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Christian v. Ditfurth
Wrangelstr. 91
10997 Berlin
Tel.: (030) 65006136
Fax: (030) 96601198
E-Mail
"Ein packender Krimi,
der zeigt, dass deutsche Autoren mit deutschen Themen bestens gegen internationale
Konkurrenz bestehen können."
Focus
"Ein erstklassiger
Roman"
Brigitte
"Wünscht man sich
also noch mehr Fälle für Josef Maria Stachelmann."
Die Welt
"Wallander ... hinterlässt
eine schmerzende Lücke bei Krimilesern. Vielleicht aber gibt es Trost.
Der kommt aus Hamburg, heißt Josef Maria Stachelmann und ist Historiker."
NDR Fernsehen
"Vielleicht macht
gerade diese Mischung aus Menschen- und Geschichtskenntnis das Buch vom 'Mann
ohne Makel' so unterhaltsam und spannend zugleich."
WDR 2 Radio
"Virtuos verwebt"
Südkurier
"Ein deutscher Thriller
vom Feinsten"
Wilhelmshavener Zeitung
"Superspannend"
Rheinische Post
"Deutschlands Antwort
auf Henning Mankell"
playboy
"Ditfurth spielt in seinen Romanen
mit der Geschichte."
Hamburger Abendblatt
"Lässt
... auf weitere Ermittlungen dieses auf sympathische Weise zerknitterten Historikers
in der Rolle des Amateurdetektivs hoffen."
NDR Radio 3
"Hohes Suchtpotential"
Saarbrücker Zeitung
"Spannende Krimi-Geschichte"
Hannoversche Allgemeine
"Grausam genug, dass
das spannend sein kann"
Badische Zeitung
"Angenehm ist es,
im Leben oder im Buch einen Menschen zu finden, den man auf Anhieb sowohl
interessant als auch sympathisch findet."
Sächsische Zeitung
"Mit dem
stets vom privaten und beruflichen Scheitern bedrohten Uni-Dozenten (...)
besetzt von Ditfurth eine vakante Stelle unter den literarischen Ermittlern."
Nordkurier
"Der
erste Krimi überhaupt mit einem Historiker als Detektiv"
Lübecker Nachrichten
"Kunststück bravourös
gelungen"
dpa
"Einen
Stachelmann erfindet man schließlich nicht alle Tage."
Kölner Stadt-Anzeiger
"Makellos spannendes
Werk"
Hersfelder Zeitung
"Es ist eines dieser seltenen
Bücher, bei denen man nicht nur gut unterhalten wird, sondern auch noch viel
Geschichtswissen vermittelt bekommt."
Pforzheimer Zeitung
"Eine wirklich neuartige
Figur in der Krimiwelt"
P. S.
"Vermag die Lektüre
ums bittere Erbe der Naziväter angenehm leichtgängig zu unterhalten"
Bremer
"Unnachahmlich"
Buchmarkt
Es ist ein Reißer – der Verlag spricht neuhochdeutsch von Thriller – mit
allen Zutaten, die das Krimi-Genre bietet: Spurensuche, Verfolgungen, einem
im doppelten Sinne öfter niedergeschlagenen Detektiv, Liebe, unerwarteten
plötzlichen Wendungen. Der Ich-Erzähler ist der Berliner Kriminalkommissar
Stefan Soetting, unpolitisch, nur dem Gesetz und der Strafprozessordnung
verpflichtet, Weltkriegsteilnehmer mit Eisernem Kreuz. Dieser Mann hat einen
Fall zu klären, der ihn unvermittelt mitten in die politischen Wirren seiner
Zeit stürzt: Am 8. November 1932, zwei Tage nach der Reichstagswahl, bei
der die Nazis massiv Stimmen verloren hatten, wird Adolf Hitler im Weimarer
Hotel Elephant erschlagen aufgefunden. Soetting ist gehalten, schnell den
oder die Täter zu finden. Am Tatort präsentiert ihm ein Thüringer Kollege
bereits die »Lösung« des Falls: Eine Frau und ein Mann wurden festgenommen,
die im Hotel angestellt waren, der KPD angehören sollen, und deren Spuren
sowohl in Hitlers Suite als auch an der Tatwaffe – einer Goethe-Statuette
– gesichert wurden. Doch Soetting ist nicht überzeugt, ihm fehlen stichhaltige
Beweise und er misstraut den Methoden des Thüringer Kollegen, zumal in diesem
Land 1932 schon die Nazis regieren. Für die steht von vornherein fest, dass
nur Kommunisten das Verbrechen begangen haben können.
Während Soetting noch am Anfang seiner Ermittlungen im Fall Hitler steht,
werden in Berlin kurz nacheinander drei weitere Morde begangen: Die Leiche
des SA-Führers Röhm wird in der Spree gefunden, Goebbels in seinem Hause
erhängt, der Nazi-Reichstagsabgeordnete Gregor Strasser erstochen. Mehr
soll von der spannenden Handlung nicht verraten werden; denn wer liest schon
gern einen Krimi, dessen Verlauf und Ausgang sie oder er schon kennt? Die
Freude und die Anstrengung beim Mitdenken und -spekulieren sollen niemandem
(ab)genommen werden.
Gründe zum Mitdenken gibt es viele. Der Autor des Buches wäre nicht der
Historiker Christian von Ditfurth, wenn hinter dem Reißer nicht auch die
Aufforderung stünde, sich vorzustellen, was denn in Deutschland geschehen
sein könnte, wenn Hitler tatsächlich 1932 ums Leben gekommen wäre. Haben
diejenigen Recht, die glauben, es wäre nie zur Annexion Österreichs, zur
Unterjochung der Tschechoslowakei, zum Überfall auf Polen, zum Zweiten Weltkrieg,
zum Mord an den europäischen Juden gekommen? Oder ist es wahrscheinlicher,
dass der Kreis derjenigen, die auf »Revanche für Versailles«, auf Antisemitismus,
Wiederaufrüstung und Krieg setzten, viel größer war als die Naziführung,
so dass die Geschichte wenn auch nicht denselben, so doch einen ähnlichen
Verlauf genommen hätte wie mit Hitler an der Spitze des Deutschen Reiches?
Der Autor beantwortet diese Frage nicht, aber das durchaus authentische
zeitgeschichtliche Panorama, vor dem die Romanfiguren handeln, ermöglicht
es den Leserinnen und Lesern, aus eigene Schlüsse zu ziehen. Literarisch
erfüllt das Buch sicherlich nicht alle Wünsche, aber Spannung, Realismus
und Zeitkritik bietet es die Fülle. Übrigens heißt der Roman »Der Consul«.
Warum, erschließt sich erst ziemlich spät. Aber das ist bei einem Krimi
nur legitim.
André
Brie, Neues Deutschland, 21. August 2003
November
1932: Der Politiker Adolf Hitler
wird in Weimar
ermordet. Kurz
darauf werden weitere
Nazi-Führer umgebracht.
So beginnt
der neue Krimi
des Autors Christian
von Ditfurth.
"Wenn
das Wörtchen ,wenn' nicht war, dann war mein Vater Millionär": Der
Volksmund ist ungnädig gegen Phantasien über das, was hätte sein können,
aber nun mal nicht war und nicht ist. Mit gutem Grund, denn oft dienen
solche Phantasien der Flucht vor der Realität: Wenn doch nur dieser Hitler
nicht gekommen war und die Deutschen verführt hätte, dann wäre unser Land
nicht ins Unglück gestürzt ...
Christian
von Ditfurths Krimi "Der Consul" aber ist kein Versuch, eine tröstlichere
Version der Geschichte zu erschaffen. Er ist eine Art Experiment: Ein
Faktor wird isoliert, der Rest bleibt konstant. Weil es in der Geschichte
kein Labor gibt, in dem sich ein solches Experiment durchführen und wiederholen
ließe, bleibt als Versuchsfeld nur die Fiktion. Der isolierte Faktor ist
Adolf Hitler. Das Umfeld ist Deutschland im Spätherbst 1932 - wirtschaftliche
Depression, eine schon ausgehöhlte Republikverfassung, blutige Straßenkämpfe.
Was
passiert, wenn man Adolf Hitler aus dieser Konstellation gewaltsam
entfernt? Die NSDAP löst sich auf, lautet Christian von Ditfurths
Befund, und es gibt einen Bürgerkrieg, aus dem eine konservative Diktatur
mit nationalsozialistischer Beteiligung hervorgeht. Wenig spricht
dagegen, dass dies ein plausibles Szenario sei. Zwar sind die Ergebnisse
dieses faszinierenden Experiments nicht überprüfbar. Doch selbst,
wenn der Erkenntniswert der historischen Fiktion bei Null läge, bliebe
noch immer ein spannender Krimi übrig.
In
den Mittelpunkt seiner Geschichte stellt von Ditfurth den (erfundenen)
Berliner Kriminalkommissar Stefan Soetting, der die Mörder Hitlers
und der anderen Nazi-Größen Rohm, Goebbels und Strasser, die bald
nach Hitler umgebracht werden, finden soll. Es bleibt nicht verborgen,
dass dem Autor der politische Stoff wichtiger ist als die Figuren.
