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 Christian v. Ditfurth
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 15. April 2012

 

Aus Rezensionen

"Gott sei Dank nur ein Alptraum. Aber was für einer!"
Der Spiegel

"Ditfurth, who is a historian, unwinds his story slowly and methodically, hinting at glimmers of the whole puzzle in every chapter, until all is revealed in the novel's final pages. Other Stachelmann translations are on their way to North America and England; fans of Ruth Rendell should welcome Ditfurth's quiet, authoritative voice."
The Washington Post

"Eine atemberaubende Lektüre."
Die Zeit

"It was a pleasant surprise to encounter a thriller so thoughtful and funny − and even, occasionally, profound."
Haaretz

"Ein extrem spannender, toll erzählter historischer Polit-Krimi aus einer Zeit, die es so nie gab. Faszinierend."
Brigitte

"Nichts ist, wie es scheint - Ditfurth treibt eine geistreiche Spielerei mit teils historischen, teils erfundenen Figuren. Er verdichtet ein faszinierendes Konstrukt aus Fakten und Phantasie zu einem spannenden Thriller, der mit einem überraschenden Knalleffekt endet."
Spiegel special

"German historian Ditfurth's fictional alter ego, Josef Stachelmann, makes an engaging protagonist in this well-crafted crime thriller, the first in a new series. (...) The author sensitively handles the difficult issue of how modern Germany has dealt with its past."
Publishers Weekly

"Alles dran. Das Setting steht. Wünscht man sich also noch mehr Fälle für Josef Maria Stachelmann."
Die Welt

"Ein packender Krimi, der zeigt, dass deutsche Autoren mit deutschen Themen bestens gegen internationale Konkurrenz bestehen können."
Focus

"Christian von Ditfurths Bücher sind ausgesprochen gut recherchiert, unterhaltsam geschrieben und – bei Krimis nicht unwichtig – sie sind spannend."
NDR Info

"Ditfurth wollte einen Thriller schreiben, der historisch Interessierten zusätzlich ein reizvolles Denkspiel bietet. Beides ist ihm gelungen."
Capital

"Ein atemberaubendes Szenario, mit sicherer Hand ausgeführt."
Facts

"Des personnages très réussis et le portrait fidèle d’une Allemagne toujours en proie aux démons du passé."
Le Monde

"A tense thriller, deeply rooted in Nazi history."
Kirkus Reviews

Rezensionen

 

 

"Packender Berlin-Krimi"

Es gibt Menschen, die glauben, dass Berlin ihnen einfach ganz allein gehört. Aus so einer Szene stammt der Held einer neuen Krimireihe, Matti, ein Taxifahrer, der eigentlich mal Revolution machen wollte.
Matti ist Taxifahrer und eines Tages steigt Lilly zu ihm in den Wagen. Lilly ist eine Freundin aus ganz alten Tagen – sie ist die Frau, der er schon in seinen bewegten Jahren als linker Germanistikstudent in den Siebzigern hoffnungslos verfallen war.
Sie, mit dieser sprunghaften, zickigen Art. Heute könnte die Kluft nicht größer sein – er der verschmuddelte Altlinke im Taxi, WG-Bewohner ohne Ziel im Leben, irgendwie stehen geblieben – sie die schnittige Juristin – ein Quantensprung.

Geheimnisvolle DVD auf dem Rücksitz

Am selben Tag gibt es noch einen zweiten ungewöhnlichen Fahrgast – der lässt nach kurzer Fahrt eine DVD auf dem Rücksitz zurück. Matti nimmt die Scheibe an sich, neugierig versucht er sie zu öffnen, vielleicht lässt sich so die Adresse des Unbekannten herausfinden.
Die WG-Genossen - der dicke Twiggy und die superkluge Mitbewohnerin namens Dornröschen - versuchen vergeblich, die verschlüsselte Scheibe im Computer zu knacken, ein scheinbar unlösbares Projekt.
Und plötzlich ist es vorbei mit der beschaulichen Ruhe der Altlinken-WG: Wer immer versucht, die Daten zu entschlüsseln, schwebt in Lebensgefahr – schließlich gibt es zwei Tote, rätselhafte Botschaften – und viele Spuren: Sie reichen weit hinein in die oberen Etagen der Berliner Politszene und zurück in die Zeit, in der alles noch ganz cool war. Plötzlich sieht es so aus, als ob die Begegnung mit Lilly nicht wirklich ein Zufall war ...

