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 Christian v. Ditfurth
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 4. März 2013

 

Aus Rezensionen

"Gott sei Dank nur ein Alptraum. Aber was für einer!"
Der Spiegel

"Ditfurth, who is a historian, unwinds his story slowly and methodically, hinting at glimmers of the whole puzzle in every chapter, until all is revealed in the novel's final pages. Other Stachelmann translations are on their way to North America and England; fans of Ruth Rendell should welcome Ditfurth's quiet, authoritative voice."
The Washington Post

"Eine atemberaubende Lektüre."
Die Zeit

"It was a pleasant surprise to encounter a thriller so thoughtful and funny − and even, occasionally, profound."
Haaretz

"Ein extrem spannender, toll erzählter historischer Polit-Krimi aus einer Zeit, die es so nie gab. Faszinierend."
Brigitte

"Nichts ist, wie es scheint - Ditfurth treibt eine geistreiche Spielerei mit teils historischen, teils erfundenen Figuren. Er verdichtet ein faszinierendes Konstrukt aus Fakten und Phantasie zu einem spannenden Thriller, der mit einem überraschenden Knalleffekt endet."
Spiegel special

"German historian Ditfurth's fictional alter ego, Josef Stachelmann, makes an engaging protagonist in this well-crafted crime thriller, the first in a new series. (...) The author sensitively handles the difficult issue of how modern Germany has dealt with its past."
Publishers Weekly

"Alles dran. Das Setting steht. Wünscht man sich also noch mehr Fälle für Josef Maria Stachelmann."
Die Welt

"Ein packender Krimi, der zeigt, dass deutsche Autoren mit deutschen Themen bestens gegen internationale Konkurrenz bestehen können."
Focus

"Christian von Ditfurths Bücher sind ausgesprochen gut recherchiert, unterhaltsam geschrieben und – bei Krimis nicht unwichtig – sie sind spannend."
NDR Info

"Ditfurth wollte einen Thriller schreiben, der historisch Interessierten zusätzlich ein reizvolles Denkspiel bietet. Beides ist ihm gelungen."
Capital

"Ein atemberaubendes Szenario, mit sicherer Hand ausgeführt."
Facts

"Des personnages très réussis et le portrait fidèle d’une Allemagne toujours en proie aux démons du passé."
Le Monde

"A tense thriller, deeply rooted in Nazi history."
Kirkus Reviews

Das Herz stirbt links

Christian von Ditfurth hat Berlins ersten Gentrifizierungsthriller geschrieben. Er lässt den Graefekiez explodieren. Und zeigt: Politische Krimis müssen nicht in jede Antikapitalismusfalle tappen.

Polizisten müssen wir bitten, mal kurz wegzulesen. In dieser Kolumne wird zwei Mal das Wort "Bullen" fallen. Wir entschuldigen uns sehr, können aber nichts dafür. Weil wir uns für die kommende gut Viertelstunde in einem Milieu aufhalten müssen, in dem noch sehr in Bu…, sorry, alten Feindbildern gedacht wird. Einem Jurassic Park altlinker Denkungsart.
Der beschauliche, altbundesrepublikanische Mentalitätszoo befindet sich zwischen Landwehrkanal und Tempelhofer Feld, mithin mitten drin, westlich Mitte von Berlin. Weswegen es mit der Ruhe und der Beschaulichkeit eigentlich lang schon ein Ende hat. Denn die Gegend um den Graefekiez ist das nächste große Ding der Gentrifizierung von Berlin nach dem Touristenfallenkiez um den Kollwitz-Platz.

In Kreuzberg bricht die Hölle los

Da sitzen sie alle in Kreuzberg, die sich irgendwann in den Achtzigern aus Süddeutschland hierhin geflüchtet haben, zu Zeiten also, als deutsche Regierungen noch am Nato-Doppelbeschluss zu scheitern drohten und nicht an Killefit wie dem Betreuungsgeld, da sitzen sie, friedensbewegt, stracks antikapitalistisch, nur angegraut, und merken, wie sich ihr Kiez ganz allmählich in ein Erdbebengebiet verwandelt.
In eine Gegend also, in der sich sich die sozialen Schichten der Stadt auf- und übereinanderschieben – die alte Boheme und die neuen Bürger, die Migranten und die Touristen, die Immobilienhaie und die Anti-Aufwertungsinitiativen, die mit den VW Bullys und die mit praktischen Familienmobilen. Das kann Tote geben. Und tut es auch im neuen Fall für die Kreuzberger Amateurdetektive des Historikers Christian von Ditfurth.
Eines lauen Sommermorgens, damit geht’s los, liegt eine Leiche auf der Admiralbrücke. Rosi Weinert. Journalistin der Stadtteilzeitung, eine Investigative, gleich mehreren Skandalen auf der Spur. Erschlagen liegt sie da, wo sonst der Bär tobt, die Touristen chillen, ein bunter Haufen junger Leute ihre Jungeleutehaftigkeit feiert.

Eine Leiche liegt auf der Admiralbrücke

Unübersehbar liegt sie da, wie ein Menetekel, ein Mahnmal für Kreuzberg im Allgemeinen und Rosis Freunde von der Okerstraßen-WG im Besonderen: Matti, Twiggy und Dornröschen. Matti, abgebrochener Pädagoge und Taxifahrer mit Hang zu chinesischer Philosophie, Twiggy, bäriger Typ mit unbekannten Beschäftigungsverhältnissen, aber unbegrenzter Organisationsfähigkeit, und Dornröschen, somnambule Journalistin, die genauso schnell denken wie gähnen kann. Wohnhaft samt Kater Robbi (von Robbespierre) in Okerstraße 34c, fünfter Stock.
War ja klar, sagen sie, die im ersten Fall ("Das Dornröschen Projekt") einen Doppelmord im Kiez aufgeklärt haben, musste so kommen. Sagen es, während sie in ihrer Küche hocken, mit Verschwörungstheorien Pingpong spielen, nicht mehr ganz frischen Post-Punk hören, saufen und so herzhaft kiffen, wie schon lange niemand mehr in einem deutschen Kriminalroman gekifft hat.
Ist ja klar, wer das war, sagen sie, und man kriegt den schwersüßlichen Geruch nicht aus der Nase: Der Immobilienhai, der hier billig verrottete Häuser kauft, sie schick macht und anschließend die Mieten erhöht, weil er – schrecklich! – Geld verdienen will, womit er wiederum das soziale Gefüge im Kiez untergräbt.

