deutschland, einig Vaterland''.
Ditfurth, 46, von Haus aus Historiker, schrieb giftig-schwarze Fiktion: Wieder
einmal findet die Schweiz, dass das Boot voll sei. Doch der Autor nutzt die
Macht solcher Bilder nicht. Seltsam dürr bleiben die Figuren mit ihren
bekannten Namen - vielleicht eben weil sie so bekannt sind. Dafür ist
das Buch eine scharfsichtige politische Analyse im Romankleid. Und auch eine
nachdenklich stimmende Parabel auf die reale Abwicklung der DDR.
Südwest Presse, 12. Februar 2000
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Greiser Willy Brandt
als letzte Bastion des Kapitalismus
Christian v. Ditfurth beschreibt die Geschichte der westdeutschen Wendehälse
nach dem Gorbatschow-Sturz 1988
Das Jahr 1988
brachte das Aus für den Revisionisten Gorbatschow. Die Genossen Gromyko
und Ligatschow legen dem Verräter das Handwerk und begründen die
"Neue Strategische Politik": Die SU konzentriert die durch Gorbatschow angeschlagene
Wirtschaft auf einen (Nach)Rüstungsrausch und manipuliert das öffentliche
Meinungsklima im Westen mit Zuckerbrot und Peitsche.
Deutschland solle endlich seine Schuld aus dem 2. Weltkrieg zahlen, verlautet
aus dem Kreml. Amerikaner, Briten und Franzosen knicken ein, sie wollen nicht
wegen der Teutonen in einen Atomkrieg verwickelt werden. Was folgt, erinnert
an Versailles: Beim Vier-Mächte-Treffen am 24. Februar 1989 müssen
Kohl und seine Mannen vor der Tür warten, während drin die Welt
neu geteilt wird: Die SU lässt Kuba fallen und wird als Schutzmacht in
Westdeutschland eingesetzt. Der überrumpelte Bundeskanzler verkauft das
Supermacht-Diktat daheim als Sieg. Endlich komme die Wiedervereinigung, tönt
er.
Danach geht es ganz schnell. CDU-Rechtsaußen Lummer schwärmt plötzlich
von der Ordnungspolitik der SED ("In der DDR wird Kriminalität konsequent
bekämpft"), Dregger freundet sich mit den ostdeutschen Nationaldemokraten
an, Karsten Voigt wusste schon immer, das es viel Verbindendes zwischen SPD
und SED gibt und die westdeutschen Eliten stehen Schlange bei der DKP. SPD-Oberlehrer
Jochen Vogel dagegen kehrt den Antikommunisten heraus und zur Enttäuschung
Honeckers erweist sich der greise WillY Brandt als letzte Bastion des Kapitalismus.
Am 3. Oktober vollzieht Deutschland die Einheit in den Farben der DDR. Erst
jetzt erkennt die "Süddeutsche" die Vorzüge des Sozialismus und
"Der Spiegel" prangert scharfzüngig den imperialistischen Emigrantensumpf
in der Schweiz an. Die frisch gewendeten Genossen der "Neuen Bezirke" an Rhein
und Ruhr wollen zeigen, dass sie keine Einheits-Gegner sind. Sie räumen
mit klerikalen Verschwörungen in Düsseldorf so schnell auf, dass
im Berliner ZK-Gebäude der neuen "Sozialistischen Einheitspartei der
Demokratischen Republik Deutschland" (SEdDRD) das Wort von den "westdeutschen
Radikalinskis" umgeht".
Siemens und Bosch verabschieden sich von der Überflussgesellschaft und
produzieren Überwachungselektronik für die Mauer am Rhein, die den
jungen Einheitsprozess vor Saboteuren schützt. BMW und Daimler-Benz fusionieren
zum VEB Autokombinat Süd ...
Christian v. Ditfurth hat in seinem Buch "Die Mauer steht am Rhein" die Vereinnahmung
der alten Bundesrepublik durch die DDR aus der Sicht eines Emigranten literarisch
durchgespielt. Das Konstrukt gerät zur Abrechnung eines westdeutschen
Linken mit seinem Teil Deutschlands, mit NATO-Doppelbeschluss und Berufsverboten,
scheinheiligen Bonner Polit-Größen und der Aushöhlung der
Bürgerrechte im Einverständnis der großen Parteien (Die Grünen
kommen eher gut weg).