Der Autor

Christian von Ditfurth ist Historiker, Journalist, die Berliner Szene, die wilden Siebziger, der Mauerfall sind einfach sein Lieblingsthema: alte Rechnungen, neue Verbündete, Korruption, Verrat.
Taxifahrer Matti ist ein sympathischer, aber eben gescheiterter Held einer neuen Krimiserie, die in Berlin spielt – und in der auch die Hauptstadt ordentlich in Szene gesetzt wird.
Tobias Dutschke liest diesen packenden und ziemlich sympathischen Berlin-Krimi mit unaufgeregter Stimme. Ein Hörbuch wie geschaffen für eine lange Autofahrt – in der Zeit könnte man vielleicht einfach mal nach Berlin fahren.
Bettina Emmerich, hr-online, 9. September 2011

 

"Lesenswert"

Dornröschen, Matti und Twiggy wirken wie aus der Zeit gefallen. Seit Jahren sind sie die Okerstraßen WG Berlin Kreuzberg. Seit der Zeit, als gegen das kapitalistische System protestiert, man mit der RAF sympathisierte und überhaupt gerne auf der Straße Widerstand leistete. Dornröschen, immer müde gähnend, der dicke Twiggy – ein Computergenie und Katzenfreund, Matti – ein Konfuzius lesender Taxifahrer - leben so vor sich hin. Freitags wird gekocht und Mau Mau gespielt. Sie gelten noch was in der Szene und das ist auch gut so, denn sie werden bald die Hilfe ihrer alten Freunde brauchen. Einem unfreundlichen Fahrgast klaut Matti aus einer vergessenen Tasche eine DVD. Die Drei versuchen rauszubekommen, was drauf ist. Ihr beschauliches Leben wird um einiges ungemütlicher.

Auf einem weißen Hintergrund sahen sie dreidimensionale Linienzeichnungen, die sich zu etwas rundem formten. An einer Stelle waren kleine ineinander gesetzte Kreise zu erkennen. Die Beschriftung war karg. "Tube" stand da, "left profile", und dann war über die Zeichnung ein Haufen Zahlen verstreut.
"Das kann alles Mögliche sein, eine Konservendose oder ein Industrieschornstein", flüsterte Matti.

Ein alter Freund soll helfen und wird umgebracht. Ein anderer überfahren, als er sie unterstützt. Sie bekommen Ärger mit der Polizei, die sich aus alter Gewohnheit schon lange für sie interessiert, sie geraten an eine Detektei, die von einem früheren Stasi Oberst geleitet wird und sogar der Verfassungsschutz hat seine Hände im Spiel. Zufällig taucht auch noch Mattis ehemalige große Liebe auf, heute eine erfolgreiche Anwältin – nur war der Zufall geschickt eingefädelt. Die drei WG Altlinken tapsen manchmal naiv, sympathisch und irgendwie fast niedlich durch die Story. Lesenswert.
RBB-Inforadio, 18. Oktober 2011

 

