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 Christian v. Ditfurth
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Aus Rezensionen

"Gott sei Dank nur ein Alptraum. Aber was für einer!"
Der Spiegel

"Ditfurth, who is a historian, unwinds his story slowly and methodically, hinting at glimmers of the whole puzzle in every chapter, until all is revealed in the novel's final pages. Other Stachelmann translations are on their way to North America and England; fans of Ruth Rendell should welcome Ditfurth's quiet, authoritative voice."
The Washington Post

"Eine atemberaubende Lektüre."
Die Zeit

"It was a pleasant surprise to encounter a thriller so thoughtful and funny − and even, occasionally, profound."
Haaretz

"Ein extrem spannender, toll erzählter historischer Polit-Krimi aus einer Zeit, die es so nie gab. Faszinierend."
Brigitte

"Nichts ist, wie es scheint - Ditfurth treibt eine geistreiche Spielerei mit teils historischen, teils erfundenen Figuren. Er verdichtet ein faszinierendes Konstrukt aus Fakten und Phantasie zu einem spannenden Thriller, der mit einem überraschenden Knalleffekt endet."
Spiegel special

"German historian Ditfurth's fictional alter ego, Josef Stachelmann, makes an engaging protagonist in this well-crafted crime thriller, the first in a new series. (...) The author sensitively handles the difficult issue of how modern Germany has dealt with its past."
Publishers Weekly

"Alles dran. Das Setting steht. Wünscht man sich also noch mehr Fälle für Josef Maria Stachelmann."
Die Welt

"Ein packender Krimi, der zeigt, dass deutsche Autoren mit deutschen Themen bestens gegen internationale Konkurrenz bestehen können."
Focus

"Christian von Ditfurths Bücher sind ausgesprochen gut recherchiert, unterhaltsam geschrieben und – bei Krimis nicht unwichtig – sie sind spannend."
NDR Info

"Ditfurth wollte einen Thriller schreiben, der historisch Interessierten zusätzlich ein reizvolles Denkspiel bietet. Beides ist ihm gelungen."
Capital

"Ein atemberaubendes Szenario, mit sicherer Hand ausgeführt."
Facts

"Des personnages très réussis et le portrait fidèle d’une Allemagne toujours en proie aux démons du passé."
Le Monde

"A tense thriller, deeply rooted in Nazi history."
Kirkus Reviews

Rezensionen und Berichte

 

Kurzweilige Lesung mit Erlaubnis zum Beleidigen
Christian von Ditfurth stellt seinen Krimi „Das Moskau-Spiel“ vor

OLDENBURG - Der Mann ist schnell. Die gut 70 Zuhörer im Theater Laboratorium haben gerade ihre Plätze eingenommen, da ist Christian von Ditfurth schon auf der Bühne und wird gut gelaunt angekündigt: Gelesen wird bis Sonnabendmittag, dann folgt die Diskussion, und Sonnabendnacht ist das Signieren an der Reihe. Bedenkt man, dass es erst Montagabend ist, verspricht das eine Woche mit viel Sitzfleisch zu werden. Doch Scherz (kurzfristig) beiseite. Eine Stunde wird auf jeden Fall gelesen, so der Autor, dazwischen muss sich das Publikum allerdings Erklärungen zum Roman anhören – darf dafür aber auch Beleidigungen einwerfen.
Ein passender Auftakt für die Premiere: Der Sohn Hoimar von Ditfurths und Bruder der Politikerin Jutta Ditfurth las in Oldenburg erstmals aus dem Roman „Das Moskau-Spiel“ (Kiepenheuer & Witsch, 19,95 Euro), der kürzlich erschienen ist. Der Historiker, Journalist, Lektor und Autor, Jahrgang 1953, ist u. a. durch seine Arbeiten zur DDR-Vergangenheit bekannt. Zudem macht er erfolgreich mit Thrillern von sich reden.
Die Nachricht von einem Verkehrsunfall eines BND-Mannes bildet in „Das Moskau-Spiel“ den Auftakt für einen raffinierten Spionage-Thriller, der eine Brücke zwischen den 80er Jahren und der Gegenwart schlägt. Theo Martenthaler, Ermittler für Sonderaufgaben, wird nach Moskau geschickt, um die Formalitäten zu regeln, doch stößt er auf Hinweise, die aus dem Unfall eindeutig einen Mord machen. Dazu nimmt der Autor die Zuhörer mit in eine Moskauer Kneipe, wo Theo eine Informantin trifft, die ihm auf eine vermeintlich heiße Spur bringt.
Zu viel soll nicht verraten werden, und so ist tatsächlich nach einer Stunde Schluss. Eine so komplexe Handlung in kurzer Zeit auf einen verständlichen Nenner zu bringen, ist schon ohne Erkältung (mit einer solchen ist von Ditfurth angereist) schwierig genug, doch der Autor meistert die Aufgabe mit Geist, Witz, Taschentuch und einem Glas Rotwein.
So schnell vorbei? Das nennt man kurzweilige Unterhaltung.
Renée Repotente, Nordwest-Zeitung, 24. November 2010