Hier wird gekifft, was das Zeug hält

Rosi war ihm für die Kreuzberger Stadtteilzeitung, die so wunderbaren und wunderbar deutschen Vereinen wie der Anti-Aufwertungsinitiative des Graefekiezes sehr nahe steht, auf der Spur, seinen miesen Mauscheleien mit dem Senat, seinen miesen Methoden der Entmietung. Also hat er sie umbringen lassen.
Und die Bu…, hupps, die Kriminalbeamten, die werden das vertuschen, wenn die – mit Makarovs bewaffnet und auch ansonsten sehr wehrhafte und gut vernetzte – Okerstraßen-WG nicht in die Puschen kommt.
So denken sie sich das am Stammküchentisch. Ist aber natürlich ganz gar nicht so klar. Weil das im Kiez nicht so einfach ist und klar.
Ditfurth – Sohn von Hoimar und Bruder von Jutta – schickt sein Trio durch sämtliche Aggregatzustände der Gewaltbereitschaft in einem sich massiv umwälzenden gesellschaftlichen Gefüge: kurz vor der Explosion stehen sie alle, die allmählich verdrängten Altsassen, die von Lärm und Leben vor ihren Fenstern verschreckten Neusassen, die Türken, die Touristen, die Osteuropäer, die Kapitalisten, die Schutzgelderpresser.

Der Immobilienhai hat Charme und Klasse

Der Hauptspaß dieses perfekt geschnittenen, anschauungssatten, klischeearmen und immer zum rechten Augenblick in die nächste Komplikation abbiegenden Krimis ist aber etwas anderes. Ditfurth schickt die drei Fragezeichen durch einen Bildungsroman des altlinken Denkens.
Denn daraus, dass er sehr viel Sympathie hegt für den Denkzoo, den er da erfunden hat, macht Ditfurth gar keinen Hehl. Daraus, dass er dessen arthritische Denkschleifen aus den späten Sechzigern nur noch für bedingt geeignet hält, der Gegenwart intellektuell gerecht zu werden, allerdings auch.
Was sich immer dann zeigt, wenn die drei tapferen Antikapitalisten in die Debattenschlacht gegen das geniale Superhirn des Immobilienhais ziehen. Geradezu respektvoll bloß "der Chef" genannt. Immer wieder holen sie sich in den Rededuellen blutige Nasen. Der Mann hat Klasse, Konsequenz. Der Mann ist ihnen über.
Ein Taxi fliegt in die Luft. Eine Liebe stirbt. Der Böse ist am Ende gar nicht der Böse, weil er schon der Böse ist. Herrlich. So ist Berlin.
Elmar Krekeler, Die Welt, 28. September 2012

 

Buch-Tipp zum Herbst: "Tod in Kreuzberg"

Es ist nach Mitternacht. Rosi hatte sich mit einem Freund getroffen und will nun schnell nach Hause in die Kreuzberger Grimmstraße. Doch irgendetwas stimmt heute nicht: sie fühlt sich verfolgt. Sie dreht sich um, kann aber niemanden sehen. Als sie die Männer schließlich wahrnimmt, ist es zu spät…
Hinterrücks wird Rosi erschlagen. Und später auf der Admiralbrücke in Berlin-Kreuzberg gefunden.
In Christian von Ditfurths neuem Kriminalroman "Tod in Kreuzberg" geht es um Immobilienhaie, korrupte Lokalpolitiker, Rotlicht – und um einen Mord. Bei der der wendungsreichen Aufklärung dieses Verbrechens zeichnet der Autor ein realitätsnahes Bild von Berlin.
rbb, 30. September 2012

 

Ein neuer Fall für die Okerstraßen-WG

Wer in Berlin wohnt, muss früher oder später damit rechnen, dass er plötzlich die Radieschen von unten sieht. Kreuzberg ist zu jeder Tages- und Nachtzeit ein gefährliches Pflaster und für Platten-Rosi das Verhängnis. Ihre Leiche wird auf der Admiralsbrücke im Gräfekiez gefunden und gibt Anlass zu allerlei Spekulationen. Schließlich ist Kreuzberg bei den Immobilienhaien sehr beliebt. Mieter werden vertrieben, um Luxuswohnungen für die Reichen zu bauen. Ist Rosi eines der vielen Opfer dieser skrupellosen Machenschaften geworden? Diese Frage stellt sich jedenfalls die Okerstraßen-WG - allen voran Dornröschen, die mit Rosi sehr eng befreundet war und nicht glauben kann, dass sie den Unmut eines übermächtigen Feindes auf sich gezogen haben soll.
Außerdem sind da noch Matti, der als Taxifahrer die Straßen Berlins unsicher macht, und Twiggy, der fast alles beschaffen kann und geheimnisvollen Geschäften nachgeht. Schon einmal konnten sie einen Mord aufklären und haben die Polizei an der Nase herumgeführt. Auch dieser Fall zieht ihr Interesse auf sich, denn Dornröschen ist sich sicher, dass hinter dieser Bluttat mehr steckt. Seltsam wird die ganze Angelegenheit, als die Polizei behauptet, den Mord aufgeklärt zu haben, und den Tatverdächtigen auf der Flucht erschießt. Doch Matti ahnt, dass dies keineswegs der Wahrheit entspricht. Warum sonst hat jemand eine Bombe in seinem Taxi deponiert? Zwar ist er dem Anschlag mit knapper Not entkommen, aber seine Freundin Lara hatte nicht so viel Glück. Nun sinnt der einstige Student auf Rache.
Die Okerstraßen-WG beginnt zu ermitteln und stößt schon bald auf eine heiße Spur. Alles deutet darauf hin, dass die Kolding AG hier ihre Finger im Spiel hat. Rosi wusste von dem finsteren Treiben der sogenannten "Immobilienmakler" und wollte ihnen das Handwerk legen. Die Gründung einer Bürgerinitiative im Kampf gegen die "Aufwertung von Wohnraum" ist der Beginn von Rosis jähem Ende und allem Anschein nach auch der Grund, weshalb nun auch Matti um sein Leben fürchten muss. Dornröschen stößt auf einen Sumpf von Korruption, in die Spekulanten, Politiker und Bürokraten verwickelt sind. Der Mörder scheint beinahe gefunden, als dieser zurückschlägt - und zwar brutal und gnadenlos!
Der deutsche Krimi erlebt derzeit eine Hochkonjunktur - zum Glück für den Leser, der zu Juwelen wie "Tod in Kreuzberg" nur schwer Nein sagen kann. Christian v. Ditfurth ist ein Autor, der knisternde Spannung und witzig-spritzige Unterhaltung zu einem explosiven Cocktail der Extraklasse mixt und damit seine Fans beinahe trunken macht vor lauter Vergnügen an diesem Mordfall. Dieser Roman ist einer der Gründe, weshalb Ditfurths Bücher nach kürzester Zeit zu Kult werden, denn hier erfährt man einen Genuss, der für so manche Gänsehaut verantwortlich ist. Hohe (Schreib-)Kunst meets Berliner Schnauze - so wird diese Story zu einem Must-Read, das den Leser vor lauter Freude lächeln lässt und der Verursacher für so manch angenehmes Kribbeln in der Magengegend ist. Das ist besser als jede Droge!
Christian v. Ditfurth rockt mit "Tod in Kreuzberg" das Krimigenre und schafft einen (Lese-)Spaß, der leider viel zu schnell wieder vorbei ist. Da kann man nur hoffen, dass in Berlin weiterhin der Tod umgeht, denn Dornröschen und ihre Jungs sind die besten Ermittler weit und breit.
Susann Fleischer, literaturmarkt.info, 1. Oktober 2012