An das Skelett seines Soetting hat von Ditfurth das angeklebt, was
ein Krimi-Polizist heute so braucht: ein kaputtes Privatleben ä la
Kurt Wallander (Frau weggelaufen), harte Schale (Berufszynismus des
Polizisten), weicher Kern (verliebt sich in eine Verdächtige). Auch
das Weltkriegstrauma wirkt dieser Figur mehr hinzugefügt als wesentlich.
Der Roman ist löblich genau in der Rekonstruktion historischer Details
- von den Ermittlungsmethoden der Polizei bis hin zu der Art, wie
Kaffee zubereitet wurde. Was aber fehlt, ist das Fluidum, die Volkstümlichkeit
einerseits und das Pathos andererseits, welche die Sprache damals
viel mehr prägten als heute - besser vielleicht, der Autor hätte auf
einen Ich-Erzähler verzichtet.
Dafür
ist der Aufbau der Handlung sehr gut gelungen. Rätselhafte Morde, komplizierte
Interessenlagen, eine allmählich enthüllte, unheimliche Verschwörung und
zum Schluss noch eine Überraschung: Wen die Spannung dieses Krimis einmal
ergriffen hat, der findet sich schon bald in der merkwürdigen Lage, wissen
zu wollen, wer der Mörder Adolf Hitlers war - obwohl er doch weiß, dass
Hitler gar nicht umgebracht wurde.
Historiker
pflegen das zu beschreiben, was geschehen ist. Christian von Ditfurth
(50), Schriftsteller aus Wulfsfelde im Kreis Segeberg, ist auch Historiker,
aber er beschreibt das, was nicht geschehen ist - das, was hätte geschehen
können. "Dass die Geschichte so habe verlaufen müssen, wie sie verlaufen
ist - das ist großer Unsinn", sagt von Ditfurth. "Nehmen Sie den
20. Juli 1944: Die Wahrscheinlichkeit sprach dagegen, dass Hitler das
Attentat überlebt." Die wahrscheinlichere Variante, dass Hitler nicht
überlebt, war das Szenario des Romans "Der 21. Juli", den von Ditfurth
vor zwei Jahren veröffentlichte. Nicht ganz so wahrscheinlich, aber möglich
wäre eben auch gewesen, dass Hitler ums Leben käme, bevor er die Chance
gehabt hätte, Reichskanzler zu werden. Zuerst dachte von Ditfurth an einen
Flugzeugabsturz als Todesursache: "Hitler war ein Luftfahrt-Narr, und
Fliegen war damals eine unsichere Sache." Aber von Ditfurth entschied
sich, aus dem Thema einen Krimi zu machen, und so ließ er Hitler ermorden
- um sich dann die politischen
Folgen auszumalen. "In den elf Wochen vor dem 30. Januar 1933", sagt
von Ditfurth, "passierte eigentlich alles, damit die Nazis nicht an die
Macht kommen." Er spricht von den verlorenen Wahlen und von den desolaten
Finanzen der NSDAP. Nur Hitler mit seinem krankhaften, von keinem Selbstzweifel
getrübten Ego habe die Partei in dieser Lage zusammenhalten und an die
Macht führen können.
Christian
von Ditfurth bezeichnet seine Arbeit als "im besten Sinne historisierend":
Es genüge nicht, angesichts des Nationalsozialismus Abscheu zu zeigen.
"Man muss sich auch in die handelnden Personen hineinversetzen: Was haben
die sich gedacht, was sind ihre Interessen gewesen?"
Seine
nächsten Bücher plant von Ditfurth schon - auch sie werden wieder mit
der Geschichte des 20. Jahrhunderts zu tun haben. Zurzeit hat er den zweiten
Fall seines Historiker-Detektivs Stachelmann in Arbeit. Diesmal spürt
er den unerkannt gebliebenen Spionen der DDR nach.
Hanno Kabel, Lübecker Nachrichten, 21. August 2003
Wäre Deutschland
keine Diktatur geworden, hätte es keinen Zweiten Weltkrieg und keine Judenverfolgung
gegeben, wenn Adolf Hitler im Januar 1933 nicht an die Macht gekommen
wäre? Einmal mehr widmet sich Historiker und Thriller-Autor Christian
von Ditfurth dem bei uns viel zu selten betriebenen Spiel des 'Was wäre
wenn'. "Der Consul" heißt sein neuer Roman und was der Experte für den
Nationalsozialismus da von der realen Situation nach der November-Wahl
von 1932 aus entwickelt, klingt ausgesprochen realistisch und zugleich
durchaus nicht viel verlockender als das tatsächlich Geschehene.
Die
NSDAP hat eine herbe Wahlschlappe erlitten, die finanzielle Pleite droht
und sogar der Zerfall in widerstreitende Fraktionen. Der charismatische
Hitler weigert sich dennoch, sich wenigstens als Vize-Kanzler an der Regierung
zu beteiligen. Da wird er in der Nacht des 8. November, zwei Tage nach
den Wahlen, brutal ermordet in seinem Weimarer Hotelzimmer aufgefunden.
Längst schlagen SA, Kommunisten und andere Radikale sich in Straßenschlachten
die Köpfe ein und der wankenden Republik droht nach dem wirtschaftlichen
Chaos nun auch der Zusammenbruch jeglicher Ordnung.
Deshalb betraut das Innenministerium den gradlinigen und völlig unpolitischen
Kriminalkommissar Soetting mit der schnellen und unauffälligen Klärung
des Mordes. Umgehend werden zwei Verdächtige präsentiert, angeblich Helfer
des Terrorapparates der KPD. Soetting aber glaubt nicht an diese einfache
Lösung und die bald folgenden Morde an Röhm, Goebbels und Gregor Strasser
scheinen ihn zu bestätigen. Er verbeißt sich in den Fall, während von
oben versucht wird, ihn zu bremsen und im Lande der Bürgerkrieg mit unberechenbaren
Koalitionen ausbricht.
Als unbeirrbarer Kämpfer für Recht und Gesetz gerät der politisch naive
Ich-Erzähler zwischen alle Stühle und macht bald auch noch böse Fehler.
Die Rechtsnationalen verbünden sich mit den Nazis und Soetting muss sich
von seinem Chef vorhalten lassen: "Das Recht darf sich der Macht nicht
entgegenstellen!" Er wird zum Michael Kohlhaas gegen die neue Ordnung
und gerade, weil es ihm gelingt, die Verschwörung um den geheimnisvollen,
erst spät auftauchenden Consul aufzudecken, bricht es ihm das Genick.
Das Alles ist erschreckend glaubhaft aufgebaut, zumal es dem Autor hervorragend
gelingt, die Motive der handelnden Gruppierungen verständlich zu machen
und es eine "Organisation Consul" ja wirklich gab, die unter anderem die
Morde an den Politikern Walter Rathenau und Matthias Erzberger verübte.
Die Demütigung durch den Versailler Frieden, Inflation, Massenarbeitslosigkeit
und rumorender Revanchismus, es ist eine chaotische Gemengelage quer durch
die Bevölkerung. Gewürzt wird dieser spannende Spekulationsroman mit viel
Zeit- und Lokalkolorit, zum echten Genuss allerdings sind entsprechende
historische Grundkenntnisse empfehlenswert.
Wolfgang A. Niemann, Buchrezensionen
online
Der Autor
hat einen prominenten Namen - sein Vater war der TV-Wissenschaftler Hoimar
von Ditfurth, seine Schwester ist die Ex-Vorzeige-Grüne Jutta. Christian
von Ditfurth selbst ist gelernter und leidenschaftlicher Historiker. In
seinem neuesten Krimi entwirft er eine faszinierende Was-wäre-wenn-Vision:
Am 6. November 1932 wird in einem Weimarer Hotel ein Mann ermordet. Sein
Name: Adolf Hitler. Sofort fällt der Verdacht auf ein Kommunisten-Pärchen,
das im Hotel Dienst tut. Aber Kommissar Stefan Soetting, Star der Berliner
Polizei und vollkommen unpolitisch, glaubt nicht daran. Erst recht nicht,
als mit Röhm, Goebbels und Strasser drei weitere Nazi-Größen
gemeuchelt werden - und das unruhige Deutschland geradewegs in einen Bürgerkrieg
taumelt. Ein extrem spannender, toll erzählter historischer Politkrimi
aus einer Zeit, die es so nie gab. Faszinierend.
Stephan
Bartels, Brigitte, Nr. 21/2003 (1.-14. September)
Der
neue Roman »Der Consul« beschäftigt sich - oberflächlich
vergleichbar mit »Der 21. Juli« - mit einer geschichtlichen
Spielerei. Anfang November 1932 verliert die NSDAP die Reichstagwahl.
Am 8. November treffen sich im Weimarer Hotel »Elephant«
die Spitzen der Partei zu einer unorganisierten Krisensitzung. Es
geht um einen Vizekanzler Hitler in einer Koalitionsregierung oder
den Griff nach der totalen Macht. In Deutschland herrscht Rezession
und Massenarbeitslosigkeit, die verschiedenen politischen Gruppen
linker und rechter Farbe (SA und KPD) machen Jagd auf Anhänger der
jeweils gegnerischen Front. Zum Teil enden diese Auseinandersetzungen
in regelrechten Straßenschlachten mit zahlreichen Toten und Verletzten.