Leider steht sein Anliegen etwas zu sehr im Vordergrund und so leistet sich
v. Ditfurth, der immerhin einen Roman vorlegte, manche sprachliche Schwäche,
zeitweilig sinken die persönlichen Schilderungen auf Groschenheft-Niveau.
An seinen starken Stellen schildert das Buch nichts desto trotz atmosphärisch
dicht und historisch plausibel, dass es keiner Maschinengewehre bedarf, damit
scheinbar feste Demokraten zu Wendehälsen mutieren und wie schnell peu
à peu einrieselndes Gift eine Bürgergesellschaft zerstören
kann.
Heiko Weckbrodt, Dresdner Neueste Nachrichten, 15. Januar 2000
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Fischer
und Geißler in Züricher Exil-Regierung
Deutsche Einheit
einmal anders herum: Westdeutschland ist rot, die Ostmark unser offizielles
Zahlungsmittel, wir leben im abgeschirmten Sozialismus. „Die Mauer steht am
Rhein", so auch der Titel eines neuen Buches.
Hammer- und Zirkel-Fahnen haben den Bundesadler verdrängt, in amerikanischen,
britischen und französischen Kasernen sind die Russen eingezogen. Kohl und
Lafontaine sind ins Ausland geflüchtet. Joschka Fischer und Heiner Geißler
bemühen sich in Zürich um eine Exilregierung, während andere ehemalige Bonner
Regierungsgrößen dem neuen DDR-Regime als willige Wendehälse dienen.
Der Historiker und Autor Christian von Ditfurth (47) hat bei erstaunlicher
Rollenverteilung, mit viel Witz und Fantasie eine durchaus spannende Geschichte
geschrieben. Ein Buch zum Nachdenken - gerade weil es glücklicherweise anders
gekommen ist.
Wilfried Dieterichs, Neue Presse, Hannover, 3. Juni 2000
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Kohl
im Exil, Krenz regiert
1988, nach drei
Jahren Gorbatschow-Regime, putschen in Moskau die Militärs, rüsten auf bis
zum Geht-nicht-mehr und setzen den Westen unter Druck. Der Druck wirkt. Bei
der Genfer Konferenz von 1989 beschließen die vier Siegermächte des II. Weltkriegs
- die deutsche Delegation unter Kanzler Kohl und Außenminister Genscher wird
nicht zu den Verhandlungen zugelassen, sondern muss im Hotel "Beau Rivage"
die Beschlüsse abwarten - die Wiedervereinigung Deutschlands. Die Bundesrepublik
muss aus der NATO austreten, die westalliierten Truppen ziehen ab und 100000
Mann Truppen der Sowjetunion kontrollieren die Föderation der Bundesrepublik
mit der ehemaligen DDR. Es entsteht die DRD, die Demokratische Republik Deutschland,
unter Leitung des Generalsekretärs Egon Krenz. Eine Polit-Satire?
Eine außergewöhnlich originelle literarische Fiktion, in welcher der Lübecker
Historiker Christian von Ditfurth ausmalt, was hätte passieren können, wenn
nicht der Kommunismus, sondern der Kapitalismus Ende der achtziger Jahre in
die Knie gegangen wäre. Kanzler Kohl lebt fortan als Exilant am Wolfgangsee,
Oskar Lafontaine als ebensolcher in Frankreich, Graf Lambsdorff muss als Wirtschaftskrimineller
einsitzen und BMW und Daimler-Benz werden zum "VEB Autobau Süd"
zwangsfusioniert.
Was sich oberflächlich so lustig liest, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen
als fein gesponnenes Polit-Grusical. Wie der Autor die feige Wehrlosigkeit,
in manchen Fällen auch die schmierige Ehrlosigkeit der bundesrepublikanischen
Polit-Elite zeichnet - so achtet ZK-Sekretär Peter Boenisch auf strikte Linientreue
der Presse -, das hat Format. Dass die Wirtschaft der DRD die Sturzflugkurve
der DDR annimmt und die Modelle des VEB Autobau Süd ("Baikal" und
"Amur") nur nach ewig langen Wartefristen zu kriegen sind, kommt
einem ebenso verdammt bekannt vor wie die Verhaltensmuster der großen und
kleinen Leute.