 

Kleine Morde unter Freunden

Bestsellerautor Christian von Ditfurth ist schon lange im Geschäft. Er hat einen neuen Krimi über Kreuzberg geschrieben. Ein Treffen am Tatort.

Schreiben für das erfolgreichste Buchgenre scheint eine gemütliche Sache zu sein. Christian von Ditfurth sagt, er habe sich seinen Beruf ausgesucht, damit er hier entspannt sitzen kann. Bei den Freunden sei es oft anders mit der Entspanntheit, nämlich gar nicht. Das Las Primas in der Kreuzberger Wrangelstraße, ein Tapas-Restaurant, ist so ein Ort aus dem Geschichtenraum, in dem Ditfurth Szenen und Figuren findet für seine Kriminalromane. Das Las Primas ist sein Stammlokal.
"Erst trinke ich ein Bier. Dann trinke ich Weißwein. Und ich weiß noch nicht, womit es dann weitergeht", sagt der Autor und nimmt einen Zug von dem großen San Miguel. Christian von Ditfurths neues Buch "Tod in Kreuzberg" (Carl's Books, 14,99 Euro) spielt im Gräfekiez, wo sich Ditfurth mit einem Freund eine Wohngemeinschaft teilt. "Tod in Kreuzberg" ist Teil einer Krimi-Trilogie, sie handelt von Spekulanten, die sich das Viertel unter den Nagel reißen. Drei WG-Altlinke halten dagegen. Ihre Freundin Rosi hat die Machenschaften der Immobilienfirma aufgedeckt, die den halben Gräfekiez aufgekauft hat. Sie wird ermordet.
30 Jahre lang hat Christian von Ditfurth, Jahrgang 1953, als Lektor gearbeitet (und, das muss natürlich erwähnt werden, er ist der Bruder der früheren Grünen Politikerin Jutta Ditfurth). Kurz nach dem Mauerfall suchte er einen Autoren für das Thema "Wie die Bonner Christdemokraten versuchen die realsozialistische Vergangenheit der einstigen SED-Steigbügelhalter zu verharmlosen." Als er niemanden fand, fing er selbst an zu schreiben. Das Buch "Blockflöten" erschien 1991 bei Kiepenheuer & Witsch.

Katastrophenlust

Wir unterhalten uns über schöne Krimierlebnisse, die natürlich allesamt beiläufig Kriminalsachen sind und vorrangig über die gute Literatur kommen. Französische Kriminalfilme müsse man schauen, sagt Ditfurth. Truffaut zum Beispiel. "Im Angesicht des Verbrechens", dieses Sündenepos von Dominik Graf, habe ihm imponiert. Ansonsten ältere Sachen: Raymond Chandler oder Robert Harris "Fatherland". "Ein ganz toller Roman, sehr spannend geschrieben. Aber mit wissenschaftlichen Schwächen", Ditfurth lächelt, "ich muss das sagen, ich bin ja Historiker."
Am Vorabend, fällt ihm ein, lief in der ARD eine Dokumentation über Kurt-Georg Kiesinger. "Ich sehe mir alle Sachen im Fernsehen an, die mit Geschichte zu tun haben", sagt er. "Ich bin seit meiner Kindheit fasziniert von Geschichte. Wahrscheinlich entdecke ich heute, in dem vielen Material, das ich ungeordnet gesammelt habe, den Unterbau für meine Bücher." Ditfurth über die Wirkung der alten Originalaufnahmen: "Wie Kiesingers Frau den Kanzlerbungalow einrichtet, erzählt sehr viel über ihren Mann."
Als Sachbuchautor hatte er sofort Erfolg, die Bücher verkauften sich gut, und die Lust am Schreiben führte ihn ins Krimigenre. Als Nächstes will Ditfurth einen Kommissar-Krimi schreiben. Er blättert sich derweil durch diverse Bücher, die er, wie er sagt, etwas wahllos gegriffen hat. "Ich lese immer viel auf einmal, eine gute Übung." Nur sei das Meiste, in das er sich vergriffen hat, Schrott. Verkappte Schnulzennummern, plotorientiert, schlecht konstruiert. "Ich habe keine Lust auf eifersüchtiger Ehemann erschlägt Ehefrau", sagt er. "Ich möchte etwas schreiben, das roher, merkwürdiger, vielleicht alptraumartiger daherkommt." Munter zerpflückt der Autor auch den Sonntags-"Tatort". "Dieser Versuch einer Deutschmoral für die Darstellung von Verbrechen", sagt Ditfurth, sei ganz falsch. Krimischreiben als Ordnungsprinzip, so, wie das gezügelte Böse in den Augen der Macher sein sollte, findet der Autor verachtenswert, er sagt: "Ich habe eine Katastrophenlust."
Ditfurth ist ein Krimi-Profi. "Du kannst schlampig sein, aber du musst funktionieren. Ich schreibe immer fünf Seiten am Tag", sagt er und etwas lauter noch einmal: "Das muss funktionieren!" Es ist die einzige Disziplinaufwallung bei Ditfurth, dem nach außen hin sanften Charakter, dem superentspannten Freund der kontrollierten Katastrophe. Das lange weiße Haar hängt da so runter. Ditfurth nimmt nach dem Weißwein noch ein Bier.
Die Jahrzehnte als Verlagslektor nennt er seinen großen Vorteil. Ein Mann der Schreibkrisen sei er nicht. "Schreiben ist mein Geschäft", zitiert Ditfurth den Autor Jörg Fauser. "Ich habe keine Angst vor dem eigenen Text. Das ist ganz sicher die Schule des Lektorats."