 

Erst kommt der Ärger, dann der Roman
Bei Ahrensbök lebt Christian von Ditfurth und schreibt erfolgreiche Krimis. Mit ihm eröffnen die LN eine Serie über norddeutsche Autoren.

Wenn Christian von Ditfurth ein Buch schreibt, dann hat er sich vorher meistens über etwas Politisches geärgert. Das gilt auch für "Das Moskau-Spiel", seinen neuen Roman. Sehr lange schon hat von Ditfurth sich nämlich über den Nato-Doppelbeschluss geärgert, der heute vor 31 Jahren gefasst wurde, und der dazu führte, dass 1983 amerikanische Pershing-II-Atomraketen in Westeuropa stationiert wurden. "Die Idee, die östliche Rüstung in dieser Form mit Gegenrüstung zu beantworten, war lebensgefährlich", sagt von Ditfurth.
Also entwarf er eine Handlung, die im Jahr 1984 spielt, in einer reizbaren, verunsicherten Sowjetunion, in einer Welt am Rande des Atomkriegs. Ein BND-Agent gerät zwischen die Fronten und mitten in ein großes Geheimnis. Die zweite Zeitebene ist unsere Gegenwart, in der das Geheimnis aufgeklärt wird. "Ich fand es unter dramaturgischen Gesichtspunkten ganz spannend, die Auflösung als Kriminalfall darzustellen", sagt Christian von Ditfurth.
Noch vor kaum mehr als zehn Jahren wären ihm solche Überlegungen fremd gewesen. Christian von Ditfurth (57) fing erst mit Mitte 40 an, belletristische Bücher zu schreiben.
Schon damals war politisch begründete Verärgerung der Auslöser. In der 1990er Jahren, als die deutsche Wiedervereinigung noch frisch war, ärgerte er sich über eine bestimmte Art von westdeutschen Politikern: "Dieses Heldenpathos, die seltsame Selbstdarstellung mediokrer Politiker, die von sich sagten, sie wären in der DDR natürlich im Widerstand gewesen."
Also rief er seinen Verleger an und schlug ihm vor, ein Buch darüber zu schreiben, wie es gewesen wäre, wenn die Bundesrepublik sich der DDR angeschlossen hätte statt umgekehrt. Ein Sachbuch. Aber als es ans Schreiben ging, merkte von Ditfurth: Es wird ein Roman. Es wurde ein Roman, und er hatte Erfolg.
Christian von Ditfurth war Verlagslektor gewesen und hatte politische und historische Sachbücher geschrieben - über die Blockparteien der DDR, über die Ökobilanz des Kapitalismus, über die PDS. Nachdem sein zweiter Roman auch Erfolg hatte, wollte er wieder ein Sachbuch schreiben - über den Raub jüdischen Vermögens, genannt "Arisierung". "Irgendwann kam mir die Erkenntnis, dass das in Wahrheit kein Schwein wissen will", sagt von Ditfurth. "Dann habe ich im Urlaub einen grauenhaften amerikanischen Kriminalroman gelesen. Da dachte ich mir: "Wenn so etwas publiziert wird, das kriegst du auch hin."
So entstand "Mann ohne Makel", ein Krimi, der um das Thema "Arisierung" kreist - und der mit Sicherheit um ein Vielfaches mehr Leser fand als das beste Sachbuch. Es war zugleich der erste Band der erfolgreichen Krimireihe, in der der Lübecker Historiker Josef Maria Stachelmann Fälle mit geschichtlichem Hintergrund löst. Der sechste Band erscheint im Februar 2011.
Bei seinen Sachbüchern, sagt Christian von Ditfurth, sei er "Gliederungsfanatiker": "Das Material sortiert sich quasi von alleine, und dann schreibe ich's runter." Beim Roman dagegen gebe es am Anfang nur ein dünnes Konzept, der Rest entstehe beim Schreiben. Gerade hat von Ditfurth wieder ein Manuskript fertiggestellt - den ersten Teil einer geplanten Krimi-Trilogie. Im Mittelpunkt steht ein Berliner Taxifahrer. Er wohnt in einer WG, die geistig in den 1970er Jahren stehen geblieben ist. "Das Konzept des ersten Bands habe ich jetzt wieder gelesen", sagt von Ditfurth. "Es ist ein paar Zeilen lang - und es ist wirklich völlig idiotisch. Absolut abwegig. Einfach schlecht. Mist." Der endgültige Text aber, sagt von Ditfurth, sei "wahrscheinlich das Beste, was ich bisher geschrieben habe".
Hanno Kabel, Lübecker Nachrichten, 12./13. Dezember 2010