Deutschland versucht den Versailler Vertrag mit seinen Repressalien
loszuwerden, um wieder als Großmacht aus den Ruinen des ersten Weltkriegs
zu erstehen.
Doch
Hitler wird am 8. November 1932 mit einer Goethestatue in dem Hotel
»Elephant« erschlagen aufgefunden. Schnell werden mit
den Hotelangestellten Sofia Schmoll und Leutbold zwei Täter festgenommen,
potentielle Kommunisten, die in dem zerrissenen Land mit dem Mord
einen Bürgerkrieg auslösen wollen.
Die
Reichsregierung schickt den unpolitischen Kripokommissar Stefan Soetting
nach Weimar. Seine Vorgesetzten charakterisieren ihn wie folgt: »Und
das ist einer unserer fähigsten Beamten, Leiter der aktiven Mordkommission.
Auf jeden Fall hat niemand mehr Belohnungen bekommen als er.«
(Seite 12).
Soetting
macht sich auf den Weg nach Weimar und muss dort feststellen, dass
die
örtlichen braunen Zellen den Fall schon zu den Akten gelegt haben.
Es gelingt ihm, für die beiden Vorverurteilten eine Gnadenfrist herauszuschlagen,
bevor sich herausstellt, dass diese ihn auch angelogen haben.
Wenige
Tage später wird in Berlin ein weiterer hoher Politiker der NSDAP
aus der Spree gefischt: Rohm mit seinem Glied im Mund. Bevor Soetting
zu Atem kommen kann, findet man Goebbels, in seiner Wohnung erhängt,
aber mit einem Lappen im Mund - damit scheidet Selbstmord aus.Im Gegensatz
zu dem scheinbar im Affekt begangenen Mord an Hitler räumt hier jemand
systematisch unter der braunen Volkspartei auf. Ist dies ein innerpolitischer
Machtkampf oder der erste richtige Angriff der Mordzellen der KPD?
Inzwischen
hat dieser Fall für Soetting eine persönliche Komponente: Er verliebt
sich in die Verdächtige Sofia und befreit sie aus den Klauen des Staatsanwalts.
Eine Tat, mit der er sich gegen das Gesetz stellt, und die Grenze
zwischen Ermittlungsarbeit und Besessenheit überschreitet.
Über Röhms Mord kommt er einer elitären Gruppe auf die Spur, die von
Dr. Oldendorf geleitet wird; einem Großindustriellen, der in Russland
Waffen bauen lässt, mit denen die bestehenden Abrüstungsabkommen gebrochen
werden. Als die Spur heißer wird, ziehen ihn seine Vorgesetzten von
dem Fall ab. Soetting bleibt in seiner aufrichtigen Art nur die Kündigung,
der Verzicht
auf seine Pensionsansprüche.
Als
Privatmann sucht er weiter nach dem Täter. Ein weiteres Opfer wird
gefunden - Gregor Strasser, erstochen, mit Hitlers »Mein Kampf«
auf der Brust.
Im
Laufe seiner Ermittlungen stößt Soetting schließlich auf eine Spur,
die ihn direkt zu Hitlers Mörder führen kann. Doch ohne Beweise und
lebende Zeugen und mit einem Staat im Nacken, der sich einen ehrlichen
Polizisten nicht leisten kann, wird es für ihn fast unmöglich, heil
aus der Affäre herauszukommen ... Christian von Ditfurths Roman ist
- überraschenderweise - erst auf den zweiten Blick ein Spiel mit der
Historie. Er konzentriert sich auf den aufrechten, politisch naiven
Soetting, der im ersten Weltkrieg tapfer für seine Vaterland gekämpft
hat (EK 1), aber das Trauma der Schützengräben
und seine Verletzung nicht überwinden konnte. Er erkennt sein Vaterland
nicht mehr wieder. Zu schnell verändert sich das Land, es geht nur
noch um Macht, Geld und Einfluss, der Staat und seine Gesetze sind
ein Spielball von rücksichtslosen Industriellen und Politikern geworden.
Soetting ist keine einfache Figur. Er hat Schwierigkeiten mit Frauen,
er ist starköpfig, ehrlich, aber auch egoistisch und selbstverliebt.
Er kann und will sich nicht anpassen.
Die
geschichtliche Spielerei mit Hitlers Mord (durch einen deutschen Dichter
in Form der Goethestatue) löst eine Kette von Ereignissen aus, die
- im Gegensatz zur klassischen Science Fiction - letztendlich echte
Änderung des Geschichtsverlaufs nach sich ziehen. Das ist die größte
Überraschung des Buches. Wer sich bislang auf die Figur des charismatischen
Führers versteift hat, kann an dem neuen Roman des Historikers von
Ditfurth erkennen, dass die Puppenspieler im Hintergrund mehr als
eine Marionette im Spiel hatten.
»Der
Consul« ist ein spannender »Who done it?«-Krimi.
Im Gegensatz zu seinem Roman »Der 21. Juli« mit seiner
klassischen Rückblende in der Mitte der Handlung und »Mann ohne
Makel«, in dem der Täter von der ersten Seite an feststeht,
lässt von Ditfurth hier den Ich-Erzähler Soetting echte Ermittlungsarbeit
leisten und der Leser kann ihn begleiten. Dass er schließlich den
Täter, den eigentlichen Täter und sein Motiv entlarven kann, ist tragischer
Zufall, ein Pyrrhussieg, wie er im Buch steht.
Aber
»Der Consul« ist sicherlich mehr. Zu detailliert entwickelt
von Ditfurth seine historischen Figuren, viele Feinheiten wird nur
der eingeschworene Kreis der Historiker in dieser Genauigkeit wieder
erkennen, zu viele Daten sind im allgemeinen Geschichtsunterricht
an deutschen Schulen aus der Zeit der Machtergreifung unberücksichtigt
geblieben, als dass sie ein Gewohnheitsleser erkennen kann. Hier besteht
die Gefahr, zu sehr ins unerklärte Detail zu gehen und nur noch für
einen elitären Kreis zu schreiben.
Einige
Fragen reißt er aber auch nur an: Wie konnte die Partei, die unmittelbar
nach ihrer Wahlniederlage im November 1932 pleite war, nur wenige
Monate später mit einem aufwendigen Wahlkampf an die Macht kommen?
Die Frage stellt sich von Ditfurth (Soetting), aber er verweigert
uns die Antwort. Zu sehr bleiben die Geldgeber im Hintergrund, zu
wenig geht er auf die Figur des »Consuls« (oder des »Konsuls«,
wie er sich auch zu schreiben weiß) ein und damit bleibt beim Leser
ein Gefühl der Leere zurück. Hitlers Ermordung ist der Ausgangspunkt
einer Betrachtung der politischen Verhältnisse in der Weimarer Republik
in Form eines Krimis. Wer mehr in Richtung einer Parallelwelt erwartet,
muss woanders schauen. Diesen Weg will von Ditfurth nicht gehen. Darum
ist der Verlagstitel »Was wäre gewesen, wenn ...?« irreführend.
Aber das erkennt der Leser im Laufe der Lektüre selbst.
Wie
in einem politischen Thriller gibt es auf die meisten Fragen keine
Antworten, ein Historiker sucht nach dem »warum« und nicht
dem »wie« und damit bleibt Soetting mit einer Theorie
am Ende der tragische Held einer geschichtlichen Spielerei, die keinen
»point of divergence« aufweist. Hitler war nie allein.
Die Bedeutung Hitlers im Gesamtkomplex Nationalsozialismus kann nach
»Der Consul« neu diskutiert werden. Eine deutsche Geschichtsstunde.
Thomas Harbach, phantastisch!, Nr. 4/2003
Hitler als
Opfer des tödlichen Schlags mit einer Goethe-Statuette - das wäre ein
ironisches Szenario nach dem Geschmack der Bildungsbürger. Christian von
Ditfurth hat das Gedankenspiel durchbuchstabiert, hat dem Führer der NSDAP
ein frühes Ende angedichtet, lässt ihn im Weimarer Hotel "Elephant" im
November 1932 - just zwei Tage nach der Reichstagswahl, bei der die Nazis
massiv an Stimmen verloren - eines gewaltsamen Todes sterben und nutzt
diese fiktive Pointe, um im Mantel des Thrillers das politische Sittenbild
der morbiden Weimarer Republik zu skizzieren.
Ditfurth ist Historiker und als solcher interessiert an literarischem
Geschichts-Puzzle. Er schickt den Berliner Kommissar Stefan Soetting in
den Sumpf von gesellschaftlicher Verwahrlosung und ökonomischer Depression.
Soetting ist ein unpolitischer Desperado, der den Mord an Hitler aufzuklären
hat und mit ungeordnetem Privatleben, kurzatmigen Frauengeschichten sowie
dem Habitus des griesgrämigen Junggesellen leicht als Variante von Mankells
Kommissar Wallander renommiert.