Weltästhetik der Bestseller

Nur bei einem von 22 Büchern, die er geschrieben hat, sagt Ditfurth, musste er von vorne anfangen. "Ich bin kein Feuilleton." Anders als Fauser hat Ditfurth da keine Ambitionen. "Es gibt ja diese Idee, jetzt schreibe ich das beste Buch aller Zeiten – und dann stellt man fest, es war doch nicht das beste. Und man macht trotzdem irgendwie weiter. Ich habe festgestellt, dass ich nicht vollkommen bin. Das beschert einem eigentlich ein ruhiges Leben." Es stört ihn nicht, seine Texte in Räume hineinzustellen, von denen andere Autoren fürchten, sie könnten ihre Texte entwerten. Er liest für die Rheuma-Selbsthilfegruppe und für Gentrifizierungsgegner auf der Straße am Kottbusser Tor, alles kein Problem.
Schon seit 1984 schreibt Ditfurth digital. Ihm fällt das uralte Wort "Ms Dos" ein. "Heute arbeite ich mit Windows. Ich halte Apple für eine Sekte. Sekten verüben Anschläge auf die Rationalität." Wir sprechen über den Apple-Konzern, diesen Weltästhetik-Gentrifizierer, über die tolle Zufälligkeit vom Erfolgs des ersten Produkts; das sofortige Klassikerwerden des iPhones beispielsweise. "Wie ein großes Buch – sofort Literaturgeschichte", sagt Ditfurth. Was folgt, ist die Schwierigkeit, den Effekt des Überraschenden in den nachfolgenden Veröffentlichungen zu wiederholen. "Es ist ja ein großer Kollektivdurst, der gestillt wird durch die flächendeckende Kosmetik der sauberen Gegenstände. Da ist es bei Apple-Objekten wie mit vielen Krimi-Bestsellern."
Ditfurths neue Bücher kann man als E-Books kaufen für 2,99 Euro. "Zeit zu experimentieren", sagt seine Homepage. Genre-Experimente hat er keine vor. Dafür läuft es mit den Krimis viel zu gut.
Jasper Fabian Wenzel, Berliner Morgenpost, 11. Oktober 2012

 

Schieber, Spekulanten und ein unbeugsames Trio

Matti, Dornröschen und Twiggy, die drei Bewohner der in der Szene bekannten Okerstraßen-WG, sind froh, dass nach den turbulenten Ereignissen des vergangenen Jahres endlich Ruhe eingekehrt ist. Doch dann wird die Leiche ihrer Freundin Rosi, bei allen nur als Platten-Rosi bekannt, auf der Admiralbrücke gefunden. Mitten im Gräfekiez wird das angesagte Kreuzberg von Touristen überlaufen, Spekulanten drängen die alten Mieter aus ihren Wohnungen, um Luxusimmobilien daraus zu machen – und jetzt passiert genau dort ein Mord. Denn Rosi ist erschlagen worden. Das Trio aus der Okerstraße kann die Suche nach dem Mörder natürlich nicht der Polizei überlassen, und beginnt sofort damit, eigene Ermittlungen anzustellen. Nachforschungen bei der Bürgerinitiative, in der Rosi mitgearbeitet hat, führen die drei WG-Bewohner zu einer Immobilienfirma, die offenbar gerne mit harten Bandagen gearbeitet hat. Aber eine andere Spur führt auch in die Kreise von Schutzgelderpressern und Drogendealern mit internationalen Verbindungen. Die Polizei findet den mutmaßlichen Mörder, der aber bei der Festnahme erschossen wird. Und dann wird auf Matti ein Bombenanschlag verübt, bei dem eine junge Frau stirbt, in die er sich gerade verliebt hatte. Die Okerstraßen-WG beißt sich in ihren Ermittlungen fest – und muss bis zum turbulenten Finale noch einiges durchstehen.
Auch der zweite Roman von Christian von Ditfurth um das charakterstarke Trio aus der Berliner Alternativ-Szene bietet von Beginn an prächtige Unterhaltung. Zwar fehlt dem Fortsetzungsband etwas die Faszination des Auftakts, aber das wird durch reichlich Spannung gut ausgeglichen. Mich hat dabei vor allem begeistert, dass man gleich wieder in der Okerstraße mit am Küchentisch sitzt, als gehe es nach dem ersten Buch nahtlos weiter. Dabei ist seither ein Jahr vergangen, und Matti, der Ex-Student und lustlose Taxifahrer, Dornröschen, die hochintelligente und scheinbar ständig müde Journalistin sowie Twiggy, körperlich stets präsent und ein Meister der Beschaffung, sammeln sofort wieder reichlich Sympathiepunkte. Manchem Leser mag das ganze etwas zu abgehoben erscheinen, und wer sich in diese links-alternative Szene nicht hineindenken kann oder mag, wird den Roman unter Umständen nicht so genussvoll lesen können. Aber allein der eigentliche Kriminalfall bietet wieder einen guten Spannungsbogen, mit vielen abseitigen Verirrungen, reichlich authentischen Protagonisten und sprachlich ausgefeilten Dialogen.
Es ist müßig, darüber zu philosophieren, in welche Schublade man dieses Buch stecken sollte. Es ist auf jeden Fall ein spannender Kriminalroman, es hat aber auch etwas vom Polit-Thriller. Die Okerstraßen-WG stößt bei ihren Recherchen auf einen wahren Sumpf der Korruption. Ob es wirklich noch heute so üblich ist in Berlin, dass sich schmierige Spekulanten, gierige Politiker und gedankenlose Bürokraten gegenseitig die Taschen füllen, scheint leicht überzogen. Tatsache ist allerdings, dass Christian von Ditfurth mit der so genannten Gentrifizierung ein Problem aufgegriffen hat, das nicht nur in der deutschen Hauptstadt enorme soziale Sprengkaft besitzt. In zahlreichen Großstädten überall auf der Welt gibt es solche Verdrängungsprozesse, wie sie der Autor in seinem lesenswerten Buch schildert. Finanziell stärkere, neue Mieter und Eigentümer verdrängen die gewachsene Sozialstruktur, das Viertel wird scheinbar aufgewertet, Makler und Baufirmen verdienen dabei einen Haufen Geld. Und dabei wird sicher auch mal mit unlauteren Methoden vorgegangen, auch wenn von Ditfurth hier um des dramatischen Effekts willen überzeichnet haben dürfte.
Immerhin kann man bei der unterhaltsamen Lektüre so einiges über Berlin und die dortigen Verhältnisse lernen. Geschickte Anspielungen, falsche Fährten und amüsante Nebenhandlungen machen die gut erzählte Geschichte zu einer kurzweiligen Lektüre. Die Ereignisse um die sympathisch beschriebene Okerstraßen-WG könnte ich mir sehr gut auch als Serie im Fernsehen vorstellen. Mit den richtigen Schauspielern besetzt wäre das ein feines Vergnügen. So bleibt das Buch gutes Lese-Kino mit einem gesellschaftlich relevanten Thema als Aufhänger und hohem Unterhaltungsfaktor.
Andreas Kurth, krimicouch.de, Oktober 2012