 

"Klassisch gut"

"Klassisch gut und fast altmodisch gradlinig, wie die Zeit, in der 'Das Moskau-Spiel' von Christian v. Ditfurth spielt."
Christian v. Zittwitz, "Lesetipps", Buchmarkt, Nr. 1/2011

 

Klassisch: Spione im Kalten Krieg

Christian von Ditfurths Spionagethriller „Das Moskauspiel“ ist ebenfalls von geschichtsträchtigen Momenten durchdrungen. Der Autor ist Historiker, und er lässt die Welt des Kalten Krieges auf seinem Höhepunkt in den 80er Jahren auferstehen. Ein deutscher Agent soll die Leiche eines verunfallten Kollegen aus Moskau abholen, bekommt aber nur eine Urne in die Hand gedrückt. Gegen alle Widerstände beginnt er zu ermitteln und stößt dabei auf verbrecherische Machenschaften, die bis in seine eigene Familiengeschichte hineinreichen.
Österreichischer Rundfunk, 15. Dezember 2010

 


Am Gefrierpunkt des Kalten Krieges

Der Kreml und Geheimdienstmachenschaften stehen im Mittelpunkt des neuen Romans "Das Moskauspiel" von Christian von Ditfurth. Theo Martenthaler, ein aufstrebender Nachwuchsmann des Bundesnachrichtendienstes, wird in die russische Hauptstadt geschickt.
Ein Mitarbeiter der deutschen Botschaft ist angeblich bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Doch der Tote war ebenfalls für den deutschen Geheimdienst tätig. Und das bereits zu einer Zeit, als der Kalte Krieg am kältesten war. Theo informiert sich vor seinem Abflug aus erster Hand bei einem Spezialisten - seinem Vater. Auch der war als Agent in der russischen Hauptstadt tätig. Stück für Stück kommt Theo einer Verschwörung auf die Spur, die mit dem Tod der Parteichefs Andropow und Tschernenko sowie dem Aufkommen von Glasnost und Perestroika sowie der Machtübernahme von Michail Gorbatschow eng verbunden ist.
Auf den Zeitebenen des Vaters und des Sohnes erzählt von Ditfurth die Geschichte des Komplotts. Zwar dauert es etwas, bis "Das Moskau-Spiel" Fahrt aufgenommen hat, aber dann geht es so richtig rund - bis zum überraschenden und furiosen Finale. Zwischendurch lässt der Autor seinen Hauptdarsteller von einer Verlegenheit in die nächste stolpern. Amouröse Verhältnisse mit einer russischen Agentin gehören ebenso dazu wie Wodka-Exzesse, die Theo Martenthalers Alkohol-Problem nicht unbedingt erleichtern.
Von Ditfurth zeigt, dass es für ihn ein literarisches Leben nach Josef Maria Stachelmann gibt. Der herrlich neurotische Hamburger Historiker mit den permanenten Rückenschmerzen war zuletzt in fünf Büchern von Ditfurths Protagonist. Aber auch Theo Martenthaler zeigt einige Parallelen zu Stachelmann. Und das macht ihn sowie das Buch so sympathisch.
Stefan Flomm, Harburger Anzeigen und Nachrichten, 18. Januar 2011