Weil Ditfurth freilich eher Historiker als Literat ist, entpuppt sich
sein Spiel mit der Fiktion zwar als akademisch faszinierend, stilistisch
wiederum kann die Geschichte um Soetting, dessen Vita zu hingeworfen wirkt,
nur zeitweilig überzeugen. Die Saga vom Kerl mit harter Schale und weichem
Kern trägt keinen Roman von gut 400 Seiten. Ditfurths Stärke und somit
seine historische Deutungsgabe sichern dem Buch indes eine Originalität,
die in Bann schlägt. Die Frage nämlich, ob ohne Hitler die Annexion Österreichs,
der Überfall auf Polen samt mordendem Antisemitismus denkbar wäre, dekliniert
er kenntnisreich und gründlich durch. Selbst wenn die NSDAP ohne ihren
Zampano flugs von den Füßen geholt worden wäre, so Ditfurth, hätten sich
Splittergruppen - gleichgültig ob rechte oder linke - befeuert vom revanchistischen
Geist der Zeit zu Akteuren mit faschistischen Maximen summieren können.
Letztlich aber ist das Szenario ein historisches Nullsummenspiel, wenngleich
ein geistreiches; ob die Vision vom frühen Tode Hitlers im Terrain der
Belletristik wildern muss, bleibt zweifelhaft.
Märkische Allgemeine, 27. November 2003
Nach Die
Mauer steht am Rhein und Der 21. Juli ist Der Consul
Christian von Ditfurths dritter Roman, der mit historischen Fakten der
jüngeren deutschen Geschichte spielt. Die Geschichte beginnt im November
1932, kurz nach den Reichstagswahlen, bei denen die Nazis viele Stimmen
verloren haben. Die NSDAP ist fast pleite und Adolf Hitler ist in einem
Weimarer Hotel abgestiegen und trifft sich mit seinen Parteikollegen.
Doch mitten in der Nacht betritt ein neugieriges Dienstmädchen Hitlers
Zimmer, weil sie kurz vorher erregte Stimmen aus dem Zimmer gehört hatte,
und findet den Führer erschlagen vor.
Kommissar Stefan Soetting von der Berliner Kripo wird mit der Aufklärung
dieses heiklen Falls betraut. Soetting reist nach Weimar, um den Fall
zu untersuchen und entdeckt, dass der Mord wohl eine spontane Tat gewesen
sein muss, denn Hitler wurde mit einer kleinen Goethestatuette erschlagen,
die in seinem Zimmer stand, d.h. der Mörder benutzte ein Objekt, welches
ihm zufällig in die Hände fiel. Dies spricht nicht für eine geplante Tat.
Doch Soetting wird schnell klar, dass politische Überlegungen die Ermittlungen
dominieren, die Entlarvung des wahren Mörders nicht erwünscht ist, es
sei denn er erwiese sich als Kommunist. Denn diese sollen auf jeden Fall
als Sündenböcke herhalten.
Und während eine rechts gerichtete Regierung unter von Papen, Schleicher
und Hugenberg die Regierung übernimmt, den Notstand ausruft und die Demokratie
abschafft, werden weitere hohe Nazis ermordet. Dem homosexuellen Ernst
Röhm schneidet man den Penis ab, lässt ihn verbluten und steckt ihm sein
Genital in den Mund. Goebbels stopft man den Mund mit einem Knebel und
erhängt ihn. Schließlich wird auch Strasser, Hitlers Stellvertreter, Opfer
der Morde, wird erstochen und bei seiner Leiche findet man ein Exemplar
von Hitlers Mein Kampf.
Soetting, der sich inzwischen in den Fall verbissen hat, will das Rätsel
unbedingt lösen, auch nachdem man längst irgendwelche angeblich Schuldigen
vorzuweisen hat und weitere Ermittlungen unerwünscht sind. Also quittiert
Soetting den Dienst und ermittelt auf eigene Faust. Dabei wird ihm schnell
klar, dass er mit seinem Leben spielt, denn er kommt einer perfiden Verschwörung
auf die Spur und einem Mörder, den keiner verdächtigt ...
Ditfurths neuester Roman ist zweifellos sein bisher mit Absand bestes
Werk. Erstaunlich ist vor allem die stilistische Entwicklung des Autors,
dessen bisherige Werke eher unbeholfen daher kamen, atmosphärisch nicht
zu überzeugen wussten und sich durch farblose Protagonisten auszeichneten.
Zumindest letzteres hat sich grundlegend geändert. Kripokommissar Stefan
Soetting ist eine überaus lebendig Figur mit Ecken und Kanten, der den
Leser anspricht, ohne allzu heldenhaft zu sein. Ganz im Gegenteil hat
Soetting so seine Macken und dunklen Seiten, und vor allem sein Verhalten
seiner Freundin gegenüber zeigt ihn als Kotzbrocken reinsten Wassers.
Dass der Protagonist trotzdem sympathisch bleibt, man sich mit ihm identifizieren
kann und mit ihm mitfiebert, ist eine Meisterleistung des Autors. Zwar
erscheint Soettings Motivation, die Fälle mit aller Gewalt lösen zu wollen,
nicht immer überzeugend, aber diese kleine Schwäche sieht man dem Autor
gerne nach.
Erfreulich ist zudem, dass der Autor konsequent aufzeigt, dass auch ohne
Hitlers weitere Anwesenheit die Zeit der Weimarer Republik abgelaufen
ist, die Demokratie hinweg gefegt wird, sich andere an Hitlers Stelle
etablieren, deren Wirken wohl in Zukunft kaum weniger fatal sein wird
als das des Führers. Denn die Schmach von Versailles lässt viele nicht
ruhen, der nächste Krieg ist nur noch eine Frage einer geglückten Wiederbewaffnung
Deutschlands. Das Fehlen einer demokratischen Tradition in Deutschland
und mangelnder ziviler Ungehorsam der Bevölkerung beim Fall der Demokratie,
die viele einfach nur mit den Begriffen Schmach, Niederlage, Inflation
und wirtschaftliches Elend verbinden, sind einfach nicht von der Hand
zu weisen und ändern sich durch Hitlers Tod um keinen Millimeter. In dieser
Hinsicht verfolgt der Autor konsequent den richtigen Weg, zeigt auf, dass
nicht Hitler und einige Gesinnungsgenossen allein für jenes Unrecht und
Elend verantwortlich waren, welches bis 1945 geschah. Wirklich vergnüglich
wird das Buch dann an jenen Stellen, in denen die Nazigrößen und vor allem
deren Tod beschrieben werden. So viel kann sicherlich hier verraten werden,
denn die Ironie, dass der Kulturbarbar Hitler ausgerechnet mit einer Statuette
des deutschen Dichterfürsten Goethe erschlagen wird, ist sicherlich eine
herrliche Erfindung des Autors (ein Mitarbeiter Soettings lässt es sich
nicht nehmen, dieses Vorkommnis mit der imaginären Schlagzeile "Dichterfürst
erschlägt den Führer" zu goutieren). Auch die anderen Todesfälle haben
es in sich. So erfährt Soetting gegen Ende der Geschichte, dass man dem
schwulen Ernst Röhm sein Genital extra in dem Mund steckte, denn, so einer
der Mörder, "so könne er auf ewig an einem Schwanz lutschen". Während
man Strasser für einen verkappten Linken hält und deshalb Hitlers Buch
bei ihm liegen lässt, sorgt man auch bei Goebbels dafür, dass diesem unsäglichen
Schreihals endgültig seine unerträglich vorlaute Fresse gestopft wird.
Dem Leser, der die historischen Taten dieser Leute kennt, geht hier zweifellos
das Herz auf.
Auch bezüglich des Spannungsbogens weiß der Roman zu überzeugen, fesselt
den Leser fast 400 Seiten lang. Nur gegen Ende geht der Geschichte die
Luft etwas aus, was allerdings am Autor selbst liegt, der die Geschichte
eine unrealistische Wendung nehmen lässt. Das Gerichtsverfahren gegen
Ende der Erzählung ist nicht nur in seinem Verlauf absolut unwahrscheinlich,
es stellt die wahren Profiteure der Morde auch als Idioten dar, die ein
solches Verfahren zulassen und damit ihren Profit völlig unnötig aufs
Spiel setzen. Zum Glück gelingt es dem Autor wenigstens ein an den Haaren
herbeigezogenes Ende zu vermeiden, was den Leser dann wieder etwas versöhnt.
Weiteres Manko der Geschichte ist sicherlich die noch immer fehlende atmosphärische
Dichte der Geschichte. Würde der Autor sich hier mehr bemühen, kleine
Alltagsdetails aus den Dreißiger Jahren einfließen zu lassen, welche die
Authentizität der Erzählung steigern würden, dann wäre das vorliegende
Buch sicherlich noch deutlich überzeugender ausgefallen. Aber warum sollte
der Autor nicht auch in dieser Hinsicht hinzu lernen, ist doch der Unterschied
zwischen diesem Buch und seinem Vorgänger in stilistischer Hinsicht frappierend.