 

Matti, Twiggy und Dornröschen zum Zweiten

Die Okerstrassen-WG in Berlin, aufrechte und überzeugte Linke moderner Prägung, leckt noch ihre Wunden der Ereignisse der Vormonate. Matti, der abgebrochene Student und Taxifahrer, smart und dennoch mit offenem Herzen, muss die Enttäuschung durch Lilly überwinden. Twiggy, der Bär von Mann mit dem etwas kindlichen Gemüt, pflegt seine Liebe zu Robbespiere, der Hauskatze. Und Dornröschen, intellektueller und mentaler Mittelpunkt der WG, scheint ein auf Abwegen, betrachtet man nur ihre häufigen verstohlenen Telefonate.
Just in diese Situation hinein werden die Drei mitsamt ihres Umfeldes gefordert. Rosie, die gute Bekannte, wird ermordet, erschlagen. Und natürlich steht sofort Hauptkommissar Schmelzer mit seinem mächtigen Leib und dem schütteren Haupthaar vor der Tür. Wie immer umsonst, aber das kennt er ja schon.
Umgehend machen die drei ungleichen WG-ler sich auf den Weg eigener Ermittlungen. Unterschwellig gehindert durch den leicht schief hängenden Haussegen, der sogar beim Kater Robbie psychosomatische „Fell-Spuren“ hinterlässt.
War es eine Tat im Affekt? War es ein geplanter Mord? Ist Rosies „Initiative gegen die Schönsanierung“ das Motiv? Ihre Mitstreiter in der Initiative zumindest wirken überwiegend nicht sonderlich vertrauenserweckend. Aber auch der Chef der Immobilienfirma Kolding kann noch so sanft und verständnisvoll tun, Dornröschen lässt sich ihr Misstrauen gegen die harte Kapitalisten nicht nehmen. Als dann auch noch ein Frau auftaucht, die Rosie zum verwechseln ähnlich sieht und klar wird, dass wieder einmal einige Lokalpolitiker Dreck am Stecken haben, aber auch so manche türkische Migranten voller Ärger und Wut sind, beginnen die Ereignisse Fahrt aufzunehmen und Gefahr zieht auf.
Schräge, aber überzeugend entwickelte Charaktere, ein gehörig misstrauischer Blick auf lokale Verhältnisse und lokale Politiker und zudem das hoch aktuelle Thema der „Gentrifizierung“, sprich der „Teuer-Sanierung“ der Innenstädte, zudem ein rätselhafter Mord, zu dessen Aufklärung durchaus kriminalistische Spürsinn benötigt wird, all dies verbindet Christian von Ditfurth mit einfacher Sprache und klaren Bildern zu einer anregenden und spannenden Melange. Bei der „gut“ nicht einfach „gut“ ist (siehe die Aktivisten der Bürgerbewegung) und „böse“ nicht einfach „böse“ (Der Chef der Immobilienfirma ist ein durchaus differenziert denkender Mensch). Ebenso, wie von Ditfurth selbst alle Seiten des Problems mit ihren Argumenten zu Wort kommen lässt.
„Wir leben in einem Wirtschaftssystem, in dem es so funktioniert, und alle profitieren davon ...“
„Außer den Mietern, die aus ihren Wohnungen fliegen“. Und natürlich außer Rosie, die erschlagen wurde. Vom System? Aus ganz anderen Gründen? Das wird sich natürlich nach etlichen Ermittlungen, falschen Fährten und menschlichem Miteinander im Buch erst zum Ende hin herausstellen.
„Tod in Kreuzberg“ ist ein würdiger Nachfolger des ersten Falles der WG, unterhaltsam, flüssig erzählt, nicht oberflächlich in der Geschichte und den Charakteren und durchaus kernig, wo es um Gewalt und Mord geht. Ein empfehlenswerter Thriller der anderen Art.