 

"Ein spannend geschriebener Thriller"

Der Schriftsteller Christian von Ditfurth ist studierter Historiker, war viele Jahre Lektor und schreibt heute vor allem Krimis, in denen Geschichte eine Hauptrolle spielt. Bekannt wurde er mit seinen Krimis über den Historiker Stachelmann und mit seinen Romanen über historische Geschehnisse, die er kurzerhand umschrieb.
Diesmal sind es die 80er Jahre des 20. Jahrunderts, die es Christian von Ditfurth angetan haben. Wie war das eigentlich wirklich mit dem Wettrüsten, dem NATO-Doppelbeschluss, mit den politischen Veränderungen in der Sowjetunion, und wie nah stand die Welt vor einem Atomkrieg?

Ditfurth: Mindestens so nah wie 1962 in der Kubakrise (...) Es war nicht so spektakulär. Weil die Öffentlichkeit das nicht mitbekommen hat. Die Kubakrise war ja auch 'ne große Inszenierung, natürlich. (...) Aber heute weiß man, dass die Welt am Rand stand. Ohne jeden Zweifel.

Natürlich hat Christian von Ditfurth keine wissenschaftliche Abhandlung über die sowjetische Politik, über die NATO oder den BND geschrieben. Sondern einen Spionage-Thriller mit zwielichtigen Gestalten, einer grau-sozialistischen Kulisse und etwas Liebe und Sex: Der junge BND-Agent Theo Martenthaler wird im Jahre 2010 nach Moskau geschickt, um den Tod eines Kollegen aufzuklären. Aus der Routinesache wird bald ein Katz-und-Maus-Spiel mit den russischen Behörden. Die wollen irgendwas vertuschen, da ist sich Martenthaler sicher. Er recherchiert und kommt zu dem Schluss, dass die Geschichte ihren Anfang in den 80er Jahren hat, in der Zeit, als in Moskau die westlichen Geheimdienste residierten und mit dem KGB wetteiferten. Und als sein eigener Vater Agent dort war. Bis heute will der nicht darüber reden ...
Christian von Ditfurth zeichnet ein Bild des sowjetischen Moskau, das ausgesprochen stimmig ist. Er selbst war damals nicht dort:

Ditfurth: Das hab ich aus der Literatur. Ich hab natürlich alles gelesen, was Spionage betrifft: Sachbuch und Romane und sämtliche Darstellungen. Ich habe einen Freund, der leider verstorben ist, der selber Spion war, der mir das erzählt hat, wie es zuging, und der auch das Manuskript gelesen hat dann. Und ich habe natürlich vor allem die Erinnerungen von Botschaftern und sonstigen Diplomaten, von Politikern gelesen, die in Moskau in dieser Zeit gearbeitet haben.

„Das Moskau-Spiel" ist ein gut recherchierter und vor allem spannend geschriebener Thriller. Und sein Autor erweist sich einmal mehr als ein raffinierter Vertreter der literarischen Spekulation. Was wäre gewesen, hätte der Westen tatsächlich die Sowjetunion mit Atomwaffen angegriffen?
Die Weltgeschichte wird diesmal - im Gegensatz zu anderen seiner Romane - nicht umgeschrieben. Doch die Geschehnisse von damals wirken nach bis heute.
Auch bei seiner Krimireihe um den Hamburger Historiker Stachelmann spielt die Geschichte immer eine Hauptrolle.