Christian von Ditfurth befindet sich auf dem besten Weg ein wirklich guter
Schriftsteller zu werden und man darf auf sein nächstes Werk sehr gespannt
sein, denn wenn der Autor seinen Weg fortsetzt und seinen interessanten
Themen treu bleibt, erwartet den Leser das nächste Mal ein formidables
Buch, welches sowohl bezüglich Stil, Spannungsgehalt, atmosphärischer
Dichte und auch hinsichtlich der Lebendigkeit der Protagonisten überzeugen
könnte. Das Potential dazu ist beim Autor zweifellos vorhanden, wie Der
Consul erstmals aufzeigt. Der Rezensent freut sich auf den nächsten Roman
von Christian von Ditfurth und hofft, dass der Autor sich wirklich weiterhin
wie erhofft entwickelt, denn gemessen an seinen ersten Werken ist Der
Consul ein hervorragendes Werk, zwar noch mit kleinen Schwächen, aber
durchaus fesselnd geschrieben und vor allem mit einem überzeugenden Protagonisten,
dem man gerne bei seinen Ermittlungen folgt.
Gunther Barnewald, www.deutsche-sf.de
Adolf Hitler
ist tot. Am 8. November 1932, die Reichstagswahl ist gerade zwei Tage
her, wird der Führer der NSDAP im Weimarer Hotel 'Elephant' ermordet aufgefunden.
Es sind stürmische Zeiten. Wirtschaftskrise und Massenarbeitslosigkeit
haben das deutsche Volk in Armut und Not gestürzt. Für die Rattenfänger
von rechts und links ein gefundenes Beutemahl. Aber jetzt, nach Hitlers
Ableben, droht die Situation vollends außer Kontrolle zu geraten: Auf
den Straßen marschiert die SA und liefert sich erbitterte Schlachten mit
den Rotfrontkämpfern der KPD, in ganz Berlin herrschen bürgerkriegsähnliche
Zustände. Nur mit Mühe kann die Reichswehr einen Rest von Ordnung aufrechterhalten.
In diesen Wirren die Nachricht von Hitlers Ermordung zu verbreiten, bedeutete
gleichermaßen, Feuer an das Pulverfass zu legen. Ausgerechnet der Berliner
Kripokommissar Stefan Soetting, ein ehrlicher und vollkommen unpolitischer
Mensch, wird mit den Ermittlungen betraut.
Schnell und unauffällig muss er ermitteln, um der Öffentlichkeit einen
Schuldigen präsentieren zu können. Doch dann kommt es kurz hintereinander
zu drei weiteren Morden. Röhms Leiche wird in der Spree gefunden, Goebbels
wurde erhängt und Gregor Strasser hat man erstochen. Allem Anschein nach
versucht jemand, die gesamte Führungsriege der NSDAP auszulöschen. Soetting
verbeißt sich nahezu in den Fall und lässt auch dann nicht locker, als
man ihm von ganz oben zu verstehen gibt, er solle seine Ermittlungen beenden
... Christian von Ditfurth bringt Fiktion und Wahrheit äußerst authentisch
auf den Punkt und liefert ein fesselndes Szenario dessen, was geschehen
wäre, wenn Hitler nie die Macht erlangt hätte.
Lars Warnecke, Bremer, September 2003
Wäre Deutschland
keine Diktatur geworden, hätte es keinen Zweiten Weltkrieg und keine Judenverfolgung
gegeben, wenn Adolf Hitler im Januar 1933 nicht an die Macht gekommen
wäre? Einmal mehr widmet sich der Historiker und Thriller-Autor Christian
von Ditfurth dem Spiel des "Was wäre, wenn".
Was der Nationalsozialismus-Experte in seinem neuen Roman "Der Consul",
ausgehend von der realen Situation nach der November-Wahl 1932, entwickelt,
klingt realistisch - oder zumindest möglich: Die NSDAP hat eine herbe
Wahlschlappe erlitten, die finanzielle Pleite und sogar der Zerfall in
widerstreitende Fraktionen scheinen der Partei bevorzustehen.
Wankende
Republik
Hitler weigert sich dennoch, sich als Vize-Kanzler an der Regierung zu
beteiligen. Da wird er in der Nacht des 8. November, zwei Tage nach den
Wahlen, ermordet in seinem Weimarer Hotelzimmer aufgefunden. Längst schlagen
SA, Kommunisten und andere Radikale sich in Straßenschlachten die Köpfe
ein, und der wankenden Republik droht nach dem wirtschaftlichen Chaos
der Zusammenbruch jeglicher Ordnung. Deshalb betraut das Innenministerium
den geradlinigen und völlig unpolitischen Kriminalkommissar Soetting mit
der schnellen, unauffälligen Klärung des Mordes. Umgehend werden zwei
Verdächtige präsentiert, angeblich Helfer eines Terrorapparates der KPD.
Soetting aber glaubt nicht an diese einfache Lösung und die bald folgenden
Morde an Röhm, Goebbels und Strasser scheinen ihn zu bestätigen. Er verbeißt
sich in den Fall, während von oben versucht wird, ihn zu bremsen, und
im Land der Bürgerkrieg mit unberechenbaren Koalitionen ausbricht.
Als unbeirrbarer Kämpfer für Recht und Gesetz gerät der politisch naive
Ich-Erzähler zwischen alle Stühle. Die Rechtsnationalen verbünden sich
mit den Nazis, und Soetting muss sich von seinem Chef sagen lassen: "Das
Recht darf sich der Macht nicht entgegenstellen!" Er wird zum Michael
Kohlhaas, und gerade dass es ihm gelingt, die Verschwörung um den geheimnisvollen
Consul aufzudecken, bricht ihm das Genick.
Das Alles ist glaubhaft aufgebaut, zumal es der Autor versteht, die Motive
der handelnden Gruppierungen verständlich zu machen. Inflation, Massenarbeitslosigkeit
und rumorender Revanchismus - es ist eine chaotische Gemengelage quer
durch die Bevölkerung. Gewürzt wird dieser spannende Spekulationsroman
mit viel Zeit- und Lokalkolorit.
Wolfgang A. Niemann, Esslinger Zeitung, 27. November 2003
Die
Frage "Was wäre gewesen, wenn ...?" ist ein Markenzeichen
des Historikers Christian von Ditfurth als Autor von Politthrillern.
Ließ er in "Der 21. Juli" das Attentat auf Hitler gelingen,
so wird der Naziführer im neuen Buch bereits 1932 ermordet, im Hotel
"Elephant" in Weimar. Er zieht also nicht in die Reichskanzlei
ein.
Der
Berliner Kriminalkommissar Stefan Soetting, unbestechlich und unpolitisch,
soll den Mörder möglichst schnell finden, damit es nicht zum Bürgerkrieg
kommt. Der ehemalige Frontsoldat steht der Weimarer Republik skeptisch
gegenüber, er sieht sie als Frucht eines verlorenen Krieges. Doch
er dient ihr treu, weil er in den linken und rechten Fanatikern
die größere Gefahr erkennt. Und wenn es darum geht, Unschuldige
zu retten,
dann fesselt und knebelt er sogar einen Oberreichsanwalt.
Bald
werden auch SA-Führer Röhm, Gauleiter Goebbels und der Nazi-Organisationsleiter
Strasser ermordet. Es scheint, als seien die Kommunisten drauf und
dran, die Führungsspitze der Nazis auszumerzen. Die braune Partei
zerfällt - linke Elemente laufen zu den Roten über, die Mehrheit
aber
zur rechten Reaktion. Diese installiert nach kurzem, für die Linke
verheerenden, Bürgerkrieg eine Diktatur mit Göring als Vizekanzler.
Das ist historisch plausibel und literarisch gekonnt. Weil Macht
nun unverhüllt vor Recht geht, erhält Soetting den Befehl, die Ermittlungen
einzustellen.
Er
quittiert den Dienst und ermittelt auf eigene Faust weiter. Die
Spuren führen zu der für den Mord an Außenminister Rathenau verantwortlichen;
"Organisation Consul", die unter
neuem Namen ein Aufrüstungsbündnis mit der Sowjetunion arrangiert.
In Notwehr bringt Soetting einen Verbrecher um. Der erste Prozess
verläuft glimpflich; ein Auftritt Görings, allerdings als vermutlicher
Mörder Hitlers, erinnert an den Reichstagsbrandprozess.
Im zweiten hat Soetting keine Chance: Das Fallbeil erwartet ihn.
Es
spricht für die Konsequenz des Autors, dass er seinem Helden den
Fluchtweg ins Elsass versperrt. Ein glückliches Ende wäre der Dramatik
des Geschehens nicht gerecht geworden. Der Roman lebt wesentlich
auch von der rundum gelungenen Hauptfigur. Dieser aufrechte Mann
hat auch seine Macken. Viel zu lange hält er an der Hassliebe zu
einer Frau fest, die eifersüchtig auf seinen Beruf ist. Und wann
immer die Anspannung nachlässt, redet er sich Krebsangst ein. Im
entscheidenden Punkt aber kennt er keine Kompromisse. Ein Polizist
muss dem Recht dienen - koste es, was es wolle. Ihn kostet es, wie
gesagt, den Kopf.
Rainer Rönsch, Sächsische Zeitung, 4. Oktober 2003
Im letzten Historien-Thriller Christian von Ditfurths starb Hitler beim Attentat von 20. Juli 1944. In seinem neuen Buch lässt der Autor den aufstrebenden Führer noch vor der Machtergreifung über die Klinge springen. Diesmal überlebt Hitler den 8. November 1932 nicht. Im Weimarer Hotel Elephant wird Hitler tot aufgefunden. Um sicherzustellen, dass die Ermittlungen sauber geführt werden, muss der Chef der Berliner Mordkommission, Stefan Soetting, nach Weimar. Was anfangs wie ein Mord der Kommunisten aussieht, erscheint für Soetting in einem anderen Licht: Hier waren andere Kräfte am Werk, die diesen Hitler nicht zu mächtig werden lassen wollten.