M. Lehmann-Pape, Buch und Hörbuch Rezensionen - Rezensionsdienst, 2012

 

Wenig Rangeleien im Wrangelkiez

Bestseller-Autor Christian von Ditfurth lebt erst seit Mai 2011 im Viertel und hat als Zugezogener erlebt, wie manch militanter Anwohner Touristen und Fremde als Nazis beschimpft. Trotzdem sieht er seinen Kiez als gelungenes Integrationsbeispiel und liebt es, dort spazieren zu gehen.

"Mein Wahlspruch könnte lauten: Vielfalt ist Reichtum", sagt der 59-jährige Literat, Historiker und Kiezliebhaber Christian von Ditfurth. Seine Augen fangen hinter der rechteckigen, rahmenlosen Brille an zu leuchten, sobald er über den Wrangelkiez und seinen Stadtteil Kreuzberg zu reden beginnt. Das bunte Viertel mit reichem Kulturangebot und Menschen jeglicher Couleur lockte ihn von Lübeck nach Berlin. "Als es um die Wohnungssuche ging, stand Kreuzberg ganz oben auf meiner Prioritätenliste. Ich habe früher schon mal in Kreuzberg 61 gewohnt und wusste daher, dass es mir hier gefallen würde."
So zog er vor anderthalb Jahren mit einem Mitbewohner und Heinrich, dem Terrorbarsch, der regelmäßig alle anderen Fische im Aquarium tyrannisiert, in eine WG in der Wrangelstraße. Auf die Frage, wo man im Kiez unbedingt gewesen sein sollte, zählt der leidenschaftliche Restaurantgänger den Italiener De‘ Noantri, die Tapas-Bar Las Primas und das Café Nest auf. "Aber auch den Görlitzer Park und den Landwehrkanal sollte man auf keinen Fall missen", so von Ditfurth.

Inspirierende Spaziergänge am Landwehrkanal

Entlang des Landwehrkanals macht der ehemalige Lektor, der irgendwann erfolgreich das Ufer zum Autoren-Dasein wechselte, zwei bis fünfmal wöchentlich ausgiebige Spaziergänge. Hierbei lässt er seinen Gedanken freien Lauf und ersinnt die eine oder andere Geschichte für seine Bücher. "Es kommt auch schon mal vor, dass ich mich auf meinen Spaziergängen verlaufe. Dann brauche ich das GPS meines Handys, um wieder nach Hause zu finden", erklärt er schmunzelnd.
Der Anschein des zerstreuten Professors, der durch das weiße, etwas abstehende Haar noch verstärkt wird, darf aber nicht täuschen. Mit seinem kürzlich erschienenen Krimi Tod in Kreuzberg, der im Graefekiez spielt, trifft von Ditfurth den Nerv der Zeit und die aktuellen Diskussionen um das Thema der Gentrifizierung. "Nicht nur der Graefekiez verändert sich. Die Gentrifikation geht durch Kreuzberg wie eine Dampfwalze. Das ist ein völlig unaufhaltsamer Prozess", gibt er zu bedenken.

Die größte Perversion von Kreuzberg

Die Richtung, in die sich das verändere, sei aber nicht schön, erklärt er weiter: "Es wird hier aussehen wie überall und es wird weniger Vielfalt und Türken geben." Als ein Zeichen der fortschreitenden Umgestaltung seines Kiezes sieht er auch den Einzug der Bäckereikette Kamps auf der gegenüberliegenden Straßenseite von seinem Häuserblock. Doch am meisten stören von Ditfurth die Wohnungen mit Carloft in der Reichenberger Straße. "Das ist die größte Perversion von Kreuzberg, schlimmer als alles andere. Sowas kann man in Charlottenburg bauen, aber doch nicht hier!", empört sich der Wahlberliner.
Die Wohnungen, von denen von Ditfurth spricht, werden von einem Sicherheitsdienst bewacht, weil sich zu viele Gegner der Luxusapartments als Vandalen zeigten und das Gebäude mit Farbbeuteln und ähnlichem bewarfen. Auch im neuesten Buch des Autors gibt es eine militante Bürgerinitiative, angeführt von Rosi, die mit rabiaten Mitteln gegen die Gentrifizierung, sprich gegen eine böse ausländische Immobilienfirma kämpft. Sie wird gleich zu Beginn des Romans ermordet.

Bunte Kulturvielfalt und erfolgreiche Integration

"Im Graefekiez gibt es zwar eine Mieterinitiative, aber die hat nichts mit der im Buch zu tun. Was Rosi und ihre Freunde treiben, ist ein Produkt meiner Phantasie", erklärt von Ditfurth. Tatsächlich traf er aber einige Monate, nachdem er seinen Krimi fertig gestellt hatte, auf eine ähnlich kämpferische Initiative in seinem eigenen Kiez. "Da wird durchaus Gewaltbereitschaft signalisiert",meint er mit Unverständnis in der Stimme.
Trotzdem fühlt sich Christian von Ditfurth wohl im Wrangelkiez und sieht solche Extremfälle als Ausnahmen. Er liebt das "Durchmischte", die reiche Vielfalt an Kulturen, die hier aufeinander treffen, das bunte Flair. "So ein Quatsch, dass einige Leute sagen, Kreuzberg wäre ein Problembezirk. Hier herrscht ein friedliches Zusammenleben von Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern. Wenn irgendwo Integration gelungen ist, dann ja wohl hier!", sagt der Schriftsteller äußerst überzeugt zum Abschluss des Kiezspaziergangs. Es gibt eben doch nur wenig Rangeleien im Wrangelkiez.
Sophie Maaß, Qiez. Dein Berliner Stadtteilportal, 26. Oktober 2012

 

Tod in Kreuzberg

Stecken Spekulanten hinter dem Tod von Rosi? Nicht nur die Polizei ermittelt, auch die WG geht auf Tätersuche. Ein spannender Berlin-Krimi, die Schauplätze stehen im Stadtplan.