Ditfurth: Da hab ich 'ne ganz doofe Antwort drauf: Ich bin Historiker. Aber (...) im Herbst erscheint ein Buch, das mit Geschichte nichts zu tun hat. (...) Da geht es um einen Berliner Taxifahrer, der in einen Kriminalfall verwickelt wird, und es hat nichts mit Geschichte zu tun.

Seinen Schreibtisch hat Christian von Ditfurth übrigens in einem wunderschönen Haus mitten im Nirgendwo, in der Nähe von Lübeck. Dort arbeitet er sein selbst auferlegtes Schreibsoll von täglich 5 Seiten ab. An einem neuen Stachelmann-Krimi schreibt er nicht. Im Februar erscheint der 6. Fall, möglicherweise ist es der letzte:

Ditfurth: Ich habe den Eindruck, dass mir z. Z. nichts Überragendes einfällt zu Herrn Stachelmann. Was überhaupt nicht heißt, dass mir nicht künftig was Überragendes einfällt oder was Gutes, bleiben wir mal bescheiden. Aber das ist so 'ne Frage, wo man eine Figur nicht zu Tode schreiben darf, und ich finde, dass es jetzt erst mal gut ist.
Katja Eßbach, NDR Info, 19. Januar 2011

 

Doppelte Verschwörung im Netz der Fädenzieher

Kurz bevor er allzu sehr mit einer Serie identifiziert wird, darf ein Autor gern mal zeigen, dass ihm noch anderes einfällt. So ist Christian v. Ditfurth im Krimiregal derzeit nicht nur mit dem bereits sechsten Fall des vom Geschichtsdozenten mehr oder weniger unfreiwillig zum Ermittler avancierten Josef Maria Stachelmann vertreten, sondern gleich noch mit einem Spionageroman, der es in sich hat.
Stachelmann kommt nicht zur Ruhe; strikt verweigern sich sein Privatleben wie seine Aufträge jeder ersehnten Klarheit. Einer großen Verschwörung sei er auf der Spur, behauptet da ein Historikerkollege und macht einen abstrusen Eindruck. Bevor er mehr aufdecken kann, wird er ermordet im Kopierraum des Bundesarchivs gefunden. Während Stachelmann also nicht umhin kommt, der Sache nachzugehen, erfährt der
Leser von der geheimnisvollen "Akademie", die Eliten von Rang und Einfluss an sich zieht, um "unser Land" voran zu bringen und vor Üblem zu schützen. Mehr noch als in früheren Fällen geraten Stachelmann und sein schräger Adlatus Georgie in Gefahr, als sie das Netz der Fädenzieher zu entwirren versuchen.
Zu anderen Schauplätzen und Zeitebenen führt "Das Moskau-Spiel" den BND-Mann Theo Martenthaler: In Moskau ist der als "bester Mann" des Geheimdienstes geltende Scheffer ums Leben gekommen. Sein Arbeitgeber glaubt nicht an einen Unfall und vermutet das Motiv in den 80er Jahren, als auch Theos Vater als Agent in Moskau war. Reale Geschehnisse aus der Zeit des Kalten Krieges und eindrucksvolle Impressionen über die "Denke" der Geheimdienstler sind verwoben zu einem hochspannenden Stoff. Stachelmann-Reihe hin, Spionage-Roman her - gekonnt ist gekonnt.
Pauline Sonnenwind, Nordkurier, 16. April 2011

 