"Die Mauer steht am Rhein" ist für politisch Interessierte (und
nicht nur für die) ein Stück exzellenter Lesespaß und so gut gesponnen, dass
den Leser manchmal ein leises Frösteln befällt ob der Ahnung, dass es wirklich
so hätte kommen können. Keine Lust auf ein Polit-Grusical angesichts der realen
Aufführungen auf der Bonner und Berliner Bühne der Gegenwart? Ditfurth ist
spannender und origineller.
Rolf Schneider, Schwäbische Zeitung, 18. August 2000
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Die Realität ist immer
nur eine Möglichkeit
Ditfurths "Die Mauer steht am Rhein"
Die deutsche
Wiedervereinigung im Jahre 1989 war nur ein Traum. Gorbatschow war nur drei
Jahre an der Regierung und wird 1988 von den Kommunisten in Moskau gestürzt;
die alliierten Mächte beraumen sofort einen Gipfel an und beschließen unter
dem Druck der militärisch neu erstarkten Sowjetunion die Wiedervereinigung
Deutschlands mit der DDR - unter sozialistischen Vorzeichen!
Sofort wird die Außengrenze Deutschlands mit einer Mauer abgeriegelt, die
letzten Flüchtlinge können noch in die Schweiz fliehen; einstige Großkonzerne
und Sterne des Kapitalismus werden in volkseigene Betriebe und Kombinate umgewandelt.
Gesamtdeutschland ist ab sofort kein freier und demokratischer Staat mehr,
sondern nennt sich nunmehr "DRD - Demokratische Republik Deutschland".
Zu spät merken die westdeutschen Parteien, dass der "Wille zum demokratischen
Kapitalismus", den die DDR-Führung so großspurig propagiert, in Wirklichkeit
nur der Wille zur Erweiterung des sozialistischen Gedankenguts ist.
Der zehnte Jahrestag der Vereinigung mit Westdeutschland wird zum Triumphmarsch
für die sozialistischen Führer der ehemaligen DDR.
Christian von Ditfurth spielt in seinem Roman "Die Mauer steht am Rhein"
mit der Frage, wie die bundesdeutsche Realität aussehen würde, wenn die Mauer
nicht zugunsten der BRD, sondern der DDR gefallen wäre.
Erzählende Person in seinem Roman ist ein ehemaliger Redakteur der "Rheinischen
Post". Aus dem selbstgewählten Exil in der Schweiz, in die er kurz vor
der endgültigen Schließung aller Grenzen der Republik durch die sozialistische
Regierung fliehen konnte, erzählt er rückblickend über den Weg der ehemaligen
Bundesrepublik zum Sklaven der DDR-Führung.
Die im Buch geschilderten politischen Abläufe können über weite Strecken überzeugen;
fast alle bekannten Politgrößen aus der Zeit des Umbruchs tauchen im Text
auf, historische Realität wird fließend mit Fiktion gemischt. Fragwürdig sind
nur kleinere Passagen des Romans. So erinnern sich die USA aus Angst vor einer
atomaren sowjetischen Bedrohung nach Jahren der friedlichen Zusammenarbeit
und der Annäherung an Westdeutschland seltsamerweise blitzschnell wieder an
den Versailler Vertrag und die Gräueltaten der Deutschen in den beiden Weltkriegen
und befinden ebenso schnell, dass Westdeutschland durch die sozialistische
Vereinigung mit der DDR seine Schuld endlich abtragen könne. Dieser Richtungswechsel
wirkt ähnlich unglaubwürdig wie das unmotivierte Aufflammen antideutscher
Stimmungen in Ländern wie Frankreich oder England. Diese Passage des Buches
ist gleichzeitig seine schwächste: kaum erklärt, mit Argumenten versehen oder
tiefergehend erläutert. "Die Mauer steht am Rhein" ist trotz dieser
Mängel ein lesenswertes Buch: interessant für Historiker sowie für politisch
interessierte Leser mit politischem Interesse. Eines darf bei all den geschilderten
Unstimmigkeiten des Textes nicht vergessen werden: Der vorliegende Roman ist
und bleibt eine Fiktion. Selbstverständlich hätten die Westmächte nach heutigem
Kenntnisstand Deutschland in der Realität nicht für einen Schulterschluss
mit der Sowjetunion geopfert - oder vielleicht doch? Denn wie heißt es im
Klappentext des Buches so treffend: Die Realität ist immer nur eine Möglichkeit
der Geschichte.