Rosi kommt nicht nach Hause

Das Beste an Berlin-Krimis ist doch immer, wenn man mit dem Buch in der Hand die Orte des Verbrechens abklappern kann, und das klappt hier mal wieder bestens.
Natürlich ist es sehr betrüblich, dass die nette Rosi mit starken Schlägen auf den Kopf ins Jenseits befördert wird. Aber: Sie kam aus dem Clash, in der Gneisenau, und Fichte/Ecke Hasenheide hat Post-Rudi sie abgesetzt.
Von da wollte sie zu Fuß nach Hause, sie wohnt da hinten in der Grimmstraße. Da kommt sie aber nicht mehr an. Das erfährt am nächsten Morgen auch die befreundete Wohngemeinschaft, die Okerstraßen-WG.

Ein tödliches Engagement?

Dornröschen, Twiggy und Matti ahnen, warum Rosis Leiche auf der Admiralbrücke gefunden wurde, mitten im Gräfekiez, in dem sich die Touristen drängeln und die Spekulanten dafür sorgen, dass aus guten Altbaubestand mit Dauermietern freie Luxuswohnungen mit Mondpreisen werden.
So jedenfalls hat Rosi das gesehen und sich in einer Bürgerinitiative engagiert.

Akte zu - Fragen offen

Das Trio aus der Okerstraße ermittelt, aber das macht natürlich auch die Polizei, erfolgreich, wie es scheint, bloß, der mußtmaßliche Rosi-Mörder wird bei der Festnahme erschossen. Fall erledigt? Nicht für Dornröschen und die anderen.
Und weil das alles in Berlin spielt, mitten in Berlin, darum geht es natürlich auch noch um Drogen und Schutzgeld. Ganz gut spannend, und die Schauplätze stehen in jedem Stadtplan.
Monika Burghard, Radio 88,8, 11. November 2012

 

Heimatkrimis aus Berlin liegen voll im Trend

Der Trend zum Heimatkrimi hat jetzt auch Berlin voll erfasst: Die Stadt ist für immer mehr Autoren der perfekte Handlungsort, um korrupte Beamte mauscheln und zwielichtige Verbrecher meucheln zu lassen
Ein Mord mitten in Kreuzberg, quasi direkt vor der Haustür: Rosis Leiche wird auf der Admiralbrücke gefunden. Dahinter kann nur die Immobilienfirma Kolding AG stecken, da sind sich die Bewohner der Okerstraßen-WG Matti, Twiggy und Dornröschen sicher. Die Firma, die bereits den halben Gräfekiez aufgekauft und grundsaniert hat. Die Kiezaktivistin Rosi muss bei ihren Recherchen auf etwas gestoßen sein, dass Kolding in jedem Fall vertuschen möchte.
So startet Christian v. Ditfurths neuer Roman „Tod in Kreuzberg“. Es ist nach dem „Dornröschen-Projekt“ bereits der zweite Fall, in dem die Kreuzberger Alt-Linken-WG ermittelt. Dass die Polizei bei der Tätersuche ahnungslos zuschauen muss, hat Methode, erklärt der Autor. „Wir haben bei uns in Deutschland den Spießer-Krimi. Im Prinzip ist alles nur noch Tatort: Am Ende ist der Staat da und löst die Verbrechen. Das ist dramaturgisch langweilig, deswegen muss man gucken, wie man das neben der Spur macht.“
Die wendungsreiche Verfolgungsjagd führt die WG an die verschiedensten Ecken der Stadt. Wer kiezkundig ist, kann einzelne Straßenzüge und Geschäfte wiedererkennen. Und das ist der Reiz.
Die Nachfrage nach Kriminalliteratur mit Berlin-Bezug steigt, bestätigt Christian Koch, Inhaber der Krimi-Buchhandlung Hammett in Kreuzberg. Es ist charmant, den Weg des Helden durch die eigene Nachbarschaft nachvollziehen zu können, wenn er in genau der Eckkneipe „’ne Molle und n’ Korn“ bestellt, an der man täglich vorbeiläuft. Der Wirt ein eher trocken-freundliches „Dit macht dann Drei Fuffzich!“ entgegenbellt und in der Ecke an der Jukebox eine Gestalt die Tasten drückt, der man am vergangenen Freitag so oder so ähnlich irgendwo begegnet ist.
Speziell für Kriminalautoren bietet die Stadt einen nahezu unerschöpflichen Stofffundus: Die ranghöchsten Politiker treffen auf Wirtschaftsbosse, politische und personelle Entscheidungen werden getroffen, Großprojekte geplant – das lässt ausreichend Spielraum für Missgunst, Zwietracht und Rache, die wohl gängigsten Mord-Motive.
Auch „Tod in Kreuzberg“ greift ein politisches Thema auf, über das aktuell viel diskutiert wird: die Gentrifizierung. Der Gräfekiez ist zum Sinnbild des Umbruchs geworden. V. Ditfurth weiß ganz genau, wovon er spricht: Er wohnt in dem Kreuzberger Viertel und kann die Veränderungen ganz unmittelbar begreifen. Der studierte Historiker mit den graumelierten Haaren wirkt ernst, wenn er über das Thema spricht. Man könnte sich fast vorstellen, dass er an dem Holztisch in der Küche seiner Kreuzberger Wohnung mit seinen Protagonisten Twiggy, Dornröschen und Matti bei einem Glas Rotwein lebhaft über das Thema Stadtveränderung diskutiert.
Dass er in seinen Büchern relevante Inhalte aufgreift, sei ihm wichtig, sagt der Autor. „Ich mag keine Krimis, die banal sind. Ich schreibe meine Bücher nicht, um Themen zu transportieren, aber ich schreibe meine Bücher nicht ohne Themen“, so v. Ditfurth, der als Kriminalautor nicht nur die Okerstraßen-WG, sondern auch den Historiker Josef Maria Stachelmann in einer sechsbändigen Reihe Fälle lösen ließ. Aber zurück zu der Toten von der Admiralbrücke: Wurde Rosi wirklich von der Immobilienfirma aus dem Weg geräumt? Das Buch wäre wohl 380 Seiten zu lang, wenn die Lösung
tatsächlich so einfach wäre. (...)