Spione auf Abwegen

Warum musste Georg Scheffer in Moskau sterben? Okay, vor 20, 30 Jahren hätte der KGB vielleicht einen Grund gehabt, den BND-Spion auszuschalten. Aber jetzt? Und warum schickt Pullach ausgerechnet den Agentenfrischling Theo Martenthaler nach Russland, um den "Unfall" zu untersuchen? Spätestens, als die Moskauer Gerichtsmedizin ihm eine Urne statt einer untersuchbaren Leiche aushändigt, beginnt Martenthaler Junior in der Vergangenheit zu stochern, in jener Zeit, als sein Vater als BND-Resident mit einem KGB-Major ein seltsames Komplott einging. In den generalsekretärsreichen Jahren zwischen Breschnews Tod 1982 und Gorbatschows Aufstieg, 1985, als Reagan den Sowjets mit dem Sternenkampf drohte und sich Kriegshysterie breit machte ...
Historiker Christian von Ditfurth, bekannt geworden durch "Was wäre wenn ..."-Romane wie "Die Mauer steht am Rhein" oder "Der 21. Juli", dreht in seinem neuestem Buch "Das Moskau-Spiel" diesmal nicht an den großen, sondern den kleinen Stellschrauben der Weltgeschichte. Die Idee dahinter: Es sind nicht nur die Napoleons, Hitlers und Stalins, die historische Weichen stellen, manchmal war und ist es auch ein kleiner Kick durch die Männer im Verborgenen, die dem Zug eine neue Richtung geben.
Gleichzeitig ist „Das Moskau-Spiel" von Ditfurths Abrechnung mit der Paranoia der frühen 80er Jahre in Ost und West, wobei das ehemalige DKP-Mitglied besonders kräftig auf Nato-Doppelbeschluss, Kanzler Schmidts „Nachrüstung" und Reagans Hochrüstungskurs eindrischt. Doch wenn man manchen Deuter heute so hört, der aus Reagans PR-Rede 1987 an der Berliner Mauer einen zentralen Beitrag zum Untergang des Ostblocks macht, möchte man Ditfurth sogar Recht geben.
Zum Glück verzichtet der Autor auf agitatorische Allüren, sondern verpackt seine Botschaften literarisch gut lesbar, spannend, wenn auch manchmal arg zwischen Orten und Zeitebenen hin- und herspringend. Eine unterhaltsame Lektüre, vor allem für zeitgeschichtlich ambitionierte Leser.
Dresdner Neue Nachrichten, 14. März 2011

Als wir in den 80ern am Abgrund standen
Was geschah wirklich, damit Gorbatschow an die Macht kam?