Packender Polit-Thriller
Wie schon in seinem Buch "21. Juli" gelingt Ditfurth ein packender Thriller. Diesmal steht die politische Gemengelage in der absterbenden Weimarer Republik im Blickfeld. Rund um Nationalsozialisten, Freikorps-Seilschaften und andere reaktionäre Kräfte auf der einen Seite, Kommunisten, verzagte Sozialdemokraten und einige wenige aufrechte Liberale auf der anderen Seite strickt der Autor ein Geflecht aus Möglichkeiten. So hätte es sein können, denkt sich der Leser immer wieder. Die Beschreibung der historischen Situation ist düster. Auch ohne Hitler wäre die Demokratie gestorben.
Spannung und Denkanstöße
Brillant
sind die Schilderungen der Berliner Szene zu Beginn der 30er Jahre:
der Abstecher in eine kommunistische Eckkneipe im Wedding, die Ermittlungen
im mondänen Ruderclub, die Verfolgungsfahrt entlang der Spree über
Erkner bis in die Wälder in der Nähe von König Wusterhausen. Ditfurth
fängt die Atmosphäre treffend ein, und deshalb funktioniert die
Handlung. Spannung ist garantiert - ebenso etliche Anstöße zum Nachdenken.
T-Online
Unterhaltung
Die
gute Nachricht: Adolf Hitler ist erschlagen worden, und zwar stilvoll
mit einer Goethebüste. Tatort: das Hotel "Elephant" in Weimar, Tatzeit:
die Nacht vom 7. auf den 8. November 1932. Jetzt die schlechte Nachricht:
Die Täter waren keine Kommunisten. Wären sie es, läge der Fall einfach;
man würde die linkischen linken Verschwörer verhaften und basta.
Aber der Fall ist gar nicht einfach, und er wird immer trüber, je
tiefer der Berliner Kripokommissar Stephan Soetting in ihn hineintappt.
Rekapitulieren wir kurz die zeitgeschichtlichen Begleitumstände.
In Thüringen sind längst die Nazis an der Macht, die Wahlen zur
Reichsregierung dagegen haben sie glorios verloren. Herr Schleicher
(Reichswehrminister) und Herr von Papen (Reichskanzler) beäugen
einander misstrauisch. Alle fluchen auf den Versailler Vertrag und
würden es den Franzmännern und Tommys liebend gern heimzahlen; kein
Deutscher schätzt die mausgraue parlamentarische Demokratie mit
ihren Winkelzügen und Kompromissen. Stephan Soettings Exfreundin
nervt, und nun verliebt er sich auch noch Hals über Kopf in die
Hauptverdächtige, ein bildschönes Mädchen namens Sofia. Die Zutaten
für die Katastrophe sind also vollzählig versammelt. Es fehlt nur
noch Tabasco, dann einmal mit dem epischen Löffel umrühren, und
die Sauce explodiert uns mitten ins Gesicht: Verfolgungsjagden!
Monsterverschwörung! Fememorde! Ein Bürgerkrieg ist eigentlich nichts
dagegen - er tobt nur als mittelmäßiges Unglück zwischendurch.
Der Politthriller, von dem hier die Rede ist, heißt "Der Consul".
Seine Autor, Christian von Ditfurth, ist der Sohn des berühmten
Hoimar und Bruder der berüchtigten Jutta. Er war ein Jahrzehnt lang
Mitglied der DKP, was man nicht mehr merkt; und er hat den Beruf
des Historikers erlernt, was man sehr wohl merkt. Von Ditfurth hat
schon zwei solcher Was-wäre-gewesen-wenn-Romane geschrieben. In
seinem ersten malte er sich aus, wie Deutschland unter Führung des
Genossen Egon Krenz zur Demokratischen Republik Deutschland (DRD)
wiedervereinigt wird. Und in "Der 21. Juli" schilderte er, wie Reichskanzler
Goerdeler, Wirtschaftsminister Erhard und SS-Führer Himmler einträchtig
in einer Regierung zusammenarbeiten, nachdem das Attentat auf Hitler
hervorragend geklappt hat - ein zartbitterer Alptraum.
Eigentlich hätte man denken sollen, dass Christian von Ditfurth
dieses Mal die Weichen anders stellt: dass er also schildert, wie
die Weltgeschichte auf ein besseres Gleis gerät. Aber nichts da!
Sein Kommissar Stephan Soetting ist ein moderner Don Quijote, der
an Recht, Gesetz und die Republik glaubt, man weiß gar nicht so
recht, warum (im Grunde ist er nämlich völlig unpolitisch). Und
wie in einer griechischen Tragödie, wo die Menschen ihr Schicksal
gerade dadurch herbeiführen, dass sie es abzuwenden trachten, gerät
dieser stur-romantische Verteidiger des Rechts mit paradoxer Folgerichtigkeit
auf die schiefe Bahn. Soetting wird zum Einbrecher, zum Geiselnehmer
und Mörder in Notwehr - und schließlich steht er geblendet und blinzelnd
im Scheinwerferlicht einer ungeheuerlichen Wahrheit.
"Ich fühlte mich wie zernichtet unter dem grässlichen Fatalismus
der Geschichte", schrieb Georg Büchner an seine Braut. "Der einzelne
nur Schaum auf der Welle, die Größe ein bloßer Zufall, ein lächerliches
Ringen gegen ein ehernes Gesetz." Offenbar glaubt Christian von
Ditfurth, dass die Folgen des Ersten Weltkriegs, der Versailler
Vertrag, der Mangel an liberaler Bürgerlichkeit historische Schubkräfte
waren, die Deutschland unaufhaltsam in Richtung Abgrund schoben
- einer rechtsradikalen Diktatur und einem neuen Krieg entgegen.
Auch ganz ohne Hitler. Nur einen einzigen Beweis gegen Büchners
"grässlichen Fatalismus der Geschichte" gibt es: den Holocaust.
Ihn hätte es ohne die "Machtergreifung" von 1933 nicht gegeben.
Darum spielt der Antisemitismus, und das ist gut so, in diesem Roman
kaum eine Rolle.
Christian von Ditfurths Sprache ist schnörkellos bis zur Kargheit.
Der Autor weiß, wie man einen Spannungsbogen aufbaut und hält, und
er kann Dialoge schreiben. Seine Helden wirken glaubhaft genug,
dass man an ihrem Geschick wirklich Anteil nimmt. Außerdem hat in
diesem Thriller Hermann Göring zwei unvergessliche Cameoauftritte.
Der kokainsüchtige Fettwanst, der uns bisher eher wie eine komische
Figur erschienen war, wirkt hier so überlebensgroß brutal, dass
es einen bis ins Mark gruselt: Diesem Typen möchte man weder im
Hellen noch im Dunklen begegnen.
Hannes Stein, Die Welt, 27. Dezember 2003
Kommissar
Soetting ist der hartgesottenste "Kriminaler" im Berlin
der zwanziger Jahre. Deswegen wird er von der Provinz angefordert,
als sich dort ein spektakulärer Mordfall ereignet: Adolf Hitler
liegt in einem Weimarer Hotel tot auf dem Bett. Er wurde erschlagen
- mit einer Goethe-Statue.
Als Soetting in Weimar eintrifft, hat man die Täter, zwei Hotel-Angestellte,
aber schon gefasst. Sie "müssen es gewesen sein, denn die
beiden sind Kommunisten. Damit gibt sich Soetting nicht zufrieden.
Will er aber den wahren Täter fassen, muss er sich verdammt
beeilen. Denn Nazis und Kommunisten wetzen die Messer, es droht
ein Bürgerkrieg.
Christian
von Ditfurths packender Thriller "Der Consul" spielt
in einer so genannten Parallelwelt. Es ist ein Krimi, wie er
sein soll, spannend bis zur buchstäblich letzten Seite. Zusätzliche
Spannung resultiert aus der Frage, die sich viele schon gestellt
haben: Wenn Hitler verhindert worden wäre (wie auch immer),
wäre es dann trotzdem zum Zweiten Weltkrieg und zum Holocaust
gekommen?
Magnus
Zawodsky, Nürnberger Zeitung, 18. Oktober 2003
Was
wäre wenn? Diese Frage stellt Christian v. Ditfurth in seinen
Romanen sich und dem Leser. Gemeinsam mit ihm erkundet er
den Verlauf historischer Ereignisse, wie er unter anderen
Umständen auch hätte sein können. Denn, so sein Credo: Die
Realität ist immer nur eine Möglichkeit der Geschichte.
Ein
geglücktes Hitlerattentat bildet wie schon in "Der 21.
Juli" auch in Ditfurths neuestem Politkrimi "Der
Consul" den Ausgangspunkt. Man schreibt das Jahr 1932,
Handlungs-, besser Tatort, ist das Weimarer Hotel "Elephant".