Ein ganz besonderes Ermittlungsteam

Es ist schon eine besondere Szene und ein ganz besonderes Berliner Lokalkolorit, in dem der Berliner Schriftsteller von Ditfurth sein neuestes Werk ansiedelt.
Die gealterte linke alternative Szene als Ermittlungsteam wider Willen und ohne offiziellen Auftrag gegen eine ominöse Verbindung, die im Hintergrund wirkt.
Und das auch eher durch Zufall und aus persönlicher Bedrängnis heraus machen sich Matti, der ehemals abgebrochene, nun doch schon gealterte Ex-Student und Berufstaxifahrer samt seinen WG Mitbewohnern Twiggy (groß, dick, von mächtiger Statur, aber mit weichem Herz, was zumindest seine Katze angeht und mit vielfachen, undurchschaubaren Verbindungen versehen) und Dornröschen (ätherisch schlank, mit einem hellwachen Verstand, der sich hinter der ständig müden Fassade der taffen Frau verbirgt) auf den Weg, das Geheimnis einer ominösen DVD heraus zu finden, die bereits ein Todesopfer nach sich gezogen hat.
Matti, der aus Ärger besagte Daten-DVD aus einer in seinem Taxi liegengebliebener Tasche entwendet hat (eine der wenigen Stellen allerdings im Buch, die künstlich und konstruiert wirkt), hat in keiner Form geahnt, das dieser kleine Diebstahl die freitagabendlichen Mau-Mau Abende in seiner WG nachhaltig stören wird. Zuerst erscheint die Polizei (das eher regelmäßig ob der althergebrachten Verbindungen der WG-Bewohner zur linksradikalen Szene), dann geschieht ein Mord und dann wird Matti offensichtlich beschattet. Zur gleichen Zeit, in der die drei samt einiger alter Kampfgefährten (wie Antifa-Konny!) zum Gegenschlag ausholen, will plötzlich auch noch die alte, große Liebe Mattis, nunmehr erfolgreiche Rechtsanwältin, zumindest die körperlichen Freuden der damaligen Zeit wieder aufleben lassen. Zufall? Oder ist bald jeder verdächtig, der den drei alten Freunden begegnet? Dornröschen aber lässt nicht locker, vor allem, als auch noch eine Reihe moderner Wanzen in der Wohnung der WG aufgefunden werden. Zeit, durch ein „Donröschenprojekt“ energisch Licht ins Dunkle der DVD und ihres Inhaltes zu bringen.
Auf den Punkt getroffen hat Christian von Ditfurth jene nunmehr alternde, alternative linke Berliner Szene, die sich gern noch der Zeiten der Straßenkämpfe erinnert, deren Lebensgefühl auf jeden Fall gegen das (jedes) Establishment ausgerichtet ist, die aber in der Lebenspraxis der Gegenwart nur mehr im Kleinen alten Idealen zu folgen vermag (Licht aus, damit nichts den Stromimperien geschenkt wird!). Verhalten, Kleidung, Leben und Wohnen, sich durchschlagen durchs Leben und aus einem „Nicht wirklich ankommen“ in der Gesellschaft einen durchaus lebenswerten Lebensstil kreieren, von diesen vielfältigen Bobachtungen lebt diese, durchaus in ernstem Tonfall und sich selber ernst nehmende, Geschichte. Sorgfältig und real anmutend setzt von Ditfurth hier vor allem seine Hauptpersonen „ins Leben“, so dass der Leser sich ohne weiteres schnell in der Geschichte wiederfindet und den Entwurf, den Alltag, die Normen dieses Lebensstils und die vielen, kleinen Marotten der Protagonisten mit hohem Wiedererkennungswert vorfindet.
Das zudem von Ditfurth ein guter Kenner Berlins ist und diese Ortskenntnis lebendig umzusetzen versteht, erhöht noch die Plastizität des Buches.
Auch wenn „der Fall“ selber in Teilen doch konstruiert wirkt (gerade der Anfang des Entnehmens der DVD wirkt überaus künstlich im Gefüge der Geschichte), gelingt es von Ditfurth doch, eine spannende Atmosphäre in einer dichten Lebenswelt sprachlich in den Raum zu setzen, der man gerne folgt.
Michael Lehmann-Pape, Buchrezensionen.info, 21. Oktober 2011

 

Nur die Toten kann selbst Dornröschen nicht wecken

Dornröschen tut nur so müde. Hinter dem Dauer-Gähnen der zarten Person steckt ein überaus wacher, entschlossener, rebellischer Geist, wie die beiden männlichen Mitbewohner in der altlinken Berliner WG neidlos anerkennen. Solch revolutionäre Power brauchen sie aber auch angesichts der Lage, in die Taxifahrer Matti seine Freunde bringt, als er aus dem stehen gelassenen Aktenkoffer eines unsympathischen Fahrgastes eine DVD mit offenbar sehr geheimhaltungswürdigen Inhalten kopiert.
Ein Bekannter, der die Scheibe "knacken" soll, ist Stunden später tot; die Wohnung verwanzt; die Freunde haben mächtige Gegner auf den Plan gerufen, deren permanenter Wissensvorsprung aus Stasi-Karrieren zu rühren scheint. Ein schwacher Trost und starker Nebenkonflikt ist die Neu-Romanze mit Lily, Mattis alter Liebe, die es als Anwältin in eine edle Kanzlei geschafft hat. Ein pfiffiges Milieu-Gespür für alte Ideale, neue Feinde, Treue und Verrat zeichnet den Roman aus. Mit Superhirn Dornröschen, Grübler Matti und Alles-Beschaffer Twiggy (der so heißt, weil er, nun ja, gerade nicht so aussieht wie das Dürrmodel) stellt Christian v. Ditfurth nach sechs Bänden um Historiker/Detektiv Stachelmann ein neues charmantes Ensemble vor. Der Krimi rockt - und das liegt beileibe nicht nur an den von The Who inspirierten Kapitel-Titeln.
Pauline Sonnenwind, Nordkurier, 22. Oktober 2011

 

"Immens authentisch"