Man weiß inzwischen, dass es jenen Kommandeur einer sowjetischen Frühwarnstation wirklich gegeben hat, der 1983 den atomaren Weltuntergang verhinderte, indem er ominöse Alarmsignale vorschriftswidrig nicht an die Staatsführung weitermeldete. Sie waren tatsächlich Fehlanzeigen, die Vorwarnzeit bis zum Start des interkontinentalen Gegenschlages aber betrug weit weniger als eine Stunde.
Diese reale Ausgangslage von Christian von Ditfurths jüngstem Roman „Das Moskau-Spiel" lässt noch heute schaudern, wenn das Geschehen jene Zeit der Paranoia heraufbeschwört, in der der Atomkrieg wahrscheinlicher schien als die Wahrung des Friedens. Die Sowjets waren in Afghanistan einmarschiert und der, NATO-Doppelbeschluss sowie das Säbelrasseln von US-Präsident Ronald Reagan führten zu einer nervenzersetzenden Eiszeit mit einem beiderseitigen Raketenwettlauf.
Zunächst aber lenkt Historiker von Ditfurth in die Gegenwart, wo in Moskau mit Georg Scheffer der fähigste aller BND-Agenten durch einen Autounfall umkommt. Ausgerechnet der Nachwuchsagent Theo Martenthaler soll klären, was wirklich geschehen ist, dabei zeichnet den mit Alkoholproblemen kämpfenden Sturkopf als einziges aus, dass sein Vater Henri in den 80er Jahren für den BND in Moskau residierte. Scheffers Tod erscheint in dem Augenblick als getürkt, als man Martenthaler statt der Leiche nur noch eine Urne kredenzt.
Dann springt das Geschehen in die Zeit der 80er Jahre; als erst der Breschnew-Nachfolger Andropow nach 15 Monaten als Generalsekretär das Zeitliche segnet, aber auch dessen Nachfolger Tschernenko im März 1985 schon nach nur 13 Monaten stirbt. In dieser Zeit ist es Vater Martenthaler, der in Moskau auf höchst gefährliche Weise operiert und nicht nur mit hochrangigen KGB-Chargen in Verwicklungen gerät, sondern auch mit einem einflussreichen CIA-Mann. Dieser vertritt in der ebenso angespannten wie geschwächten Phase der Sowjet-Macht den knallharten Kurs seines Präsidenten, für den Entspannungsbemühungen nur "romantischer Quatsch" sind.
Der Roman springt zwischen den Zeitebenen und man benötigt eine Anlaufzeit, um sich einzulesen. Das aber lohnt, denn der Autor entwickelt ein außerordentlich realistisches Geschehen, das auch verständlich macht, wieso Top-Agent Scheffer wegen Ereignissen in den 80er Jahren im Jahr 2010 sterben musste. Das offenbart einen exzellent gezeichneten Mix aus Spionagethriller und politischen Bestandsaufnahmen, bei denen viele namhafte Politgrößen gar nicht gut wegkommen. Der Spannungsaufbau wie auch das Zeit- und Lokalkolorit erinnern an John le Carre-Romane.
Christian von Ditfurth hat wiederholt geglänzt mit Romanen zur jüngeren deutschen Geschichte, die dem Ansatz des „Was wäre wenn" folgten. Hier nun überzeugt er mit einer anderen Variante: vordergründig bleibt alles so, wie es historisch belegt ist, doch werden Hintergründe eröffnet, die fiktiv sind, aber durchaus realistisch sein könnten. Wobei es hier um recht ungeheuerliche Vorgänge geht - mehr jedoch sei nicht verraten vom Ausgang dieses hervorragend geschriebenen Thrillers.
Wilhelmshavener Zeitung, 21. Januar 2011

 

Wie aktuell ...

Moskau, der KGB und der Kalte Krieg: Wie nah waren wir doch der Atombombe. Und wie aktuell sind diese Zeiten noch für die Geheimdienste. Ein deutscher Agent in Moskau, der den Tod eines Kollegen aufklären soll und ganz unvermittelt wieder zurückgeworfen wird in die Zeiten vor dem Mauerfall. Spannend für alle, die noch einmal hinter den Zaun blicken wollen.
Tagesspiegel, 28. Juli 2013


Spiel mit Geschichte und Fiktion

Am 25. September 1983 verhinderte ein sowjetischer Offizier den eigentlich anstehenden atomaren Schlagabtausch mit dem Westen oder sogar gleich den Weltuntergang. Wie brenzlig die Situation damals tatsächlich war, ist heute einigermaßen bekannt – der Slogan amerikanischer Reiseveranstalter zu jener Zeit war zwar zynisch, aber realistisch: »Besuchen Sie Europa, solange es noch existiert!«
Christian v. Ditfurth, alter Dekapist und Historiker, legt den Finger in diese Wunde der jüngeren Zeitgeschichte; der Prolog in seinem Roman Das Moskau-Spiel erzählt genau diese wohl gefährlichste Situation der europäischen Nachkriegsgeschichte.
Als Jahrzehnte später, also in unserer Zeit, in Moskau ein BND-Agent bei einem Verkehrsunfall stirbt, wissen alle, die ihn kannten: Das kann nicht sein. Dieser Scheffer, der nach vielen Jahren und auf eigenen Wunsch wieder in Russland eingesetzt wurde, war viel zu gut und zu vorsichtig, um in einer Seitenstraße einfach überfahren zu werden. Es muss der russische Geheimdienst FSB gewesen sein, der Scheffer umbrachte.