Ein Mann wurde ermordet - Hitler. Die widerstreitenden Kräfte
in der NSDAP, die der Führer unter Kontrolle gehalten hatte,
versuchen an Macht zu gewinnen, auf den Straßen marschiert
die SA und liefert sich mit den Rotfrontkämpfern der KPD Schlachten
- Deutschland droht im Bürgerkrieg zu versinken. Unbeeindruckt
von alledem, versucht Kommissar Soetting seinen Mordfall zu
lösen, der für ihn zunächst ein Mord wie jeder andere ist.
Soetting ermittelt, wo von ihm doch einfach nur ein Täter
verlangt wird, bevorzugt ein Kommunist. Seine Redlichkeit
bringt den Kommissar schließlich selbst in Gefahr.
Renate
Marschall, Lausitzer Rundschau, 4. Oktober 2003
Die Zeiten sind hart - Ende 1932 in Deutschland. Wirtschaftskrise
und damit einhergehende Massenarbeitslosigkeit sorgen dafür,
dass die demokratischen Parteien in der Weimarer Republik keine
Chance, KPD und NSDAP, die sich auf den Straßen erbittert bekämpfen,
hingegen immer mehr Zulauf haben. Es herrschen bürgerkriegsähnliche
Zustände, die Reichs-wehr hält notdürftig einen Rest von Ordnung
aufrecht. Zwei Tage nach der Niederlage der Nationalsozialisten
bei der Reichstagswahl vom 8. November 1932 wird Adolf Hitler
im Weimarer Hotel Elephant ermordet aufgefunden - das ist jedenfalls
der Ausgangspunkt in Christian von Ditfurths Politthriller "Der
Consul" (Droemer Verlag, 412 Seiten, 19,90 Euro), in dem
der Autor das beliebte Gedankenspiel "Was wäre gewesen, wenn...
?" betreibt.
Aufklären
soll den Mord der Berliner* Kriminalkommissar Stefan Soetting,
ein ehemaliger Frontsoldat, der zwar Hitlers Partei "aus Zorn"
einmal gewählt hatte, de facto aber ein unpolitischer Mensch
ist und mit den Nazis nicht viel am Hut hat. Aber Mord ist Mord,
ihn aufzuklären gehört zur Berufsehre. Die vordergründig plausibelste
Erklärung, dass die KPD den Mord ausgeführt hat, überzeugt Soetting
mehr und mehr nicht, auch nicht, als kurz hintereinander auch
noch Rohm, Goebbels und Strasser ermordet werden und ein Bürgerkrieg
ausbricht, den die Kommune verliert. Es muss da ein Komplott
in den höchsten Regierungskreisen geben ...
Dresdner Neueste Nachrichten, 28. Februar 2004
Hitler stirbt schon wieder früher. In seinem letzten historischen
Polit-Thriller ließ Christian von Ditfurth das Attentat vom
20. Juli 1944 gut ausgehen. Diesmal überlebt Hitler den 8. November
1932 nicht. Im Weimarer Hotel Elephant wird Hitler tot aufgefunden.
Um sicherzustellen, dass die Ermittlungen auch sauber geführt
werden, muss der Chef der Berliner Mordkommission, Stefan Soetting,
nach Weimar. Was anfangs wie ein Mord der Kommunisten aussieht,
erscheint für Soetting in einem anderen Licht: Hier waren andere
Kräfte am Werk, die diesen Hitler nicht zu mächtig werden lassen
wollten.
Wie
schon in »21 . Juli« gelingt Ditfurth ein packender
Thriller. Diesmal steht die politische Gemengelage in der absterbenden
Weimarer Republik im Blickfeld. Rund um Nationalsozialisten,
Freikorps-Seilschaften und andere reaktionäre Kräfte auf der
einen, Kommunisten, verzagte Sozialdemokraten und einige wenige
aufrechte Liberale auf der anderen Seite strickt Ditfurth ein
spannendes Geflecht aus Plausibilitäten. So hätte es sein können,
denkt sich der Leser immer wieder. Die Beschreibung der historischen
Situation ist düster. Auch ohne Hitler wäre die Demokratie gestorben.
Brillant sind die Schilderungen der Berliner Szenerie zu Beginn
der 3oer Jahre: der Abstecher in eine kommunistische Eckkneipe
im Wedding, die Ermittlungen im mondänen Ruderclub, die Verfolgungsfahrt
entlang der Spree über Erkner bis in die Wälder in der Nähe
von Königs Wusterhausen. Ditfurth fängt die Atmosphäre treffend
ein. Deshalb funktioniert der Plot, obwohl es der Stoff in sich
hat. Spannung ist garantiert - und etliche Anstöße zum Nachdenken.
Voss, Winter 2003/04
Am
8. November 1932 wird Adolf Hitler in einem Weimarer Hotel tot
gefunden. Der Berliner Kripokommissar Stefan Soetting wird mit
den Ermittlungen betraut. Er ist kaum politikinteressiert und
kann die Begeisterung vieler Deutscher für ihren Messias nicht
teilen. Die Erfahrungen des Krieges haben Soetting zum Pazifisten
gemacht, der sich vor allem dem Rechtsstaat verpflichtet fühlt
- eine Tugend, die nicht mehr viel zählt. Denn für seine Kollegen
stehen bereits der Nachtportier und das Zimmermädchen als Mörder
Hitlers fest, schließlich sind beide kommunistische Aktivisten.
Kurz darauf treibt Röhms Leiche in der Spree, wenig später findet
man Goebbels erhängt in seinem Büro. Schließlich stirbt auch
Gregor Strasser eines unnatürlichen Todes. Auch diesmal deutet
alles auf die Kommunisten als Täter hin.
Derweil
kommt es zu einem Bürgerkrieg zwischen Reichswehr, SA und KPD,
aus dem die Reichswehr als Sieger hervorgeht. Innerhalb weniger
Monate errichtet sie eine Diktatur, die dem Hitler-Deutschland
unserer realen Welt ganz und gar ebenbürtig ist. Obwohl niemand
mehr an der Aufklärung der Mordfälle interessiert ist, versucht
Soetting herauszufinden, wer in Wahrheit ein Interesse daran
hatte, die Führungsriege der NSDAP auszulöschen.
Der Historiker von Ditfurth zieht es vor, ausschließlich darüber
zu spekulieren, wie Deutschland in den ersten Monaten nach einem
Mord an Hitler hätte aussehen können. So entsteht eine Romanwelt,
die der realen zunächst noch sehr ähnlich ist und erst allmählich
Abweichungen zeigt. Dadurch erreicht das Buch zwar ein hohes
Maß an Glaubwürdigkeit, übt aber auch weniger Faszination auf
den Leser aus. Glücklicherweise weiß der Autor dies durch eine
Thrillerhandlung auszugleichen, die nach einer etwas zähen Exposition
zunehmend an Spannung gewinnt und bis zuletzt mit überraschenden
Wendungen aufwartet. Zudem gelingt von Ditfurth die sorgfältige
Charakterisierung eines Protagonisten, der trotz seines großen
Gerechtigkeitssinns einigen Mitmenschen Unrecht tut. Beides
stellt eine Verbesserung gegenüber seinem 2001 erschienen Roman
"Der 2l. Juli" dar, in dem er ebenfalls über alternative
Verläufe der deutschen Geschichte spekuliert. Dafür kann dieses
Buch aufgrund des detailliert beschriebenen Alltagslebens mit
einer dichten Atmosphäre aufwarten. Hieran mangelt es wiederum
dem Consul. Es bleibt daher zu hoffen, dass dem Autor demnächst
ein Roman gelingt, in welchem er die Vorzüge beider Werke zu
verbinden vermag.
Bis dahin kann "Der Consul" als origineller Hinweis dafür
dienen, dass das Dritte Reich nicht allein ein Werk Hitlers
war und der Faschismus in Deutschland auch ohne ihn auf fruchtbaren
Boden gefallen wäre.
Gregor Jungheim, Draußen! (Münster, 2004)
Stefan
Soetting ist der beste Mann der Berliner Kripo. Deshalb wird
er von seinem Vorgesetzten auf einen überaus heiklen, politisch
brisanten Mordfall angesetzt, der im Weimarer Hotel Elephant
stattgefunden hat. Man schreibt den 9. November 1932, die NSDAP
hat nur wenige Tage zuvor bei den Reichstagswahlen eine Niederlage
erlitten, und der Mann, der ermordet wurde, ist kein Geringerer
als Adolf Hitler. Soetting, ein völlig unpolitischer Mensch,
hält nichts von einer Vorverurteilung der Kommunisten und startet
seine Ermittlungen, während bewaffnete Verbände einander blutige
Straßenschlachten zu liefern beginnen und das Chaos eskaliert.
Als kurze Zeit später weitere Nazi-Größen umgebracht werden,
steht Deutschland am Rande eines Bürgerkriegs. Doch der rechts
gerichteten neuen Reichsregierung gelingt es mit Hilfe der Reichswehr
bald, die Lage in den Griff zu bekommen und KPD und Demokratie
zu zerstören. Und je fester die neuen Machthaber im Sattel sitzen,
desto deutlicher wird, dass eigentlich niemand daran interessiert
zu sein« scheint, wer nun tatsächlich Hitler und Konsorten
getötet hat. Doch Soetting lässt nicht locker.