Im Berliner Stadtteil Kreuzberg gibt es eine Art menschlichen Jurassic Park. Dort leben in der links-alternativen Szene noch viele »Überbleibsel« der Kämpfe aus den 80er Jahren – in Wohngemeinschaften, mit Jobs im normalen Leben, aber vielen Erinnerungen an ihre gute alte Zeit. In der Okerstraßen-WG kommen Matti, Twiggy und Dornröschen – die bürgerlich ganz andere Namen haben – gut mit dieser Situation zurecht. Matti ist Taxi-Fahrer, und eines Tages lässt ein Fahrgast eine Tasche mit einer DVD im Fahrzeug liegen. Mehr aus Neugier nimmt Matti die DVD mit und lässt von Twiggy eine Kopie ziehen, bevor er die Scheibe zurück in die Tasche legt und diese bei seinem Chef abgibt. Beim Versuch, einen alten Kumpel den Inhalt der Dateien knacken zu lassen, kommt dieser ums Leben. Es sieht wie Mord aus, wird von der Polizei jedoch nicht so behandelt. Und plötzlich stecken die Altlinken aus der Okerstraße mitten in einem Kriminalfall, in dem sie es mit alten Stasi-Agenten, Polizei und Verfassungsschutz zu tun haben. Und nicht jeder Verbündete ist so treu, wie man das aus alten Zeiten kennt.
Christian von Ditfurth hat hier einen Roman vorgelegt, der eine Mischung aus Polit-Thriller und Szene-Reminiszenz ist. Die Figuren sind immens authentisch gezeichnet. Im Klappentext heißt es, mit diesen alt-linken Originalen sei der Leser sofort per Du. Das ist keineswegs zu viel versprochen, die drei Protagonisten wirken einfach echt, und auch wenn man Kreuzberg und seine Szene nicht aus eigenem Erleben kennt, hat man von Beginn an den Eindruck, mittendrin zu sein. Und so wird ein großer Teil der Faszination, die das Buch auslöst, von den Figuren bestimmt. Sie sind etwas skurril, aber ungemein konsequent, wie sie da in ihrem »Aquarium« Kreuzberg leben, lieben und leiden.
Wer die Szene und die entsprechenden Berliner Viertel kennt, hat wohl einen noch größeren Lesegenuss. Aber auch für Berlin-Neulinge wird das Geschehen nachvollziehbar geschildert, und zwei Karten auf den Innenseiten der Umschlagseiten bewirken ein Übriges. Und der Autor hat auch alle Utensilien eingebaut, die dazu gehören. Das beginnt bei den Namen – Schlüssel-Klaus und Antifa-Conny – und hört bei den Fahrzeugen wie R4 und VW-Bully noch lange nicht auf. Da gibt es dann eben auch die Cannabis-Plantage auf dem Balkon, und den Küchenplan für den Arbeitsdienst in der WG.
Da werden gebrochene Biografien geschildert, oder Lebensläufe, die sich einfach mäandernd entwickelt haben. Matti wollte eigentlich Lehrer werden, und jetzt fährt er eben Taxi, wie so viele Ex-Studenten und Alt-Linke. Dornröschen arbeitet bei einer Stadtteilzeitung, nein, sie ist die Stadtteilzeitung. Und Twiggy – der wegen seiner Leibesfülle so genannt wird – macht irgend etwas. Allerdings wissen selbst seine Mitbewohner nicht, wie er sein Geld verdient. Und alle drei eint das antikapitalistische Bewusstsein. So schimpft Dornröschen regelmäßig mit ihren WG-Genossen, wenn sie das Licht über Nacht brennen lassen. Schließlich dürfe man dem Strommonopolisten keine Cent schenken. Und wenn Robby, der träge Kater von Twiggy, mal wieder Thunfisch-Katzenfutter bekommt, zetert sie wegen der Ausrottung der Wale. Für Twiggy dagegen ist die Sache klar – bei der Wahl zwischen Robby und einem Wal würde er sich jederzeit für seinen Kater entscheiden.
In dem Kampf gegen die ehemaligen Stasi-Leute, die Polizei und den Verfassungsschutz kommen die drei alten "Recken" schnell an ihre Grenzen, aber davon lassen sie sich nicht unterkriegen. Zu stark ist ihr Gerechtigkeitsempfinden. Und als zwei ihrer Freunde wegen der Daten auf der DVD gestorben sind, wollen sie das "Dornröschen-Projekt" bis zum Ende durchfechten. Die drei Aufrechten kämpfen mehr oder weniger entschlossen gegen das Böse, das sie allerdings am Anfang nur nebulös identifizieren können. Der Autor überrascht den Leser mit mancherlei verblüffenden Wendungen der Geschichte – und am Ende ist der spannende Plot wirklich durchdacht, richtig rund und überaus lesenswert.
Andreas Kurth, Krimi-Couch.de, Dezember 2011