Steffi Sandkaulen, Tip, 21. Dezember 2012

 

"Ein wirklich lesenswerter Gentrifizierungs-Krimi"

Es geschieht derzeit in den meisten deutschen Großstädten – nicht nur in Berlin, dort aber mit voller Wucht: Da werden alte Häuser renoviert und anschließend zu einem wesentlich höheren Zins neu vermietet. Die ehemaligen Bewohner können es sich nicht mehr leisten, in populären innerstädtischen Kiezen zu leben. Sie ziehen weiter an den Stadtrand, und in ihre ehemaligen Wohnungen werden von neuen, solventen Mietern übernommen. Gentrifizierung nennt man diesen Prozess der massiven Umstrukturierung städtischer Wohngebiete. Der in Berlin lebende Autor Christian v. Ditfurth hat nun einen wirklich lesenswerten Gentrifizierungs-Krimi vorgelegt. „Tod in Kreuzberg“ heißt der Band, und er ist der zweite in einer Romanreihe rund um Matti, Dornröschen und Twiggy, drei Personen mittleren Alters mit linker Weltsicht und einem ausgeprägten Sinn für politische Aktionen, die gemeinsam eine WG in der Okerstraße bewohnen. Ich habe den ersten Band, den Roman „Das Dornröschen-Projekt“, hier in Schwarz auf weiß bereits vorgestellt. „Tod in Kreuzberg“ setzt die große Erzählung aus dem linken großstädtischen Milieu gekonnt fort und führt die Leserinnen und Leser dabei in eine ebenso spezielle wie aufregende Szene ein.
Diese linksalternative Berliner Szene – zusammengeschweißt in unzähligen Demos, durchaus bereit zu Randalen, zur Gewalt gegen Sachen, wie es so heißt – diese Szene ist kein Relikt aus vergangenen Zeiten. Sie versucht auch heute, dem kapitalistischen Mainstream alternative Lebensentwürfe entgegenzusetzen. Polizei, BKA, Staatsschutz, sprich: die langjährigen Widersacher aus dem politischen Kampf seit den 60ern, stehen in der Szene unter dem Verdacht, dem Kapital zu dienen und sich gegen die Interessen der Menschen zu stellen. Daher glauben die drei WG-Bewohner auch nicht, dass die Polizei an der Aufklärung des Mordes an Platten-Rosi, einer Anti-Gentrifizierungs-Aktivistin, interessiert sein kann. Matti, Dornröschen und Twiggy holen eigenständig Erkundigungen ein und spekulieren über mögliche Täter und Tatzusammenhänge. Ihre eigenen Ermittlungen sind im Grunde nichts anderes als eine Form des politischen Aktivismus. Wirklich ein interessantes Handlungsmotiv für einen Kriminalroman, das Christian v. Ditfurth sich da ausgedacht hat. Es hat bereits im ersten Roman der Reihe gut funktioniert, und im vorliegenden zweiten Band ist das nicht anders.
Musste Platten-Rosi sterben, weil sie sich gegen die fortgesetzte Vertreibung angestammter Mieter zur Wehr setzte? Vielleicht weil sie etwas in der Hand hatte, das die Verstrickung von Investoren, Bauherren und städtischen Beamten belegen konnte? Nur, wäre das nicht zu einfach gedacht? Würde ein Unternehmen einen Mord in Auftrag geben, weil eine lokale politische Initiative den vermeintlichen Lauf der Zeit aufhalten will? Die Drei aus der Okerstraßen-WG stellen Thesen auf, diskutieren, streiten sich und begeben sich auf Abwege. Sie sprechen mit Rosis Genossen und konfrontieren den Geschäftsführer einer großen Immobilienfirma mit ihren Ermittlungsergebnissen. Aber sind Matti, Dornröschen und Twiggy in der Lage, ihre Abscheu gegen die kapitalkräftigen Unternehmer und die Vertreter der Staatsmacht beiseite zu lassen und statt dessen lieber nüchtern auf die Sachlage zu schauen? Sind sie vielleicht komplett auf dem Holzweg oder landen sie einen Volltreffer und stechen dabei in ein Wespennest? Letzteres scheint tatsächlich einzutreten: An dem Tag, als der hauptberufliche Taxifahrer Matti eine schöne junge Frau kennenlernt und mit ihr eine Spritztour zum Strandbad unternimmt, explodiert sein Wagen und seine neue Freundin kommt in dem Flammeninferno ums Leben. Christian v. Ditfurth erzählt eine spannende Geschichte über die Auseinandersetzung um die Umwälzungen in deutschen Großstädten. Er lässt seine Protagonisten Klage erheben gegen das, was derzeit landauf, landab geschieht. Und doch ist „Tod in Kreuzberg“ keineswegs eine eindimensionale Geschichte, die die Täter und deren Hintermänner auf Seiten des Kapitals sucht und dort auch findet. Politisch-weltanschauliche Hardliner unter den Lesern dürften sich wundern, wie ambivalent das hier vorgestellte Romanpersonal agiert. Der große Rest der Leser wird sich über die gut konstruierte, dabei viel Berliner-Szene-Kolorit versprühende aktuelle Story gewiss freuen.
Thomas Völkner, Hamburger Lokalradio, 6. Januar 2013


Machenschaften

Kaum haben Matti, Dornröschen und Twiggy sich von ihrem ersten Fall ("Das Dornröschen-Projekt") erholt, bringt der Berliner Autor Christian von Ditfurth die Okerstraßen-WG erneut auf Trab: In "Tod in Kreuzberg" wird Rosi, Aktivistin, Lebenskünstlerin, Möchtegern-Journalistin und Freundin der WG, ermordet.
Für die Polizei ist der Fall schnell erledigt, doch die altlinken Freunde wissen, dass Rosi Immobilienhaien in Kreuzberg auf der Spur war und mit ihrer Bürgerinitiative gegen Gentrifizierung auch vor militanten Aktionen nicht zurückschreckte. Musste sie sterben, weil sie Beziehungen von Spitzenpolitikern zu rumänischen Killerkommandos aufgedeckt hatte, oder war sie türkischen Schutzgelderpressern zu dicht auf den Fersen? Ein fesselnder Krimi mit schrägen Typen und einer auch mal selbstironischen Berlin-Nostalgie.
Jeannette Villachica, Wiener Zeitung, 4. März 2013