Qualifikation: Sohn

Nun gilt es zunächst, Formalitäten abzuwickeln: Die Leiche muss überführt werden – reine Routine. Darum kümmert sich der junge Theo Martenthaler, ein eher unzuverlässiger, saufender und äußerst sturer Nachwuchsagent, dessen höchste Qualifikation sein Nachname ist: Sein Vater war in den Achtzigern mit eben jenem Scheffer in Moskau zugange. Russischen Geheimdienstleuten ist der Name Martenthaler also bestens vertraut; nicht sehr zum Vorteil des jungen Mannes.
Aber dann wird es komisch: Zum Überführen gibt es keine Leiche, nur eine Urne. Da soll Scheffer drin sein. Eher widerwillig kehrt Martenthaler Junior nach Deutschland zurück; aber die Sache lässt den Nachwuchsmann nicht in Ruhe. Ist Scheffer vielleicht gar nicht tot? So geht er, ohnehin nicht als Teamplayer bekannt, allein zurück nach Moskau. Ohne jegliche Rückendeckung. Schließlich hat er auch was zu beweisen: Dass er den gewaltigen Schatten seines Vaters überwinden kann.
Das Moskau-Spiel führt in eine Welt, in der niemand dem anderen vertraut, in der sich alle gegenseitig bespitzeln und alle gemeinsam andere Länder und natürlich die Bevölkerung. Der Roman lebt von der plausiblen Schilderung gewagter Verschwörungstheorien, die so gradlinig und klar dargestellt werden, dass sie überhaupt nicht als solche erscheinen. Das alles könnte wahr sein – und dazu ist das Buch noch verdammt gut recherchiert; vorausgesetzt, die Sachen stimmen alle. Ich kann das nicht nachprüfen.

Der Kalte Krieg läuft ununterbrochen weiter

Genau damit spielt Christian v. Ditfurth: Mit den fehlenden Kenntnissen der Leserschaft, mit der Leichtgläubigkeit derjenigen, die beispielsweise Fernsehnachrichten für bare Münze nehmen müssen, weil alternative Informationen fehlen.
Wie war das damals wirklich in der Sowjetunion, als in den frühen Achtzigern kurz hintereinander die KPDSU-Generalsekretäre Breschnew, Andropow und Tschernenko starben? Als KGB-, BND- und CIA-Agenten in Moskau operierten, von denen etliche einfach verschwanden? Und was haben die heutigen Strippenzieher mit den Ereignissen von damals am Hut? So springt der Roman zwischen damals und heute hin und her, wodurch sich ein plastisches Gesamtbild ergibt, das manchmal schwer verdaulich ist – was am brisanten Mix aus historischem Wissen und offenbar spekulativen Phantasiegebilden liegt, die so präzise in die Realität und ihre Figuren eingewickelt werden, dass man es wirklich mit der Angst zu tun kriegt.
Das Moskau-Spiel ist also ein kalt kalkulierter Spionagethriller, der virtuos und immer wieder überraschend echte Größen der internationalen Politik in ein neues, wenn auch fiktives Licht stellt. Das erinnert durchaus an die großen Klassiker der Politkrimis, die allerdings selten eine derart klare – linke – Position bezogen.
Das einzige, was man v. Ditfurth vorwerfen kann, ist die enorme Sachlichkeit, mit der er vorgeht. Bis der Roman richtig in Fahrt kommt, liefert er leider ein Überangebot an Adjektiven ab und benutzt so manches literarische Klischee, das er sich auch hätte verkneifen können. Aber dann, nach vielleicht fünfzig Seiten, glänzt die Prosa, alles ist im Fluss, überall lauern reale Gefahren; und so steigt die Spannung. Der Humorfaktor allerdings ist durchgehend niedrig.
Als der Kalte Krieg offiziell für beendet erklärt worden war, gab es bei Krimilesern die klare Befürchtung: Jetzt wird es wohl kaum noch internationale Thriller geben, in denen der Ost-West-Konflikt aktuell thematisiert wird. Das Gegenteil ist der Fall: Das Moskau-Spiel ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass historische Fakten durchaus anders interpretiert werden können.
Matthias Kühn, Krimicouch.de, Mai 2014