"Perfekt getaktet"

Eine altlinke WG in der Berliner Okerstrasse bekommt richtig Ärger, als Taxifahrer Matti aus dem vergessenen Gepäck eines Fahrgastes eine DVD mitgehen lässt. Eigentlich nur eine kleine Rache, weil er zu wenig Trinkgeld bekommen hat. Aber eine, die eine unkontrollierbare Lawine auslöst: Nachdem die WG nur ein paar harmlose Dateien ausmachen kann, soll der Ingenieur Norbi herausfinden, was es damit auf sich hat. Doch kurz darauf wird Norbi ermordet. Argwöhnisch notiert die WG, dass sich die Polizei nicht sonderlich dafür interessiert und die Aufklärung unheimlich schnell in der Versenkung verschwindet. Schon immer mit einem tüchtigen Misstrauen gegenüber staatlichen Aktivitäten gesegnet, forschen Matti, Twiggy und Dornröschen selber nach, warum diese Daten zum Mord anstiften.

Dabei kommen ihnen ihre Erfahrungen aus der politisch aktiven Zeit sehr zugute. Verhöre auf der Polizei lassen alle drei gleichermaßen lässig über sich ergehen - darin haben sie eine ungeahnte Routine, die in den ruhigen WG-Jahren zwischen Mau Mau-Abenden und Küchendienst nicht verloren gegangen ist. Auch auf das alte Netzwerk ist Verlass. Die drei organisieren Beschattungen mit wechselndem Personal und beschaffen unauffällige Autos. Sie haben auch nach Tagen keine richtige Ahnung, mit wem sie sich anlegen, aber wenn eine Sache bis zum Himmel stinkt, lassen sie nicht locker. Zum "Dornröschen-Projekt" wird die Recherche, weil die schlaue Mitbewohnerin das Ruder übernimmt. Dornröschen analysiert sauber die Abläufe und beweist einen scharfen Verstand bei der Einschätzung von Risiken, Hintergründen und möglichen Aktionen.

In der Okerstrasse haben sich bei Matti, Dornröschen und Twiggy die klassischen WG-Strukturen über Jahre erhalten: Alles wird besprochen und offiziell beschlossen. Wer wann was tun muss, wird auf Plänen fixiert. Beruflich sieht es anders aus: Keiner scheint sein Leben jemals aktiv in irgendeine Richtung gelenkt zu haben. Alles, was sie tun, hat sich offensichtlich "irgendwie ergeben". Aber sie kommen gut zurecht und haben ihre Hauptstoßrichtung nie aus den Augen verloren: Gerechtigkeit geht ihnen über alles.

Das Buch ist für meine Begriffe perfekt getaktet: Die Figuren lernt man schnell zu schätzen und ihre Reaktion auf Norbis von der Polizei dezent ausgeblendeten Tod ist nichts als konsequent. Ihr Fundus an Tricks und Kniffen, an Verbündeten und Ideen ist lebendig und bildet einen wunderbaren Gegenentwurf zu den professionell geführten Gegnern, die am Ende doch nicht vollends gegen die Instikte der WG ankommen könnnen. So gestrig das Trio erscheint, so wichtig sind ihre Ideale immer noch. Sie leben in einer Welt, in der sich inhaltlich nicht viel geändert hat. Vielleicht sind die Methoden andere, vielleicht die Technik, aber krumme Dinger "von ganz oben" laufen nach wie vor ab. Kontinuierlich. Nicht umsonst ist die Figur des Antifa-Konny mit einem besonderen Handlungablauf entwickelt worden. Ohne einen konkreten Hinweis hätte ich das übrigens nicht bemerkt, doch umso mehr ergibt diese Person im Nachhinein einen besonderen Sinn.

Wenn die Ansage stimmt, dass Matti, Dornröschen und Twiggy weiterhin in Berlin ihre Augen offenhalten dürfen, bin ich auch bei den kommenden Büchern mit dabei. Wer weiß, wen Matti noch fahren darf, was Dornröschen mit der Redaktion ihrer Stadtteilzeitung auslösen kann oder was Twiggy mit seinem Status als geheimnisvoller Beschaffer leisten muss.
Literaturschock.de, 12. April 2012