Oliver Georgi, Oberhessische Presse, 14. September 2000
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Welle
"Immer spannend"
3. Oktober 2000
- von Hamburg bis Dresden begehen die Menschen den zehnten Jahrestag der Demokratischen
Republik Deutschland. Im Berliner "Palast der Republik" hat die Parteiführung
der SEdDRD verdienstvolle Werktätige aus allen Teilen des Landes eingeladen,
um diesen Tag zu feiern. Im Jahr zuvor hatte sich der II. Parteitag der SEdDRD
zum Marxismus-Leninismus bekannt und den Aufbau des Sozialismus in Westdeutschland
beschlossen.
Der Parteitag besiegelte das Ende der deutschen Sozialdemokratie, nachdem
fünf Jahre zuvor die SPD der Vereinigung der deutschen Arbeiterbewegung freiwillig
zugestimmt hatte. Die Nationale Volksarmee sichert die Landesgrenzen - und
die reichen von Oder und Neiße bis hin zum Rhein.
Politisches Märchen
Es ist ein politisches
Märchen, das Christian von Ditfurth erzählt - nach dem Motto: So hätte es
auch kommen können. 1988 nämlich wird Michael Gorbatschow von Alt-Stalinisten
weggeputscht. Danach drängen die Sowjets auf eine weltpolitische Neuordnung.
Die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges beschließen auf der Genfer Konferenz
im Jahre 1989 die Wiedervereinigung Deutschlands, allerdings unter sowjetischer
Kontrolle. Von da an geht alles seinen sozialistischen Gang.
Die DDR-Mark löst die D-Mark ab, ein Fünf-Jahres-Plan ersetzt die marktwirtschaftliche
Anarchie in Westdeutschland. In den Supermärkten gewinnen Ostprodukte spielend
die Oberhand. BMW und Daimler-Benz werden zum "VEB Autobau Süd" vereinigt
und Volkswagens Modelle heißen künftig "Baikal" und "Amur". Entsprechend lang
sind die Wartezeiten.
Ein fiktives
Sachbuch
1993 allerdings
erheben sich die verzweifelten Menschen in den westdeutschen Städten gegen
die Diktatur der Kommunisten - doch der April-Aufstand wird von der Staatsgewalt
niedergeschlagen. Prominentestes Opfer der Krise ist Erich Honecker - er wird
von Egon Krenz gestürzt.
"Die Mauer steht am Rhein - Deutschland nach dem Sieg des Sozialismus" ist
eine gelungene Mischung aus Dichtung und Wahrheit - ein fiktives Sachbuch.
Manchmal bedrückend, manchmal heiter - immer spannend und außerordentlich
detailgenau. Der Historiker und Ex-Kommunist von Ditfurth rechnet schonungslos
mit der alten SED-Riege ab, macht sie mit ihren eigenen Argumenten lächerlich.
Vergnügliche
Geschichte
Aber auch andere
kriegen ihr Fett weg: Jürgen Möllemann etwa, der sich als erster auf die Seite
der "Sieger der Geschichte" geschlagen hat. Oder Peter Boenisch, unter Krenz
ZK-Sekretär für Information. Gewendet hat sich auch der "Spiegel" - der mit
einer Serie zur Geschichte der SED überrascht. Hingegen versuchen im schweizerischen
Exil Heiner Geißler, Joschka Fischer, Björn Engholm und andere, die zersplitterten
demokratischen Kräfte der Ex-Bundesrepublik zu sammeln - mit mäßigem Erfolg.
Am schlimmsten trifft es Otto Graf Lambsdorff - er wird als Kopf einer finanzkapitalistischen
Verschwörung verhaftet.
Alles in allem eine durchaus vergnügliche Geschichte - macht sie doch auf
die ihr eigene Art und Weise deutlich, dass es viel schlimmer hätte kommen
können mit der deutschen Einheit.
Henrik Böhme, Deutsche
Welle, Januar 2005
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