Mit
"Der Consui" hat der Historiker Christian von Ditfurth
nach "Die Mauer steht am Rhein" und "Der 21. Juli"
seinen dritten Roman auf den Markt gebracht, in dem die Geschichte
einen anderen Verlauf als in der Realität genommen hat. Und
wie bei seinen Vorgängern stimmt auch hier jedes kleinste Detail,
Spannung wird gekonnt mit Information verbunden — auf eine faszinierende,
aber auch beklemmende Weise. Hervorragend!
Space View, Nr. 1/2004
1932.
Hitler ist ermordet worden. Ein Kommissar soll den Fall lösen.
Spannend, ungewöhnlich, süchtig machend.
Alex Dengler, Bild am Sonntag, 21. Dezember 2003
Lange
hat er sich wohl gewehrt, von einem SF-Club zur Lesung eingeladen
zu werden (zumindest nach Leipzig zum Freundeskreis wollte er
nicht gleich). Ich hoffe, er hat es nicht bereut; ich habe es
auf alle Fälle nicht, der Lesung beizuwohnen!
Irgendwie hatte ich da gewisse Skepsis; seine Bücher sind ja
nicht gerade Ladenhüter und sind auch in der normalen Presse
besprochen worden. Auch werden sie (wie vom Autor selbst) nicht
der SF zugezählt, was wohl nach wie vor den Verkauf fördert.
Und daher dachte ich immer, naja, da setzt jemand auf populäre
oder gar populistische Themen - Hitlerzeit, Ostalgie etc. Ist
aber ein glattes Vorurteil, wie sich herausstellte!
Zunächst: Wider Erwarten (bei mir, und wie ich mitbekam auch
bei anderen Leuten) ist er doch Mitglied DER Ditfurth-Famile
(also Vater Hoimar und Schwester Jutta!).
Ähnlich wie seine Schwester hat er auch zunächst einen für bürgerliche
Verhältnisse ungewöhnlichen Weg gewählt, war gar Mitglied der
DKP, ist wohl auch mal von der Uni geflogen, hat sogar ein Jahr
in der DDR M/L studiert.
Er ist ausgebildeter Historiker, jetzt aber hauptamtlich freier
Autor. Seine Alternativwelt-Romane, die im Zentrum der hier
erwähnten Veranstaltung standen, schrieb er als Historiker,
wie er immer wieder betonte. Er meinte sogar, dass die Geschichte,
wie er sie aufschrieb, die wahrscheinlicherer wäre, statt der,
wie wir sie kennen. Nun, das ist weniger ein surrealistisches
Manifest, als ein verblüffender Gedankengang: So erscheint es
tatsächlich als eher unwahrscheinlich, dass jemand eine Bombenexplosion
in einem geschlossenen Raum überlebt (wie Hitler bei dem Attentat
auf ihn). Genauso unwahrscheinlich war es, dass die Hitlerfaschisten
1933 an die Macht kamen, nachdem sie nach ihrem Aufstieg (Wahlergebnisse)
ab 1932 eher auf dem absteigenden Ast waren, politisch an Boden
verloren (da viele ihrer "Forderungen" sich als nichtig erwiesen
- Weltwirtschaftskrise auf dem Rückgang etc.) und sie auch sonst
völlig pleite waren (riesige Schulden).
Seinen Roman ("Die Mauer steht am Rhein") über ein Nachwendedeutschland,
in dem die DDR die BRD geschluckt hat, entstand bei seinen Recherchen
zu einem anderen Buch über die PDS und die alten SED-Kader,
die über den wahren Ausgang der Geschichte nicht sehr froh waren/sind,
aber auf seine Frage, was sie denn mit der BRD gemacht hätten,
wenn es anders herum gekommen wäre, nichts antworteten. Diese
Frage hat den Autor aber beschäftigt, und als er am Schreiben
war, merkte er, dass es gar kein Sachbuch würde, sondern ein
Roman (oder so etwas dazwischen). Jedenfalls war das der Auftakt
für seine Karriere als Romancier.
Wer so viel über Alternativen schreibt, (wenn auch historische)
musste sich natürlich die Frage gefallen lassen, welche alternative
Gesellschaftsordnung er sich vorstellt. Und überraschte mit
der Antwort, dass der Gedanke, es "müsse" immer eine Alternative
zum Bestehenden geben, Quatsch sei! Vielleicht ist das Wortklauberei,
aber eher das Ergebnis von Erfahrungen und zeitgeschichtlichen
Forschungen. (Und vielleicht auch eine Antwort auf die Fragen
nach seiner Schwester, die er partout nicht beantworten will,
die ihm aber immer wieder gestellt werden.) Es sei aber hinzugefügt,
dass die Gesellschaft, in der wir jetzt leben, nicht die beste
sei, seiner Meinung nach.
Gelesen hat er auch, aus "Der Consul", einem Alternativweltroman,
in dem Hitler und Röhm 1932 ermordet werden. Der Autor meinte
gleich, dass das Vortragen von 20 Seiten aus dem Buch Unsinn
wäre, weil danach niemand wüsste, worum es ginge, aber ich wurde
danach tatsächlich angeregt, mir dieses und vielleicht noch
andere Bücher Ditfurths zu beschaffen. Kommt selten vor, das
gebe ich zu; der Mann hat überzeugt!
Thomas Hofmann, http://deutsche-sf.de/sxe/sx164/16431.html
Wir schreiben das Jahr 1932 - ein kleiner Mann mit großen Ambitionen liegt mit eingeschlagenem Schädel in seinem Hotel. Er heißt Adolf Hitler. Die Täter sind schnell gefunden, zwei Hausangestellte, die dem kommunistischen Lager angehören. Doch der ermittelnde Kommissar Soetting zweifelt. Tatsächlich findet er eine Spur, die eine andere Lösung nahe legt. Doch jemand versucht, ihn mundtot zu machen. Als Kommissar Stefan Soetting zum Mordfall Adolf Hitler zugezogen wird, spürt er kein Bedauern, dass der aufstrebende Agitator tot ist. Soetting, mehr müde als zynisch, glaubt nicht an Weltverbesserer und hat genug mit seinen traumatischen Erinnerungen aus dem ersten Weltkrieg zu kämpfen. Dennoch hält er es für seine Pflicht die Mörder zu finden, besonders als nach Hitler auch noch andere hochrangige Mitglieder der NSDAP ermordet werden.
Bald herrscht nicht nur in Berlin Chaos. Nazis, Sozialisten und Kommunisten gehen sich gegenseitig an die Kehle. In diesen bürgerkriegsartigen Zuständen befreit Soetting erst die Verdächtigen, denen die Lynchjustiz droht, dann folgt er der einzigen Spur, die er hat. Alle Mordgegenstände wiesen leichte Ölspuren auf. Im Bootshaus eines Motorboot-Clubs wird er schließlich fündig, doch als er der Spur zu dem Besitzer, dem einflussreichen Dr. Olendorf, folgen will, stößt er auf taube Ohren. Bald steht mehr als nur seine berufliche Zukunft auf dem Spiel.
Christian v. Ditfurths historischer Roman um das Ende der Weimarer Republik ist ein faszinierendes Spiel mit Möglichkeiten. Was wäre passiert, wenn es Hitlers Griff nach der Macht nie gegeben hätte? Ein wenig erinnert dieses Szenario an Harris' Roman Fatherland, der die Schrecken einer nationalsozialistischen Gegenwart entwarf, doch Der Consul setzt andere Schwerpunkte. Hinter der Maske des Kriminal- und Spannungsromans verbirgt sich eine intelligente Analyse der politischen Verhältnisse, die es Hitler ermöglichten, seine Pläne zu verwirklichen.
Gleichzeitig widerspricht der Roman der viel diskutierten Ansicht, dass es letzten Endes Hitler war, der Deutschland und die Welt in den zweiten Weltkrieg getrieben hat. Stattdessen entwirft der Autor das Bild eines von Hass, Stolz und Verwirrung zerfressenen Volkes, das durch große Parolen von rechts und links immer näher an den Abgrund geführt wird. Die Aussage wird dadurch gestärkt, dass nicht einmal die Hauptfigur eine Lichtgestalt mit modernem Weitblick ist. Auch er kennt den "Erbfeind", die Franzosen, auch er ist nur ein Produkt seiner Zeit.
Die Botschaft von Der Consul ist ebenso glaubhaft wie pessimistisch. Sie stellt auch zweifellos heldenhafte Aktionen wie die Attentate auf Hitler in Hinsicht auf ihren möglichen Erfolg in Frage. Und sie gibt - zwischen den Zeilen - Antwort auf die Frage, ob der zweite Weltkrieg hätte verhindert werden können. Natürlich ist es nur ein Gedankenspiel, aber ein unbedingt lesenswertes, das allerdings ein Mindestmaß an Geschichtskenntnissen voraussetzt, da man sich als Leser sonst leicht in der Vielzahl der Namen und Fakten verliert.
Fazit: Intelligentes und vor allem spannendes Konstrukt zwischen "historischem" Krimi und Geschichtswerk.
Birgit Erwin, literature.de - Das Literaturportal, Mai 2006